Wie es die Modellbezeichnung schon erahnen lässt, wurde der Concorde Scratch Tonabnehmer von Ortofon speziell für Turntablism-Disziplinen und Scratching-Nerds entwickelt. Laut Hersteller verfügt dieser Tonabnehmer über eine hohe Spurfestigkeit und optimale Abtasteigenschaften, auch bei höheren Auflagekräften. Des Weiteren verspricht Ortofon beim Concorde Scratch eine sehr hohe Ausgangsspannung sowie einen bassstarken und sehr direkten Klang. Das klingt, besonders für die „Kratzer“ unter den Plattenreitern, wie Musik in den Ohren. Ob das System hält, was es verspricht?
Details
Features
Ortofon Concorde Scratch ist als einzelner Tonabnehmer inklusive Nadel oder auch als Twin-Set verfügbar, kostet in der letztgenannten Variante mit Nadelbürste und Alukoffer 234 Euro (UVP), im Einzelpaket, das ich heute zum Test vorliegen habe, 95 Euro. In der pinkfarben bedruckten Pappschachtel finde ich ein erfreulich robustes Aluminium-Transport-Case vor, das den Tonabnehmer nebst Zubehör unterwegs optimal vor Schmutz und Beschädigungen schützt. In diesem Behältnis sitzt eine passgenaue Kunststoffschale mit nachfolgenden „Zutaten“: Tonabnehmer, Nadel, Stylus-Schutz aus transparentem Kunststoff, Ersatznadel, ebenso mit Schutzkappe. Der Tonabnehmer bietet die von Ortofon gewohnte makellose Verarbeitung. Dazu kommt eine praktische Nadelbürste zur fachgerechten Reinigung des Abtasters.
Unterhalb der herausnehmbaren Kunststoffschale finde ich noch zwei Faltblätter mit technischen Daten und der eine deutschsprachigen Montageanleitung. Leider ist im Paket kein Gummiüberzug für den Griff enthalten, doch kann dieser bei Bedarf auf der Hersteller-Website für wenige Euro nachbestellt werden.
1/2 Die S-Variante des Concorde Scratch beinhaltet ein Transport-Case, eine Ersatznadel sowie eine Bürste zur Reinigung der Nadel.
2/2 Der Concorde Scratch Tonabnehmer verfügt über eine hervorragende Verarbeitung.
Anzeige
Praxis
Ortofon hat nach eigenen Angaben Pink als Farbe gewählt, damit das System auch bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen durch den erhöhten Farbkontrast immer optimal zu erkennen ist. Das ist dem Hersteller gelungen, doch die dunkelrote Markierung auf dem Stylus ist dementsprechend kontrastarm. So ist, trotz des durch die großzügige Aussparung von oben unverdeckten Stylus, ein exaktes „Needle-Dropping“ nach Augenmaß eher schwierig.
Bei Produkten der Concorde-Serie handelt es sich um Kompletttonabnehmer mit SME-Bajonettanschluss. Ohne zusätzliche Headshell lassen sich diese direkt mit dem Rohrtonarm verbinden und sind kompatibel mit Turntables, die eine Systemlänge von 52 Millimetern beziehungsweise einen Überhang von 15 Millimetern erfordern, also sämtlichen Modelle der Technics 1200/1210er-Serie und ähnlichen Plattenspielern. Als Vorbildlich ist die Qualität der SME-Kontakte der derzeitigen Concorde-Serie zu bewerten. Diese verfügen über abgerundete Oberflächen (erhöhte Kontaktfläche/Kontaktsicherheit) und sind außerdem vergoldet.
Dank der abgerundeten und vergoldeten Anschlüsse ist die Kontaktsicherheit hoch.
Kurzerhand schraube ich den Tonabnehmer an den Bajonettanschluss des Tonarmes meines Technics 1210 MkII, passe die Tonarmhöhe an und stelle die erforderliche Auflagekraft ein. Laut Ortofon liegt sie zwischen 3 und 5 Gramm/NM, doch beim Test genügte bereits eine Auflagekraft von circa 2 Gramm/NM zum sicheren und verzerrungsfreien Abspielen einer laut gepressten Maxisingle, nämlich der US-Pressung des Songs „Needle to the Groove“ von Mantronix aus dem Jahre 1985. Fürs Protokoll: Bei laut gepressten Scheiben und deren erhöhter Rillenbreite kommt es zu einer größeren Auslenkung der Nadel. Daher erfordern diese Schallplatten mehr Auflagegewicht als leise Vinyls.
Für Backspins und schnelle Basic-Scratches ist ein Auflagekraft von circa 2,5 Gramm/NM erforderlich, um ohne ein Springen der Nadel performen zu können. Erfreulicherweise reicht bereits eine kleine Steigerung auf 3 Gramm aus, um komplexere Scratches und abrupte Backspins ohne ein übermäßiges Springen der Nadel auszuführen. Somit spielt Concorde Scratch hier erwartungsgemäß in der Top-Liga. Die Aufhängung des Nadelträgers ist als hart zu bezeichnen, sodass der Tonabnehmer beim Vor- und Zurückbewegen der Platte kaum wackelt. Störende, tieffrequente Nebengeräusche beim Scratchen treten dadurch erfreulicherweise nur in einem vernachlässigbarem Maß auf.
Der Testkandidat arbeitet recht plattenschonend, was nicht nur die Scratch-Nerds, sondern auch alle anderen potenziellen Nutzer erfreuen wird. Entwickelt wurde der Concorde Scratch aber für den Turntablism-Bereich und für diese Zwecke ist er vorzüglich geeignet.
Der Ortofon Concorde Scratch Tonabnehmer ist für Turntablists und Scratch-Nerds optimal geeinigt.
Klang
Wie vom Hersteller versprochen, liefert der Concorde Scratch nicht nur eine hohe Ausgangsspannung von 7 mV, sondern auch ein druckvolles Audiosignal mit einer großen Stereobreite. Obwohl der Höhenbereich grundsätzlich über eine ausreichend gute Auflösung verfügt, fehlt es ihm dennoch ein wenig an Präsenz. Die Mitten werden hingegen erfreulich naturgetreu und warm wiedergegeben. Sehr druckvoll offerieren sich die Bässe, wenngleich es in diesem Frequenzfeld leider ein wenig zum Verschwimmen der vereinzelten Sounds (Kick, E-Bass, 808-Kick) kommt.
Getestet habe ich den Klang unter anderem mit der US-Maxisingle des Soul-Songs „The Rain“ des Sängers Orange „Juice“ Jones aus dem Jahr 1986. Aufgrund der etwas unterrepräsentierten Höhen klingen die Streicher-Synths und die 808 Hi-Hat ein wenig dumpf und leblos. Das Gegenteil ist bei den Lead Vocals des Künstlers und der prägnanten Snare der Fall. Wegen des kraftvollen Mittenbereichs kommen diese zur voller Geltung und klingen sehr erfrischend. Der Synth-Bass und die unterschiedlichen Kickdrums (TR-808, TR-909) sind durch den etwas verschwommen Bassbereich des Tonabnehmers hingegen leider nicht differenziert genug wahrnehmbar. Als Schulnote ausgedrückt eine „3+“.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Ortofon Concorde Scratch
Anzeige
Fazit
Ortofon Concorde Scratch ist ein Komplett-Tonabnehmer mit hervorragender Material- und Verarbeitungsqualität, hoher Ausgangsspannung sowie einem druckvollem Gesamtsound. Dank der exzellenten Scratch- und Backspin-Eigenschaften ist das System bestens für Turntablisten geeignet und ich denke, diese werden sich auch nicht an den leichten klanglichen Einbußen stören.
Mix-DJs oder Anwender mit eher audiophilen Ansprüchen sollten nach klanglich höherwertigen Systemen Ausschau halten, Scratching-Nerds und Turntablisten möchte ich den Concorde Scratch Tonabnehmer allerdings ohne Einschränkungen ans Herz legen. Unbedingt antesten!
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.