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Gibson Les Paul Studio Worn HB Test

Sie ist ein echter Klassiker und eines der seltenen Exemplare in unserer Musikinstrumentenwelt, das mit dem Gen des ewigen Lebens ausgestattet zu sein scheint. Seit fast 60 Jahren – also beinahe ein ganzes Menschenleben lang – prägt die Gibson Les Paul den Sound und die Geschichte der modernen Musik und ist auch heute noch so aktuell wie eh und je. Traditionsherstellern wie Gibson und Fender gelang es über die Jahre, ihre Instrumente immer wieder neu zu erfinden und zu definieren. Unzählige Variationen der Urmodelle erschienen im Laufe der Jahre mit verbesserten oder geänderten Details, aber nie wurde das Basisdesign oder die Philosophie hinter dem Instrument dem Zeitgeist geopfert.
Auch die Les Paul Studio, die in den Neunzigern des letzten Jahrhunderts das Licht der Welt erblickte, ist eine würdige Vertreterin der Gattung, obwohl sie auf einige optische Merkmale der ’großen’ Schwester verzichtet. Weil sie aber sonst alles das mitbringt, was eine echte Les Paul ausmacht, und zudem preisgünstiger ist, entwickelte sich die Serie zu einem großen Erfolg. Auch unsere Testkandidatin ist ein Spross dieser Familie und will mit inneren und äußeren Werten überzeugen.

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DETAILS

Optik/ Verarbeitung:
Als ich dem Paketboten die Tür öffnete, wusste ich noch nicht, um welche Gitarre es sich handelte, geschweige denn kannte ich ihren Preis. Umso größer war die Überraschung, als ich den stabilen, mit weißem Stoff gefütterten schwarzen Koffer öffnete: Die Gitarre, die ich darin fand, war nicht nur eine Schönheit, sondern sie erwies sich schon beim ersten Anspielen als ein sehr gut verarbeitetes und vor allem gut klingendes Instrument. Klar, dass ich auch einen angemessen stolzen Preis erwartete. Aber weit gefehlt! Denn die noch größere Überraschung waren die nicht einmal 700 Euro, die für diese Gitarre aufgerufen werden. Eigentlich unmöglich. Aber wo ist der Haken, falls es einen gibt?
Schauen wir uns die Gitarre etwas genauer an. Natürlich besitzt sie die typischen Gibson Les Paul Maße, also auch keine Ausfräsungen auf der Rückseite, die das Instrument an die Anatomie des Musikers angleichen sollen, und die Decke ist in klassischer Gibson-Manier gewölbt.

Der Korpus besteht aus drei Teilen Mahagoni und die Ahorndecke setzt sich aus zwei Stücken zusammen, die jedoch so geschickt miteinander verleimt sind, dass sie von Weitem wie eines aussehen. Typisches Merkmal einer Studio ist das fehlende Binding am Korpus-Zargen-Übergang. In unserem Fall setzt der Rand der hellen Ahorndecke sich sehr geschmackvoll vom dunkleren Mahagoni ab und wertet die sehr schlichte, aber attraktive Optik der Gitarre weiter auf.  
Die Lackierung ist tadellos und gibt keinerlei Grund zur Beanstandung. Worn Honeyburst nennt sich die Ausführung und sie gefällt mir ausgesprochen gut – sehr gleichmäßig wird der Farbton zum Rand hin dunkler. Der Rest ist Standard und findet sich auf den allermeisten Paulas aus dem Hause Gibson wieder, ganz gleich, ob es sich um eine Studio, eine Standard oder eine andere Serie handelt. Am Hals sorgt ein 490R Humbucker und am Steg ein 498T für die stilechte Tonübertragung, beide in cremeweißen Pickuprähmchen.

Fotostrecke: 2 Bilder Am Steg lauert ein 498T

Ein Stop-Tailpiece dient als Saitenhalter und oberhalb des Griffbretts wählt ein ebenfalls cremeweißer Dreiweg-Schalter die Pickups. Traditionell verfügt auch bei dieser Paula jeder PU über eigene Volumen- und Tonregler, die passend zur Lackierung bronzefarben ausgeführt sind – sehr geschmackvoll. Auch das Schlagbrett kommt in der gleichen Farbe wie Pickuprahmen und Schalter und kann, je nach persönlicher Vorliebe, nach Lösen von zwei Schrauben entfernt werden.

Der Mahagoni-Hals als Teil der 628mm-Mensur ist makellos mit dem Korpus verleimt und die 22 Bünde auf dem nicht zu dunklen Palisandergriffbrett sind allesamt perfekt eingelassen und an den Seiten entgratet. Trapez-Inlays aus Perlmutt erleichtern die Orientierung – genau wie die kleinen weißen Punkte am Griffbrettrand. 
Als Mechaniken kommen Gibson Deluxe Typen mit Flügeln in traditioneller Tulpenform zum Einsatz. Der Zugang zum Halsstab wird durch eine glockenförmige Kunststoffabdeckung verschlossen, die bei unserer Testkandidatin keinen ’Studio’-Aufdruck trägt. Lediglich das Gibson-Logo und Les Pauls Unterschrift setzen sich goldfarben von der ansonsten mattschwarz lackierten Kopfplatte ab.

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PRAXIS

Sound/ Bespielbarkeit
Die nächste Überraschung kam beim ersten Anspielen. Das etwas geringere Gewicht der Gitarre ist mit dafür verantwortlich, dass die Töne schon unverstärkt den Spieler regelrecht anspringen. Der akustische Sound ist holzig, die Bässe untypischerweise schlank und insgesamt sehr mittig. Ich hatte einige Male das Vergnügen, ein paar wirklich sehr alte, sehr teure Les Pauls spielen zu können, und diese hier geht in jedem Fall soundmäßig in diese Richtung. Da sie aber vorher noch nie gespielt wurde, bin ich davon überzeugt, dass sie sich mit ein paar weiteren Jahren auf dem Buckel erst noch richtig entfalten wird.Die Bespielbarkeit ist superb, sie ist hervorragend verarbeitet und spricht nicht nur Augen, Ohren und den Tastsinn an – sie riecht auch noch gut!Und das ist etwas, das nicht nur für mich zu einer richtigen Gitarre gehört: Ihr charakteristischer Geruch, der etwas von ihrer Herkunft erzählt und mit zu ihrer Persönlichkeit gehört. Unsere Lady duftet äußerst angenehm nach einer Mischung aus frischem Ahornholz und süßer Vanille.
Genug geschwärmt, jetzt geht’s an den Amp.Für das erste Beispiel habe ich einen Fender Deluxe Amp verwendet und schalte durch die drei Pickup-Positionen, beginnend mit dem Hals-Tonabnehmer.

Audio Samples
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Deluxe Strum Pickup-Switch

Hier wird schon klar, wohin die Reise geht. Der Hals-Pickup drückt schön mittig mit einem gesunden Schuss Bässe aus dem Speaker. Trotzdem sorgen die sehr angenehmen Höhen für den nötigen Glanz. In der Mittelposition geht’s dann etwas perlender zur Sache.
Der Steg-Humbucker klingt bauartbedingt natürlich kompakter und komprimierter. Auch hier halten sich die tiefen Frequenzen zurück und machen Platz für die so wichtigen Mitten.  
Im nächsten Beispiel kommt ein Plexi Marshall zum Einsatz, mit dem ich ein gesundes Crunch-Brett fahre. Die Studio ist dafür in die Stegposition geschaltet.

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Plexi Crunch Steg

Da kommt Freude auf! In dieser Kombination klingen die Riffs absolut authentisch. Knochentrocken und mit einer sehr guten Portion Punch werden sie ins Freie gedrückt. Keine Bassfrequenz überlagert hier die wunderbaren Mitten, die dieser Sound braucht.In diesem Beispiel kommt ein JCM 800 zum Einsatz.
Der Hals-PU, der ja auch die Bezeichnung ’Rhythm’ trägt, wird jetzt zeigen müssen, was er zu einem amtlichen Rockbrett beitragen kann.

Audio Samples
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Paula Neck/ JCM800

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Les Pauls über einen solchen Amp und mit dieser Einstellung sehr schnell undifferenziert klingen, da die Bässe alles zerschießen. Nicht hier! Sehr homogen mischt sich der Holzcharakter, der schon trocken gespielt auffiel, in das Klangbild ein.
Abschließend habe ich einen kleinen Song gebastelt, der ihre Soloqualitäten zeigen soll. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, dieses Stück mit meiner Testkandidatin aufzunehmen, weil sie wirklich extrem sensibel auf den Gitarristen eingeht und mitspielt, aber hört einfach selbst.

Audio Samples
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Paula Song
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FAZIT

Ein Test, der großen Spaß gemacht hat. Die Les Paul Studio ist eine wahre Augenweide und bietet nicht nur ein attraktives Äußeres und eine makellose Verarbeitung, sondern auch einen tollen Sound und eine hervorragende Bespielbarkeit bei geringem Gewicht und perfekter Werkseinstellung. Und einen Preis, der die Bezeichnung Schnäppchen mehr als verdient. Was will man mehr! Absolut empfehlenswert!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit
  • Gewicht
  • Sound
  • Optik
  • Preis
Contra
Artikelbild
Gibson Les Paul Studio Worn HB Test
Für 698,00€ bei
Facts
  • Hersteller: Gibson
  • Bezeichnung: Les Paul Studio Worn HB
  • Korpus: Mahagoni, Ahorn Decke
  • Farbe: Worn Honey Burst
  • Hals: Mahagoni, Palisander Griffbrett
  • Bünde: 22
  • Mensur: 628 mm
  • Pickups: Gibson 490R (Hals), Gibson 498T (Steg)
  • Besonderheiten: exklusives Thomann Modell, Gig Bag
  • Preis: 698,00 Euro
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Kommentieren
Profilbild von Anonymous

Anonymous sagt:

#1 - 18.05.2011 um 01:07 Uhr

0

Eigentlich ein schöner Bericht.
Nur warum ist ein Koffer abgebildet und auch im Text erwähnt, wenn die Gitarre doch nur mit einem Gigback geliefert wird?

Profilbild von bonedo ralf

bonedo ralf sagt:

#2 - 18.05.2011 um 12:53 Uhr

0

Danke für den Hinweis - Die Testgitarren werden uns meistens im Koffer geschickt. Deshalb auf dem Foto - aber es steht ja richtig in der Zusammenfassung. Ich schreibe eine BU dazu... danke nochmal!

Profilbild von Geraldo

Geraldo sagt:

#3 - 27.05.2011 um 20:50 Uhr

0

Habe meine heute erhalten. Bin sehr enttäuscht, da die Gitarre
aussieht als hätte sie schon einige Bühnenauftritte hinter sich.
Lieblos verarbeitet. Vielleicht ein Montagsgerät.Werde sie zurückschicken und hoffen eine zu bekommen ähnlich der Abbildung im Testbericht. Schade.Grüsse

Profilbild von Frank

Frank sagt:

#4 - 01.06.2011 um 12:15 Uhr

0

Danke, so ein Test hilft bei der Entscheidung. Meine ist genauso schön, wie die hier im Test und klingt sehr gut. Ich bin zufrieden.

Profilbild von Stefan

Stefan sagt:

#5 - 02.06.2011 um 01:01 Uhr

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@Geraldo: Das bringt der "worn-look" mit sich!Ich habe meine gestern abgeholt und sie entspricht zu 100% dem Ergebnis des Testberichts, der mir bei der Entscheidung geholfen hat. Ein echtes Schnäppchen für den Preis!

Profilbild von Geraldo

Geraldo sagt:

#6 - 09.06.2011 um 21:57 Uhr

0

@Stefan: Meine war MEGA worn. Angeblich eine Fehllieferung von Gibson. Bald kommt meine 2te, dann melde ich mich hier nochmals. Klar, ich bin auch begeistert vom Testbericht. Er hat dazu geführt, dass ich die Gitarre gekauft habe.
Ton war übrigends super und mit viel Sustain. Mal sehen ...

Profilbild von Nico

Nico sagt:

#7 - 28.06.2011 um 14:33 Uhr

0

Also ich habe mir die Gibson letzten Monat gekauft, in der Farbe Worn Gold. Ich kann dem Testbericht zu 100% zustimmen, Verarbeitung: perfekt. Klanglich (natürlich kann ich nur für meinen Geschmack sprechen) erste Sahne, Hals PU, singend schmatzig und fett, Bridge PU, mittig, singend bis schweres, volles Brett mit endlos Sustain. Sehr gute Les Paul für wenig Geld.

Profilbild von Geraldo

Geraldo sagt:

#8 - 03.07.2011 um 03:34 Uhr

0

Meine Les Paul worn HB ist nun gekommen. Nun sieht sie wirklich so aus wie im Testbericht. Klanglich finde ich sie klasse und sie ist eben leicht. Preis-Leistung ist super!
Ich werde noch ein bisschen die Einstellungen (Saitenabstand etc.) tunen. Schöne Grüsse

Profilbild von hinzi

hinzi sagt:

#9 - 02.08.2011 um 01:36 Uhr

0

Ich habe mir die Les Paul in Worn Ebony zugelegt. Die matte Lackierung wirkt edel und gefällt mir sehr gut. Sie ist wirklich eine Augenweide und die Verarbeitung, sowie die Einstellung sind einwandfrei. Die Bespielbarkeit und der unvergleichliche Sound sind spitzenmäßig. Dem Testbericht kann ich ebenfalls zu 100% zustimmen!

Profilbild von Simon

Simon sagt:

#10 - 25.12.2011 um 17:58 Uhr

0

Oh man, bekommt man die noch? Ich find sie nirgends bei Thomann. Kann es sein, dass das Model limitiert ist?

Profilbild von irfan

irfan sagt:

#11 - 26.09.2012 um 22:44 Uhr

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Profilbild von Uli

Uli sagt:

#12 - 27.02.2013 um 19:03 Uhr

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Was für ein tolles Instrument! Ich habe "meine" gebraucht erstanden - mit Palisander-Griffbrett und Natural Back - und bin begeistert. Eigentlich wollte ich das P90 Modell aber habe nun aufgrund díeses Tests die HB-Version. Die geplante Umrüstung auf P94 (zumindest am Hals-PU) bleibt erstmal aus, denn der Sound ist klasse!

Profilbild von Rainer

Rainer sagt:

#13 - 09.03.2013 um 12:08 Uhr

0

Ich wollte mir eigentlich eine Custom-SHOP-Paula im Musicstore Köln kaufen. Habe mich dann in der Gitarrenabteilung beraten lassen und der Verkäufer hat mich mit einer rötlichen Studio zum testen geschickt. Der Funke sprang sofort über. Habe Glück gehabt und im Store eine Studio ohne Macken bekommen. Lediglich die Stimmung blieb nicht konstant, da wurde am Sattel was gefeilt und alles war OK. Dann habe ich mir noch ein Tremolo nachgerüstet und habe jetzt wirklich eine Traumgitarre mit Hammersound. Ich benutze sie nicht als Blickfänger an der Wand (obwohl sie sich da gut ausmacht) sondern als Arbeitstier auf Bühne und Studio. Soundbeispiele unter www.hingerhoff.com
Diese Gitarre kann ich nur wärmstens empfehlen!

Profilbild von Uli

Uli sagt:

#14 - 28.10.2013 um 20:47 Uhr

0

ich nochmal. Habe meine nun mit Leosounds Vintage Player PAFs ausgerüstet; zugunsten eines offeneren und untenrum definierteren Sounds. Den Amp bring ich bei Bedarf dann mit TCs Spark Booster mit Mid oder Fat boost zum röcheln. FAber HW ist bestellt und gegen die typische klemmende G-Saite folgt irgendwann noch ein Knochensattel. Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Gitarre war schon von Beginn an klasse, ich habe sie nur noch etwas mehr an meinen Geschmack angepasst.

Profilbild von Uli

Uli sagt:

#15 - 16.01.2014 um 20:30 Uhr

0

So, Faber locking Bridge und Tailpiece ergänzt und auch einen Knochensattel vom Gitarrenbauer. Siehe da, das Scheppern der Saiten weg; der serienmäßige Kunststoffsattel war zu tief gefeilt. M.E. Der einzige Verarbeitungsmangel also. Es bleibt die hohe Empfindlichkeit des Lacks, die ich aber gerne in Kauf nehme für das viel bessere Schwingungsverhalten im Vergleich zu den meisten teuren Paulas, die mit ihrer high gloss Lackschale zugekleistert sind. So bleibt sie jetzt.

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