Mixing-Fehler 6-10

Fehler 8: Verdeckte Details

Fotostrecke: 2 Bilder Hier seht ihr, wie detailliert Greg Kurstin bei seinem Mix von Lily Allen’s “The Fear” den Gesangspegel automatisiert hat. So etwas ist eure Referenz!

Zuhause mischende Musiker präsentieren ihr Material in den seltensten Fällen im besten Licht. Sogar in Fällen, wo der Klang einer Mischung nicht matschig ist, und Send-Effekte gekonnt eingesetzt werden  – einfach weil sie die Aufmerksamkeit des Zuhörers nicht aktiv zu hervorstechenden Aspekten einzelner Abschnitte hinführen. Klar, die Bassspur mag größtenteils unspektakulär sein, aber das heißt nicht, dass man den Fader nicht für das kleine Fill mal hochschieben kann, wenn zu der Zeit nichts spannenderes Im Arrangement passiert. Jede – und alle – Parts können von mikroskopischen Faderfahrten profitieren, aber wohl kaum eine Spur mehr als die Lead-Vocals: Das Herausarbeiten der Details kann hier für den Zuhörer den Unterschied zwischen Verstehen oder Nichtverstehen des Textes bedeuten. Nun gibt es ein paar nützliche Tricks, um den Fokus auf all diese herrlichen kleinen Details zu bekommen:

• Ob der wichtigste Part des Mixes ein Lead-Vocal ist, ein Instrumentalsolo oder ein anderer Hook – eine relativ unwichtige lange gehaltene Note oder eine Lücke zwischen Parts gibt es immer mal. Wenn euch so etwas auffällt, schaut mal im Rest der Backing-Tracks, ob es irgend etwas anderes gäbe, was man kurz aufblitzen lassen könnte, um so willkommene Abwechslung zu schaffen.
• Probiert es, Backing-Parts unter der Hauptgesangslinie leiser zu machen, um die Feinheiten einer Gesangsdarbietung ohne den Umweg über extreme Kompression herauszuarbeiten.
• Unter Profis ist es eine Standardprozedur, den Pegel des Lead-Gesangs behutsam zu automatisieren, um die Verständlichkeit des Textes zu maximieren. Also vergesst nicht, dieser Aufgabe genug Zeit einzuräumen. Wenn ihr schon dabei seid, probiert mal, die Enden einiger Noten hochzufaden – ihr werdet überrascht sein, wie oft diese kleine charakteristische „Bits“ versteckter Phrasierung enthalten, die eine Performance viel emotionaler wirken lassen können.
Beispielmixe: Wenn jemand detailierte Automation behutsam einsetzt, ist es normaler Weise schwer zu hören, was genau passiert – mit anderen Worten: ihr solltet nicht deutlich hören können, wie Fader rauf- und runtergeschoben werden, wenn der Tonmann weiß, was er tut! Was ihr stattdessen bemerken solltet, ist, dass die Musik leichter nachvollziehbar ist und man kontinuierlich immer mehr rein kommt, etwas das in den Mixen 20, 31 und 63 am deutlichsten hervortritt, die auch alle auf meiner engeren Auswahlliste sind. Aber ehrlich gesagt hat keine der Einsendungen hier wirklich geglänzt, was mir als Bestätigung dient, wie sehr die Wichtigkeit dieser “Micro-Level-Automation” unterschätzt wird.

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Profilbild von Flitzefinger1

Flitzefinger1 sagt:

#1 - 27.09.2011 um 22:33 Uhr

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Sehr gut verständlich. Sehr überrascht war ich über der Fadereinstellung des Lead Gesangs. Ich habs doch schon immer so gemacht intuitiv, es ist also schon immer richtig gewesen. Das gilt auch für die Kompression im Endbus, im Verhältnis zum Mastering. Aufbau und Strophe, ganz klar das muss erst stimmen, das wird fast immer falsch komponiert. Sehr schönes Review, vielen Dank dafür, ich komponiere fast nur Guitarsolotracks das impliziert fast die gleiche Vorgehensweise,aber
das kann ich alles einfließen lassen. Und diese Infos hier für lau, suuuuuuuuuuper!
Übrigends Wet,wet,wet hatte einen gnadenlosen
Supersound!

Profilbild von falconi

falconi sagt:

#2 - 14.08.2012 um 02:06 Uhr

0

Sehr guter, umfassender Artikel, sucher enorm viel Aufwand und Arbeit. Sehr gelungene Übersetzung. Danke.

Profilbild von Ralf Beck

Ralf Beck sagt:

#3 - 03.07.2023 um 10:22 Uhr

0

Und was für ein 11-Band EQ wird dort oben abgebildet?

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