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Crane Song Falcon Test

Der Crane Song Falcon ist nagelneu – und bei uns im Review! Dave Hill, seines Zeichens Crane-Song-Mastermind, ist für die eine oder andere Kompressorlegende verantwortlich. Man darf also gespannt sein, wenn er nun auch im 500-Metier aktiv wird. Das Feature-Set des Falcon liest sich erst einmal beeindruckend – mal sehen, wie sich das Modul in der Praxis schlägt!

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Als Chefdesigner bei Summit Audio entwickelte Dave Hill unter anderem den TLA-100A, also einen 19“-Kompressor, der von Engineer-Größen wie Al Schmitt vor allem für Vocals geliebt wird. Klanglich grob an Optokompressoren wie dem LA-2A orientiert, arbeiteten unter der Haube des TLA-100A auch ein paar Röhren – und das war zum Zeitpunkt seiner Markteinführung in den 80er-Jahren doch eher ungewöhnlich. Man kann Dave Hill also mit gutem Recht als einen der Urväter des heutigen Vintage-Booms bezeichnen. Neben Herstellern wie Manley und Tube-Tech zählte Summit Audio damals zu den wenigen Firmen, die sich anschickten, die Schaltungstopologien der Audio-Gründerzeit wieder salonfähig zu machen. Heute ist das kaum noch vorstellbar, wo zahlreiche „Boutique“-Hersteller ein Vintage-Thema nach dem anderen abgrasen…
Allerdings kann man Dave Hill wiederum keineswegs als Vintage-Extremisten bezeichnen. Insbesondere die Produktpalette seiner Firma Crane Song, die er nun bereits seit vielen Jahren stetig ausbaut, kann mit zahlreichen Geräten aufwarten, die sich durchaus etwas abseits ausgetretener Pfade bewegen. Dave Hill scheint keine Scheu vor einem Technologiemix zu haben – seine Geräte bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Transistoren und Röhren, analoger und digitaler Technik. Hier geht es nicht um wohlgepflegte Dogmen, sondern schlicht und ergreifend um die beste Lösung im jeweiligen Einzelfall.

Details

Trotz Platznot im Modulgehäuse mit Röhre und VU-Meter

Ein Kompressor mit Opto-typischer Kennlinie und Röhrenbestückung im 500-Format – das ist nicht unbedingt ein grundlegendes Funktionsprinzip, das es bereits wie Sand am Meer gäbe – und das lässt aufhorchen! Als 500-Modul mit einer Slotbreite ist der Platz im Modul wie vorne auf der Frontplatte begrenzt, aber es ist Dave Hill gelungen, ein mehr als ordentliches Feature-Set auf diesem engen Raum unterzubringen, ohne dass die Frontplatte (allzu) dicht gedrängt erscheint. Und Platz für ein schönes Drehspulinstrument aka VU-Meter war auch noch übrig…

Fotostrecke: 3 Bilder Da isse: 12AX7B-Doppeltriode im API-500-Gehäuse

Parallel Compression

Mit Potis für Threshold und Gain lässt sich die Pegelstruktur beim Falcon schnell und unkompliziert einstellen. Daneben sorgt ein drittes Poti mit einer Wet/Dry-Regelung für Parallelkompression – ein Feature, das aus einem „modernen“ Kompressor-Layout praktisch kaum mehr wegzudenken ist. Sämtliche anderen Funktionen werden heim Falcon mit Kippschaltern beeinflusst. Für Attack und Release gibt es jeweils solche mit drei Positionen; Der Attackparameter beträgt wahlweise 100 μs, 7 oder 20 ms, erlaubt also von ziemlich schnellen Regelzeiten bis hin zu ordentlich Transienten-Punch eine ganze Bandbreite. Die Release hingegen arbeitet stets programmadaptiv, und zwar in den Bereichen 75-200 oder 200-300 ms sowie 1,4-3,5 s – das bedeutet, dass auch hier von knackig-zackigen Werten bis zu trägstem Leveling alles drin ist.”

Color” lässt die Ausgangsstufe von der Leine

Dazu gibt es noch zwei weitere zweistufige Schalter, die direkt den Sound beeinflussen. Der Falcon kann zwischen „Limit“ und „Comp“ umgeschaltet werden, also zwischen Hardknee- und Softknee-Kompression. Die Color-Schaltung hingegen beeinflusst nicht das Regelverhalten, sondern den Klang der Ausgangsstufe. Diese kann entweder mit Gegenkopplung oder völlig ohne Gegenkopplung betrieben werden. Keine Gegenkopplung bedeutet maximale Klangfärbung, da die Ausgangsstufe dann in keiner Weise gezähmt wird. Bei vielen Verstärkerstufen wird ein Teil des Ausgangssignals phaseninvertiert wieder auf den Eingang gegeben (Gegenkopplung, engl. „negative feedback“), wodurch zwar die Geamtverstärkung geringer wird, aber auch der Klang sauberer, da spezielle Färbungen der aktiven Stufe sich salopp gesprochen einfach auslöschen.  Wird die Gegenkopplung abgeschaltet, so wird der Amp praktisch „von der Leine“ gelassen, kann sich mit all seinen Charaktereigenschaften voll austoben.

5.1-Compression? Kein Problem!

Das schön schummrig rot beleuchtete VU-Meter zeigt wahlweise die Pegelreduktion oder den Ausgangspegel an, zudem verfügt das Modul noch über einen Bypass-Schalter, der wiederum drei Positionen anbietet: Bypass, Kompressor an, und einen Linkmodus, bei dem bis zu sechs (!) Falcons im Verbund agieren können, wobei dann alle Parameter außer Wet/Dry und Gain gelinkt werden. Hierzu werden die Module mit kleinen Ribbon-Kabeln, die auf Wunsch vom Hersteller zur Verfügung gestellt werden, an der Oberseite verbunden.

Fotostrecke: 4 Bilder Bis zu sechs Falcon-Einheiten können mit Ribbon-Kabeln verkoppelt werden.

Lundahl-Transformer im Output

Insgesamt bietet der Falcon also ein üppiges Feature-Set mit großen Parameter-Bandbreiten: Das ist schon mal sehr gut so! Dieser sehr gute Eindruck setzt sich auch unter der Haube fort. Der Falcon ist perfekt verarbeitet, und es kommen ausgesprochen hochwertige Bauteile zum Einsatz, beispielsweise der Ausgangsübertrager LL1585 von Lundahl, welcher Dank seiner Spezifikationen zu den feinsten Teilen gehört, die man an dieser Stelle verbauen kann – er zeichnet sich nämlich durch eine besonders große Bandbreite und einen für einen Übertrager ungewöhlich hohen Headroom aus. Spart ein Hersteller an dieser Stelle, dann gehen schon ein paar dB Headroom flöten…

Kein T4, aber so ähnlich…

Als Regelelement kommt laut Dave Hill ein sogenannter „variable impedance circuit“ zum Einsatz, also eine Schaltung, die das Verhalten eines Optokopplers elektronisch simuliert, und die augenscheinlich in die Kategorie „Betriebsgeheimnis“ fällt. Ganz genau wollte Dave Hill die Arbeitsweise dieses Regelelements nicht erläutern, aber auf Nachfrage hat er doch einige Informationen herausgerückt: Zum Einsatz kommt ein (wie auch immer aufgebauter) spannungsgesteuerter Widerstand, der im Massezweig eines Spannunsgteilers sitzt. Das heißt, das Regelement ist genau so aufgebaut wie das etwa eines Teletronix LA-2A, nur dass eben kein optoelektrisches Bauteil zum Einsatz kommt, sondern dessen veränderlicher Widerstand auf elektronischem Wege simuliert wird.

Tube-Output

Nicht zu verheimlichen ist allerdings die Röhre in der Ausgangsstufe. Hier handelt es sich um eine 12AX7B, also eine besonders hochwertige Doppeltriode, die auch mit immerhin 195 Volt betrieben wird. Der Falcon basiert also mitnichten auf einem „starved plate“ Design, sondern auf einer „echten“ Röhrenstufe. Im Zusammenspiel mit ein paar Halbleitern sorgt diese Ausgangsstufe nicht nur für eine Aufholverstärkung von bis zu 15 dB, sondern eben auch für die Klangfärbung, vor allem bei deaktvierter Gegenkopplung.

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Praxis

Wie schlau und stringent der Falcon konzipiert wurde, merkt man schon an der Lernkurve bei der Inbetriebnahme – genauer gesagt daran, wie flach diese ist.  Ein Blick ins Handbuch empfiehlt sich lediglich wegen der Schaltpositionen der Attack/Release-Schalter, dies erklärt sich nämlich nicht beim bloßen Blick auf die Frontplatte.

Sechs Schalter steuern zahlreiche Funktionen des Falcon
Sechs Schalter steuern zahlreiche Funktionen des Falcon

Die Parameter und deren Einstellbereiche sind hervorragend gewählt; Zwischenstellungen für Attack und Release vermisse ich nicht. Im Gegenteil, die jeweils drei Werte decken die meisten Anwendungsgebiete gut ab, lediglich fürs feine Transienten-Shaping bei Drums würde man sich dann doch stufenlos durchstimmbare Parameter wünschen. Aber das ist verschmerzbar, denn solche Anwendungen zählen nicht zum Kerngebiet eines Kompressors mit Opto-Couleur. Insbesondere bei Vocals macht sich die schnelle Attack im Mikrosekundenbereich sehr gut. Der Falcon ist auf jeden Fall schnell genug, um als Lautmacher eingesetzt zu werden. Transienten hält er zuverlässig, ohne dass das Signal komplett platt gemacht wird. Dennoch liefert er auf Wunsch einen schönen „Squeeze“, der sich mit den weiteren Parametern gut feintunen lässt. In der Regel – es sei denn, man hat es auf Effektkompression abgesehen – wird man im Softknee-Modus arbeiten. Die Hardkee-Variante bietet sich immer dann an, wenn man mal ein Signal so richitg zusammenstauchen möchte. Und das geht mit dem Falcon auch!

Audio Samples
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Vocals Original Vocals Softknee, Gegenkopplung aktiviert, schnellste Attack/Release Vocals Softknee, Gegenkopplung deaktiviert, schnellste Attack/Release Vocals Softknee, Gegenkopplung deaktiviert, schnellste Attack/Release, 50% Wet Kontrabass Original Kontrabass Softknee, Gegenkopplung aktiviert, schnellste Attack, mittlere Release Kontrabass Softknee, Gegenkopplung dektiviert, schnellste Attack, mittlere Release Drum Room Original Drum Room Hardknee, Gegenkopplung deaktiviert, schnellste Attack/Release Drum Room Hardknee, Gegenkopplung deaktiviert, schnellste Attack/Release, 50% Wet

Die Color-Schaltung arbeitet je nach Material und Pegelstruktur subtil bis deutlich wahrnehmbar. Als Fasuregel kann gelten: Je lauter und je mehr Bass, desto deutlicher tritt der Effekt der abgeschalteten Gegenkopplung in den Vordergrund. Das Signal wird dann dichter, etwas mittiger, es werden Harmonische hinzugefügt, die das Material richtig zum „singen“ bringen können. Besonders vorteilhaft tritt dieser Effekt beim Kontrabass-Beispiel zu Tage. Das ist ein edler, „analoger“ Sound in Reinkultur, ein Effekt, den man „in the box“ so kaum nachbauen können wird.
Auch wenn wir Vocals, Bässe und Artverwandtes durchaus als ein Spezialgebiet des Crane Song Falcon ausmachen können, so sollte man den Anwendungsbereich nicht darauf beschränken. Auch als Raummikro-Crusher kann der Kompressor hevorragende Resultate bieten, wobei insbesondere hier das Wet/Dry-Poti gute Dienste leisten kann. Toll ist auch, dass der Falcon stets ziemlich rund und dick klingt, selbst bei den extremen Einsätzen wird das Signal kaum giftig und harsch.

Durch ein Lochblech auf der Oberseite kann die Abwärme insbesondere der Röhre entweichen. Ungewöhnlich heiß wird das Modul nicht.
Durch ein Lochblech auf der Oberseite kann die Abwärme insbesondere der Röhre entweichen. Ungewöhnlich heiß wird das Modul nicht.

Ich bin versucht, den Falcon aufgrund dieser Resultate mit dem API 525zu vergleichen. Zwar sind beide Geräte völlig unterschiedlich konzipiert, aber bei Klangresultaten und Einsatzgebieten gibt es duchaus eine größere Schnittmenge. Der Falcon geht aus diesem Vergleich dabei als das „modernere“ und kultiviertere Exemplar hervor, vielleicht auch als das vielseitigere.
In jedem Fall unterstreicht dieser Vergleich aber, dass der Crane Song Falcon in meinen Augen und Ohren in der absoluten Spitzengruppe der 500-Standard-Kompressoren mitspielt. Und das ist toll, denn hier hat dieses Format im Unterschied zu den Preamps und EQs druchaus noch etwas Nachholbedarf, die wirklich tollen 500-Dynamics sind leider immer noch etwas sparsam gesät.

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Fazit

Mit seinem Funktionsumfang, der richtig gut klingenden Röhrenstufe und auch der hochwertigen Ausstattung (etwa der exzellente Lundahl-Ausgangsübertrager) hat Dave Hill beim Falcon schlichtweg alles richtig gemacht. Kritikpunkte sehe ich keine, und nocht zuletzt im Hinblick auf die hochwertigen und nicht ganz billigen Bauteile geht auch der Preis voll und ganz in Ordnung. Toller Kompressor!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Klangeigenschaften
  • weite Parameterbereiche
  • Ausstattung und Fertigung
Contra
Artikelbild
Crane Song Falcon Test
Für 1.599,00€ bei
Crane Song Falcon: Vielseitiger Kompressor im 500-Format
Crane Song Falcon: Vielseitiger Kompressor im 500-Format
Technische Spezifikationen
  • Opto-typisches Regelverhalten
  • Dry/Wet-Poti
  • Hard- und Softknee-Kompression
  • vielseitige Röhrenausgangsstufe
  • hochwertiger Signalweg mit Lundahl-LL1585-Ausgangsübertrager
  • Preis: € 1249,- (UVP)
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