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Manley ELOP+ Test

Mit zwei frischen Geräten, darunter dem ELOP+ aus diesem Review, läutet der kalifonische Hersteller Manley eine neue Runde in seinem Portfolio ein. Das aktuelle Line-Up verrät, wohin die Reise in den nächsten Jahren gehen mag – und macht Lust auf mehr!

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Seit einem Vierteljahrhundert stehen Manley Laboratories aus dem kalifornischen Chino für kompromisslose, meist auf Röhrenverstärkung basierende Audiotechnik für den Studio- und Hi-Fi-Bereich. 1993 von David und EveAnna Manley gegründet, machte der Hersteller sich einen Namen mit Röhren und Übertragern. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als der Rest der Audiowelt gerade erst begann, sich von den digitalen 80ern zu verabschieden. Schon 1996 schied David Manley aus der Firma aus, und seitdem hat sich die Firma unter der Führung von EveAnna als einer der Big Player am professionellen Studiomarkt etabliert. Dem aktuellen Vintage- und Boutique-Audio-Boom um Lichtjahre voraus, zählt Manley längst zu den Klassikern, zu den Firmen, die allgemein anerkannt Branchenstandards setzen.
Der Klassikerstatus bedeutet für Manley, dass das Augenmerk nicht nur auf die Entwicklung neuer Produkte gelegt wird – vielmehr gilt es einen enormen „Back-Katalog“ zu pflegen und zeitgemäßen erfordernissen anzupassen. In diesem Lichte müssen wir auch den jüngst auf den Markt gebrachten ELOP+ betrachten. Es handelt sich hier nicht um eine Neu-, sondern um eine Weiterentwicklung eines Dauerbrenners aus der Frühzeit des Herstellers, den ELOP – kurz für ELectro OPtical Limiter. Schon früh setzte Manley auf Neuauflagen von Vintage-Legenden wie Pultec-EQ oder LA-2A. Und mit dem ELOP+ definiert der etwas östlich von Los Angeles beheimatete Hersteller neu, wie ein vom Opto-Urgestein LA-2A inspirierter Kompressor/Limiter heute auszusehen hat.

Details

ELOP+ ist „designter“ als der originale ELOP

Die Neudefinition betrifft natürlich nicht nur optische (pun intended!) Details. Das Gerät wurde einem Facelift unterzogen. Während der Original-ELOP noch mit maskulinem, etwas hemdsärmeligen Industriecharme daherkam, blickt der ELOP+ seinem Anwender heute wesentlich schnittiger, eleganter, modebewusster in die Augen. Typische Manley-Merkmale wie das grau-lila eloxierte Metall der Frontplatte, die haptisch ansprechenden, aus dem Vollen gefrästen Potikappen und die dicke Frontplatte blieben selbstverständlich erhalten, aber das Gerät wirkt geschmeidiger, eleganten als sein Vorläufer, es sieht einfach „designter“ aus. Nun sind diese visuellen Eindrücke natürlich nur die Hülle für das, worum es eigentlich geht – die Audioschaltkreise und deren klangliche Eigenschaften. Aber trotzdem schadet es nicht, sich kurz mit diesen Äußerlichkeiten zu befassen, denn Manley wird hier ein weiteres Mal seinem Ruf, robuste, äußerst hochwertige Technik zu fertigen, gerecht. Denn hier geht es nicht nur um leeres Bling-Bling, sondern die Hardware verrät Langlebigkeit, Zuverlässigkeit und eine Fertigung, bei der eben auch auf die Details geachtet wird: alles Aspekte, bei denen Manley viele Jahre Erfahrung hat, und auf dessen solider Ausführung auch der Ruf des Herstellers basiert. Kurzum: Der ELOP+ sieht nicht nur nach High-End-Studiotechnik aus, er besteht auch aus solcher, und zwar bis in die Details.

Exzellente Hardware: Auch der ELOP+ verfügt über die für Manley tyische, massive, eloxierte Frontplatte.
Exzellente Hardware: Auch der ELOP+ verfügt über die für Manley tyische, massive, eloxierte Frontplatte.

Einiges wie beim LA-2A, einiges anders

Wie sein Urahn Teletronix LA-2A sowie sein Vorgänger ELOP handelt es sich auch beim ELOP+ um einen Optokompressor mit klassischer „Zweiknopf-Bedienung“. Das bedeutet, dass als Bedienelemente eigentlich nur ein Gain-Reduction- sowie ein Gain-Poti zur Verfügung stehen. Hiermit wird stufenlos die Eingangsschwelle der Kompression sowie der Ausgangspegel eingestellt, und den Rest erledigt das prinzipbedingt programmadaptive opto-elektronische Regelelement dann von selbst. Während der LA-2A als reines Mono-Gerät daherkam, präsentierte sich der ELOP von Anfang als Zweikanaler. Es bietet eine Reihe von Zusatzfunktionen, ein weiterer Aspekt des Neudesigns ist, dass sämtliche Schaltzustände des ELOP+ nun durch beleuchtete Taster angezeigt werden, während der Vorgänger sich noch auf simple Kippschalter verlassen musste. Der Manley ELOP+ verfügt pro Kanal über einen Bypass, ein 80-Hz-Sidechain-Lowcut (welches mittels eines internen Jumpers auf 150 Hz umgestellt werden kann) sowie eine Umschaltung zwischen Kompressor- und Limiterbetrieb – letzteres ist ebenfalls eine Ergänzung des ursprünglichen ELOP-Featuresets. Während dieser noch mit einer einzigen Kompressionsrate von etwa 10:1 arbeitete, darf der Anwender die Plus-Variante auch in einen sanfteren Betriebszustand mit einer Rate von etwa 3:1 versetzen. Beide VU-Meter können simultan zwischen der Anzeige von Ausgangspegel und Pegelreduktion umgeschaltet werden. Die Pegelreduktion beider Kanäle lässt sich auch auf Knopfdruck koppeln, wobei aber die Potis beider Kanäle immer noch manuell angepasst werden müssen.  

Fotostrecke: 3 Bilder Klassischer Opto-Kompressor: Der ELOP+ kommt mit vergleichsweise wenig Bedienelementen aus.

Gespiegelte Bedienelemente – aber nicht konsequent

Im Prinzip ist die Bedienung des ELOP+ also von den Features her einfach und übersichtlich, zumal die Frontplatte auf den ersten Blick sehr aufgeräumt wird. Bei der Bedienung steckt der Teufel aber doch etwas im Detail, ich hätte mir hier eine etwas intuitivere Anordnung der Bedienelemente gewünscht. Zunächst einmal sind die Bedienelemente beider Kanäle spiegelbildlich angeordnet, was alleine schon so manches Anwenderhirn verwirren kann. Dann gibt es auch noch einen Unterschied bei den Schalterreihen am unteren Rand der Frontplatte: Die jeweils zur Mitte zeigenden Schalter der beiden Kanäle sind unterschiedlich belegt. Derjenige des linken Kanals schaltet die VU-Meter um, derjenige des rechten verkoppelt die Pegelreduktion beider Kanäle. Ich habe dies als etwas unübersichtlich empfunden. Es gibt Geräte, die man nach wenigen Sekunden im Schlaf, quasi ohne hinzugucken bedienen kann, der ELOP+ gehörte, zumindest für mich, leider nicht dazu – und das, obwohl er nicht viele Bedienelemente hat. Eventuell ist es Geschmackssache, ob man gespiegelte oder seriell angeordnete Bedienelemente bevorzugt, aber mein Gehirn kommt mit letzteren eindeutig besser klar. Nichtsdestotrotz ist dies Kritik auf hohem Niveau, mit etwas Eingewöhnung sitzt man hier fest im Sattel.  

Zwei große VU-Meter zeigen Pegelreduktion und Ausgangspegel an.
Zwei große VU-Meter zeigen Pegelreduktion und Ausgangspegel an.

Relais gibt Signalweg nach 30 Sekunden frei

Der Betriebsschalter des Manley-Optokompressors ist mittig angeordnet und ebenfalls beleuchtet, rückseitig finden sich die Audio- und Netzanschlüsse. Ein externes Sidechain-Signal kann nicht zugeführt werden. Wird das Gerät angeschaltet, so blinken während der Aufwärmphase der Röhren zunächst die beiden VU-Meter. Erst nach etwa 30 Sekunden geben die Relais dann den Audiosignalweg frei.

Fotostrecke: 3 Bilder Übersichtliches Layout: Der ELOP+ wurde aus hochwertigen Komponenten aufgebaut.

Eingangsübertrager – aber keiner am Ausgang

Unter der Haube setzt das Gerät teils auf bewährte, teils auf neue, moderne Komponenten. Der gesamte Signalweg wurde neu designt. Herzstück der Schaltung bleiben die bewährten Vactrol-Optokoppler, ein Industriestandard, der sich auch in vielen anderen hochwertigen Geräten findet. In jedem Kanal des Vollröhrengerätes kommen zwei 5751- und 6922-Doppeltrioden zum Einsatz. Während – abgesehen von ein paar ganz frühen Geräten – der ELOP am Ein- und Ausgang mit Übertragern symmetriert wurde, macht der ELOP+ hier einen Unterschied. Hier sitzt nur am Eingang ein Übertrager, wärend die impedanzsymmetrierte Kathodenfolger-Ausgangsstufe „eisenlos“ konzipiert wurde. Zur Stromversorgung kommt Manleys neues, für speziell Röhrengeräte designtes Schaltnetzteil zum Einsatz – mithin der deutlichste interne Hinweis, dass es sich hier um einen modernen Audioprozessor handelt. Auch unter der Haube präsentiert sich die Fertigung aufgeräumt und über alle Zweifel erhaben, zumal hochwertige Bauteile wie proprietäre Übertrager und Kondensatoren sowie flüsterleise Leitplastik-Potenziometer zum Einsatz kommen.

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