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MWM Phase Essential und Phase Ultimate Test

Als die französische Firma MWM, die für den kabellosen Mixfader und das Pro Link bekannt ist, im Frühjahr 2018 ihr neues Produkt „Phase DVS“ erstmals vorstellte, horchte die weltweite DJ-Community auf. Denn bei diesem Gerät handelt es sich um kabellose Steuerungseinheiten bzw. Controller, die in der Lage sind, gängige DVS-Software über Funk zu steuern, ohne dass man dafür ein Timecode-Vinyl benötigt. Wie bitte? Kein Tonarm, keine Abtastnadel? Richtig gehört! Zwei mit wiederaufladbaren Batterien ausgestattete Sendeeinheiten, die sogenannten „Remotes“ schicken ihre Positions-, bzw. Rotationsdaten per Funk an eine Empfangseinheit, welche dann entsprechende das DVS-System steuert. Wir haben das Produkt „auf Herz und Nieren“ getestet und sagen euch, ob Phase im DVS-Bereich alles „auf den Kopf stellt“ oder nicht.

Details

Lieferumfang

Die stylishe schwarze Phase-Box erinnert von der Aufmachung her ein wenig an Produkte von Apple. Die Empfängerstation hat die kompakten Maße von 25 x 124 x 77 mm (H x T x B) und macht mit seinem stabilen Kunststoff-Chassis, Alurahmen und vergoldeten Kontakten einen angenehm wertigen Eindruck. Passgenau sind die beiden Sendeeinheiten in den „Docks“ der Empfängerstation untergebracht. Durch einen praktischen Magnet-Mechanismus sind sie dort vor Herausfallen geschützt und docken zuverlässig an die Kontakte der Empfängerstation an. Die Remotes wirken trotz ihres geringen Gewichtes von nur jeweils wenigen Gramm erfreulich robust und sind auf ihrer Unterseite ebenso mit vergoldeten Kontakten versehen. Die Essential-Version wird mit zwei Remotes geliefert, während das Ultimate Paket mit gleich vier Sendeeinheiten daher kommt. Davon abgesehen ist der Lieferumfang beider Produkte identisch.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Remotes docken dank des praktischen Magnet-Mechanismus perfekt an die Kontakte der Phase-Empfu00e4ngerstation an!

Außerdem finde ich in dem Karton zwei hochwertige Cinchkabel zum Verbinden der Empfängerstation mit der DVS-Hardware und ein ebenso solides USB-Kabel. Mit diesem wird die Empfängerstation mit Spannung versorgt, per Software konfiguriert oder mit einer neuen Firmware ausgestattet, etc. Alle Kabel sind mit stylishen, eckigen Stecker bestückt und verfügen erfreulicherweise ebenso über vergoldete Kontakte.
Des Weiteren befinden sich im Lieferumfang noch vier Magnetaufkleber zum Fixieren der Sender auf den Schallplatten, ein Set mit regulären Aufklebern sowie ein deutschsprachiges Manual. Dieses erklärt in leicht verständlichen Worten, wie man Phase anschließt und in Betrieb nimmt. Der erste Eindruck ist wichtig und fällt erfreulicherweise positiv aus.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Sendeeinheiten von Phase sind magnetisch und mit vergoldeten Kontakten bestu00fcckt

Phase Konzept

Die Signalkette, mit der man bei DVS-Systemen arbeitet, basiert auf der analogen Übertragung der Timecode-Information der Timecode-Schallplatte als Audiosignal über Abtastnadel, Tonabnehmer, die Kontakte des SME-Bajonettverschlusses, die Plattenspieler-interne Verkabelung, die Cinch-Strippen sowie die Anschlüsse des Phono-Inputs der verwendeten DVS-Hardware (Audiointerface oder DVS-Mixer). Phase umgeht große Teile dieser analogen Signalkette und macht so u.a. den Tonabnehmer und den Tonarm überflüssig. Die Sensoren in den Sendern ermitteln die aktuellen Rotationsdaten bzw. Positionsinformationen und schicken diese per Funk an die Empfängereinheit. Das passiert laut Hersteller nahezu latenzfrei mit einer Auflösung von maximal 3200 Positionsdaten pro Sekunde.
Die Macher von Phase arbeiten dabei nach eigenen Angaben weder mit Wifi- noch Bluetooth Frequenzen, sondern haben dazu ein eigenes System zur Funkübertragung entwickelt, dessen Übertragungsfrequenz alle 10 Millisekunden wechseln soll. So möchte MWM verhindern das es zu Interferenzen, bzw. Störungen der Übertragung durch andere Funksignale, wie z.B. Wifi oder Funkmikrofonen kommen kann.
Die Empfängerstation erzeugt aus den Daten der Remotes Timecodesignale, welche mit den Cinch-Kabeln aus dem Lieferumfang an die DVS-Hardware (Audiointerface oder DVS-Mixer) weitergeleitet werden und interagiert nicht, wie von vielen Interessierten anfangs fälschlicherweise angenommen, via USB direkt in die Software. Verwendet werden im Gegensatz zu den Timecode-Vinyls die Line-Inputs und nicht die Phono-Eingänge der Hardware. Der Hersteller verspricht bei der Verwendung von Phase das gleiche Feeling wie bei regulären Vinylscheiben oder Timecode-Vinyl.

Inbetriebnahme

Aus Gründen der Transportsicherheit (Brandgefahr) sind die Akkus der Transmitter im ausgelieferten Zustand zunächst ungeladen. Zum Laden schließe ich die Empfangseinheit inklusive der in den beiden Docks sitzenden Remotes per USB an meinen Computer an. Anschließend leuchten alle LEDs der Empfängerstation sowie Sendeeinheiten einmal auf. Der erste Ladevorgang dauert circa zwei Stunden, wohingegen das nachfolgenden Wiederaufladen der Akkus in lediglich circa einer Stunde erledigt ist. Alternativ könnte ich die Remotes auch mit einem USB-Netzteil oder einem aktiven USB-Hub aufgeladen werden.
Laut Hersteller darf man Phase allerdings nicht per USB mit seinem DVS-Mixer verbinden, da dies das Gerät beschädigen könnte. Für den Test habe ich folgendes Setup verwendet: MacBook Pro mit 2,5 GHz Intel Core i5 Prozessor, 8 GB RAM und macOS Version 10.12.4. Serato DJ Pro Software, Version 2.1.2. Pioneer DJM-S9 Mixer 2 x Technics 1210 MKII Turntable

Die Phase Remotes werden mit leeren Akkus ausgeliefert und müssen zunächst für circa 2 Stunden geladen werden

Nachdem die Remotes vollständig geladen sind, besorge ich mir von der MWM-Website die Mac-Version der MWM Connect Software (Version 1.00.01). Der Installationsvorgang ist nach wenigen Augenblicken erledigt und nach dem obligatorischen Neustart des Computers verbinde ich die Phase-Empfängerstation via USB mit meinem Rechner. Im Anschluss starte ich erstmals die MWM Connect Software, die mich dann zunächst auffordert, einen MWM-Kundenaccount mit den üblichen Email- und Passwort-Informationen zu erstellen. Dem komme ich nach und nachdem auch die Verifizierung der Accountdaten per Email erledigt ist, kann die Konfiguration der Hardware endlich beginnen.
Ich logge mich also in mein brandneues Kundenkonto ein und die Software erkennt problemlos das Phase-Gerät und ordnet dieses meinem Account zu. Unter dem Punkt „DVS“ wähle ich nun den verwendeten „Timecode“. Hier habe ich die Auswahl zwischen Serato, Traktor, Rekordbox, Ms Pinky, edjing, sowie einer Custom-Option. Ich wähle Serato als Software aus anschließend die Geschwindigkeit der Control-Vinyls.
Das entsprechende Aufklappmenü offeriert mir 33 1/3, 45 sowie 78 RPM. Ich wähle die Geschwindigkeit 33 1/3 RPM. Im Menüpunkt „LED“ habe ich nun praktischerweise die Möglichkeit den Dock A und Dock B zugeordneten Remotes jeweils neun verschiedene Beleuchtungsfarben zuzuordnen. Meine Wahl fällt auf gelb für die Sendeeinheit im Dock A und lila das Remote im Dock B.

Fotostrecke: 3 Bilder Um Phase in Betrieb nehmen zu ku00f6nnen, muss man zunu00e4chst einen Kundenkonto erstellen

Ähnlich wie in den Systemeinstellungen eines Computers habe ich unter der Rubrik „Energysaver“ die Möglichkeit, die Zeiten für den Sleep Mode (Pausieren der Remote Funktion) und dem Shutdown (Vollständiges Ausschalten der Sendeeinheiten) bei Nichtbenutzung individuell zu konfigurieren. Das ist u.a. sehr wichtig, damit sich die Akkus der Remotes bei Pausen unnötig entleeren. Möglich sind hier Zeiten zwischen einer Minute und Unendlich (Off). Für den Schlafmodus wähle ich eine Zeit von 20 Minuten und den Shutdown eine Stunde.
Aus dem Schlaf „aufwecken“ lassen sich die Sendeeinheiten durch ein simples hin- und herbewegen, während man die Remotes nach dem vollständigen automatischen Abschalten zum Reaktivieren kurz in den jeweiligen Dock stecken muss. Beides funktionierte im Test ohne Beanstandungen. Bei vollständig geladenen Akkus soll die Betriebszeit der beiden Remotes laut Herstellerbei bei circa 10 Stunden liegen. Im Menüpunkt „Info“ der App finde ich die Informationen zur verwendeten Software-Version, der Seriennummer, sowie meine Account-infos.
Der „Soft Reset“ löscht alle in der App vorgenommen individuellen Einstellen und setzt diese in die Default-Einstellungen zurück. Mit dem „Hard Reset“ habe ich ebenfalls die Möglichkeit, die App in den Auslieferungszustand zurück zu setzten und außerdem die Hardware aus dem aus dem verwendeten Kundenkonto zu löschen. Das ist notwendig, wenn man sein Phase-Gerät wechselt oder dieses verkaufen möchte.
Eine der wichtigsten Aufgaben der MWM Control Software in Verbindung mit Phase ist die Überwachung der aktuellen Ladezustände der beiden Remotes. Diese werden entsprechend in Prozent angezeigt. Zusätzlich zur Angabe in Prozent wäre eine Zeitangabe der voraussichtlichen Restlaufzeit der Sender wünschenswert gewesen.

Um die Akkulaufzeit der Remotes bei z.B. Pausen zu optimieren, lassen sich in den Voreinstellungen von Phase die Zeiten für den „Sleep Mode“, sowie den „Shutdown“ einstellen

Startschwierigkeiten

Soweit die Theorie, nun aber zurück zur Praxis. Denn noch habe ich die Einheit nicht in Betrieb genommen. Mit den Cinch-Kabeln aus den Lieferumfang verbinde ich den Ausgang von Dock A mit dem Line-Input von Deck 1 meines DJM-S9 Mixers und entsprechend das Dock B mit dem Line-Eingang des Deck 2. Nun platziere ich zwei der vier Magnetsticker auf meine beiden Timecode-Vinylscheiben. Dabei ist zu beachten, dass die Klebestreifen der Magnetsticker nicht wiederverwendbar sind.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Sticker der Phase-Magnetstreifen sind nicht wiederverwendbar

Die Benutzung von Timecode-Vinyl ist bezüglich Phase allerdings nicht zwingend erforderlich. Hier kann man problemlos auch reguläre Schallplatten verwenden. Wie im Manual beschreiben, hole ich die Remotes aus den Docks und warte, bis die LED-Positionsmarker auf diesen sich nicht mehr bewegen. Das bedeutet, die Kalibrierung der Sender ist nun abgeschlossen und sie sind nun einsatzbereit. Nun setzte ich die Remotes auf die Sticker der Vinyl-Labels. Dank ihrer Einkerbung auf der Unterseite und des Magnet-Mechanismus rasten diese dann auch perfekt und wackelfrei ein. Eigentlich sollte Phase nun startklar sein.
Ich öffne Serato DJ Pro und wähle anstelle der Phono-Signale die Line-Inputs als Quelle. Doch nur ein Sender erzeugt ein perfekt kreisrundes Timecode-Signal. Die zweite Sendeeinheit bleibt zunächst „stumm“. Also vertausche ich erstmal die beiden Remotes in den Docks und ordne diese durch die „Pairing“ Funktion von Phase den jeweiligen Docks A und B neu zu. Dazu drücke ich die Setup-Tasten A & B der Sendeeinheit für länger als drei Sekunden. Sobald diese Tasten aufhören zu blinken sind die Remotes den jeweiligen Docks neu zugeordnet. Dennoch erzeugt die Sendeeinheit in Dock B keinen Timecode.
Nun versuche ich mein Glück per Soft-Reset in der MWM Connect Applikation. Auch das bleibt zunächst leider erfolglos. Anschließend trenne ich die Empfängerstation von ihrer USB-Versorgungsspannung. Auch durch diese Aktion bringt nicht das gewünschte Ergebnis. Nach diversen nervenden Versuchen und über einer Stunde Zeit schaffe ich es dann aber doch noch, das zweite Deck in Betrieb ans Laufen zu bekommen. Meine anschließende Netz-Recherche in den einschlägigen Foren und Kommentaren von Usern auf Social Media verrät mir dann schnell das diese und ähnliche Problematiken leider (noch) häufig auch bei anderen Nutzern vorkommen. Hier muss MWM dringend nachbessern.

Die Inbetriebnahme von Phase bereitete im Test leider noch Probleme
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Praxis

Performance & Timecodesignal

Wie vom Hersteller empfohlen, stelle ich meine beiden Decks in Serato DJ Pro auf „Relative Mode“, lade meinen Songs und endlich geht es los. Bei meinen ersten Mixing- und Scratching-Versuchen mit Phase bin ich wirklich mehr als angenehm überrascht. Genau wie von MWM angekündigt, werden die Bewegungen der Platten sehr direkt, akkurat und ohne eine spürbare Latenz aufbereitet.
Egal ob Backspins, Beatjuggles, schnelle und langsame Scratches, Serato DJ reagiert in Verbindung mit Phase im Test sehr direkt und steht in diesem Punkt den regulären Timecode-Vinyl-Schallplatten um nichts nach. Sogar die durch „Rub-Scratches“ feine Modulation der Sounds wird von Phase perfekt übertragen. Unser Testkandidat arbeitet diesbezüglich sogar noch genauer als die analoge Zeitinformation von Schallplatte. Denn egal wie schnell oder wie langsam ich die Schallplatte bei Phase bewege, wird mir im Serato-Setup stets ein kreisrundes Signal mit perfektem Pegel angezeigt.
Timecode-Vinyl ist hier insbesondere bei extrem langsamen Bewegungen der Platte im Nachteil, weil mit abnehmender Geschwindigkeit der Schallplatte auch automatisch die Spannung des im Tonabnehmer generierten (Timecode) Signals abnimmt. Bezüglich der vom Hersteller versprochenen sehr akkuraten und latenzfreien Übertragung der manuellen Bewegungen auf die Audiofiles in der jeweilig verwendeten DVS-Software hat MWM seine Versprechen definitiv gehalten. Hier geht der Scratch-Daumen definitiv nach oben!

Fotostrecke: 3 Bilder Phase DVS verkabelt
Audio Samples
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MWM Phase Low Speed Audio MWM Phase High Speed Audio

Reichweite & Störungssicherheit

Im Test konnte ich die Sender bis zu circa 6 Meter (Sichtkontakt) von der Empfängerstation entfernen, bevor der Funkkontakt abbrach. Mauerwerk konnte das Funksignal von Phase im Testlauf allerdings nicht durchdringen, aber das muss es im praktischen Einsatz in der Regel ja auch nicht. Die Reichweite der Funksignale von Phase geht also für den regulären DJ-Betrieb vollkommen in Ordnung. Um die Störungssicherheit auf die Probe zu stellen, habe ich u.a. meinem WLAN-Repeater direkt neben die Empfängerstation von Phase platziert. Und auch mein Testweise direkt auf die Phase-Box gelegte Mobiltelefon brachte unseren Testkandidaten nicht „aus der Ruhe“. So ist davon auszugehen das auch andere Funksignale sich nicht mit der kabellosen Übertragung von Phase „in die Quere“ kommen werden.Tipptopp!

Akkulaufzeit & Co

Während man die Akkus der Remotes, wie von MWM angegeben problemlos innerhalb einer Stunde vollständig aufgeladen bekommt, wurde bei der angegebenen Betriebszeit von 10 Stunden vom MWM leider übertrieben. Im Praxistest gingen beiden, zuvor vollständig geladenen Sendeeinheiten bereits nach circa fünf Stunden und fünfzig Minuten Dauerrotation „die Puste aus“. Das weniger als 60% der vom Hersteller versprochenen Betriebsdauer und daher definitiv ein Minuspunkt in der Bewertung.

Visuelles Feedback, Spaßfaktor & Alltagstauglichkeit

Sehr gut gefällt mir die Möglichkeit, die Farbe der LED-Positionsmarker der Sendeeinheiten mithilfe der MWM Connect Software vorab einstellen zu können. So gibt man seinem Phase-Setup „im Handumdrehen“ einen individuellen Touch und kann so u.a. außerdem nicht die Turntables verwechseln, welche den Remotes zugeordnet sind. Die LED-Positionsmarker der Sendeeinheiten leuchten erfreulich hell und unterstützen so visuell sehr effektiv u.a. Mix-Techniken wie Beatjuggles, oder Backspins. Die kabellose und Nadelfreie Arbeit mit Phase, erlaubt es u.a., die Schallplatte während der Performance vom Plattenspieler herunter zunehmen und „in der Luft“ zu scratchen, etc. Das ist möglich, weil die Sensoren ausschließlich Rotationsinformationen auswerten und der Plattenspieler dabei nur als „Drehunterlage“ fungiert.
Die Phase-Remotes funktionieren in vertikaler und horizontaler Position und sogar „über Kopf“. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes „Revolutionär“ und sorgt neben einer ganzen Palette von neuen, kreativen Möglichkeiten für einen extrem hohen Spaßfaktor. Das beweisen u.a. die zahlreichen, zum Teil sehr lustigen Phase DJ-Videos, welche seit dem Launch im World Wide Web kursieren.
Sehr durchdacht und Praxisgerecht finde ich die Tatsache, dass der von der Phase-Empfängerstation erzeugte Timecode die Line- und nicht die Phono-Eingänge der DVS-Hardware speisen. Denn so bleiben diese frei und man hat im Bedarfsfall die Möglichkeit, kurzfristig von der Steuerung mit Phase zu regulären Timecode-Vinyls zu wechseln.

Probleme, Kinderkrankheiten und Nachteile

Das Konzept von Phase ist zwar sehr durchdacht aber für mich ist es nicht verständlich warum ein Tool, für welches mindestens circa 300 € berappen muss, über keinen On/Off Switch verfügt. Stattdessen wird man vom Hersteller angewiesen für den Fall, dass man das Gerät ausschalten möchte, den USB-Stecker zu ziehen. Außerdem hätte ich mir eine alternative, hardwareseitige Anzeige des aktuellen Ladezustands der Remotes gewünscht. Im laufenden Betrieb immer wieder zu Überprüfung der Akkustände eine zusätzliche Applikation einblenden zu müssen, ist etwas lästig und stört den Workflow. Außerdem möchte man den durch Phase besetzten USB-Port vielleicht lieber für eine externe Festplatte oder andere Devices verwenden.

Fotostrecke: 2 Bilder Den aktuellen Ladezustand der Phase Remote-Akkus …

Während meines Praxistests trat leider immer wieder einmal folgende Schwierigkeit auf. Aus unerklärlichen Gründen wechselten die Decks automatisch vom Relative- in den Internal-Mode und ich musste diese manuell wieder umstellen. Nervig! Aktuell das größte Problem ist allerdings die (noch) fehlerhafte Pitch-Kalibrierung der Phase-Decks. Denn wenn die Plattenspieler-Pitchfader beide auf 0 % stehen, wird das Deck A mit einem Tempo zwischen + 1 und 1,5 % abgespielt, während Deck B mit einer Geschwindigkeit von – 0,2 und + 0,4 % wiedergegeben wird.

Als Hip-Hop DJ arbeite ich sehr viel mit zwei identischen Songs in den Decks und da ist so ein Fehler eigentlich ein „No-Go“. Auch hier verrät mir ein Blick ins Netz, das auch diese beiden Schwierigkeiten bei sehr vielen anderen Usern auftreten. Bei der Arbeit mit z.B. Traktor berichten zahlreiche Nutzer von ähnlichen Problemen. MWM hat bereits angekündigt, diese Probleme mit den kommenden Firmware-Updates beheben zu wollen. Bleibt zu hoffen, dass ihnen das auch gelingt und die Updates den Nutzern zeitnah zur Verfügung gestellt werden können.

Die Pitch-Kalibrierung von Phase bereit aktuell leider noch Probleme….
Audio Samples
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MWM Phase Problem Pitch Kalibrierung Audio
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Fazit

MWM hat mit Phase ein wahrlich innovatives Produkt geschaffen, das neue Wege geht und so DVS-DJs ganz neue kreative Möglichkeiten eröffnet. Viele der bisherigen „Sollbruchstellen“ bei der Arbeit mit DVS-Software und Tiemcode-Vinyl werden durch die neue Arbeit ohne Tonarm und Abtastnadel geschickt umgangen. Keine abgenutzte Abtastnadel, Störung in der analogen Signalkette. Kein einstreuender Körperschall oder eine springende Nadel, die den DJ-Workflow stört. Außerdem ist die direkte, akkurate und vor allen Dingen nahezu latenzfreie Übertragung der manuellen Mixing- und Scratching Bewegungen absolut vorbildlich. Die ganze Einheit ist sehr solide gebaut und die praktischen LED-Positionsmarker sind bei allen Aktionen wirklich sehr hilfreich.
Somit ist die „Revolution“ also perfekt, könnte man meinen? Nicht ganz! Denn Phase leidet leider noch unter vielen Kinderkrankheiten, wie Problemen bei der Inbetriebnahme, Schwierigkeiten mit den Abspielmoden innerhalb der DVS-Software und vor allen Dingen der (noch) fehlerhafte Pitch-Kalibrierung der Decks. All diese Probleme sollen laut Hersteller mit den kommenden Firmware-Updates ausgemerzt werden, welche (zum Testzeitpunkt) allerdings noch auf sich warten lassen. Ein weiterer Minuspunkt ist die relativ kurze Laufzeit der Remotes von nur circa knapp sechs Stunden. Besonders wegen (noch) vorhanden Probleme kann ich Phase für den professionellen Einsatz in Clubs und auf Bühnen leider noch nicht empfehlen. Für Aktionen im kleineren Rahmen ist das Produkt allerdings jetzt schon „good to go“.
Phase bietet einen hohen Spaßfaktor und viele neue kreative Optionen und hat allein schon deswegen eine Chance verdient. Ich empfehle allen DVS-DJs, Phase einmal anzutesten. Wer es allerdings mit dem Kauf nicht ganz so eilig hat, der sollte warten bis die Startschwierigkeiten softwareseitig behoben sind. Wer plant, Phase für längere DJ-Sets in Clubs oder auf Bühnen einzusetzen, dem empfehle ich aufgrund der relativ kurzen Akkulaufzeit, sich anstelle der Essential Variante gleich die Ultimate Version mit vier Remotes zuzulegen. Wenn auch noch mit Einschränkungen lässt sich dennoch sagen:
The Phase-Revolution is coming!

Pro:

  • innovatives Konzept sorgt für zahlreiche, neue kreative Optionen
  • hochwertige Kabel mit vergoldeten Steckern
  • sehr akkurate Übertragung der manuellen Mixing- und Scratching Bewegungen
  • solide Bauweise
  • extrem hoher Spaßfaktor
  • störungssichere Funkübertragung
  • latenzfreies Arbeiten
  • praktische und individuell konfigurierbare LED-Positionsmarker

Contra:

  • (noch) zahlreiche Kinderkrankheiten
  • relativ kurze Akkulaufzeit der Remotes
  • (noch) fehlerhafte Pitch-Kalibrierung der Decks
MWM Phase Essential & Phase Ultimate DVS Controller
Kommentieren
Profilbild von Frank S.

Frank S. sagt:

#1 - 24.07.2019 um 22:41 Uhr

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Generell ein guter Test. Die Hauptprobleme von Phase wurden hier in diplomatischer Art und Weise beschrieben. Ein Problem wurde meiner Meinung nach jedoch verkannt. Es wird zwei Mal erwähnt Phase übermittle Positionsdaten, das stimmt meiner Meinung nach nicht und führt zu dem bekannten Umschalten von Relative auf Internal Mode. Auch das bekannte Drift Problem lässt sich darauf zurückführen. Zur Erklärung: das Drift Problem führt dazu, dass sich eine 12 Uhr Position bei mehrmaligem Scratchen verschiebt und somit ein korrektes Scratchen nur mit Blick auf den Bildschirm möglich ist. Ich hab meine Phases übrigens zurückgeschickt, ich denke die sollen erstmal ihre Hausaufgaben machen und ein System präsentieren, das für den Live Betrieb taugt.

Profilbild von DJ CUT CAKE

DJ CUT CAKE sagt:

#2 - 02.03.2020 um 13:06 Uhr

0

Super Übersicht über Phase DJ. Ich wollte mal ein Update aus meiner Sicht schreiben, da ich auch zu den ersten Phase Nutzern gehörte und auch einer der Beta-Tester war. Phase hat ziemlich viele Kinderkrankheiten mittlerweile mit den Updates beseitigt. Da im Beta Test meine Box nicht mehr nutzbar war, haben sie mir umgehend ein Ultimate zugeschickt. Somit kann ich jetzt mittlerweile zu beiden Versionen etwas sagen. Meine klare Empfehlung lautet: Ultimate. Keine Gedanken mehr über Akku ausreichend geladen usw. Ist viel entspannter. Noch besser ist es, sich zwei Essentials zuzulegen, was viele meiner DJ Kollegen schon gemacht haben, somit hat man gleich ein Backup für gerade mal 100 Euro mehr.Wer Phase dauerhaft nutzt dem empfehle ich die Phase DJ Control Disc. Ich habe die mittlerweile en längeren Zeitraum und bin mega überzeugt, da sie 125 Gramm leichter ist und sich wie ne normale Vinyl anfühlt. Details dazu in meinem Video. Gibt auch en 15% Rabatt:https://youtu.be/_Bc2XCDyZpUDanke nochmals für den sehr gelungenen Überblick. Ich hoffe meine Erklärungen helfen bei der Kaufentscheidung weiter.Liebe Grüße DJ CUT CAKE

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