Pioneer XDJ-1000 Test

Pioneer XDJ-1000 ist ein Multiformat-Media-Player mit integriertem, berührungsempfindlichen 7-Inch-Farbdisplay, großem Jogwheel und umfassender Netzwerk-Unterstützung. Zudem ist er ein vollwertiger MIDI/USB/HID-Controller, der sich nahtlos in ein vorhandenes Serato-System einfügt. Audiodateien nimmt er wahlweise via USB-Medium, proprietärer Netzwerkverbindung mit anderen Pioneer-Playern oder WiFi-Stream aus der Rekordbox-Software entgegen. Ein CD/DVD-Laufwerk sucht man vergeblich, denn ansonsten wäre die Typbezeichnung ja folgerichtig „CDJ-1000“ – und dieses DJ-Tool gibt es ja schon einige Jahre.

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Pioneer XDJ-1000 Multimedia-Netzwerk-Player


Der XDJ-1000 von Pioneer ist also nicht nur ein „Auflegewerkzeug“, sondern auch eine Positionsbestimmung dahin gehend, wie sich die „Auflegepraxis“ weiter entwickelt. Er kostet 989 Euro und ist Gegenstand dieses Testberichts.

Details

Auspacken

Dem Karton entnehme ich den Player selbst, ein Cat.5-Netzwerkkabel, ein Strom- und Stereo-Cinch-Kabel und eine Kurzanleitung. Die vollständige, mehrsprachige Anleitung können Interessenten bei Bedarf in Eigenregie von der Pioneer-Website herunterladen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der typische, seriöse Pioneer-Karton.

Erster Eindruck

Der XDJ-1000 fügt sich nahtlos in das vom Flaggschiff-Player CDJ-2000NXS vorgegebene Design-Konzept ein, sodass auf den ersten Blick eine Verwechslung durchaus möglich ist. Denn auch die Abmessungen entsprechen mit 305 (Breite) x 382,5 (Tiefe) x 110 Millimetern (Höhe) exakt dem großen Bruder. Mit seinen 3,3 Kilo vermittelt der XDJ-1000 vom ersten Augenblick an das gute Gefühl, ein „Erwachsenenspielzeug“ zu sein – mit einer Ausnahme: dem Jogwheel. Diesem attestierte ich schon beim CDJ-2000 ein gewisses Understatement. Besonders dem Umstand, dass die Berührungserkennung über einen Schalter und nicht etwa über den Körperwiderstand erfolgt.
Dass ich die Plastik-Haptik trotzdem gerne mag, liegt neben der präzisen Kontrolle, die mit dem Jogwheel möglich ist, auch daran, dass von ihm etwas Einladendes, ja Spielerisches ausgeht. Ein bisschen so, wie man auch als Erwachsener gerne noch Star-Wars-Sachen in die Hand nimmt.

Fotostrecke: 4 Bilder Das gut austarierte Jogwheel des XDJ-1000 mit Info-Auge im Zentrum.

Anschlüsse

Der Blick auf die Rückseite offenbart die Anwesenheit von Remote-Start (Miniklinke), Strombuchse, Stereo-Cinch-Ausgang, Kensington-Lock, CAT5-Ethernet- und USB-Buchse sowie Power-Taster. Der Ethernet-Verbindung kommt, neben der Konnektivierung von mehreren Playern untereinander, auch die Aufgabe zu, die Verbindung zu einem optionalen WiFi-Access-Point herzustellen. Somit dürfen Mobilgeräte (iOS/Android) mit Rekordbox auf den Player zugreifen. Die USB-Buchse ermöglicht die direkte Rechneranbindung, wo sich der XDJ-1000 als HID/MIDI-Gerät und 24-Bit Soundkarte zu erkennen gibt, die mit einer maximalen Samplingfrequenz von 48 kHz arbeitet.

Fotostrecke: 4 Bilder Direkt nach dem Einschalten, erwacht das Display zum Leben.

Pioneer Rekordbox 3

Pioneer lassen offenkundig keinen Zweifel daran, dass sie ihre Software für das Playlisten-Management „Rekordbox“ so langsam zum iTunes für Pioneer-DJs machen wollen. Ob auf der Website, dem Karton oder in der Bedienungsanleitung, alles ist voll mit Hinweisen auf das Verwaltungs-Tool. Mit Rekordbox lassen sich nicht nur Playlisten, Tags, Hotcues, Loops und Beatgrids erstellen und modifizieren, sondern zudem auch Musikstücke direkt auf angebundene Pioneer-Laufwerke laden. Die Qualitäten der Software gar nicht in Frage stellend, wäre es natürlich wünschenswert, wenn Pioneer-Geräte beispielsweise auch Meta-Informationen von Traktor problemlos lesen würden. Hinzu kommt, dass die Registrierung von Rekordbox den Anwender automatisch auch bei „Kuvo“ anmeldet, einer Social-Media-Plattform von Pioneer, auf der sich DJ-Profile, Mixe, Playlisten, Kluberfahrungen und Fotos publizieren und betrachten lassen.
Rekordbox ist in der aktuellen Versionsnummer 3.2 zu einer mächtigen Software für die Set-Vorbereitung und das Playlisten-Management herangewachsen. Die Möglichkeiten reichen hier von individuellem Tag-Management, der iTunes-Integration, Daten-Synchronisation und Backups auf verschiedene Medien und Endgeräte, über Inline-Preview, Hotcue- und Grid-Modifikation bis hin zu musikbasierten Titelvorschlägen und einem integriertem Dual-Deck-Mixer zum Testhören von Übergängen. Das übrigens auf Wunsch auch im automatischen Beat-Sync. Letztlich fehlt hier nicht mehr viel (EQ, Mixer, Effekte und Controller-Integration) und Rekordbox wäre eine vollwertige DJ-Software, die problemlos gegen ein Traktor oder Serato antreten kann.
Kurz: Pioneer schaffen hier einen großen Anreiz und einen echten Mehrwert, um DJs zur Rekordbox-Migration zu bewegen und ich bin mir fast sicher, dass dies das eigentliche Ziel der Übung ist. Also weniger das altruistische Vorhaben, dem DJ eine kostenlose Management-Software an die Hand zu geben, sondern mehr, ihn durch die Benutzung eines bestimmten Systems und Workflows an das Produkt und somit auch an den Hersteller zu binden. Aber gut – das wollen eh alle.

Fotostrecke: 6 Bilder Hinweise auf Kuvo: die Erste!

Praxis

Die Orientierung auf dem aufgeräumten Bedienfeld fällt auf Anhieb leicht: Bewegen wir uns gegen den Uhrzeigersinn rund um das Jogwheel, findet sich auf 11 Uhr der USB-Port samt Stopp-Taster ein. Eine Besonderheit bildet die „multikolore“ Randbeleuchtung, denn im Standard-Modus changiert sie fast unmerklich, wohingegen ich innerhalb von Rekordbox eine spezielle Farbe für jede meiner Playlisten festlegen kann, die dann von der Buchse angezeigt wird. Auf 10 Uhr residieren dann die beiden Loop-In/Out-Taster nebst Reloop/Exit, gefolgt von der Laufrichtungsumkehrung „Reverse“. Daran schließen sich die Taster Track-Search (Titelsuche) und Search (Suche innerhalb eines Titels) sowie das Play/Pause und Cue-Duo an. Spiegelbildlich auf der rechten Seite sitzt dann der lange Pitchfader zusammen mit dem Master Tempo und der Pitch-Bereichsumschaltung (+/- 6, 10, 16, 100%). Ist Master Tempo aktiviert, tritt der Pitchshifting- respektive Timestretching-Algorithmus aus dem Hause Pioneer in Aktion, der ganz klar im vorderen Bereich dessen rangiert, was derzeit technisch machbar ist. Hören wir mal rein:

Fotostrecke: 4 Bilder Die Beleuchtung rund um den USB-Port ist einstellbar.
Audio Samples
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Fünf unterschiedliche Trägheits-Einstellungen (größer werdend) Rewinding mit wechselnder virtueller Trägheit Pitch +/- 6, 10, 16% (Pitch Lock aktiv) Pitch +/- 6, 10, 16% Pitch +/- 100% (Pitch Lock aktiv) Pitch +/- 100%

Weiter oben kommt dann der Vinyl/Jog-Mode-Umschalter zusammen mit einem Poti, das die virtuelle Anlauf- und Abbremsgeschwindigkeit (Trägheit) reguliert, zum Vorschein. Den Abschluss nach oben bilden ein Push-Encoder zur Dateinavigation sowie ein Zurück-Taster und Remove/Tag-Track. Das zentrale Interaktions- und Informationselement ist aber zweifellos das Touch-Display, dessen oberste Zeile die fünf Menüpunkte „Browse, Tag List, Info, Menu und Perform“ anzeigt. Die linke Flanke ist den virtuellen Quellwahl-Tastern „Rekordbox, Link und USB“ sowie den Umschaltern für den Loop-Betrieb und Slip-Modus (die Audiodatei wird im Hintergrund aktiver Loops oder Scratches weiter gespielt) reserviert. Die Mitte des Bildschirms füllt eine aussagekräftige, mehrfarbige Wellenformansicht des aktuell geladenen Titels aus. Darüber sehe ich eine Takt/Beatdrift-Anzeige, darunter diverse Titelinformationen wie aktuelle Track-Nummer, verstrichene/verbleibende Zeit und aktueller Pitch- und BPM-Wert. Rechts daneben sind die Cuepoint-Verwaltung, die Quantisierung sowie Sync- und Master-Funktionen platziert.
Die Arbeit innerhalb der verschiedenen Modi geht auf Anhieb und ohne einen Blick ins Handbuch problemlos und zielführend von der Hand. Das Display selbst besitzt eine gute Ablesbarkeit und ist im Kontrast regelbar. Die darauf erscheinenden Menüs sind durch die Bank übersichtlich und logisch designt und auch die Benutzerführung ist praxistauglich gelöst. Sehr hilfreich ist zum Beispiel die aufklappende On-Screen-Tastatur im Browse-Modus. Eine Sonderstellung nimmt der Performance-Modus ein, da hier zeitkritische Kommandos wie Beat-Jumps, Hotcues und Auto-Loops abgefeuert werden. Dabei war für mich im Test keine wahrnehmbare Latenz zu verzeichnen. Allein die Fingerabdruck-Anfälligkeit erschien mir etwas hoch. Club-Betreiber dürfen dem künftigen XDJ-DJ also gerne eine Packung Brillenputztücher mit in die Booth stellen.
Apropos zeitkritische Kommandos: Als volldigitaler Mediaplayer und da er die BPM-Zahl und das Beatgrid gewissermaßen kennt, beherrscht der XDJ-1000 einige Tricks, die seinen Artgenossen mit optischem Laufwerk verschlossen sind. Dazu zählt, dass die meisten Sprung- und Loop-Aktionen wie etwa „Beat Jump, Loop Move (1, 2, 4 Takte) und Hotcue Jump“ bei aktivierter Quantize-Funktion im metrischen Raster ausgeführt werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Aha: Der XDJ-1000 empfängt Daten direkt aus Rekordbox.

Und wo wir schon bei den Audiodateien sind: Hier zeigt sich der Player quasi als dankbarer „Allesverwerter“, denn die abspielbaren Dateiformate sind: MP3, AAC, WAV und AIFF. Wähle ich die Füllmethode über den integrierten USB-Port, akzeptiert der Pioneer Zuliefermedien in FAT, FAT32 und HFS+. Der nächste Weg, den XDJ-1000 mit Daten zu beschicken, ist der Ethernet-Verbund mit anderen Pioneer-Laufwerken. Das dürfen derzeit alle Pioneer-Geräte mit Netzwerkanschluss sein, also CDJ-2000, CDJ-2000nxs, CDJ-900, CDJ-900nxs und XDJs. Hierzu benötigt man natürlich einen Ethernet-Hub.
Noch spannender wird die Sache, wenn der Hub gleichzeitig auch noch ein WLan-Router ist, denn dann kann und darf auch die Mobilgeräte-Rekordbox (Android und iOS) jeden der Pioneer-Player im Netzwerkverbund mit Audiodateien versorgen. Oder sagen wir mal „soll es dürfen können“, denn der Datentransfer zwischen meinem im Testaufbau verwendeten iPad, einer Fritzbox und dem XDJ-1000 funktionierte leider in Bezug auf die Stabilität nur unzureichend. Sprich, es kam zu Aussetzern in der Wiedergabe. Hier möchte ich allerdings keinen Punktabzug geben, da ich davon ausgehe, dass sich das Problem auf meinen spezifischen Testaufbau beschränkt und man es mit ein bisschen Experimentieren mit verschiedenen Routern und WiFi-Einstellungen in den Griff bekommen kann.
Apropos Sicherheit: Entzieht man dem XDJ im laufenden Betrieb das Quellmedium, wechselt er in den so genannten „Emergency Loop Modus“, bei dem er aus dem aktuellen Abspiel-Cache heraus noch eine rettende Audioschleife generiert – klasse. Ganz begeistert wäre ich gewesen, wenn er das Abspielen nach erneutem Zuführen des Datenträgers am Punkt der Unterbrechung fortsetzen würde. Das macht er aber in der aktuellen Firmware noch nicht. Bitte bei einem künftigen Update nachreichen. Wer auf eine hochverfügbare Anbindung angewiesen ist, wählt im Zweifel den kabelgebundenen Weg über einen stationären Rechner mit Rekordbox, der im selben Netzwerk hängt. Auch wenn sich die Version für Mobilgeräte (iOS/Android) und stationäre Rechner (PC/MAC) von ihrem Funktionsumfang sehr unterscheiden, ist es mit beiden Varianten möglich, mehrere Pioneer-Laufwerke im Netzwerkverbund mit Audiodaten zu beschicken.

Fazit

Zunächst einmal eine grundsätzliche Überlegung, die wichtig ist, um den neuen Pioneer und seine Gesamtkonzeption richtig einzuschätzen: Denn wer den XDJ-1000 leichtfällig als CDJ-2000 ohne CD-Laufwerk abtut, begeht einen Fehler. Vielmehr gibt der neue Technologieträger aus dem Hause Pioneer einen handfesten Ausblick darauf, wie sich der DJ-Arbeitsplatz in den kommenden Jahren verändern wird (oder kann, man wird sehen). Vor allem macht er klar, dass der Kampf um die Akzeptanz der Musikdienstleister gegenüber einem bestimmten System nicht ausschließlich über das eigentliche Abspielgerät oder den Controller entschieden wird, sondern auch über die Herrschaft über die Playlisten. Technisch gesehen dürfte es ein Leichtes sein, den XDJ-1000 zu einem voll integrierten Controller für beispielsweise Traktor zu machen – damit gibt man aber die Hoheit über die verwendete Musikmanagement-Software in fremde Hände. Das weiß man natürlich auch bei Pioneer und tritt die Eigenentwicklung „Rekordbox“ mit einer Vielzahl von Features, Vernetzungsmöglichkeiten und Plattformen, auf denen sie lauffähig ist, mächtig voran. Denn an dem Punkt, wo das physische Medium (früher das Vinyl, heute die CD) endgültig verschwunden ist und sich die Musik sowohl vom Stick als auch von der Festplatte, dem Mobiltelefon oder Tablet direkt in den Player streamen lässt, entscheidet das Playlisten-Management mehr als jedes Controller/Laufwerks-Feature darüber, wie hoch die Akzeptanz bei den DJs ist.
Vor diesem Hintergrund wenden wir uns dem eigentliche Corpus Delicti, dem XDJ-1000 zu. Und der konnte im Test mächtig punkten, denn die Arbeit mit dem Controller geht ebenso elegant wie zielgerichtet und logisch von der Hand. Über die bekannt guten haptischen Qualitäten von Jogwheel, Tastern und Pitchfadern im Hause Pioneer muss man eigentlich keine Worte mehr verlieren. Das funktioniert. Wichtiger erscheint mir der Umstand, dass durch das neue, berührungsempfindliche Display viele Funktionen von realen Tastern zu virtuellen Bildschirmelementen mutiert sind und hier funktioniert die Bedienung dank der schnellen Ansprache des Displays und guter Menüführung schnell und unkompliziert.
Pioneer XDJ-1000 ist ein zukunftsweisender Media-Controller mit sehr guter haptischer Kontrolle, vielfältigen Vernetzungsmöglichkeiten und ausgezeichnetem Klang.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Zukunftsweisendes Konzept
  • Großzügiges Display mit schneller Reaktionszeit
  • Perfekte Integration von Rekordbox
  • Serato HID-Integration
  • Durchdachte Benutzerführung
  • Hervorragende Audioqualität
Contra
  • Kein Kopfhörerausgang
  • Keine Traktor HID-Integration
  • WiFi-Datentransfer (im Test) nicht stabil
Artikelbild
Pioneer XDJ-1000 Test
Für 988,00€ bei
Pioneer XDJ-1000 Multimedia-Netzwerk-Player
Pioneer XDJ-1000 Multimedia-Netzwerk-Player
Technische Spezifikationen:
  • Nutzbare Medien: iPhone/iPod Touch /iPad, Android-Telefon …
  • USB-Speichermedien: Flash-Speicher/Festplatte …
  • Computer: Mac/Windows
  • Abspielbare Dateiformate: MP3, AAC, WAV, AIFF (iOS-Version von Rekordbox: nur MP3 und AAC)
  • Unterstützte USB-Speichermedien-Dateisysteme: FAT, FAT32, HFS+
  • USB-Anschlüsse: 1x USB Typ A, 1x USB Typ B
  • Audio-Ausgänge: 1x AUDIO OUT (Cinch), 1x CONTROL (3,5 mm Miniklinke)
  • Weitere Anschlusse: 1x LAN (100Base-TX)
  • Abmessungen (B x T x H): 305 x 382,5 x 110 mm
  • Gewicht: 3,3 kg
  • Preis: 989 Euro (UVP)
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