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EVH 5150III LBXII Head Test

Praxis

Sound und Praxis

Das Topteil macht einen sehr robusten Eindruck, der kleine Amp ist sehr massiv und stabil aufgebaut. Von der anfänglichen Irritation wegen der für einen Gitarrenamp eher ungewöhnlichen Tandempotis habe ich mich schnell erholt. Man muss eben aufpassen, dass man im Eifer des Gefechts nicht versehentlich Ring und Spitze gleichzeitig dreht. Der Amp ist klanglich sehr gut ausbalanciert und die beiden Kanäle kommen mit derselben Einstellung der Klangregler problemlos klar. Ich sehe die Klangregelung hier auch eher als ein Feintuningsystem und nicht als Universalwerkzeug, denn der EVH 5150III LBXII hat seinen ganz eigenen Sound, den man mag oder eben nicht. Jedenfalls klingt das Teil sehr direkt und bietet eine wirklich gute Dynamik, so wie man es von einem gut abgehangenen Röhrenamp erwarten kann. Dass der Amp bei diesen Qualitäten für deutlich weniger als 600 Euro angeboten wird, ist schon fast eine kleine Sensation. Im Gegensatz zum blauen Crunch-Kanal des Vorgängermodells findet man hier einen “grünen” Clean-Kanal vor, der die Bandbreite um eine Reihe guter Sounds erweitert. Von glasklar bis Blues ist alles drin, und bei Bedarf arbeitet der Kanal bestens mit Boostern oder Overdrive-Pedalen zusammen.
Wie überzeugend der cleane Kanal arbeitet, könnt ihr in meinem ersten Audiobeispiel hören. Hier steht der Gainregler auf 10 Uhr, wobei der Ton noch keine hörbare Verzerrung aufweist. Dabei hat er aber eine gewisse Sättigung, die ihn dezent mit lebendigen Obertönen anreichert. Für die Einspielungen mit dem cleanen Kanal kommt hier meine 77er Stratocaster mit Kloppmannpickups zum Einsatz.

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Clean-Kanal: Gain 10 Uhr

Auch bei Halbgas-Gain bleibt der Kanal immer noch clean. Lediglich die Obertöne glitzern noch einen Tacken stärker und es klingt insgesamt etwas komprimierter, was aber in der Natur der Sache liegt.

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Clean-Kanal: Gain 12 Uhr

Ab der 15-Uhr-Position des Gainpotis kommt der Amp allmählich in wirklich überzeugende Bluesregionen, die weder zu glasig noch zu stark komprimiert rüberkommen. Wer jetzt noch einen Tubescreamer sein eigen nennt, kann einem Stevie-Ray-Vaughan-Soundideal verdammt nahe kommen.

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Clean-Kanal: Gain 15 Uhr
Neben fetten High-Gain Sound liefert die Version 2.0 des EVH 5150 III LBX nun auch überzeugende Clean- und angezerrte Sounds.
Neben fetten High-Gain Sound liefert die Version 2.0 des EVH 5150 III LBX nun auch überzeugende Clean- und angezerrte Sounds.

Kommen wir zum High-Gain-Kanal und der eigentlichen Bestimmung des kleinen Brüllers. Hier werden keine Gefangenen gemacht, denn man erhält relativ schnell einen mächtigen Zerrsound, dessen Intensität auch bei niedrigen Gaineinstellungen schon weit über dem liegt, was man im weitesten Sinne unter einer Bluesverzerrung versteht. Der Sound des High-Gain-Kanals beginnt irgendwo zwischen AC/DC und Aerosmith und endet bei einer fetten, sahnigen Heavy-Metal-Verzerrung. In nächsten Soundbeispiel steht der Gainregler auf 11 Uhr, wobei der Ton schon eine beachtliche Verzerrung aufweist. Die verwendete Gitarre ist eine Gibson Firebird Studio, die mit mittelkräftigen Dommenget-Humbuckern bestückt ist. Im Laufe des Soundbeispiels drehe ich den Volume-Regler der Gitarre allmählich immer weiter auf.

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High Gain-Kanal: Gain 11 Uhr, dynamisches Spiel

In der 13-Uhr-Position des Gainreglers hat der Amp für meinen Geschmack seinen Sweetspot. Die Verzerrung ist reichhaltig genug, um in vielen Stilistiken bis hin zu Fusion-Flitzefinger-Eskapaden zu glänzen und mit dem Volume-Poti der Gitarre kann man den Sättigungsgrad perfekt steuern. Bei der Einstellung der Klangregelung habe ich mich im Großen und Ganzen an der 12-Uhr-Marke orientiert und nur hier und da leichte Veränderungen vorgenommen. Bass- und Resonance-Regler stehen bei allen Audiobeispielen zwischen 13 und 14 Uhr. Mit Mid- und High-Poti habe ich zwischen der 11- und 13-Uhr-Position variiert, während ich den Presence-Regler meist auf 14 Uhr stehen habe. Für mehr Durchsetzungskraft des Solo-Sounds habe ich hier den Mittenregler auf 14 Uhr gestellt und die Höhen auf 11 Uhr zurückgenommen.

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High Gain-Kanal: Gain 13 Uhr, mehr Mitten

Je weiter man den Gainregler aufdreht, um so undynamischer wird der Ton, wobei die Saitentrennung erstaunlicherweise gut erhalten bleibt. Der Bassbereich ist hier, wie bei sehr vielen modernen 15 Watt Röhrenamps, unterhalb von 100 Hertz entschärft, wodurch der brachiale Wumms in der Magengegend, den man von einem 50 oder 100 Watt Boliden kennt, ausbleibt. Im folgenden Soundbeispiel habe ich den Gainregler auf 15 Uhr gestellt und den Mittenregler weit zurückgenommen, um den Sound in den Mitten leicht auszuhöhlen.

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High Gain-Kanal: Gain 15 Uhr, weniger Mitten

Im letzten Audiobeispiel steht der Gainregler auf 16 Uhr. Um dem fetten Sound des Halspickups trotz der hohen Verzerrung entgegenzuwirken, habe ich sowohl die Mitten als auch den Presence-Regler auf 15 Uhr gedreht. Auch hier bleibt der Sound trotz der massiven Verzerrung völlig matschfrei mit einer guten Saitentrennung.

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High Gain-Kanal: Gain 16 Uhr, mehr Mitten, mehr Presence
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