DJ Techtools MIDI Fighter Twister Test

Bereits mit dem MIDI Fighter 3D (MF3D) haben die Macher bei DJ Techtools eindrucksvoll bewiesen, dass sich formal relativ simple Kontrollelemente (in diesem Fall Taster) durch eine ausgeklügelte Firmware und ein entsprechend cleveres Mapping zu echten Performance-Waffen umfunktionieren lassen. Der neueste Streich der Amerikaner hört auf den Namen MIDI Fighter Twister und wirkt auf den ersten Blick wie ein simpler Rotary-Encoder-Controller. Aber spätestens im Verbund mit der DJ-Software Traktor wird klar, dass auch in seinem Flash-ROM eine ausgefuchste Bedienlogik residiert. Diese beseelt das DJ-Tool mit so viel „digitaler Intelligenz“, dass es sogar als Pattern-Sequencer agieren kann.

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DJ Techtools MIDI Fighter Twister, USB MIDI-Controller

Details

Auspacken

Den Endkunden erreicht der Twister in einer kleinen weißen Schachtel, deren Aufdruck den Packungsinhalt bereits schematisch visualisiert. Außer einem weißen, abgewinkelten USB-Kabel und einer Garantiekarte finden sich keine weiteren Besonderheiten im Paket. Das heißt auch, dass man sich die komplette Dokumentation aus dem Internet herunterladen muss, was unweigerlich eine Registrierung auf der Website des Herstellers erfordert. Nicht unerwähnt lassen möchte ich den Umstand, dass die Dokumentation nur in englischer Sprache verfügbar ist, doch selbst wenn das nur wenig gegen eventuelle Sprachbarrieren hilft: Die Tutorial-Videos auf der Seite von DJ Techtools sind ebenso hochwertig wie vorbildlich und bei den ersten Schritten sicherlich hilfreich.

Ein USB-Kabel ist die einzige Reisebegleitung des Twisters.
Ein USB-Kabel ist die einzige Reisebegleitung des Twisters.

Erster Eindruck

Wie schon der MIDI Fighter 3D ist der Twister im kompakten quadratischen Format konstruiert, mit einer Kantenlänge von 15,1 cm und einer Höhe von 4 cm. Die Unterseite ist ausgebuchtet und bietet so die Möglichkeit, den Controller bei einer Performance auch mal publikumswirksam in die Höhe zu heben. Der Rand des Geräts ist mit einer umlaufenden Gummimanschette versehen, was merklich zur „Griffigkeit“ beiträgt. Ebenfalls mit einer Gummierung ausgestattet sind die sechzehn Rotary-Encoder. Der MFT ist sowohl in der hier getesteten weißen als auch in einer nachtschwarzen Farbvariante erhältlich. Wer nicht täglich vorhat, seinen Controller zu reinigen, sollte gegebenenfalls der schwarzen Version den Vorzug geben, denn die weiße offenbart schon nach kurzer Zeit jeden Fussel, der an ihr hängenbleibt.

Fotostrecke: 2 Bilder Aufgeräumt: Der Twister in der weißen Farbvariante.


Installation

Der MIDI Fighter selbst benötigt keine Treiber, um am PC oder Mac seinen Dienst zu verrichten. Einfach einstecken und er wird als universelles Plug-and-Play-Gerät erkannt. Geradezu unverzichtbar ist dagegen die Installation der Editor-Software, die ich mir als Download von djtechtools.com ziehe. Das Programm ist nämlich die zentrale Instanz, wenn es darum geht, MIDI-Mappings für den Twister zu erstellen oder bestehende Zuweisungen zu laden und auf den Controller zu übertragen. Die Einbettung des MFT in Traktor erfolgt über den Import der entsprechenden TSI-Datei, wahlweise in zwei Versionen für Deck C oder D.

MIDI Fighter-Utility

Neben der Zuweisung von MIDI-Kommandos, Schaltverhalten, Farben und Spezialfunktionen wie etwa dem „Super-Knob“ oder der visuellen Mittenrasterung, übernimmt die Utility-Software auch die Aktualisierung der Firmware. Ein prominent platzierter Taster in der linken Ecke gibt Auskunft darüber, ob ein Update vorliegt. Falls ja, leitet ein Klick auf eben diese Taste dann die vollautomatische Aktualisierung ein. Der Editor selbst ist gut bedienbar und bietet Zugriff auf so ziemlich jede Stellschraube der MIDI-Kommunikation zwischen Twister und Rechner. Hier wird unter anderem festgelegt, ob sich der entsprechende Encoder virtuell-mittengerastert verhalten soll, gefolgt von der Farbcodierung und Sensitivität oder auch der Anzeige von Parameterwerten (Dot, Bar, Faded Bar). Mit der Funktion Super-Knob wird ab einem definierbaren Regelbereich ein zweiter MIDI-Parameter mitgesteuert. Praktisch. Der Twister offeriert zudem acht verschiedene Aktionstypen beim Drücken des Encoders.

Fotostrecke: 4 Bilder Das MIDI-Fighter-Utility zeigt automatisch an, ob ein Firmware-Update vorliegt.


Praxis

Nachdem ich den Fighter an einen freien USB-Port geklemmt, die Firmware entsprechend der Warnmeldung des Utilitys aktualisiert und Traktor das nötige Mapping untergejubelt habe, wage ich den ersten Ausritt auf dem ziemlich schicken Controller. Wichtig dabei: In den Voreinstellungen von Traktor und auch im Sync-Fenster muss die Option „Send MIDI-Clock“ aktiviert sein. Praktischerweise haben die Macher von DJ Techtools dem Controller direkt noch zwei Sample-Packs im Remix-Deck-Format spendiert, die entsprechend der Funktionalität optimal zusammengestellt sind. Grundsätzlich folgt die Bedienung dem folgenden Schema:

Fotostrecke: 5 Bilder Das Traktor-Mapping im Schema


Eine besondere Erklärung verdienen die erste und zweite Zeile der Rotary-Encoder. Mit der ersten wechsele ich nämlich innerhalb des korrespondierenden Remix-Slots (1-4) zwischen elf verschiedenen Kickdrum-Samples (entsprechend: Slot 2 = Snare, Slot 3 = Hi-Hat, Slot 4 = Percussion). Mit der zweiten wähle ich eines von elf verschiedenen Pattern aus und arrangiere so im laufenden Betrieb und mit wenigen Drehungen an den Potis komplett neue Beat-Episoden
Mehr noch: Mit einem Druck auf den Pattern-Taster gelange ich in eine Art Lauflicht-Steuerung und kann für jeden der sechzehn möglichen Steps bestimmen, ob das Sample getriggert werden soll und wenn ja, mit welcher Lautstärke. Das Ergebnis darf ich dann sogar als komplette Szene (Pattern und gewählter Sound) auf einem freien Slot abspeichern – klasse. Allerdings kriecht mir an diesem Punkt – langsam wie eine brasilianische Wanderspinne aus der Bananenkiste –  unweigerlich auch die Frage nach dem „Wozu“ den Frontallappen hinauf. Denn ich glaube, der Kreis der Anwender, die während ihrer DJ-Performance wirklich noch Lust und Muße haben, einen Beat (mit zugegeben sehr viel Interaktionsmöglichkeit) zu designen, dürfte eher überschaubar sein. Ich habe es mir dennoch nicht nehmen lassen, euch mal ein paar Beat-Episoden mit dem Factory-Drumkit zu bauen:

Audio Samples
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MIDI Fighter Twister Drum Sequencer

Kein Wunder also, dass die zum Download bereitgestellten Mappings der agilen DJ Techtools Community ein ganzes Arsenal von weiteren Einsatzbereichen eröffnen. Das reicht von einem Pattern-Sequencer und einem 4×4-Launchpad für Ableton Live bis hin zu einer kompletten Effekt- und Vier-Deck-Steuerung für Traktor. Hier zeigt sich dann, dass der MIDI Fighter Twister ein schnörkelloser und umfangreich modifizierbarer MIDI-Controller ist, der sich in so ziemlich jedes Szenario einfügen kann. Nicht zuletzt dank des ebenso ausgereiften wie mächtigen Editors.

DJ Techtools MIDI Fighter Twister: User-Mappings
DJ Techtools MIDI Fighter Twister: User-Mappings

Fazit

Der MIDI Fighter Twister ist das, was sein Name impliziert, nämlich eine mächtige Drehbank mit 16 Push-Encodern, deren LED-Kränze ein gutes visuelles Feedback abliefern. Aufgewertet wird das MIDI-Tool durch eine sehr gute Editor-Software, mit der sich der kompakte, innovative Controller elegant in so ziemlich jedes denkbare Anwendungsszenario einfügt – egal ob DJing oder Live-Performance. Die integrierte Pattern-Steuerung für Traktors Remix-Decks darf man in diesem Zusammenhang als nette Dreingabe „on top“ betrachten. Ob sie am Ende von vielen DJs eingesetzt wird, halte ich persönlich eher für fraglich. Das ist allerdings auch nicht der entscheidende Punkt. Wichtig ist, dass sich der MIDI Fighter Twister als robuster, vielseitiger und durchdachter Steuersignalgeber für alle Aufgaben im Bereich der Computer-MIDI-Steuerung bewährt – und das hat er im Test bereitwillig getan.

Pro

  • Kompaktes, robustes Design
  • Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
  • 
Innovatives Konzept
Contra

  • Orientierung je nach Mapping nicht einfach
DJ Techtools MIDI Fighter Twister, USB MIDI-Controller
DJ Techtools MIDI Fighter Twister, USB MIDI-Controller
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