ANZEIGE

Simmons SD1200 E-Drum Set Test

Das Simmons SD1200 E-Drum Set trägt einen Markennamen, der jedem Kenner der E-Drum-Historie ein Begriff sein sollte. Technisch haben die aktuellen Drums zwar nicht mehr viel mit den Urahnen zu tun, aber einige Elemente der klassischen Simmons-Kits wurden dennoch übernommen. Der Markenname gehört mittlerweile dem Guitar Center / USA, allerdings ist Firmengründer Dave Simmons aktuell wieder in die Produktentwicklung integriert. Aus dem derzeit erhältlichen Programm, welches die Modelle SD200, SD600 und SD1200 umfasst, beschäftigen wir uns in diesem Testbericht mit dem Spitzenmodell, das für rund 670 Euro zu haben ist. 

01_Simmons_SD1200_kpl1_Test


Das Simmons SD1200 E-Drum Set tritt in der unteren Mittelklasse an, einem Bereich, in welchem sich zahlreiche Kits von Herstellern wie Alesis, Roland, Yamaha oder Millenium tummeln. Die Konkurrenz ist also nicht zu unterschätzen und hat bereits einige interessante Modelle hervorgebracht. Wie sich das SD1200 Mesh Head Drumset mit fast 800 Sounds, 75 Drumkits und Features wie Bluetooth und einer Sample-Import-Funktion im Vergleich schlägt, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Test. Da für die Editierung des Kits eine eigene iOS-App entwickelt wurde, nehmen wir selbstverständlich auch diese unter die Lupe. 

Details

Grau muss nicht langweilig sein 

Im Vergleich zu den üblichen verchromten oder schwarz beschichteten Racks der anderen Hersteller hebt sich das sehr großzügig dimensionierte SD1200 Aluminiumrack durch seine metallic-graue Optik klar ab. Die Rohre sind sechseckig – eine Referenz an die sechseckigen Pads aus früheren Zeiten – und werden mit Kunststoffmanschetten miteinander verbunden. Zum Fixieren ist ein Stimmschlüssel erforderlich. Zur Aufnahme der Trommelpads dienen L-Halter, die flexibel positionierbar sind. Die Galgenarme für das Crash- und das Ridepad werden senkrecht in die mittleren beiden Rohre geschoben, der Hi-Hat-Arm wird links vom Spielenden an der Querstange angebracht. Für das Snarepad gehört ein herkömmlicher Snareständer zum Lieferumfang.  

Fotostrecke: 3 Bilder Das graue Rack ist voluminös und standfest.

Meshhead Pads von Kopf bis Fuß

Für Snare, Toms und Bassdrum kommen Meshhead Pads zum Einsatz. Der Durchmesser bei den Racktoms beträgt 8 Zoll, 10 sind es beim Floortom und 12 bei der Snare. Die Meshheads sind zweilagig und können über Stimmschrauben im Härtegrad an die persönlichen Präferenzen angepasst werden. Hinter dem Meshhead des Bassdrum Pads befindet sich eine weiche, nachgiebige Füllung, die für ein authentisches Spielgefühl sorgen soll. Sowohl das 12“ Dual Zone Crash Pad als auch das 14“ Triple Zone Ride sind chokefähig, können also durch Festhalten am Rand abgestoppt werden. Beide Pads, sowie auch das 12“ Hi-Hat Pad, sind relativ schwer und wirken robust. Der Hi-Hat Controller verfügt über ein großzügig dimensioniertes Aluminiumtrittbrett und ein Kunststoffgehäuse. Zwei Schraubdornen und eine ganzflächig mit geripptem Gummi versehene Unterseite sollen ein Verrutschen des Controllers verhindern. 

Fotostrecke: 5 Bilder Das Auge trommelt mit: Die Pads sind mit blauer Folie bezogen.

Editieren in Farbe

Auffälligstes Merkmal des SD1200 Moduls ist das 5,5 x 4,5 cm große Farbdisplay, das keine überragende Auflösung hat, sich aber von den Screens vergleichbarer E-Drumsets dennoch klar abhebt. Links davon befinden sich die Tasten für Kit, Song und allgemeine Einstellungen (Utility), rechts drei weitere für den Edit-Modus, die Bluetooth-Aktivierung sowie Save/Enter. Unter dem Display gibt es fünf Funktionstasten, darunter das Jog Wheel mit den Plus/Minus-Tasten und ganz unten als weitere Besonderheit fünf Fader, die verschiedene Funktionen übernehmen können. Die diesbezügliche Umschalttaste befindet sich links davon, ebenso wie die Up/Down- und Exit-Tasten. Die sechs restlichen Buttons unten rechts sind für Tempo, Metronom und die Aufnahmefunktion zuständig. Die Ausgangslautstärke wird mit einem an der linken Gehäuseseite angebrachten Poti geregelt, ein weiterer ist für die Lautstärke des Kopfhörers zuständig, dessen Miniklinkenbuchse sich direkt daneben befindet. Auf der rechten Seite des Moduls wurden zwei Eingänge für zusätzliche Pads (der Hauptanschluss für die Pads sitzt an der Unterseite) sowie der USB-Steckplatz untergebracht. Die Rückseite des Moduls umfasst die Main Outputs, den Aux In mit dazugehörigem Poti, die MIDI In- und Out-Buchsen, den USB Port sowie den Netzteilanschluss und den Ein/Aus-Schalter. Zur Ablage für ein Handy oder Tablet gehört eine Kunststoffhalterung zum Lieferumfang, die oben in das Modul gesteckt wird.

Fotostrecke: 5 Bilder Ein großes Display und fünf Fader sind die auffälligsten Merkmale der Oberfläche.

Sounds und Kits können vielfältig bearbeitet werden

Das SD1200 Modul beinhaltet eine stattliche Anzahl an Sounds, nämlich 764 Stück, darunter zahlreiche Sounds der klassischen Simmons-Kits und auch eine riesige Percussion-Abteilung. 50 Preset Drumkits sind enthalten, dazu 25 Speicherplätze für eigene Kits. Allerdings sind die Presets auch überschreibbar, sofern man den Schreibschutz im Utility-Menü deaktiviert.
Im Kit-Modus ist jeweils rechts von der Kitnummer und -bezeichnung ein Bild zu sehen, das zum jeweiligen Kit passt. Einstellungen, die das ganze Kit betreffen, können direkt in diesem Screen vorgenommen werden, zum Beispiel Kit-Lautstärke, 2-Band-EQ und Reverbtyp. Über die Funktionstasten unter dem Display hat man weiterhin schnellen Zugriff auf die Lautstärken, die Panoramaeinstellungen und die Effektanteile der Einzelinstrumente und kann – falls man einem oder mehreren Pads eines der 17 vorprogrammierten Patterns zugeordnet hat – Tempo und Lautstärke dieses Patterns bestimmen. Die Patterns sind größtenteils mehrtaktige Percussion-Loops. Weitere Kit-Bearbeitungsmöglichkeiten ergeben sich über die Fader, welche neben der schnellen Lautstärkeanpassung zum Beispiel auch für Tuning oder Filtereinstellungen verwendet werden können. 
Im Voice-Modus kann für das jeweilige Pad individuell die Tonhöhe bestimmt werden, wobei es auch eine „Velocity-To-Pitch“-Funktion gibt, bei der sich die Tonhöhe je nach Anschlagstärke verändert. Über die Funktionstasten kommt man ins Filter/Envelope Edit Menu. Hier warten weitere interessante Optionen, so zum Beispiel – neben Cutoff und Resonance – die Möglichkeit, ebendiese beiden Parameter über die Anschlagstärke zu steuern. Weiterhin können in diesem Bereich Attack und Decay variiert werden, und auch eine „Velocity-To-Decay“-Funktion gibt es, was bedeutet, dass sich mit der Anschlagstärke die Länge des Ausklangs ändert. Eine bearbeitete Voice lässt sich einem der 128 User-Speicherplätze zuweisen.

Fotostrecke: 5 Bilder Zu jedem Kit gibt es ein passendes Foto.

Die MIDI/USB-Funktionen sind überraschend umfangreich

Der Song-Modus bietet, neben einem Demosong, drei Play-Alongs: Rock, Funk und Fusion 7/8, alle mit nicht variablem Tempo – das ist im Gegensatz zu anderen Modulen ziemlich dürftig. Eingestellt werden kann lediglich das Lautstärke-Mischungsverhältnis zwischen Song und Drumkit sowie die Click-Lautstärke. Die Drumspur der Songs kann stummgeschaltet werden, es können bei Bedarf Vorzähler aktiviert werden und es kann zwischen One-Shot- und Loop-Wiedergabemodus gewählt werden. 
Wesentlich interessanter sind die Audio- und MIDI-Play/Rec-Funktionen, die sich ebenfalls im Song-Menü befinden. Es können – sofern ein USB-Stick mit MP3-Audiodateien eingesteckt ist –  Songs direkt vom Stick abgespielt und begleitet werden. Ebenso kann das Spielen auf dem SD1200 direkt auf den USB-Stick aufgenommen werden. Leider können missglückte Aufnahmen nicht direkt gelöscht werden, dies ist nur am Rechner möglich. Alternativ können im Bereich MIDI Play/Rec eigene Einspielungen (max. 25) im Modul als MIDI Files gespeichert und anschließend, ebenso wie die Preset Patterns, den Pads zugeordnet werden. Zwei Abspieloptionen sind möglich: ReStart bewirkt, dass das Pattern als One-Shot-Sample läuft und bei jedem Schlag neu gestartet wird. Start/Stop bedeutet, dass das Pattern geloopt abgespielt wird und mit ein- und demselben Pad gestartet und gestoppt werden kann. Leider gibt es keine Quantisierungsfunktion, sodass wirklich saubere Loops schwer zu erreichen sind. Ein MIDI File kann auch auf einen eingesteckten USB-Stick exportiert und anschließend am Rechner in einer DAW zum Ansteuern beliebiger Sounds verwendet werden.
Das Simmons SD1200 bietet auch die Möglichkeit des Bluetooth MIDI Recordings. Das heißt, dass es neben der Möglichkeit, per USB-Verbindung Sounds aus dem Rechner zu triggern, auch die Option gibt, dieses kabellos über Bluetooth zu bewerkstelligen

Die Simmons Advanced App bietet zusätzliche Features

Mehr Komfort bei der Editierung und einige Sonderfunktionen ermöglicht die Simmons Advanced App, erhältlich nur für iOS im App Store. Zu den Sonderfeatures gehört eine Play-Along-Funktion, welche auf die Musikbibliothek des angeschlossenen Gerätes zugreift und die Möglichkeit bietet, das Tempo direkt in der App in 10%-Schritten von 50 bis 200 Prozent zu verändern. Hierzu ist eine USB-Verbindung erforderlich, zudem muss das Gerät an den Aux-Eingang des SD1200 Moduls angeschlossen werden. Mit der Kit Select-Funktion können die Kits ausgewählt und mithilfe der Fader bezüglich Tuning, Filter, Shape und EQ übersichtlich editiert werden. Ans Eingemachte geht’s mit der Kit Edit-Funktion, in der man alle Kit- und Voice-Parameter, die beim Modul in verschiedenen Untermenüs versteckt sind, auf einen Blick hat. Nicht zuletzt können über die App mit der Sample Record-Funktion auch Samples über das interne Mikrofon des angeschlossenen Gerätes aufgenommen und sogar editiert werden (Start- und Endpunkt, Normalize). Via Bluetooth können die Samples auf den Rechner übertragen werden, die Übermittlung ans Modul erfolgt über USB, wofür ein Lightning-To-USB Kamera-Adapter erforderlich ist. 

Fotostrecke: 5 Bilder Die App ist in vier Hauptbereiche gegliedert.

Zum Importieren von Samples ist eine weitere App erforderlich 

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, Samples als 16-bit WAV-Dateien vom Rechner ins Modul zu übertragen. Dieser Vorgang erfordert allerdings die Installation der Simmons WAV Transfer App, welche auf der Herstellerwebsite für Windows oder Mac heruntergeladen werden kann. Hat man seine Samples ins Modul geladen (maximal 99 Samples mit einer Gesamtkapazität von 28 MB, was knapp drei Minuten Stereosampling entspricht), können diese beliebigen Pads zugeordnet werden, und hier gibt es ein wirklich interessantes Feature: Jeder Triggerzone können bis zu vier verschiedene Samples („Waves“) zugeordnet werden, die entweder nacheinander, in zufälliger Reihenfolge oder per Anschlagdynamik abgerufen werden können. Leider ist diese Funktion nicht für die Preset- und User-Sounds verfügbar.
Im Utility-Bereich befinden sich die Trigger-Einstellungen mit den Parametern Sensitivity, Threshold, Curve (vier Dynamikkurven), Retrigger, Cross Talk und – für das Hi-Hat Pad – Splash Sensitivity. Zur Steuerung von angeschlossenen MIDI-Geräten kann jedem Pad ein frei wählbarer CC-Wert (Control Change) für Befehle wie Bank Select, Modulation, Expression usw. zugewiesen werden. Auch eine MIDI Soft Thru Funktion ist vorhanden, was hilfreich ist, wenn das SD1200 in eine Kette mit weiteren MIDI-Geräten integriert werden soll, ebenso kann jeder Triggerzone eine beliebig definierbare MIDI-Note zugeordnet werden. Auch die Metronom-Einstellungen werden im Utility-Menü vorgenommen. Es kann zwischen drei verschiedenen Sounds gewählt werden, darüber hinaus sind diverse Taktarten und Subdivisions möglich. Sofern ein USB-Stick eingesteckt ist, können über die Backup-Funktion Kits und Voices gespeichert bzw. geladen werden. Die Restore-Funktion schließlich ermöglicht das Wiederaufrufen der Werkseinstellungen, alternativ können auch ausschließlich User Voices oder importierte Samples gelöscht werden. 

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.