MOTU 828x Test

MOTU 828x im bonedo-Test: MOTU gehört zu den Platzhirschen unter den Herstellern von Audiointerfaces.

MOTU_828X_01_Aufmacher

Beispielsweise haben wir das Desktop-Interface Track16, das reisetaugliche Ultralite AVB sowie die etwas größeren Systemlösungen MOTU AVB 112d und 24Ao getestet. Unser heutiger Testkandidat kann zwar kein AVB, ist dafür aber mit reichlich Anschlüssen bei einem vergleichsweise moderaten Preis ausgestattet.

Details

Allgemeines

Das MOTU 828x arbeitet mit einer Audioauflösung von 24 Bit und 192 kHz. Aufgrund seiner Hybridkonstruktion, es ist mit USB-2.0- und Thunderbolt-Schnittstellen ausgestattet, funktioniert es mit Macs (ab OSX 10.6) und Windows-Rechnern (ab Vista bis Windows 10). Im Gegensatz zu den aktuellen AVB-Interfaces können beide Ports nicht gleichzeitig verwendet werden. Weitere Infos findet ihr in unseren Tests des MOTU Ultralite AVB und MOTU AVB 112d und 24Ao.

Fotostrecke: 2 Bilder Zwei Front-Ins inklusive Preamp …

In and Out

Beim 828X handelt es sich um eine aufgebohrte Variante des Vorgängers 828 mk2. Das Interface bietet 28 Ins und 30 Outs, die sich wie folgt aufteilen: 16 I/Os entfallen auf die beiden rückseitigen Lightpipe-Paare im ADAT-Betrieb bei 48 kHz. S/MUX-Betrieb mit bis zu 96 kHz bei halbierter Kanalzahl ist über die optischen I/Os genauso möglich wie optisches S/PDIF (TOSLink). Zusätzlich gibt es koaxialen S/PDIF-I/O auf RCA. Das macht 18 digitale Kanäle „rein und raus“ bei 44,1/48 kHz.

Digital wird geklotzt statt gekleckert!
Digital wird geklotzt statt gekleckert!

Dazu gesellen – ebenfalls auf der Rückseite – acht symmetrische, analoge Ein- und Ausgänge auf (6,3-mm-Stereoklinke) sowie ein zusätzlicher Stereo-XLR-Hauptausgang. Weiterhin existieren zwei frontseitige Combo-Buchsen (XLR/Klinke), was in der Summe zehn analoge Inputs ergibt. Mit dem zusätzlichen Stereo-Weg für beide Kopfhörer zählen wir ferner zwölf analoge Wege heraus. Wir rechnen nach: 18 digital + 10 analog = 28 hinein und 18 digital + 12 analog = 30 heraus. Stimmt. Bei 192 kHz sind nur die analogen Wege nutzbar und die DSP-Effekte nicht verfügbar.

Mehr auf der Rückseite

Neben dem Kaltgeräte-Anschluss für Strom und den USB/Thunderbolt-Ports befinden sich auf der Rückseite ein Wordclock-BNC-I/O, ein Timecode-I/O auf großer Klinke, ein Footswitch-Eingang und zwei symmetrische Sends (TRS) sowie ein MIDI-Duo.

Analog satt: Die rechte Seite der Rückseite beherbergt jede Menge Line-Outs und Ins auf TRS. Sends gibt es aber auch noch!
Analog satt: Die rechte Seite der Rückseite beherbergt jede Menge Line-Outs und Ins auf TRS. Sends gibt es aber auch noch!

Preamps mit Hardware und Sends 

Auf der Front fallen links zwei Combo-Buchsen für die Preamps auf. So lassen sich zwei Mikrofone anschließen oder zwei Instrumenten-Signale (High-Z). Die Anschlüsse sind verriegelbar und verfügen über eine individuelle -20dB-Pad-Schaltung (sexy Relais-Klackern inklusive) sowie getrennt aktivierbare 48-V-Phantomspeisung. Die Inputs lassen sich ferner für den Stereobetrieb linken und bieten 53 dB analoges Gain. Dieser kann mit zwei Push-Encodern auf der Front digital geregelt werden, wobei der Push-Befehl das Display auf die entsprechende Kanal-Ansicht holt um besonders präzise aussteuern zu können.

Combo-Buchsen, HP-Outs und viele Encoder: Die Front des MOTU 828X ist dicht bestückt.
Combo-Buchsen, HP-Outs und viele Encoder: Die Front des MOTU 828X ist dicht bestückt.
Das Gain lässt sich auch via Software konfigurieren. Dann kann außerdem ein Limiter  aktiviert werden, der Signale von bis zu +12 dB sicher und ohne digitale Verzerrungen abfängt. Ein Soft-Clip-Feature, lässt sich ebenfalls von der CueMix FX genannten Software hinzuschalten.
Als zusätzliches Schmankerl gibt es zwei analoge Sends auf der Rückseite. Hier kann das Preamp-Signal der Combo-Buchsen alternativ vor der Wandlung abgegriffen werden, um es einem anderen Input als Return wieder zuzuführen. So lassen sich unkompliziert Hardware-Kompressoren oder Ähnliches einbinden.

Zwei Kopfhörerausgänge

Dem aufmerksamen Betrachter werden die beiden frontseitigen Kopfhörerausgänge aufgefallen sein. Der obere erhält das gleiche Signal wie der Main-Out, besitzt also keinen eigenen Wandler. Der untere hingegen ist dank separaten Wandlers getrennt adressierbar. 

Monitor-Controller inklusive

Erwähnenswert sind auch die per Software verfügbare Monitor-Controller-Funktion. Am Gerät lässt sich so die Monitor-Lautstärke komfortabel regeln. Ferner kann ein Talkback- und Listen-back-Kanal definiert werden, um die Künstler-Kommunikation zu vereinfachen. Praktisch ist zudem der rückseitige Footswitch-Eingang, um Key-Commands aufzurufen.
Fotostrecke: 15 Bilder In der Channel-View lässt sich V-Limit, Soft-Clip und der Stereo-Link aktivieren.

Encoder für die Software 

Vier Push-Encoder übernehmen in Verbindung mit einem zweizeiligem Display die Steuerung des Interfaces, wobei alle diese Befehle auch aus der Software-Console heraus aufrufbar sind. In dieser finden wir neben einem 5-Band EQ, einen High- und Low-Cut sowie einen Kompressor und Leveler pro Kanal einen gemeinsamen per Send/Return adressierbaren Reverb. Alle Effekte werden auf dem internen DSP berechnet, sodass die CPU des Host-Rechners nicht belastet wird und keine nenneswerten Latenzen entstehen. Ideal fürs verzögerungsfreie Künstler-Monitoring.

Neben dem zweizeiligen Display gibt es auch noch ein umfangreiches LED-Pegel-Meter.
Neben dem zweizeiligen Display gibt es auch noch ein umfangreiches LED-Pegel-Meter.

Last but not least schließt sich rechts neben dem Display ein umfangreiches LED-Meter an, das zusätzlich die Pegel der analoge Ein- und Ausgänge, den S/PDIF, die Mic-Ins und den Main-Out visualisiert.

Verarbeitung und Lieferumfang

Das schwarze 19‟-Gehäuse aus Kunststoff und Metall ist einwandfrei verarbeitet. Neben dem Interface enthält der Karton ein paar Beipackzettel, ein gedrucktes englisches Handbuch, eine Treiber-CD inklusive AudioDesk-Software sowie ein USB- und Kaltgeräte-Kabel. Das Thunderbolt-Kabel muss man wie üblich separat erwerben. Online findet ihr die englischen PDF-Handbücher für den Mac hier und für Windows hier.

Fotostrecke: 2 Bilder Seitliche Lüftungsschlitze sorgen für eine gute Ventilation.

Praxis

Treiber und Performance

Die Installation der Treiber verläuft ohne Probleme. Auch die Performance des Interfaces ist gut. Erwartungsgemäß lieferte der Thunderbolt-Port kürzere Latenzen als der USB-Anschluss, wobei die Unterschiede sehr gering sind. Im Folgenden die Latenzwerte unter Ableton Live bei 44,1 kHz. 

Fotostrecke: 12 Bilder Die USB-Latenz mit 32 Samples bei 44,1 kHz in Ableton Live.

Der USB-Anschluss hat Vorrang vor Thunderbolt, so dass man den USB-Anschluss durchaus auch als „Gästekabel“ für die Kundschaft und deren Laptop bereit halten kann. Thunderbolt funktioniert auch mit älteren Anschlüssen (TB1), sogar mit dem Mini-Display-Port meines alten MacBook Airs. Ebenfalls schön: Das Interface kann stand-alone verwendet werden. 

CueMix FX 

Zu jedem guten Interface gehört ein Software-Mischpult mit dem alle Einstellungen komfortabel am Rechner vorgenommen werden können. Die mitgelieferte Software namens CueMix FX sieht zwar nicht mehr ganz taufrisch aus, lässt sich aber einfach bedienen. Und mit bis zu acht Bussen für Stereo-Submixe steht selbst komplexesten Monitoring-Situationen nichts im Wege. 
Die umfangreichen integrierten Effekte sind fürs Künstler-Monitoring ein echter Segen. Vor allem der integrierte EQ ist extrem detailliert und klingt neutral. Trotzdem würde ich ihn nicht mit aufnehmen, um alle Optionen bis zum Schluss offen zu halten. Das Gleiche gilt für die Preamp-Funktionen Soft-Clip und V-Limit, denn die Vorverstärker sind rauscharm genug, um ausreichend konservativ pegeln zu können.

CueMix FX ist sehr umfangreich ausgestattet. Die GUI ist nur vielleicht etwas zu verspielt und klein.
CueMix FX ist sehr umfangreich ausgestattet. Die GUI ist nur vielleicht etwas zu verspielt und klein.

Klang

Die Preamps des MOTU klingen neutral und fangen den Charakter meiner Test-Mics färbungsfrei ein. Der Bass wurde via DI aufgenommen und klingt trocken. Im Gegensatz zum MOTU Ultralite AVB können die Mic-Preamps allerdings nicht parallel zu den Instrumenten-Eingängen genutzt werden, sodass man umstecken muss. 

Audio Samples
0:00
Acoustic Stereo – R: BPM CR-73 / L: SM57 Acoustic Mono – BPM CR-73 Acoustic Mono – Shure SM57 Bass – DI

Die Wandler lösen fein auf. Im Vergleich zu meinem RME UFX empfand ich die Höhen offener und dabei trotzdem gleichzeitig nicht so scharf. Die Bässe empfand ich beim MOTU subtil auch nicht ganz so tief und knackig. Die MOTU-Wandler klingen dadurch für mich immer etwas weicher und damit musikalischer. Wir reden hier über Nuancen, die nur im harten D/A-A/B-Vergleich (Mac Aggregate Device) auffallen.

Usability

Durch die zahlreichen Hardware-Bedienelemente wird die Bedienung sehr intuitiv. Im Gegensatz zu anderen Interfaces muss man sich nicht durch Menüs hangeln, sondern hat die wichtigsten Funktionen unmittelbar an der Hand, beispielsweise die Gains und Kopfhörer- bzw. Monitor-Lautstärken. Selbst als RME-Nutzer muss ich das neidlos eingestehen. 
Schade ist allerdings, dass der primäre Kopfhörer-Ausgang nur gemeinsam mit dem XLR-Main-Out regelbar ist. Toll wäre zudem, wenn man zwischen zwei Monitorpaaren umschalten könnte. 

Fazit

Das MOTU 828x ist ein umfangreich ausgestattetes Audiointerface, das sowohl über USB als auch Thunderbolt kommuniziert. Mit den beiden sehr gut ausgestatteten und tadellos klingenden Preamps lassen sich umkompliziert Aufnahmen auf hohem Niveau realisieren. Zusätzlich bieten die DSP-Effekte reichlich Hilfe beim Monitoring. Auch die Hardware-Bedienelemente, das Display inklusive dem zusätzlichen LED-Meter sowie die Monitor-Controller-Fähigkeiten machen sich schnell bezahlt. Gemessen an den vielen Möglichkeiten und der hochwertigen Verarbeitung ist der Preis des Interfaces mehr als nur angemessen.

Pro
  • umfangreiche Ein- und Ausgänge
  • zwei gute, neutrale Preamps
  • Thunderbolt und USB
  • reichlich DSP-Effekte
  • günstiger Preis
Contra
  • HP1 und Main Out nur gleichzeitig regelbar
  • fehlende A/B-Speaker-Unterstützung
MOTU_828X_01_Aufmacher
FEATUERES
  • Hybrid Audiointerface
  • Thunderbolt und USB 2.0
  • 24 Bit / 192 kHz
  • integrierter DSP für EQ, Kompressor und Reverb
  • CueMix-Konsole
  • 2 XLR/Klinke 6,3 mm Mic-/Gitarren-Eingänge mit integriertem Hardware-Limiter
  • 48-V-Phantomspeisung
  • 8 symmetrische Line Ein- und Ausgänge
  • 2 XLR-Main-Ausgänge
  • 2 Sends
  • 2 ADAT
  • koaxialer S/PDIF (24 Bit / 96 kHz)
  • MIDI-I/O
  • Word-Clock-I/O
  • 2 Kopfhörer-Ausgänge
  • Win Vista/7/8/Win 10 sowie OSX 10.6 oder höher
  • Format: 19″ / 1 HE
  • inkl. Software CueMix FX, Motu SMPTE Console, AudioDesk (nur MAC)
Preis
  • EUR 1020,- (UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • umfangreiche Ein- und Ausgänge
  • zwei gute, neutrale Preamps
  • Thunderbolt und USB
  • reichlich DSP-Effekte
  • günstiger Preis
Contra
  • HP1 und Main Out nur gleichzeitig regelbar
  • fehlende A/B-Speaker-Unterstützung
Artikelbild
MOTU 828x Test
Für 959,00€ bei
Hot or Not
?
MOTU_828X_01_Aufmacher Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!
  • Watch THIS if you use analog gear! Everything you need to know about the Freqport FreqInOut FO1