Pioneer HDJ-500W Test

Wann immer es zum Test eines Pioneer DJ-Produktes kommt, sind die Erwartungen in der Redaktion hoch. Denn Pioneer steht für Premium-Equipment, selbst auf dem unteren Preisniveau (das zugegebenermaßen oftmals weit über dem liegt, was andere Manufakturen für ihre Spitzenprodukte aufrufen). Ihr aktuelles Angebot an DJ-Kopfhörern umfasst die Produkte HDJ-2000, HDJ 1500 und HDJ-500.  

Weiß wie Schneewittchen der Pioneer HDJ-500W
Weiß wie Schneewittchen der Pioneer HDJ-500W


Wendet sich der Zweitausender mit einer UVP von 309 Euro an das Profi-Lager, hat das kleinste Modell für 99 Euro Einsteiger und fortgeschrittene Beschallungsaktivisten im Visier. Es erscheint in drei unterschiedlichen Farben, die an der spezifischen Produktbezeichnung klar werden: R steht für Rot, GR für Grau und W für Weiß. Letztgenanntes Modell, folglich bezeichnet mit Pioneer HDJ-500W, ist Gegenstand dieses Testberichtes, und wenn man den Angaben des Herstellers Glauben schenken möchte, ein idealer Partner für nächtliche Streifzüge durch die Clublandschaft.

Details

Lieferumfang und Verarbeitung
Aus seinem halbtransparenten Karton befreit, wirkt der HDJ-500 ziemlich stylisch. Im besten Pantonweiß gehaltene, matte Muscheln sind mit silberfarben geriffelten Aluminiumringen besetzt, die von einer diskret aufgedruckten Typenbezeichnung begleitet werden. Auch am Bügel findet sich ein Silberstreifen ein, auf dem das weiße Pioneer-Logo in den Vordergrund tritt. Bei den Ohrpolstern setzen die Japaner auf schneeweißes Kunstleder, das einen leichten Kontrast zum Rest der eierschalfarbenen Kunststoffteile bildet. Ein weiterer Schriftzug ist am oberen Kopfband angebracht. Der Kopfhörer wirkt, auch wenn er insgesamt ordentlich verarbeitet scheint, an einigen Stellen nicht so robust wie mein ATH-Pro 700 MK2, der allerdings auch fast das Dreifache kostet. Die Verklebung der Kopfauflage hätte vielleicht noch etwas stärker ausfallen können, doch die sollte kaum beansprucht werden und solange man nicht unsachgemäß daran reißt, habe ich keine Bedenken. Der Proband wird mit einem Flach- und Spiralkabel auf die Reise geschickt. Außerdem finde ich im Karton noch einige Beipackzettel mit Garantiehinweisen und Spezifikationen.

Der Lieferumfang des Pioneer HDJ-500W
Der Lieferumfang des Pioneer HDJ-500W

Technisches
Der HDJ-500W ist ein ohraufliegendes Kopfhörersystem mit geschlossener Rückwand, das nach dem dynamischen Schallwandler-Prinzip arbeitet. Der Eingangspegel liegt bei maximal 2000 Milliwatt, der Nennscheinwiderstand bei 45 Ohm. Sein hohes Ansprechverhalten von 105 dB (laut Hersteller) prädestiniert ihn für die DJ-Booth, wo er mit einem Übertragungsbereich von 5-28000 Hz (ebenfalls laut Hersteller) genau die geforderte Bandbreite wabbernder Subbässe und flirrender Höhen aufruft und sich eventuell sogar für den Studioeinsatz empfehlen könnte – wenn der Sound stimmt.

Praxis

Kabel und Kopf
Seine Kabelbuchse hat der Pioneer auf der linken Seite verbaut. Sie ist mit einem Bajonettverschluss gegen versehentliches Herausziehen ausgestattet und verlangt nach Mikro-Klinkensteckern mit Schraubgewinde. Im Falle eines Defektes lässt sich dieses also nicht gegen jedes herkömmliche Wald- und Wiesenkabel austauschen, was eine Anfrage nach einem Ersatzteil beim Hersteller auf den Plan rufen wird – und diese sind bekanntlich nicht billig. Mit an Bord sind ein ungewickeltes Kabel und ein fest gewickeltes Spiralkabel mit je 1,2 Metern Länge, die ihren Abschluss in goldbeschichteten Mini-Klinkensteckern finden. Ein 6,3-Millimeter-Aufsatz ist für den Anschluss am Clubmixer beigelegt. Zu den aus den Hörmuscheln austretenden Kabeln ist zu sagen: Sie scheinen bei den gegebenen Verstellmöglichkeiten kaum nennenswerten Zugbelastungen ausgesetzt zu sein, was für eine gewisse  Langlebigkeit sprechen sollte. Das habe ich auch schon anders erlebt, etwa beim TMA1, wo man höllisch aufpassen muss, dass man die Muschel nicht irgendwann versehentlich in der Hand hat – den Rest kann man sich ausmalen.

Fotostrecke: 2 Bilder Für alles gewappnet der Pioneer HDJ-500W

Tragekomfort, Handling
… und hier verwundert dann zunächst, dass der Hersteller nicht auf eine horizontale Drehachse bei weg- und einklappbaren Muscheln setzt, sondern lediglich einer Seite ein Gelenk spendiert (der rechten), die sich in der Folge lediglich um 60 Grad nach oben oder unten schwenken lässt, womit das Monitoring auf einem Ohr, respektive hinter dem Ohr tragen eines Hörers gewährleistet ist. Wobei das hochgekippte Teil noch einmal für zusätzlichen Halt sorgt und der HDJ-500 leichte bis mittelschwere Kopfnicker, was das Verrutschen angeht, geflissentlich ignoriert. Das soll schon was heißen, denn mit einem Nenn-Eigengewicht von 195 Gramm zählt der Pioneer noch zu den leichtfüßigeren Kanzelbewohnern im Testumfeld. Daher macht er sich auch, unterstützt von der dicken Polsterung zum Schädel hin, bei einer gepflegten Mixsession nicht unangenehm bemerkbar auf dem Haupte – wo er sich zudem durch sein siebenfach ausziehbares Kopfband Jungspunden und Altmeistern gegenüber in der Passform als gutmütig erweist. Und die Biegsamkeit geht auch in Ordnung, denn es stellt sich heraus, dass der Kopfbügel mit seiner Verstärkung an den unteren Enden einen recht guten Schutz gegen Überdehnung stellt, und auch am Muschelträger tritt hierbei nichts Unangenehmes hervor, was nicht hervortreten sollte. Greife ich in Anbetracht eingefahrener Arbeitsmechanismen (Sorry, Macht der Gewohnheit) an die Muscheln selbst und drehe, dann ächzt und knarzt es schon ein wenig. Unterm Strich legt der Hersteller unter dem Aspekt „lifestyle“ einen ziemlich gelungenen Spagat hin zwischen dem, was man in der DJ-Booth aufsetzen und dem was man in der S-Bahn tragen möchte. Wenngleich dies erst einmal nur für den Tragekomfort und das Design zutrifft. Denn in der Kanzel bedarf es noch einiger anderer Qualitäten…

Fotostrecke: 2 Bilder Am Kunstkopf der Pioneer_HDJ-500W

Klangqualität
Der HDJ-500 fährt im Vergleich zum Shure einen ziemlich fetten Bass auf, was eigentlich nicht weiter verwundert, da ich dem Shure im Test ja bereits eine mangelnde Tiefgangspräsenz zugesprochen habe. Auch wenn es vielleicht nicht unbedingt in den Club-Kontext passt, sehen wir einmal vom Chillout eines Psychodelic-Trance-Festivals ab, macht der Kandidat bei der Wiedergabe des Chakraphons, der Wald- und Wassergeräusche oder auch der Grillen auf mich einen ordentlichen Eindruck. Zwar kann der HDJ-500 in Sachen Authentizität und Ausgewogenheit nicht mit Konkurrenten der 300-Euro-Preisklasse mithalten, das verlangen wir aber auch nicht. Dann muss sich der Kandidat der Befeuerung diverser Musiktitel unterschiedlicher Genres stellen. Was dabei herauskam: Für mich ist der HDJ-500 ein Kandidat für den technoiden, urbanen und basslastigen Einsatz, denn er pumpt und macht richtig Druck – besonders deutlich wurde dies bei einem Titel von Elektrochemie, der mit knallenden Kicks und markant-deftigen Bassläufen alles aus dem Testkandidaten rauskitzelt. Jedoch neigt der Pioneer bei ansteigenden Pegeln zur Überbetonung der tiefen Frequenzen. Dann hört man die Bässe nicht nur, sondern fühlt sie auch durch die Vibrationen am Ohr ein. Naturgemäß tritt dort, wo sich Frequenzen nach vorn drängen, auch etwas zurück. In diesem Fall sind es die Mitten, die im Gesamtbild etwas abfallen. Im direkten Vergleich zu den Kontrahenten legt der Pioneer den sattesten Basspunch an den Tag, neigt bei sehr hohen Lautstärken jedoch in den unteren Frequenzen zu zerren. Bei gesundheitsbewussten Pegeln und neutraleren Musikstücken tritt dieses Phänomen weniger in Erscheinung.  
Wer also Electro-, Dub- oder Blackbeats spielt und ein sattes Bassfundament beim Mixen benötigt, für den ist der Pioneer sicherlich keine schlechte Wahl in dieser Preisklasse. Die Außenabschirmung ist okay, was nicht zuletzt auch an einem gewissen Anpressdruck der mit 80 Millimetern fast vollständig umschließenden Ohrpolster liegt.

Pioneer HDJ-500W
Pioneer HDJ-500W

Fazit

Pioneers HDJ-500 ist ein Kopfhörer, der besonders basshungrige DJs ansprechen sollte, die ein gewisses Faible für Design haben und ihren Kopfhörer auch mal für den Straßengebrauch zweckentfremden möchten. Das Abschirmverhalten ist in Anbetracht eines nicht zu verleugnenden Tragekomforts als gut einzustufen. Der Kopfhörer kann zudem in den Disziplinen Schalldruck und Sound punkten, wenngleich ein wenig zulasten der mittleren Frequenzbereiche. Aufgrund seiner eingeschränkten Gelenkflexibilität und der Bassbetonung ist er jedoch nicht für jeden DJ die erste Wahl.

pro
  • Design
  • Tragekomfort und Sitz
  • Basspunch
  • Lautstärke
contra
  • Abhörflexibilität
  • Teilweise dünne Kunststoffteile
Pioneer HDJ-500W
Pioneer HDJ-500W
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