MasterSounds Radius Two VALVE Test

Mit dem Radius Two Valve stellt MasterSounds uns einen neuen Boutique-Rotary-Mixer vor. Das Produkt entspringt einer Kooperation mit Union Audio, respektive der Firma des ehemaligen Allen&Heath-Xone-Masterminds Andy Rigby-Jones. Er hat auch das Pult PLAYdifferently Model 1 zusammen mit Richie Hawtin entwickelt.

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Zum Produktportfolio der Firma Mastersound zählen neben den Rotary-Mischpulten Radius 4 / 4V und Radius 2 das Fader-Pult Linear 4V, auch das Effektgerät „FX“ sowie diverse Turntable-Tools, darunter Flipmats, Gewichte oder auch das Iso-System TRBxM für Plattenspieler. Und eben mein heutiger Testkandidat, der Radius Two Valve, für den 1495,– Britische Pfund zu entrichten sind und der im Gegenzug hochwertige Komponenten mitbringt und einen klaren, dynamischen Analog-Röhrensound verspricht …

Details

Das ist schon ein schickes Mischpult, das sich hier aus dem Karton schält. Wir haben das mattschwarze Modell zum Test bekommen. Es dürfte wohl bald auch eine silberne Ausgabe analog zum Rest der Serie geben. Der Rotary-Mixer beeindruckt mit stattlichen 20 Knobs in drei Größen auf der Bedienoberfläche, er ist sauber lackiert, akkurat gefertigt und die Schriften sind ebenfalls gut abzulesen. Das Pult wiegt smarte 3,3 kg und misst 230 x 282 x 84 mm. Verarbeitung, erster Eindruck und Trockenlauf über die Bedienelemente geben keinen Anlass zur Kritik. 

Fotostrecke: 2 Bilder Raus aus dem Karton

Backpanel

Zum Anschluss von Turntables und Line-Zuspielern sind für Kanal 1 und 2 je ein separates Pärchen vergoldeter Cinchbuchsen nebst griffiger Rändelschraube für die Plattenspieler-Massekabel auszumachen. Ein Mikrofonanschluss wurde dem Mischer leider nicht zuteil. Darin unterscheidet er sich von seinen vierkanaligen Geschwistern. Ferner findet sich am Backpanel ein Aux-Weg für Effektgeräte mit speziellem Schaltungsdesign (Insert-Option) für die Benutzung des Effektgeräts MasterSound FX aus gleichem Hause, das hier getestet wurde.
Für die Beschallungsanlage stehen XLR und symmetrische Klinke bereit. Ein „geklonter“ Cinch-Master ist nicht an Bord – muss auch nicht. Allerdings verbaut Union Audio einen Record-Out zum Aufzeichnen/Abgreifen des Summensignals unabhängig von der tatsächlichen Ausgabelautstärke. Da das Pult kein integriertes Audiointerface hat, das die Performance mitschneiden könnte, kann man hier einfach seinen mobilen Rekorder andocken, beispielsweise ein Reloop Tape oder auch ein Smartphone mit passender App.
Bestromt wird der Radius Two Valve mit einem externen 18V/1A-Netzteil, folglich sind hinten noch die entsprechende Buchse nebst Zugentlastung und ein Einschaltknopf vorzufinden. Vorn ist lediglich der Kopfhörerausgang auszumachen.

Fotostrecke: 2 Bilder Das hintere Anschlussfeld des MasterSounds Radius Two Valve

Radius mit V oder ohne V?

Das V in den teils verwendeten Produktbezeichnungen der Mischpulte von MasterSounds steht für „Valve“, also Röhrenverstärkung. Hier weicht die Ausstattung der beiden “Zweikanäler” voneinander ab. Doch das ist nicht der einzige Unterschied zum “Radius 2“. Denn wo dieser im Channel-Strip auf ein Hochpassfilter statt EQ setzt, hat das Doppeltrioden-Röhren-Modell einen Dreiband-EQ anzubieten. Auch gibt es beim Valve-Modell ampelfarbcodierte Channelmeter und hier und da ein paar weitere Unterschiede, wodurch das Gerät in der Summe etwas schwerer und größer ausfällt als der kleine Bruder (230 x 190 x 84mm @ 2,5 Kilo.) 

Kanalausstattung

Zur Kanalausstattung gehören die obligatorische Eingangspegelregelung mit im Line-Modus rot beleuchtetem Eingangswahlschalter für externe Zuspieler, ein Pre- oder Post-Fader umschaltbarer Aux-Send sowie die drei Regler zur Klangformung (Hi, Mid, Low). Hier hätte dem Radius 2V ein zusätzliches Filter gut zu Gesicht gestanden. Darunter schicken bei Aktivierung rot beleuchtete Cue-Schalter das Signal auf den Kopfhörerbus. Durch die Abluft-Ausfräsungen am Kanal lässt zudem eine zart rote Grundbeleuchtung einen dezenten Blick auf die Röhren zu. 

MasterSounds Radius Two Valve, diesmal mit Dreiband-Klangregelung
MasterSounds Radius Two Valve, diesmal mit Dreiband-Klangregelung

Etwas filigraner Natur ist der der Crossfader-Zuweisungsschalter. Das kennen wir so auch von den Allen&Heath-Pulten wie beispielsweise dem hier von mir getesteten Xone:96. Mit diesen Schaltern kann man die Kanäle nicht nur auf die linke und rechte Crossfader-Seite adressieren, sondern auch vom Überblendregler ausschließen. Es folgt besagtes, zehnschrittiges Pegelmeter, skaliert von -25 bis +9 dB plus Peak-LED.
Letztes Glied in der Kette sind die mächtigen hochwertigen ALPS-Level-Knobs. Sie sind satte 30 mm im Durchmesser groß und ungemein griffig. Unnötig zu erwähnen, dass die ALPS-Pots auf Metallstiften sitzen und nicht auf irgendwelchem dauerbruchgefährdeten Kunststoff. 

Fotostrecke: 2 Bilder MasterSounds Radius 2V Crossfader-Zuweisungsschalter

Rechte Seite

Was man eher selten im Kosmos der Rotary-Mischpulte antrifft, ist ein Crossfader. Einige Hersteller lassen ihn ganz weg, andere hingegen nutzen einen Überblend-Drehregler wie beispielsweise der Rane 2015 aus eben diesem Jahr. Union Audio verbaut analog zu den Xones einen amtlichen Crossfader von Penny & Giles, der mit einer Kontursteuerung bedacht wurde.
Um den Klang des Summensignals respektive des Mixsignals kümmert sich der Master-Isolator auf der rechten Seite. Darüber springen einem die beiden gelb beleuchtetet VU-Meter ins Auge. Entsprechend der rückseitigen Ausgabebuchsen hat der Radius Two Valve auch separate Master- und Booth-Lautstärkeregler an Bord, damit man Monitorboxen und Hauptanlage getrennt anfahren kann.
Eine frontale 6,3-mm-Klinkenbuchse dient zum Anschluss des Kopfhörers. Und der kann hier richtig laut werden. Neben der Pegelregelung wartet diese Sektion mit einer Split-Schaltung und einem dedizierten Add-Mix-Regler für den Kopfhörermix auf, der beim Radius 2 “Standardmodell” übrigens nicht dabei ist. 

Praxis

Im Praxistest kommen neben dem Radius 2V meine Vestax-PDX2300-Turntables mit Ortofon-Concorde-Systemen sowie die CDX-Player aus gleichem Hause und ein Pioneer EFX-500 als Effektor zum Einsatz. Das Handling des „Discomischers“ ist straight-forward und lässt keine Fragen offen. Das Layout ist aufgeräumt und bietet genug Arbeitsraum, lediglich zwischen den EQs ist es enger als beispielsweise bei einem DJM-Mischer. Die Bedienung ist dennoch eine Freude, denn die hochwertigen ALSP-Pots drehen geschmeidig und der Penny&Giles-Fader fasst sich gut an.

Fotostrecke: 3 Bilder Radius 2V im Test Setup

Als Rotary-Mixer ist der Radius Two Valve mit seinen ECC-82-Doppel-Trioden-Röhren, den MUSES-Verstärkern und der im Vergleich zum Ursprungsmodell neu entwickelten RIAA-Stufe und JFET-Vorverstärkern ein echtes Prachtstück für Sound-Liebhaber. Der Hersteller gibt an, dass basierend auf dem Schaltungsdesign nicht mit einer Auswechslung der Röhren über die Nutzungszeit des Mixers zu rechnen ist.
Die Equalizer der beiden Hauptkanäle arbeiten mit einer maximalen Absenkung von 20 dB und einem musikalischen Boost von + 6 dB. Der LowQ operiert bei 100 Hz. Der MidQ setzt bei 1 kHz an. Der HiQ arbeitet um 5 kHz. Wie sich die EQs anhören, sollen die nachfolgenden Audiobeispiele verdeutlichen. Ob man im Track ein paar silbrige Höhen addieren, den Sub noch ein bissl mehr kitzeln oder beim Übergang zweier Titel den Bassbereich etwas wegdrücken oder Nuancen zweier Tracks in the Mix oder beim Übergang mischen möchte: das lässt sich hier prima bewerkstelligen. Auch schnelle Cuts machen die Pots gut mit.

Audio Samples
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Channel EQs HiQ Cut/Boost Channel EQs MidQ Cut/Boost Channel EQs LowQ Cut/Boost Channel EQs Single EQs

Die VU-Meter zeigen dabei den Signalpegel des Mixbus an. Bei Aktivierung eines Cue-Schalters am Kanal hingegen den Cue-Pegel. Interessant auch: Kommt es im Mix zu einer Übersteuerung, müsst ihr euch nicht nur auf eure Ohren verlassen, sondern könnt dies ebenfalls am VU-Meter sehen, denn es leuchtet ab +6 dB blutrot statt gelb. Mixhilfe und optischer Effekt gleichermaßen.

Fotostrecke: 4 Bilder VU-Meter in Gelb…

Master Isolator

Für das Finetuning des Ausgangsignal hat man als DJ beim Radius 2V noch einmal den Master Isolator (12 dB/Oktave-Filter) zur Verfügung, sprich drei Frequenzbänder mit denen sich das Klangbild des Summensignal auf den Punkt mischen lässt. Hier lässt sich dann mit satten 12 dB Boost operieren, respektive jedes einzelne Band komplett auslöschen.
Die Crossover-Frequenzen liegen bei 350 Hz und 3.5 kHz. Und auch beim Radius Two Valve muss ich wieder feststellen, dass sich der Mixer als höchst übersteuerungsfest erweist, selbst mit sattem Gain für die Plattenspieler und Spitzenausschlag der zugehörigen LED-Kette und dazu noch etwas Master-Isolator-Boost, damit die VU-Anzeige auch schön in den roten Bereich ausschlägt.

Audio Samples
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Master-EQs Low Mid Hi Cut/Boost Master-EQs Single EQs Cut/Boost Master-EQs ISO-Cut

Was die FX-Schleife angeht, muss man zwischen einem Master-Insert-fähigen Produkt wie dem Mastersound-Multi-Effektgerät oder einem „Standard-Effekt“ wie beispielsweise dem Pioneer EFX-500, das in diesem Szenario zum Zug kam, differenzieren und die Schaltung am Mischpult entsprechend einstellen. Bedeutet für das Pioneer-Gerät, dass der Insert deaktiviert ist und mittels Aux-Bus gearbeitet wird. Via Pre/Post-Schalter lässt sich festlegen, ob das FX-Signal auch in den Mixbus geschickt wird, wenn der „Fader“ respektive die Pots unten bleiben.
Perfekt abgestimmt auf die MasterSounds-Mischpulte ist allerdings das FX-Gerät des Herstellers selbst. Denn dieses erlaubt, die „obere“ Haupt-Effektsektion via Kanal-Send zu beschicken und obendrein noch ein Multimode-Filter als Insert anzuwenden, welches folglich den kompletten Master-Mix betrifft. Eine überlegenswerte Investition, wenn man einen der schmucken Rotary-Mixer zu kaufen gedenkt. 

Fazit

Der Radius Two Valve (2V) ist wirklich ein gelungener analoger DJ-Mixer für klangverliebte Protagonisten, die nicht mehr als zwei Kanäle zum Mischen ihrer Tracks benötigen und auf Rotary-Bedienung schwören. Channel-EQs und Master-Isolator sind in dieser Klasse gesetzt. Geheckspoilert wird das Ganze durch die integrierte Valve-Verstärkung in Form von zwei Doppeltrioden-Röhren, die nicht nur einem Turntable-Signal, sondern auch digitalen Klängen zu mehr analoger Wärme verhelfen. Mit der speziell für das MasterSounds FX ausgelegten Effektschleife mit Send/Return und Master-Insert holt man sich weitere Klangbearbeitungsmöglichkeiten ins Setup.
Das Mixen mit dem Radius 2V macht einfach Laune, denn das Bedienkonzept und das Layout sind gelungen. Der Mixer fühlt sich enorm gut an und er klingt auch einfach gut. Ganz gleich, ob man eher puristisch minimalistisch veranlagt ist oder ein notorischer Dauerschrauber. Wer sich nicht mit einem Hochpassfilter wie beim Radius 2 Standard “zufriedengeben” möchte, keine Mikrofonanschlüsse benötigt und auf die Kanäle 3 und 4 des „4V“ gern verzichten kann (zumal man auch noch knapp 500 Pfund spart), ist hier entsprechend gut aufgehoben. Ein Schnäppchen ist der handgefertigte Mischer mit 1495 Pfund Sterling allerdings nicht. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hochwertige Komponenten und Verarbeitung
  • weicher, warmer Klang
  • Layout und Workflow
  • lauter Kopfhörerausgang
  • Insert- und Send/Return-FX
  • professionelle Anschlussmöglichkeiten
  • VU-Meter leuchten bei Übersteuerung rot
  • satter Master-Isolator
Contra
  • kein Kanalfilter
  • keine Mikrofonsektion
Artikelbild
MasterSounds Radius Two VALVE Test
Top Sound, Top Quality: MasterSounds Radius Two Valve
Top Sound, Top Quality: MasterSounds Radius Two Valve
TECHNISCHE SPEZIFIKATIONEN:
  • Farben: schwarz
  • Abmessungen: 23 cm x 28 cm x 8 cm (Länge x Tiefe x Höhe)
  • Gewicht: 3,3 kg
  • externes Netzteil: Universal 90V – Z65V AC 50/60H2 18- 1B-19V 30W Max
  • interne Stromversorgung: +/-18V DC
  • Eigenrauschen: -97 dBu 20 Hz – 20 kHz
  • Mixrauschen bei 0 dB Eingang am Mix Out:
  • Klirrfaktor (THD+N): 0,008% Line IN to Mix OUT 0 dBu
  • Dynamikumfang: > 116 dB
  • maximaler Signalpegel: +27 dBu
  • Frequenzgang: 10 Hz – 50 kHz +0/-1dB, 10 Hz – 80 kHz +0/-3 dB
  • Kopfhörerausgang: 800 mW RMS an 32 Ohm
  • Master EQ/Isolator Cut/Boost: off bis +12 dB
  • Master EQ/Isolator Crossover Frequenzen: 350 Hz und 3,5 kHz
  • RIAA Präzision: innerhalb von 0,25 dB bei 40 Hz – 20 kHz
  • Preis: 1.495,– GBP
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