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Pro-Ject Audio Primary E Phono & Debut RecordMaster Test

Die österreichische Audioschmiede Pro-Ject Audio bietet ein umfangreiches Portfolio an Plattenspieler an, die von einfachen Geräten für einen niedrigen dreistelligen Betrag bis hin zu High-End-Boliden reichen, die für den Preis eines Kleinwagens gehandelt werden. Allen gemeinsam ist, dass sie keine gewöhnlichen Plattenspieler sind und sich an Hi-Fi-Begeisterte richten, die großen Wert auf Klang und eine besondere Optik legen. Ein DJ-Usecase zum Auflegen ist nicht vorgesehen, wohl aber lassen sich die Player zur Digitalisierung von Vinylschätzennutzen. Für diesen Doppeltest habe ich mir den puristisch wirkenden Pro-Ject Primary E Phono und den recht eleganten Debut RecordMaster Walnut schicken lassen und für euch unter die Lupe genommen.

Plattenspieler mit besonderem Design: Pro-Ject Audio Primary E Phono & Debut RecordMaster
Plattenspieler mit besonderem Design: Pro-Ject Audio Primary E Phono & Debut RecordMaster

Details

Die beiden Vinylplayer aus dem Alpenland sind riemenangetrieben und werden in unterschiedlichen Farben angeboten. Hersteller Pro-Ject produziert beide in Weiß, Rot, Schwarz und den in der Kategorie „Special Editions“ gelisteten Debut RecordMaster für einen Aufpreis von 50 Euro zusätzlich in Walnuss. Der Primary E Phono misst 420 x 112 x 330 mm und wiegt 4 kg. Die Verarbeitung des teilweise recht filigran wirkenden Geräts ist ordentlich, hier stören keine scharfen Kannten und auch die Materialwahl ist recht ansprechend, denn auf Kunststoff wurde weitestgehend verzichtet.
Die Grundplatte des Plattenspielers besteht aus einer CNC gefrästen Spezial-Verbundfaser-Platte, die auf drei Füßen steht. Der Debut RecordMaster ist 415 x 118 x 320 mm groß und wiegt 4,6 kg. Auch bei diesem Gerät wurde Kunststoff nur im Bereich der Füße und für die Staubschutzhaube verwendet und an seiner Verarbeitung gibt es nichts zu bemängeln. Die Grundplatte steht hier allerdings auf vier Füßen und ist somit etwas verkippsicherer.

Lieferumfang

Im Lieferumfang beider Vinylplayer befinden sich je eine Filzmatte, ein Single-Puck sowie Antriebsriemen, ein Sechskant-Inbusschlüssel und ein 1,2 m langes Cinch-Audiokabel mit vergoldeten Kontakten und Kabelschuhen für den Masseanschluss. Zudem gibt es ein Netzteil mit Euro-, UK-, und US-Wechseladaptern, eine Schablone zur Ausrichtung vom Tonabnehmersystem sowie eine Staubschutzhaube und eine gedruckte Bedienungsanleitung. Dem Primary E Phono liegen zudem ein Cinch- auf Stereominiklinke-Adapter und eine Tonarmwaage bei und dem Debut RecordMaster ein Gegen- und ein Antiskating-Gewicht sowie ein USB-Kabel. Preislich rangiert der Primary E Phono bei 225 Euro, während man für den großen Bruder Debut RecordMaster in der Walnuss-Ausführung 499 Euro investieren muss.

Fotostrecke: 2 Bilder Die beiden Pro-Ject Plattenspieler werden mit allen zum Betrieb benötigten …

Tonarm & System

Hersteller Pro-Ject liefert beide Plattenspieler mit vormontiertem Tonarm und korrekt ausgerichtetem Tonabnehmersystem aus. Der Primary E Phono hat einen 8,6 Zoll großen Aluminiumtonarm, dessen Gegengewicht auf das montierte Ortofon OM NN System abgestimmt wurde. Der Tonarm des Debut RecordMaster hat die gleiche Größe, kommt aber inklusive des Ortofon OM5e Tonabnehmersystems und muss mittels Gegengewicht konfiguriert werden und auch ein Antiskating-Gewicht ist noch einzuhängen. Beide Geräte sind mit einem Tonarmlift ausgestattet, eine Höhenverstellung für den Tonarm gibt es allerdings nicht.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Primary E Phono wird ab Werk vormontiert …

Antrieb

Die Pro-Ject Boliden sind jeweils mit einem Pulley ausgestattet, der zwei verschiedene Riemenscheiben zur Geschwindigkeitssteuerung besitzt und den Plattenteller antreibt. Beim Primary E Phono ist der Pulley ausgelagert und befindet sich links hinter dem Plattenteller. Beide Komponenten werden durch einen offenliegenden Riemen miteinander verbunden, was optisch ein Hingucker ist und mir als nettes Detail gut gefällt. Der Plattenspieler kann durch ein Umlegen des Riemens und Wechsel der Riemenscheibe den Plattenteller mit 33 oder 45 U/min antreiben.
Der Pulley des Debut RecordMaster befindet sich unterhalb des Plattentellers und treibt einen Subteller an. Diesem Gerät liegt ein Flach- und ein Rundriemen bei, ein Wechsel des Riemens und Umlegen auf eine andere Riemenscheibe ist hier nur in seltenen Fällen nötig, da ein Taster zwischen den Standardgeschwindigkeiten 33 und 45 U/min umschaltet und zwei LEDs den entsprechenden Modus optisch anzeigen. Ein Eingriff ist nur dann notwendig, wenn eine Drehgeschwindigkeit von 78 U/min gewünscht wird. Auf eine Endabschaltung hat der Hersteller bei beiden Geräten verzichtet.

Fotostrecke: 7 Bilder Der Antrieb des Primary E Phono ist ausgelagert …

Anschlüsse

Auf der Rückseite der beiden Pro-Ject-Geräte befinden sich Cinch-Anschlüsse nebst Rändelschraube für den Masseanschluss. Dank integrierter Phonovorverstärker können hierüber wahlweise Phono- oder Line-Signale ausgegeben werden. Der entsprechende Phono/Line-Schalter ist bei beiden Playern allerdings etwas schlecht erreichbar auf der Unterseite verbaut. Der Debut RecordMaster ist zusätzlich mit einem USB-1.1-Anschluss ausgestattet und erlaubt die Übertragung digitaler Daten an einen Computer. Zur Wandlung der analogen Signale kommt ein 16 Bit Delta Sigma Wandler zum Einsatz, Sampling-Frequenzen mit bis zu 48 kHz sind möglich. Beide Player sind mit einer 15 Volt Netzteilbuchse versehen, an die das mitgelieferte, externe Netzteil angeschlossen wird.

Fotostrecke: 6 Bilder Auf der Rückseite des Primary E Phono befinden sich sämtliche Anschlüsse

Technische Daten

Der Hersteller kommuniziert für den Primary E Phono eine Drehzahlabweichung von 0,8 % bei 33 U/min und 0,7 % bei 44 U/min sowie Drehzahlschwankungen von 0,29 % (33) und 0,27 % (45). Für den Debut RecordMaster werden Drehzahlabweichungen von 0,6 % (33 U/min) und 0,5 % (45 U/min) angegeben und Schwankungen von 0,19 % (33 U/min) sowie 0,1 7% (45 U/min). Vergleicht man die Werte mit denen eines direkt angetriebenen Modells wie dem Technics SL1200, so wirken diese natürlich recht hoch, denn hier spricht der Hersteller von Drehzahlschwankungen, die bei 0,025 % liegen. Klar ist dieser Vergleich nicht ganz fair, weil man hier zwei verschiedene Systeme miteinander vergleicht, es soll daher nur zur Einordnung der Werte dienen. Sehr gute riemenangetriebene Player schaffen aber auch Werte um 0,1 %, hier sprechen wir aber schon von High-End-Modellen, die deutlich mehr kosten als die beiden hier vorgestellten Geräte.
Der Geräuschspannungsabstand des Primary E Phono wird mit 65 dB angegeben, beim Einsatz des Phono-Verstärkers liegt er bei 68 dB und für den Debut RecordMaster mit 68 dB, bei aktiviertem Phono-Verstärker beträgt dieser 88 dB. Die verbauten Ortofon Tonabnehmersysteme haben jeweils einen Frequenzbereich von 20 bis 20.000 Hz. Die Nadel des Primary E Phono Systems ist sphärisch, die des Debut RecordMaster elliptisch.

Fotostrecke: 6 Bilder Primary E Phono hat eine CNC gefräste Spezial-Verbundfaserplatte …
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Praxis

Zur Inbetriebnahme des Pro-Ject Primary E Phono sind nur wenige Handgriffe nötig, da der Player ab Werk vormontiert wurde. Nach der Verkabelung des analogen Ausgangs mit einem Phono- oder Line-Eingang eines Verstärkers muss lediglich der Antrieb durch Anlegen des Riemens um den Pulley und Plattenteller „aktiviert“ werden. Dieser Vorgang bedarf beim ersten Mal etwas Geduld, zumal es am Plattenteller keine Führung für den Riemen gibt. Die Änderung der Umdrehungsgeschwindigkeit erfolgt durch ein Umlegen des Antriebsriemens, was sicherlich etwas aufwändiger ist, als das Umschalten per Taster, aber auch einen besonderen Charme hat. Mit dem Tonarmlift kann das System weich und plattenschonend aufgelegt werden.
Der Pro-Ject Debut RecordMaster ist ebenfalls teilvormontiert. Nach der Entnahme des Geräts und Sortierung des Zubehörs habe ich den Flachriemen über die obere Riemenscheibe gelegt, um die gängigen Drehgeschwindigkeiten 33 und 45 U/min nutzen zu können und danach den Plattenteller auf der Spindel des Subtellers positioniert. Mit dem aufschraubbaren Gegengewicht tariert man den Tonarm zunächst aus und stellt dann das Auflagegewicht von 1,5 g (= 15 mN) für das montierte Tonabnehmersystem ein, so wie man es von den meisten Plattenspielern kennt.
Im Anschluss daran erfolgt durch Einhängen eines kleinen Gewichts die Justierung des Antiskatings. Zum Einhängen gibt es drei Positionen, die erste Position ist für 10 bis 14 mN, die zweite für 15 bis 19 mN und die dritte für Auflagekräfte ab 20 mN gedacht. Um das Gewicht einzuhängen, braucht es etwas Fingerspitzengefühl und im Anschluss sollte man den Plattenspieler auch nur noch behutsam bewegen, da das Gewicht sonst möglicherweise verrutscht oder abfällt. Der Plattenspielermotor wird mittels des unbeschrifteten Tasters auf der Oberseite in Bewegung versetzt, zwei LEDs informieren, welche Geschwindigkeit selektiert wurden und blinken, solange die gewünschte Umdrehungsgeschwindigkeit noch nicht erreicht wurde.

Tonabnehmerwechsel

An beiden Geräten lassen sich alternative Tonabnehmersysteme mit Halbzoll-Befestigung montieren (nur Moving Magnet (MM), keine Moving Coil (MC)). Dieser Vorgang ist nicht ganz so einfach wie bei Plattenspielern mit einer SME-Bajonettbefestigung, da man eine Verkabelung des Systems per Hand und danach per Tonarmwaage und Schablone (Primary E Phono) oder mittels einer Justagelehre (Debut RecordMaster) eine Ausrichtung vornehmen muss.

Fotostrecke: 2 Bilder Mit der Tonabnehmerschablone lassen sich alternative Systeme ausrichten

Einsatzbereiche

Die beiden Pro-Ject Player sind, wie eingangs erwähnt, keine Geräte für den DJ-Gebrauch, da sie zum einen per Riemen angetrieben werden und zum anderen keine Tempofeinjustierung bieten. Ich sehe beide Geräte schon aufgrund ihrer besonderen Optik eher als funktionales Möbelstück und prädestiniert zur Wiedergabe von Vinylraritäten. Entscheidet man sich für den Debut RecordMaster, so ergibt sich noch ein weiterer Usecase, da dieser Plattenspieler über eine USB-Schnittstelle verfügt.
Verbindet man das Gerät per beiliegendem USB-Kabel mit einem Computer, so lassen sich Vinyls sehr einfach digitalisieren. Für meinen Praxischeck habe ich den Debut RecordMaster an meinen Mac angeschlossen und die Aufnahmen per Audacity festgehalten. Das Ganze funktioniert als Plug&Play, da man nach der Verkabelung in der Software nur das entspreche Gerät selektieren muss. Eine Pegelaussteuerung entfällt, sodass man seine Lieblingstracks, Klassiker oder aktuelle Vinylscheiben mit wenigen Mausklicks als digitale Version auf seinem Rechner zur Verfügung hat.

Zur Digitalisierung kann das kostenlose Programm Audacity genutzt werden
Zur Digitalisierung kann das kostenlose Programm Audacity genutzt werden

Klang

Hersteller Pro-Ject legt nach eigenen Abgaben Wert auf einen guten Klang, weniger auf einen großen Funktionsumfang und das kann ich auch bestätigen. Beide Plattenspieler haben mir klanglich gut gefallen, wobei man natürlich auch den jeweils verlangten Preis nicht außer Acht lassen und keinen High-End-Sound erwarten sollte. Für die meisten Anwendungen finde ich das Gebotene ausreichend und durchaus sehr ordentlich, wie Klangbeispiele belegen, unterscheiden sich die beiden Vinyl-Player nur in Nuancen. Wer mit dem Klang nicht glücklich wird, kann zudem ein Upgrade in Form eines alternativen Tonabnehmersystems vornehmen.

Audio Samples
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Primary E Phono Primary E Line Debut RecordMaster Phono Debut RecordMaster Line Debut RecordMaster usb
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Fazit

Der österreichische Hersteller Pro-Ject bietet mit dem Primary E Phono und Debut RecordMaster zwei sehr besondere riemenangetriebene Plattenspieler an, die mit viel Liebe zum Detail entworfen wurden. Beide Geräte liefern einen ordentlichen Klang und sind sauber verarbeitet, eignen sich aber konstruktionsbedingt und aufgrund fehlender spezifischer Features wie einer Pitch-Funktion nicht als DJ-Plattenspieler. Wer allerdings ein Faible für Vinyls hat und einen Hingucker fürs heimische Wohnzimmer sucht, kann hier zwischen dem reinen analogen Player Primary E Phono, der Phono- und Line-Signale ausgibt und durch Umlegen eines Riemens die Wiedergabegeschwindigkeit ändert oder dem Debut RecordMaster wählen, der per USB-Anschluss eine einfache Digitalisierung von Schallplatten erlaubt.
Der Primary E Phono wird inklusive Tonabnehmer für einen Preis von 249 Euro angeboten, der Debut RecordMaster startet bei 449 Euro, wobei für die Walnuss-Ausführung 499 Euro fällig werden. Wenn ihr euch zwischen beiden Modellen entscheiden möchtet, solltet ihr euren Einsatzbereich hinterfragen und bei gewünschter Digitalisierungsfunktion in jedem Fall zum Debut RecordMaster greifen.

PRO

  • Verarbeitung
  • Line-Ausgang
  • Tonabnehmersystem enthalten
  • interessante Optik dank außenliegendem Antrieb (Primary E Phono)
  • auffälliges Design (Debut RecordMaster)
  • USB-Anschluss zur Digitalisierung (Debut RecordMaster)

CONTRA

  • Tonarmhöhe fix
  • kippelig, da nur drei Standfüße (Primary E Phono)
  • Antiskating-Einstellung etwas fummelig (Debut RecordMaster)
Plattenspieler mit besonderem Design: Pro-Ject Audio Primary E Phono & Debut RecordMaster
Plattenspieler mit besonderem Design: Pro-Ject Audio Primary E Phono & Debut RecordMaster

Features

    Pro-Ject Primary E Phono

    • Plattenspieler mit Riemenantrieb
    • Geschwindigkeiten: 33, 45 durch manuelle Riemenumlegung
    • Drehzahlabweichung: 0,8 % (33 U/min), 0,7 % (45 U/min)
    • Drehzahlschwankung: 0,29 % (33 U/min), 0,27 % (45 U/min)
    • Gerader Aluminiumtonarm
    • Gegengewicht 3-7 g
    • Phono-, Line-Ausgang

    Lieferumfang

    • Staubschutzhaube
    • Filzmatte
    • Plattenteller
    • Gegengewicht
    • Antiskatinggewicht
    • Ortofon OM5e (montiert)
    • Rundriemen
    • Flachriemen
    • Singlepuck für 45 U/min
    • Inbusschlüssel
    • Tonarmschablone
    • Cinch-Audiokabel (ca. 1,2 m)
    • Netzteil mit Adaptern (EU, UK, US)
    • Bedienungsanleitung
    • Preis: 449 Euro (UVP)

    Pro-Ject Debut RecordMaster

    • Plattenspieler mit Riemenantrieb
    • Geschwindigkeiten: 33, 45 durch Umschaltung
    • 78 durch manuelle Riemenumlegung
    • Drehzahlabweichung: 0,6 % (33 U/min), 0,5 % (45 U/min)
    • Drehzahlschwankung: 0,19 % (33 U/min), 0,17 % (45 U/min)
    • Gerader Aluminiumtonarm
    • Auflagekraft 10 – 30 mN
    • Phono-, Line-Ausgang
    • USB-1.1-Anschluss
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    Profilbild von Gianluca Melis

    Gianluca Melis sagt:

    #1 - 09.03.2022 um 18:09 Uhr

    0

    Hab grad die Teac TN-3B zurück geschickt weil die usb Aufnahme überhaupt nicht sauber war.. den eingebauten preamp hat gar nicht sein Job gemacht vor allem mit die Bassline (hier ein teil der sample.. wäh.. https://sndup.net/v275/). Bin lange kein Audiophile aber die Qualitätsverlust ist absolut terrifisch gewesen. Nicht nur USB sondern auch am Verstärker hatte sich das ab -10db sehr schlecht angehört. Probiere jetzt stattdessen die Pro-Ject Debut Recordmaster II. Hoffentlich bin ich da besser aufgehoben! :) Habt ihr auch vielleicht den Sample in Digital Format die man mit eure USB Aufnahme vergleichen kann? um 0:53 hört sich das auch bissl verzerrt an..

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