ESI Xsynth Test

ESI Audiotechnik bietet ein breites Portfolio preisgünstiger Audio– und MIDI-Lösungen sowie eigene Synthesizer. Mit dem Xsynth packt der Hersteller einen erstaunlich üppig ausgestatteten „Virtual-Analog“-Synthesizer in ein extrem flaches, kompaktes USB/MIDI-Keyboard – inklusive Poly-Aftertouch und Audiointerface. Was kann da schon schiefgehen?

ESI Xsynth Test
Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • Unkompliziertes USB-C Konzept
  • Gutes Bedienkonzept trotz Mini-Format
  • Umfangreiche VA-Engine mit 16er-Modmatrix
  • Schlankes Aluminiumgehäuse mit polyphonen AT
Contra
  • “Save changes?” nervt beim Preset-Browsen
  • Einschränkungen des Audiointerfaces
  • Keine Default-Beleuchtung
Artikelbild
ESI Xsynth Test

ESI Xsynth Highlights

  • Schlankes, flaches Aluminiumgehäuse
  • Polyphoner Aftertouch auf druckempfindlicher Tastatur
  • Virtuell-analoge Synthese mit umfangreicher Modulation
  • Drei FX-Slots mit überraschend großer Effektvielfalt
  • Übersichtliche Bedienung trotz Mini-Format
  • Leistungsfähiger Software-Editor für tiefes Sounddesign

DETAILS

Was kann der ESI Xsynth?

Der ESI Xsynth ist ein extrem kompakter und dabei überraschend umfangreich ausgestatteter digitaler „24 Bit / 96 kHz“-Synthesizer. Mit drei Sample-Oszillatoren, drei LFOs, drei AHDSR-Hüllkurven sowie einer recht üppigen 16er-Modmatrix lassen sich auf seiner VA-Engine komplexe Sounds realisieren, die mit zehn Stimmen auch überzeugend abgespielt werden können.

Die zu Grund liegenden Samples in den OSCs wurden laut Hersteller “auf Hochglanz poliert, mit Loop-Punkten versehen und zu Samplepacks zusammengefasst” und lassen sich so jeweils in bis zu drei Oszillatoren laden.

Danach geht es klassisch subtraktiv mit den Filtern beziehungsweise additiv mit Effekten weiter. Mit einem Wavetable-Synth sollte man das Ganze dennoch nicht verwechseln! Auch eigene Sounds lassen sich hier nicht laden. Friss oder stirb sozusagen.

Selbst mit wenigen Samples neben Waveform-Basics lassen sich noch mehr Obertonstrukturen entdecken!

Optisch erinnert das flache Stück Alu an den gelungen Drum-Controller XJAM sowie das passende USB/MIDI-Keybaord ESI Xkey 25 – sozusagen mit ohne Synth – und teilt sich dabei, wenig überraschend, die Grundfläche.

Flache Tastatur

Um Platz für zusätzliche Taster, Regler und das Display zu schaffen, fällt die Klaviatur jedoch etwas kürzer aus. Das ist insofern unkritisch, da die Tastatur ohnehin kein konventionelles Konzept verfolgt: Die Keys sind nicht als klassische Hebelmechanik ausgeführt, sondern als druckempfindliche Tasten.

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Trotz dieses Ansatzes reagieren sie anschlagdynamisch und unterstützen sogar polyphonen Aftertouch. Nach kurzer Eingewöhnungszeit lässt sich das Konzept überraschend gut und kontrolliert spielen. Besser als die meisten Mini-Tasten auf alle Fälle!

Das elegante Aluminiumgehäuse ist extrem flach und an seiner dünnsten Stelle unter einem Zentimeter dick, mit den herausstehenden Encodern sind es aber auch lediglich 27 mm.

Zur weiteren Ausstattung zählen ein separater Main-Out und Kopfhörerausgang, MIDI-In und -Out sowie ein Aux-Eingang – sämtliche Anschlüsse sind dabei als 3,5-mm-Miniklinken ausgeführt.

Über die USB-C-Verbindung lässt sich der Xsynth zudem als Class-Compliant-Audiointerface nutzen, wobei sogar der Aux aufgenommen und unterschiedlich innerhalb des Synths geroutet werden kann. Allerdings bleibt das alles fix bei 96 kHz, wie der Synth selbst. Die Stromversorgung erfolgt ausschließlich über USB.

Gutes Bedienkonzept am Gerät selbst

Links sitzt der Hauptlautstärkeregler, der gleichzeitig als Ein-/Ausschalter fungiert. Darunter sind die Performance-Funktionen angeordnet: Pitch und Modulation sind druckempfindlich ausgelegt, Hold, Octave ±, Glide sowie der integrierte Arpeggiator hingegen arbeiten als Schalter und leuchten bei Bedarf kräftig in der Farbe Orange!

Es folgen die Hauptkategorien OSCENVLFO und MACRO, die sich mehrfach drücken lassen und schnell Zugriff auf relevante Synthesizer-Parameter bieten. Tatsächlich bedient wird der Xsynth dann von vier Encoder, die fast immer mit dem Display verzahnt sind. Parameter-Namen und -Werte werden dabei gut übersichtlich und ausreichend groß genug darstellt.

Über die Cursor-Tasten daneben lassen sich weitere Pages anwählen: Die Oszillator-Sektion umfasst beispielsweise drei Pages, die üppige Mod-Matrix bis zu 16 Pages.

Weiter rechts schließen sich die Kategorien FILTERFXMIX und MOD an. Weitere Taster sind für Global-Funktionen, Speichern, Abbrechen und ähnliche Systembefehle vorgesehen. Ganz rechts sitzt der Patch-Select-Encoder zur direkten Preset-Anwahl.

Viele Sounds, gut navigiert

Insgesamt stehen aktuell 4 × 128 Presets in vier möglichen Bänken (A–D) zur Verfügung. Die mitgelieferten Patches sind zudem in Kategorien sortiert und lassen sich am Gerät über die vier Encoder wählen oder mit Page-Taster durchblättern. Die Vielfalt gefällt mir, mühsam mutete es hingegen an, dass nach jeder kleinsten Änderung gefragt wird, ob man speichern will, wenn man doch nur ins nächste Preset wechseln möchte …

Die Menüführung ist ansonsten soweit schlüssig umgesetzt und ermöglicht eine angenehm flüssige Bedienung trotz des kompakten Formats. Zusätzlich steht ein mächtiger Editor zur Verfügung, der zum einen die Parameter übersichtlicher darstellt und zum anderen deutlich macht, wie umfangreich die kleine, virtuell-analoge Xsynth-Kiste tatsächlich ist.

Und da bekanntlich ein Bild mehr sagt als tausend Worte, folgt an dieser Stelle eine Galerie der wichtigsten Unterseiten.

Jeder, der schon einmal ein Plugin bedient hat, sollte sich hier zurechtfinden. Den Preis für das schönste GUI gewinnt ESI aber nicht für den Xsynth-Editor, andererseits passt das kontrastschwache GUI durchaus zum 90s-Rompler-Sound des Synths.

Üppige Effekte auf drei Slots

Auch bei den Effekten geizt der Xsynth nicht. Bestehend aus drei FX-Slots bieten sich unterschiedliche Effekte an, wobei diese thematisch – und sicherlich auch hinsichtlich der Leistung – gruppiert sind. So bietet der erste Slot fünf Effekte wie Distortion, Compressor, WahWah und LoFi.

Der zweite Slot hingegen liefert acht Reverb-Algorithmen in Form unterschiedlicher Geschmacksrichtungen für Stage, Hall, Room und Plate. Hinzu kommt der dritte Slot mit 17 Varianten von Chorus und Delay. Einen einfachen 2-Band-Equalizer gibt es ebenfalls.


ESI Xsynth in der Praxis

Rein klanglich liefert der Synth grundsätzlich ordentliche Ergebnisse, auch die Qualität der Wandler geht in Ordnung. Die Preset-Auswahl und der generelle Vibe erinnern aber bislang stark an 90s-Rompler – was nicht zwingend schlecht sein muss, zumal sich der Xsynth ja vollständig selbst programmieren lässt. Zwar gibt es neben den Basic-Wellenformen auch reichlich Samples, diese sind allerdings sehr “Brotig und Buttrig” und nicht mit eigenen Material austauschbar. Dang!

Audio Samples
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ESI Xsynth – 001er ESI Xsynth – Hardrave ESI Xsynth – Perkuziver ESI Xsynth – Teenage Dropout ESI Xsynth – Baanga Lorver ESI Xsynth – Grainy Dayz

Weniger gelungen ist die USB-Integration: Einen gemischten USB-Mode konnte ich kleiner Dropouts wegen nicht nutzen; der Aggregated-Device-Mode funktionierte auf meinem MacBook Pro mit macOS 15.6.1 ebenfalls nicht zuverlässig. Zudem lässt sich der Synth bei vorhandenen Routing-Optionen nicht intern muten, was Monitoring über den Rechner unmöglich macht – vor allem wenn man live mit Effekten aus der DAW arbeiten möchte.

Für reines Playback-Zuspiel oder anschließende Kontrolle der Takes sind die USB-Interface-Funktionen hingegen ausreichend. Ebenfalls gut: selbst nach Stacken mehrerer Xsynth-Audiospuren lässt sich das Instrument weiterhin nahezu latenzfrei spielen. Ein hörbarer Unterschied zeigte sich indes zwischen integrierten Kopfhörerausgang und dem meines MacBooks: Der Apple-Laptop klang insgesamt breiter und kräftiger.

Will sagen: es macht absolut Sinn vollkommen digital zu recorden und dann anderweitig analog weiter zu arbeiten. Hier und da kommt es bei deftigeren Sounds leider auch zu kleinen Aussetzern, das Display laggt ebenfalls leicht – und die Macros sind leider auch nicht sog richtig geil auf den Presets verteilt, wenn überhaupt. Ach ja: eine Möglichkeit die Pads dauerhaft leuchten zu lassen, damit man sie auch in Schummerlicht lesen kann, hab ich ebenfalls nicht finden können.

Tinnitus inklusive

Einige Synth-Parameter erzeugen zudem recht ausgeprägte digitale Artefakte, die für meinen Geschmack stellenweise über das hinausgehen, was man als reine „Geschmackssache“ verbuchen würde. Beim intensiven Programmieren sollte man daher aufmerksam bleiben – insbesondere Filter-Aliasing kann hier durchaus sehr unangenehm werden.

Zugegeben: Ein bewusst „digital-kantiger“ Klang ist aktuell wieder gefragt, wie auch moderne Wavetable-Synths zeigen. Klanglich bewegt sich der Xsynth in diesem Kontext jedoch spürbar unterhalb der genannten Referenzen und spielt insgesamt in einer anderen, weniger hochwertigen virtuellen Liga.

FAZIT: Test ESI Xsynth

Der ESI Xsynth ist ein ungewöhnlich dicht gepackter Mini-Synth, der auf extrem wenig Platz erstaunlich viele Funktionen vereint. Virtuell-analoge Engine, Poly-Aftertouch, Mod-Matrix, Effekte, Audiointerface und Editor treffen hier auf ein ultraflaches, bus-powered Gehäuse, das sich klar an mobile und platzsparende Setups richtet.

Klanglich bewegt sich der Xsynth bewusst im digitalen Spektrum und versprüht viel 90s-Rompler-Charakter. Das ist Geschmackssache, funktioniert in vielen musikalischen Kontexten aber durchaus. Die unkonventionelle Tastatur erweist sich nach kurzer Eingewöhnung als besser spielbar als erwartet und hebt sich positiv von typischen Mini-Keyboards ab.

Die Bedienung am Gerät ist durchdacht und überraschend flott, die USB-Integration hingegen bleibt in der Praxis hinter ihren Möglichkeiten zurück. Wer ein flexibles Monitoring oder komplexes USB-Routing erwartet, stößt hier schnell an Grenzen. Als kompakter Standalone-Synth mit zusätzlicher Audiointerface-Funktion erfüllt der Xsynth sein Konzept jedoch schlüssig. Besonders moderne VA-Referenzklassen sollte man dabei nicht erwarten.

Features

  • VA-Synth mit 10 Stimmen, Poly-AT Keyboard
  • Class-Compliant USB-Audio und MIDI
  • 3 OSC, 3 LFO, 3 AHDSR, 16-Modmatrix, Macros
  • Drei FX-Slots mit umfangreicher Effektsektion
  • Umfangreicher Software-Editor
  • Bus-powered mobil einsetzbar
  • Hergestellt in: CHINA
  • WEBSEITE: esi-audio.de/produkte/xsynth/
  • PREIS: € 365 Straßenpreis am 22.12.25
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