DJiT edjing 6 mix Test

DJiTs neuester Streich, die vorerst nur für iOS erhältlich App edjing mix, bringt frische Farben, satte 15 Effekte, einen 16-Slot-Sampler pro Deck sowie Zugriff auf Soundcloud und Deezer aufs Tablet und hebt sich durch ein logisches, übersichtliches, aber auch ästhetisches Design hervor. Sollte jemanden das Daddeln auf dem Tablet- oder Smartphone-Display haptisch nicht befriedigen, darf via Bluetooth der Mixfader aus selbem Hause angeschlossen oder edjing gar als DVS per Turntable gesteuert werden. Hält die App in der Praxis, was sie auf dem Papier verspricht?

01_Edjing_Mix_Teaser

Details

Mit edjing mix möchten die französischen Software-Tüftler von DJiT an die Erfolgsgeschichte der Vorgänger anknüpfen, schließlich rühmen sie sich damit, dass edjing die weltweit am meisten gekaufte DJ-App sei. Es gilt also, eins drauf zu setzen. Zunächst wurde an der Optik gefeilt: Das eingeblendete virtuelle Turntable-Setup wirkt glaubwürdiger als beim Vorgänger. Gut, der Tonarm ist optisch zu nah an den Plattenteller programmiert und der Tonabnehmer liegt auf dem Tellerrand, was einem im realen DJ-Einsatz mitunter die Nadel kostet, aber diese pedantische Kritik eines Turntable Fanatikers fließt natürlich nicht in die Wertung ein. Ansonsten gefällt die klare und übersichtliche Struktur des GUI. Die Pads der Transport- und Controlling-Sektion fallen recht groß in der iPad-Version aus. Selbst wuchtige Finger sollten auf Anhieb treffen.
Im Detail stehen zum Starten und Stoppen der Decks jeweils ein Cue- und Play-Button bereit. Daneben befindet sich der Sampler, der auf zwei Layern mit 16 Effekten, Shout-Outs und Drums gefüttert ist. Damit sofort klar ist, welche Samples zusammengehören, sind diese farblich gruppiert. Die Lautstärke passe ich über einen, auf meinem Test-Tablet gut 60 Millimeter langen Fader an. Soll der Sampler nur auf dem jeweils aktiven Deck zu hören sein, aktiviere ich den Schalter zum Verbinden des Samplers mit dem Crossfader. Sampler A wäre dann also „gemutet“, solange der Crossfader komplett auf Deck B steht.

Das übersichtliche GUI der App edjing mix.
Das übersichtliche GUI der App edjing mix.

Die FX-Batterie besteht aus 15 Effekten, wobei ein Großteil nur in der käuflichen Vollversion für 21,99 Euro freigeschaltet wird. Neben Klassikern wie Echo, Flanger und Filter hält die App auch außergewöhnlichere Effekte wie Color Noise, Beatgrid und Steel parat. Bis zu zwei FX können gleichzeitig auf ein Deck zugreifen. Loops lassen sich entweder manuell oder automatisch in Beat-Längen von ¼ bis 32 setzen. Hinter EQ versteckt sich ein Dreiband-Equalizer, der Bässe, Mitten und Höhen in einem Umfang von -30 bis 8 dB modifiziert. Zudem finde ich hier einen Gain-Regler mit Levelmeter. Für Hotcues stellt edjing mix acht farblich unterschiedliche Pads bereit. Die Positionen sind anschließend in der Wellenform markiert.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Effektbatterie ist gut ausgerüstet.

Die zentrale Mixer-Sektion wartet mit Sync und Automix, Cross-, Line- und Pitchfadern nebst Keylock auf. Die Wellenformen darüber sind im Gegensatz zu den Spektrogrammen berührungsempfindlich und eignen sich zum Spulen. Stimmt das Beatgrid nicht mit den BPM überein, lassen sich diese manuell einklopfen, verdoppeln und halbieren.
Edjing bietet Pre-Cueing via Kopfhörer an, allerdings nur in der kostenpflichtigen Vollversion. Record zeichnet den Mix auf. Die beiden blinkenden Notensymbole weisen darauf hin, dass noch Tracks in die Decks zu laden sind: iTunes, Soundcloud, Deezer – ihr entscheidet selbst.

Fotostrecke: 3 Bilder Für manuelles Beatmatching: BPM- und Pitch-Anpassung

Bevor es an den Praxistest geht, nehme ich mir noch die Preferences zur Brust. Neben Skins, die der Oberfläche einen neuen Look verpassen, gibt es auch „Wesentliches“ einzustellen, darunter Pitch, Automix, Anschlussmöglichkeiten für externe Hardware oder Audio-Splitting. So lässt sich zum Beispiel über ein DJ-Splitterkabel vorhören, DVS aktivieren oder der DJiT Mixfader via Bluetooth koppeln, dazu später mehr.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Audio-Einstellungen in edjing mix.

Praxis

Ich teste edjing mix auf meinem iPad Air erster Generation. Zunächst sortiere ich dafür die Library und füttere die Warteliste mit Tracks für den Automix. Tracks für mein DJ-Set landen in der Playlist. Beim Laden eines Musikstückes ins Deck analysiert edjing die BPM zehntelgenau und setzt die Beatgrids. Für den Sync-Modus ist das unverzichtbar, aber nicht generell für den Mix, denn ich kann natürlich auch mit dem Pitchfader manuell das Tempo anpassen – oberhalb einer Pitch-Range von +/-15 Prozent jedoch nicht mehr filigran. Wenn ich das Tempo um mehr als acht Prozent verändere, leidet darunter zudem die Soundqualität, da verstärkt Artefakte auftreten.
Starte ich das Deck per Touch von der virtuellen Platte aus, spüre ich eine leichte Latenz, wie ich es vom Auflegen mit einem riemengetriebenen Turntable oder Direktantrieb mit geringem Drehmoment kenne. Aber nach etwas Übung bekomme ich das in den Griff und die Beats der Tracks sitzen phasengenau. Mit der Transportsektion hingegen klappt es auf Anhieb und ohne Verzögerung.
Es empfiehlt sich, vor dem Mix den Cue beziehungsweise Hotcues zu setzen, vor allem beim Downbeat, um an den Anfang des Tracks springen zu können. Alternativ tippe ich in der Wellenform auf den Startpunkt, allerdings erwischt man in der Waveform des rechten Decks nicht selten den Setup-Button, da dieser zu nah angrenzt. Einen kleinen Bug entdecke ich beim mehrmaligen Drücken der Cue-Taste: Mit jedem Start des virtuellen Plattentellers läuft dieser ein Stück weiter.
Manuell angeglichen marschieren nun meine beiden Decks einige Takte im Gleichschritt, doch nach etwa einer Minute läuft der Mix leicht auseinander, obwohl das Tempo laut BPM-Anzeige identisch ist. Um die beiden Tracks synchron zu halten, bemühe ich kurzerhand die Pitch-Bend-Buttons – sehr hilfreich. Einfacher gelingt der Mix via Sync, denn dann passt die App nicht nur das Tempo an, sondern startet, wenn ich dazu die Pfeiltasten betätige, obendrein noch die Blende synchron.

Audio Samples
0:00
edjing im Mix

Effekte und Loops

Die Effektsektion ist zweifelsohne eine der Stärken der App. Mit dem Öffnen des FX-Tabs erscheinen über den virtuellen Plattenteller zwei FX-Fenster, sodass sich zwei Effekte kombinieren lassen. Beim Echo beispielsweise wird die Länge – hier von ¼ bis zwei Beats – eingeblendet. Effekte wie Phaser und Flanger, die förmlich zum Schrauben an den Frequenzen einladen, bieten hingegen ein XY-Pad zum Modifizieren der Parameter.

Audio Samples
0:00
Effekte 1 Effekte 2

Sampler

Die 16 Slots des jeweiligen Samplers sind derzeit nicht frei belegbar, sodass man sich mit dem bereitgestellten Material zufriedengeben muss. Beim Auslösen der Samples bemerke ich auch ein kleines Delay, sodass man erst nach etwas Übung die Sounds exakt auf den Beat platziert.

Die für den Automix hinterlegten Tracks.
Die für den Automix hinterlegten Tracks.
Audio Samples
0:00
edjing mix Sampler

Automix und Record

Die acht verschiedenen Crossfader-Kurven bieten genügend Möglichkeiten für abwechslungsreiche und vom Sound homogene Blenden. Während der definierbaren Übergangsphase schaltet der Sync, so gewünscht, automatisch ein, edjing eignet sich somit auch für die pausenlose Hintergrundbeschallung, denn es mischt die in der Warteliste hinterlegten Tracks meistens holperfrei und in Phase. Allerdings ist mir das Programm im Automix-Modus während des Tests zweimal abgestürzt.
Ihr könnt euren Mix ganz einfach im M4A-Format aufzeichnen. Um ihn im Handumdrehen mit euren Freunden oder den sozialen Netzwerken zu teilen, bietet die App mehrere Optionen, ohne dass ihr das Programm verlassen müsst. Entweder ihr teilt den Mix als Datei via Mail oder als Link direkt bei Facebook, Twitter und Google+.

edjing mix warnt vor Urheberrechtsverletzung
edjing mix warnt vor Urheberrechtsverletzung
Audio Samples
0:00
edjing mix automix

Mixfader und DVS

DJiT Mixfader ist ein Bluetooth-Crossfader, der „Plug ’n’ Play“ mit edjing mix funktioniert. Für das reine Überblenden von Musikstücken ist der Mixfader bei einem Verkaufspreis von 129 Dollar wahrlich überqualifiziert, für schnelle Cuts beim Scratching, entweder per virtuellen Plattenteller oder DVS angeschlossenem Turntable, sieht das schon anders aus. Edjing mix funktioniert auch als DVS, vorausgesetzt, die per Lightning-Kabel an das iPad angebundene Soundkarte ist iOS Class Compliant und besitzt einen Phono-Eingang für den Plattenspieler. Native Instruments Traktor Audio 6 wäre ein Kandidat hierfür.
Eine Soundkarte ist laut Hersteller sogar gänzlich überflüssig, wenn ein USB-Turntable direkt mit dem iPad über ein Camera Connection Kit verbunden wird. Dann lässt sich im Zusammenspiel mit dem Mixfader obendrein noch scratchen und cutten, fast wie mit einem kompletten Hardware-Setup. Dennoch würde ich für professionelle Einsätze Serato DJ oder Traktor Scratch in Kombination mit einem Mischpult bevorzugen. MIDI-Controller landen bei edjing mix mangels Kompatibilität und Mapping-Funktion aktuell noch auf dem Abstellgleis.

Fazit

DJiT unterzieht edjing in Version 6, namentlich „edjing mix“, einer optischen und technischen Frischzellenkur. Zu den Stärken zählen neben dem Zugriff auf Soundcloud und Deezer auch 15 klangvolle Effekte und zweimal 16 Sample-Slots. Das Mixen geht dank einer sehr übersichtlichen und handlichen Bedienoberfläche, Auto-Sync und dem noch etwas ausbaufähigen Automix sehr leicht von der Hand. Wem es nicht genug ist, nur via Touch-Display die Tracks zu mischen, der schließt den ebenfalls aus dem Haus DJiT kommende Mixfader und/oder einen Plattenspieler für den DVS-Modus an. Weiterer Hardware wie MIDI-Controllern verweigert edjing allerdings noch die Zusammenarbeit. Wer auf diese Mankos pfeift und rund 22 Euro für die Vollversion entbehren kann, wird in meinen Augen nicht enttäuscht.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • übersichtliches Layout
  • einfaches Handling
  • Zugriff auf Soundcloud und Deezer
  • viele Effekte
  • exaktes Beat-Sync
  • DVS- und Mixfader-kompatibel
Contra
  • geänderte Beatgrids nicht speicherbar
  • keine Controller-Unterstützung
Artikelbild
DJiT edjing 6 mix Test
01_Edjing_Mix_Teaser

Hinweis: Die App ist aktuell nicht mehr im App Store verfügbar (Stand 06/2017). Eine Alternative wäre edjing PRO.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.