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Gretsch Electromatic G5420T Update 2016 Test

Gretsch zählt definitiv zu den großen Urgesteinen der Gitarrenmanufaktur und den ersten Herstellern von E-Gitarren überhaupt. Gegründet von dem Mannheimer Friedrich Gretsch, der Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika auswanderte, stellte die Firma bereits 1939 mit Synchromatic und Electromatic zwei E-Gitarrenlinien her. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Gretsch zu einer starken Konkurrenz für Fender und Gibson, auch aufgrund bekannter Endorser wie Chet Atkins und später auch George Harrison. Mittlerweile finden sich unzählige Promis unter den Gretsch-Usern, zu denen Malcolm Young (Ex-AC/DC), Martin Gore (Depeche Mode) oder Neil Young gehören, um nur einige zu nennen.

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Aktuell teilt sich das Gretsch-Produktportfolio in die günstigere Streamliner-Serie, die Professional-Line, die Customshop- und die mittelpreisige Electromatic-Serie. Die Instrumente der letztgenannten Produktlinie werden in Korea hergestellt und auch unser Testobjekt, die Electromatic G5420T in Fairlane Blue, hat dort ihren Ursprung.
Mein Kollege Thomas Dill hatte der Electromatic G5420T in einem eingehenden Test bereits auf den Zahn gefühlt, doch Gretsch ist in der Entwicklung hart am Ball geblieben und liefert uns ein kleines “Facelift” zu diesem sehr beliebten Modell.
Mal sehen, womit das brandaktuelle “Gretchen” aufwarten kann.

Details

Korpus

Wie das Vorgängermodell besitzt auch unsere aktuelle G5420T einen Hollowbody-Korpus aus fünfschichtigem Ahorn mit einem Cutaway, der auch das Spielen in höchsten Lagen ermöglicht. Die Korpusdicke betragt 70 mm, wobei die Decke gewölbt und mit zwei großen F-Löchern versehen ist. Ein optischer Unterschied zur vorherigen Ausgabe der Gitarre findet sich im Binding, denn das gleicht einer vierlagigen Farb-“Lasagne” aus Aged White und Schwarz, die wirklich rund um das Instrument tadellos verarbeitet ist. Lediglich an der Kopfplatte zeigt sich ein leichter Verarbeitungsfehler, der allerdings vernachlässigbar ist. Da Gretsch ohnehin eine sehr ausgefallene Farbwahl im Stil der 50er Jahre anbietet, darf es nicht verwundern, dass das Fairlane Blue des Testmodells tatsächlich ein knalliges Metallic-Blau ist, das jedem alten Chevrolet aus jener Zeit Ehre gemacht hätte. Auch Orange Stain und Aspen Green, die beiden außerdem verfügbaren Farben, kommen direkt aus der Petticoat-Ära.

Fotostrecke: 5 Bilder Gretsch ist ein Urgestein und großer Name unter den Gitarrenherstellern.

Auf der Gitarre befinden sich neben der verchromten Hardware ein Schlagbrett aus silbernem Plexi mit dem “Gretsch Electromatic”-Logo und natürlich das klassische Tremolo, eine Lizenzausgabe des Bigsby B60. Die Saiten laufen hier über eine Stahlwelle und werden mit dem Ballend auf einem kleinen Stahlstift befestigt. Hier sind Tonhöhenveränderungen bis zu einer kleinen Terz auf- und abwärts zu bewerkstelligen – ob das allerdings ratsam ist, werden wir später noch erörtern. Als Steg verwendet Gretsch die bewährte Adjustomatic Bridge, die aus einer Metalleinheit mit Saitenreitern und einem Palisandersockel besteht, der, wie bei vielen Hollowbodymodellen, nur durch die Saitenspannung auf der Decke festgehalten wird. Daher sollte man den Saitenwechsel nur paarweise durchführen, damit sich der Steg nicht verschiebt, sonst ist die Bundreinheit schnell hinüber, die sich übrigens an den Saitenreitern feinjustieren lässt. Die Saitenlage selbst wird mithilfe zweier Rändelmuttern festgelegt. Für die Gurtbefestigung stehen zwei Endpins bereit, die “Knurled Strap Retainer Knobs”, die den Gurt bombensicher festklemmen. Übrigens befindet sich im Lieferumfang kein Gigbag oder Koffer, lediglich zwei Imbusschlüssel liegen dem Gretschkarton bei.

Fotostrecke: 6 Bilder Das silberne Plexi-Schlagbrett ist mittels eines Metallwinkels am Korpus fixiert.

Pickups und Elektrik

Die G5420T ist mit zwei identischen Gretsch “Blacktop Filtertron”-Pickups ausgestattet, einem Tonabnehmertyp, der seinen Ursprung bereits in den 60er Jahren hatte und zwischendurch mit Alnico-Magneten ausgestattet wurde. Allerdings entwickelte Gretsch 2010 einen neuen Keramik-Filtertron, der erstmals im Tim-Armstrong-Modell und ab 2011 in allen Electromatic-Modellen zu finden ist. Die Ausgangsleistung dieses Pickups ist im mittleren Bereich angesiedelt. Geschaltet wird über einen Standard-Dreiweg-Kippschalter. An Potis finden wir zwei Volume-Potis, getrennt für Steg- und Halspickup, ein Master-Ton und ein Master-Volume, wobei Letzterer nach Angabe des Herstellers im Gegensatz zum Vorgängermodell eine Treble-Bleed-Funktion hat, die dem Höhenverlust beim Herunterdrehen des Volumenpotis entgegenwirkt. Alle Potis sind mit den Gretsch “G-Arrow”-Knöpfen versehen.

Fotostrecke: 6 Bilder Ein Gretsch “Blacktop Filtertron” Pickup am Steg…

Hals

Am Hals finden wir sicherlich die größten Neuerungen dieses G5420T Facelifts. So wurde die Kopfplatte gegen eine “Late 50’s 6120 Style”-Platte mit Binding ausgetauscht, die Perlmutt-Hump-Blocks der alten Modelle wurden durch Perlmutt-Thumbnails ersetzt und der Kunststoffsattel im aktuellen Modell vom höherwertigen Nubone-Graphtech-Sattel abgelöst. Ansonsten besteht der Hals mit einem 12″ Radius aus Ahorn mit einem aufgeleimten Palisandergriffbrett und 22 Medium-Jumbo-Bünden. Mich persönlich hat die schon fast schlanke Form überrascht, die eine wirklich sehr bequeme Bespielbarkeit gewährleistet. Das Instrument verfügt übrigens über eine 625 mm Mensur.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Hals zeigt die erste Neuerung: statt der Perlmutt-Blocks gibt es nun Perlmutt-Thumbnails zur Orientierung.
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Praxis

Wie bereits oben erwähnt, fallen sofort die bequemen Halsmaße auf. Die Bünde sind perfekt abgerichtet, die Gitarre ist hinsichtlich Saitenlage und Bundreinheit tadellos eingestellt. Unverstärkt fällt sofort die direkte, schnelle Ansprache und der klare ausgewogene Sound auf. Insgesamt zeigt sich das Klangbild trocken gespielt eher bassarm und brillant, und würde man eine Jazzgitarre mit einem 16″ Korpus dagegenhalten, wäre deren Ton wesentlich voller. Aber wir wollen nicht vergessen, dass es sich bei unserer Testkandidatin um einen vollkommen anderen Einsatzbereich handelt und diese Klangcharakter bei diesem Gitarrentypus auch erwünscht ist.
Nun schließe ich das Gretchen an einen Fender Twin an und schalte clean die einzelnen Pickups durch: Steg – Mittelstellung – Hals. Die Humbucker-Tonabnehmer liefern richtig viel Knack und Durchsetzungskraft, und wie nicht anders zu erwarten, sind weder Brummen noch Nebengeräusche zu hören, und das in jeder Position:

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Clean: Alle drei PU-Positionen

Im nächsten Beispiel wähle ich einen leicht zerrenden Tweed und schalte erneut jede Pickupstellung durch. Hier ist schön zu beobachten, wie die Pickups mit der leichten Zerre umgehen – sie klingen sehr ausgewogen und “musikalisch” und matschen nicht im Geringsten, auch wenn man den Halspickup wählt. Hier ist wirklich jede Einstellung zu gebrauchen und liefert ihren eigenen Charakter:

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Angezerrt: Alle drei PU-Positionen

Im folgenden Clip verwende ich das identisch Ampsetting, allerdings variiere ich diverse Anschlagsstärken und benutze erst den Steg-, dann den Halspickup. Beide Pickups können sehr gut auf den dynamischen Anschlag eingehen, wobei ich den Zerrgrad durch meine Anschlagskraft sehr gut regulieren kann:

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Angezerrt: Dynamisches Spiel Steg-PU, dann Hals-PU
Die Gitarre ist tadellos verarbeitet und lässt sich traumhaft spielen.
Die Gitarre ist tadellos verarbeitet und lässt sich traumhaft spielen.

Nun ein klassischer Rock’n Roll-Groove mit dem Stegpickup und einem Slapback-Echo, dem Sound, den viele Brian Setzer- und “Stray Cats”-Fans von den Gretsch-Modellen kennen. Und selbstverständlich schlägt sich unsere G5420T mit Bravour in dieser Disziplin:

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Rock’n Roll Groove: Steg-PU

Im folgenden Rockgroove kommt die Pickup-Mittelstellung zum Einsatz:

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Rockgroove: Pickup-Mittelstellung

Nun ein Surf-Sound mit einem Tremoloeffekt und Slapbackecho, bei dem das Bigsby-Tremolo zum Einsatz kommt. Die Stimmstabilität ist für ein leichtes Saitenvibrieren sicherlich ausreichend, allerdings musste ich feststellen, dass nach dem ersten Tremoloeinsatz im ersten Akkord der zweite bereits leicht “out of tune” war und es mich einige Anläufe kostete, ein halbwegs verstimmungsfreies Audio aufzunehmen. Natürlich ist ein Bigsby für klassische Van-Halen-Divebombs sicherlich nicht das Tremolo der Wahl und möglicherweise kann mithilfe von einem Tropfen Öl die Stimmstabilität noch etwas optimiert werden. Auf jeden Fall müssen Tremolos dieses Typs ordentlich eingespielt und der Umgang mit ihnen erlernt werden, dann liefern sie auch die Sounds, die man von ihnen kennt und erwartet.

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Einsatz des Bigsby-Tremolos – Surf-Sound

Dass Gretsch nicht nur 50´s Rock und Rockabilly beherrscht, möchte ich euch in diesem “off-label-use” demonstrieren. Ihr hört einen Jazz-Walking-Bass mit dem Hals Pickup und eine Funkbegleitung mit der Mittelstellung:

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Jazz-Sound und Funky Style
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Fazit

Was hier für weit unter tausend Euro geboten wird, ist wirklich erstaunlich. Die Gitarre ist tadellos verarbeitet und eingestellt, lässt sich traumhaft spielen und hat den klassischen Gretsch-Klang, den man erwartet, aber auch noch mehr. Die Blacktop Filtertron-Pickups liefern sehr vielseitige Sounds und klingen ausgewogen und das Bigsby Tremolo arbeitet bei moderatem Einsatz halbwegs verstimmungsfrei.
Die Tatsache, dass Gretsch sich seit dem Vorgängermodell Gedanken gemacht und die Electromatic bei nahezu gleichem Preis optimiert hat, verdient ebenfalls Anerkennung. Zusätzlich besticht sie durch eine “classy” Optik. Die Electromatic G5420T ist eher in cleanen bis mäßig stark angezerrten Gefilden beheimatet – Metaller werden hier nicht fündig , aber von Blues über Rockabilly, Classic Rock, Funk und leicht jazzigen Tönen ist ihr so ziemlich alles zu entlocken, was das Herz begehrt. Daher ein klares Daumen-Hoch und eine deutliche Kaufempfehlung.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • große Soundvielfalt
  • sehr gute Bespielbarkeit
  • tadellose Verarbeitung
  • attraktive Optik
  • klassisches Bigsby-Tremolo
Contra
  • Stimmstabilität Bigsby Tremolo
Artikelbild
Gretsch Electromatic G5420T Update 2016 Test
Für 799,00€ bei
Ein gelungenes Update mit traumhafter Bespielbarkeit und klassischem Gretsch-Sound!
Ein gelungenes Update mit traumhafter Bespielbarkeit und klassischem Gretsch-Sound!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Fender
  • Modell: G5420T
  • Baureihe: Electromatic
  • Bauform: Hollowbody
  • Made in: Korea
  • Korpus: Ahorn
  • Farbe: Fairlane Blue ( auch erhältlich in Orange und Aspen Green)
  • Finish: Hochglanz
  • Brücke: Adjustomatic Bridge
  • Tremolo: Bigsby B60 Lizenz
  • Mensur: 625 mm
  • Hals: verleimt, Ahorn
  • Halsprofil: U-Shape
  • Griffbrett: Palisander
  • Griffbrettradius: 12“ (305 mm)
  • Halseinlagen: Pearloid Neo-Classic™ Thumbnail
  • Bünde: 22 Medium Jumbo-Bünde
  • Sattel: Graph Tech NuBone
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Mechaniken: offen, Vintage Style
  • Pickups: 2x Blacktop FilterTron
  • Regler: Volume (Neck), Volume (Bridge), Master-Volume, Master-Tone
  • Pickup-Wahlschalter: Steg – Steg & Hals – Hals
  • Preis : 929,00 Euro
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Gretsch ist ein Urgestein und großer Name unter den Gitarrenherstellern.

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Profilbild von Roland Engels alias Ronny Guittar

Roland Engels alias Ronny Guittar sagt:

#1 - 28.08.2025 um 02:42 Uhr

0

Die Bridge ist gestiftet und verrutscht nicht. Ich habe die 5420 T als Leihgabe eine gute Zeit lang spielen dürfen. Beim neu Besaiten fiel mir auf, daß der Steg nicht verrutscht. Gretsch hat Vorsorge getroffen, die bei anderen Archtops leider oft fehlt und doch so simpel ist: Stifte, die in den Korpus ragen und sie Bridge somit in Position halten. Die Gitarre ist fantastisch und spielt sich sehr komfortabel. Nach 5 Minuten ist man damit verwachsen und fühlt sich damit wohl. Allerdings klingen mir die Blacktop Filtertrons rein persönlich ein bisschen zu warm. Das bekommt man aber am Amp leicht ausgeregelt. Der Jammerhaken ist Fluch und Segen zugleich, aber mit gut eingespielten Saiten ist sie ausreichend stimmstabil. Ölen muß man da gar nichts. Das Läuft sich sehr schnell ein und funktioniert dann so weit sauber. Ich denke darüber nach, ob ich sie mir kaufe. Schwierige Entscheidung, denn ich habe auch andere Hollowbody Gitarren, die an Bequemlichkeit und Klang durchaus mithalten können. Von der 5420 T war und bin ich jedoch überzeugt und begeistert.

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