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Blue The Bottle Test

In der Chemie gibt es das Blue-Bottle-Experiment, im Rahmen dessen sich eine farblose Flüssigkeit in einem Gefäß durch Schütteln blau verfärbt, um nach einer gewissen Ruhezeit wieder farblos zu werden. Schüttelt man einen Toningenieur in Richtung eines Blue The Bottle Mikrofons, könnte es passieren, dass sich dieser grün verfärbt – vor Neid. Denkt er dann – nach kurzer Ruhepause – an seinen Geldbeutel und den eventuellen Kauf einer solchen Bottle, wird ihm die Farbe aber wahrscheinlich schnell wieder aus dem Gesicht weichen.

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Zählt man sich selbst erst einmal zu den stolzen Besitzern dieses Röhren-Mikrofons, sind einem vielfältige Blicke seiner Studio-Gäste sicher – sie werden von respektvoll und ehrfürchtig über bewundernd und neidisch bis hin zu erschrocken vor „so viel Mikrofon“ reichen. Understatement zählt also sicherlich nicht zu den Charaktereigenschaften dieses Schallwandlers, aber man hat sich bei der Konzeption schließlich auch an einem historischen Mikrofon-Boliden orientiert, der alten Neumann/Telefunken-Flasche CMV 3. Wenn auch das Rauschverhalten oder der Dynamikumfang dieses historischen Schätzchens sicherlich nicht den heutzutage geforderten technischen Daten entsprechen, so haben seine klanglichen Übertragungseigenschaften definitiv Geschichte geschrieben. Was lag also bei der Entwicklung der Bottle näher, als sich die Rosinen vergangener Tage herauszupicken und mit den Möglichkeiten der technischen Gegenwart zu kombinieren? Genau das tat man im Hause Blue Microphones. „Blue“ hat übrigens erst einmal nichts mit der gleichnamigen Farbe zu tun, sondern ist die originelle Abkürzung für „Baltic Latvian Universal Electronics“. Wir waren natürlich sehr gespannt, wie sich die blaue Flasche in unserem anspruchsvollen Testumfeld schlagen würde. Flasche voll oder Flasche leer…?

Details

Maßanzug für den Transport

Ein solches Mikrofon kann natürlich nicht nur in einem Karton oder einem normalen Koffer daherkommen. Der Koffer, in dem die Bottle die Reise antritt, wird vom Hersteller selbst nicht ohne Grund als „Flightcase“ bezeichnet – diese Bezeichnung trifft die Beschreibung des Gepäckstücks auch ziemlich genau. Das mächtige, blau lackierte Case aus stabilem Multiplex und Alu-Schutzkanten schindet bereits vor dem Öffnen mächtig Eindruck. Doch hat man den Deckel erst mal nach oben hin geklappt, wird einem auch schnell klar, warum das Behältnis solche Ausmaße hat, denn ein Mikrofon von neun (!) Zentimetern Durchmesser, 39 cm Länge und einem Lebendgewicht von 1,7 Kilogramm möchte entsprechend verstaut werden. Spätestens jetzt sollte sich die Überschrift dieses Tests „THINK BIG“ von selbst erklären. Das Innere des Koffers ist mit blauem Samt ausgekleidet und beherbergt in maßgeschneiderten Ausbuchtungen den Mikrofon-Body, eine Kapsel, das Speisenetzteil sowie ein 7-poliges XLR-Kabel (vom Hersteller „Champagne cable“ genannt).

Fotostrecke: 5 Bilder Im Lieferumfang ist ein stabiler Flightcase-Koffer…

Mikrofonsystem mit austauschbaren Kapseln

Die Bottle ist nicht einfach „nur“ ein Mikrofon, sondern ein Mikrofon-System mit austauschbarer Kapselkonstruktion. Insgesamt stehen neun Kapseln zur Auswahl bereit, durchgehend benannt von „B0“ bis „B8“. Unter den verschiedenen Modellen tummeln sich sechs Großmembran-Vertreter, zwei Kleinmembran-Varianten sowie eine Kapsel mit mittelgroßer Membran. Die Richtcharakteristik reicht von Niere über Acht bis zur Kugel. Jeder Kapsel wurde eine eigene Klangcharakteristik sowie ein entsprechender Einsatzzweck zugedacht, denn eines möchte dieses Mikro sicherlich nicht sein: neutral. Unserem Test-Set lag die Standard-Kapsel B6 bei, obwohl sich das Wort „Standard“ bei diesem Mikrofon eigentlich schon verbietet.

Fotostrecke: 3 Bilder Im Lieferumfang unseres Test-Sets: die Standardkapsel B6 mit Nierencharakteristik.

Ein moderner Gesangssound wird gefeatured

Die B6 verfügt über eine Nierencharakteristik und erhielt von ihrem Schöpfer den Klangbeschreibungszusatz „the modern presence vocal sound“. Die Höhen und Bässe sollen bei dieser Kapsel eine besondere Beachtung finden und entsprechend gefeatured werden – das werden wir natürlich später im Praxisteil genauer betrachten. Die Kapsel ist eine solide Vollmetall-Konstruktion mit einem stabilen, runden Drahtgeflechtkorb. Das elastisch aufgehängte Membrangebilde ist zum sicheren Transport mit drei kleinen Schrauben von außen fixiert. Diese Schrauben müssen natürlich vor dem Einsatz entfernt werden, sie dienen wirklich nur als Transportsicherung. Die Kapsel wird über einen Bajonettverschluss (ähnlich einer BNC-Buchse) fest mit dem Mikrofonkörper verbunden; diese Art des Anschlusses vermittelt von Anfang an das Gefühl, einer extrem sicheren und langlebigen Art der Verbindung. Übrigens können auch alte, originale CMV-3-Kapseln verwendet werden, da man hier kompatibel geblieben ist.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Mikrofonkapsel kann durch leichtes Drehen…

Der direkte Weg ist das Ziel

Über ein großes Kugelgelenk, auf dem sich der Anschluss auf dem Mikrofon-Body befindet, kann die Kapsel nach vorne oder hinten geneigt werden. Das ist sehr durchdacht, denn ein Mikrofon dieser Größe ein paar Grad mit dem verwendeten Stativ zu justieren, ist nicht gerade einfach. Der große blaue Metallzylinder der Bottle beherbergt den Mikrofonverstärker, dessen Herzstück eine EF86-Pentoden-Röhre ist (Diese Röhre wurde früher übrigens auch in in der Eingangsstufe des legendären Vox AC30 Gitarren-Amps verwendet.). Ein Nachteil von Pentoden gegenüber Trioden ist ein höheres Rauschen, das aus der Stromverteilung am Schirmgitter resultiert. Blue ist dieser Problematik allerdings aus dem Weg gegangen, indem sie die Pentode in einem Trioden-Modus betreiben. Dass dieses Mikrofon in diskreter Class-A-Technologie aufgebaut ist, muss man fast nicht erwähnen. Es finden sich also keinerlei integrierte Schaltungen wie ICs und dergleichen – das Schallsignal, das an der Membran ankommt, geht nach seiner Wandlung in elektrische Spannung so naturgetreu wie möglich in den weiteren Signalweg. Sämtliche Bauteile der Bottle wurden absolut kompromisslos gefertigt und von Hand selektiert. Was sich im Inneren der Flasche findet, ist wortwörtlich vom Feinsten: Große Custom-Built-Transformatoren, spezielle Metallfilm-Widerstände, Handverdrahtung mit hochwertigem Kabelmaterial. Ein wirklich puristischer, direkter und kurzer Signalweg ist bei diesem Mikro das Credo – deshalb sucht man Features wie Pad-Schaltung oder Hochpass-Filter auch vergebens: Gibt es nicht, passt nicht zum Konzept, fertig!

Stativgewinde und die 7-polige XLR-Anschlussbuchse für Stromversorgung und Signalweiterleitung.
Stativgewinde und die 7-polige XLR-Anschlussbuchse für Stromversorgung und Signalweiterleitung.

Ausgeklügelte Spannungsversorgung für die Röhre

An der Unterseite des Mikros, also quasi am Flaschenboden, findet sich ein eingelassenes Stativgewinde sowie eine 7-polige XLR-Anschlussbuchse, um die Bottle mit dem mitgelieferten Speisenetzteil zu verbinden. Natürlich ist auch das Netzteil nicht einfach nur ein Netzteil, sondern wurde ebenfalls besonders bedacht. Konventionelle Speisenetzteile für Röhren-Mikrofone versorgen nach dem Einschalten sofort die komplette Röhre mit Spannung, nicht so bei Blue. Hier hat der Hersteller eine spezielle Technologie entwickelt, die sich „Soft Start Feature“ nennt. Dahinter verbirgt sich, dass nach dem Einschalten zuerst der Heizfaden (“Heater”) der Röhre mit Spannung versorgt wird. Bis die Kathode komplett aufgeheizt ist, vergehen etwa 80 Sekunden, erst anschließend wird die Anode mit Stromspannung versorgt. Gestartet wird dieser Ablauf mit 10 Volt und erhöht sich dann allmählich bis auf 220 (bzw. 230) Volt. Während dieses „Start-Prozesses“, der insgesamt etwa drei Minuten dauert, ist der Mikrofon-Ausgang stummgeschaltet. Die Vorteile sind ein besonders schonender Umgang mit der Röhre und eine extrem konstante Spannung. Im Video erwähnte ich ja, dass ich das Bottle-Mikrofon bereits seit längerer Zeit kenne, das aktuelle Netzteil war mir jedoch neu. Beim alten Netzteil-Modell gab es auf der Frontseite drei Kontroll-LEDs („Heater“, „Plate“ und „Ready“) sowie eine Zeigeranzeige, auf der man den gegenwärtigen Röhrenstatus ablesen konnte – LEDs und Zeigeranzeige gibt es nun leider nicht mehr. Das aktuelle Netzteil hat ein runderes Gehäuse-Design bekommen und bietet auf der Vorderseite lediglich ein großes, verchromtes Drehrad, mit dem man die Polarisationsspannung für die Kapsel stufenlos regeln kann (das ging früher übrigens über einen neunstufigen Drehschalter). Die Rückseite des Netzteils gestaltet sich ebenso unspektakulär: 7-poliger XLR Mikrofon-Eingang, 3-poliger XLR Mic-Ausgang sowie Netzanschluss nebst Power-Schalter, das war´s. Wie gesagt, alles eben sehr puristisch.

Fotostrecke: 3 Bilder Verchromtes Drehrad mit stufenlos regelbarer Polarisationsspannung für die Mikrofonkapsel.

Eigentlich ist es unmöglich, ein solches Mikrofon mit technischen Daten zu beschreiben, aber wir möchten euch natürlich ein paar trockene Zahlen nicht vorenthalten. Der Frequenzgang ist mit 20Hz-20kHz angegeben, die Empfindlichkeit mit 20 mV/Pa, die Ausgangs-Impedanz mit 200 Ohm, der maximal verträgliche Schalldruckpegel mit 134 dB(SPL) bei THD=0,5%, der äquivalente Eigengeräuschpegel mit 7,5 dB(A) und der Dynamikumfang mit 126,5 dB. Diese Daten beziehen sich auf die Verbindung mit der B6-Kapsel. Kommen wir aber nun zu dem, wozu ein Mikrofon wie die Bottle gebaut wurde: zum Einsatz im Studio.

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Richie sagt:

#1 - 20.03.2012 um 11:41 Uhr

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Wow was fürn geiles teil

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