Image-Line FL Studio 10 (Producer Edition) Test

FAZIT

Die gute Nachricht: Freiwillig möchte ich Fruity Loops nie wieder von meiner Festplatte entfernen. Offen gestanden – und das sag ich jetzt nur Ihnen, geschätzter Leser, da ich an dieser Stelle sehr emotional und entsprechend unsachlich werde – ich hatte während des Tests unablässig massive teenagerhafte Anflüge von hemmungslosem Spieltrieb und Entdecker-Romantik: Ein zeitverlorenes Glücksgefühl machte sich bei der Arbeit breit, irgendwo zwischen der Befindlichkeit wie, wenn man zu einer Marsmission aufbricht oder seiner Jugendliebe zum ersten Mal den BH öffnen darf. Die Software ist schlicht und ergreifend eine kreative Welt für sich. Eine, die ein bisschen nach Nebelfuid und Teenagerschweiß riecht und an jeder Stelle nerdige Allmacht-Fantasien weckt. Ich kenne keine DAW, die sich so unverblümt verspielt präsentiert wie FL Studio und entsprechend auch spielerisch Ergebnisse liefert. Der Teufel steckt jedoch wie so oft im Detail: So knuffig die Software auf den ersten Blick scheint, ist sie nämlich keineswegs. Das Gegenteil ist der Fall: Keine der gängigen DAWs setzt dem Benutzer vom Start weg eine derartige Parametertiefe vor die Nase wie FL Studio. Am Nächsten kommt hier noch Ableton Live – auch aufgrund des prinzipiell ähnlichen Clip/Arrangement-Prinzips. Gänzlich unterschiedlich sind die beiden Programme dann aber in der gesamten Bedienoberfläche und dem grundsätzlichen Denkansatz, der dahinter steckt.
Die schlechte Nachricht: Fruity Loops 10 wäre so ziemlich meine letzte Wahl, wenn es darum geht, eine elfköpfige Funk-Combo aufzunehmen und zu mischen. Auch für die Produktion eines Hörspiels, die Filmnachvertonung oder um ein Jazz-Arrangement zu skizzieren – eigentlich Brot und Butter Aufgaben einer modernen DAW – fallen mir auf Anhieb ein halbes Dutzend Programme ein, mit denen sich solche Jobs entschieden souveräner bewerkstelligen lassen. FL Studio liebt oder hasst man. Wer eine stromlinienförmige DAW für die zielgerichtete und konsistente Durchführung täglicher Audioproduktion sucht, ist hier weitgehend falsch. Produzenten, die Tracks gerne „frickeln“ und ihre Inspiration auch aus der Interaktion mit der Software selber gewinnen, öffnet sich mit FL Studio die Pforten in ein voll ausgestattetes Studio-Wunderland. Da FL an unzähligen Stellen förmlich danach ruft, dass man mit ihm Dancefloor-taugliche Tracks zaubert, empfiehlt es sich dank VST- und Rewire-Integration auch als spezialisiertes Über-Plugin in einer ansonsten eher nüchternen DAW-Umgebung.
Der Producer-Edition muss man in Anbetracht von unter zweihundert Euro Investitionssumme ein hervorragendes Preis-Leistungsverhältnisses attestieren. Von allen kleineren Versionen würde ich an dieser Stelle einfach mal abraten, denn mit der Producer-Edition erhält der Käufer ein wirklich voll ausgestattetes Package, mit dem sich problemlos (das nötige Talent, Ohr und Eifer bei der Einarbeitung vorausgesetzt) veröffentlichungsfertige Tracks erstellen lassen. Dass es für Image-Line bei der Punktevergabe weit nach vorne geht, verwundert letztlich nicht, denn in der Summe ist FL Studio einfach ein tolles Programm.

FL10_AllBoxesStacked
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sehr eigenständiges Konzept
  • Mächtiger Funktionsumfang
  • Hohe Flexibilität
  • Clip-Spuren
  • Audioqualität
  • Geschwindigkeit und Leistung
  • Lebenslanges Update-Recht
  • Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • Intensive Einarbeitung unumgänglich
  • Benutzerführung nicht immer konsistent
  • GUI stellenweise sehr klein
Artikelbild
Image-Line FL Studio 10 (Producer Edition) Test
Für 239,00€ bei
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FL10_AllBoxesStacked Bild

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von Numinos

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