dBTechnologies Opera Unica 12

Ich gebe zu, ich bin vorbelastet: In meinem Lager tummeln sich einige dBTechnologies Opera 12 Topteile, die bei mir für die unterschiedlichsten Anwendungen zum Einsatz kommen. Ich bin immer noch erstaunt, was die Opera 12 (hier im Test) mit Blick auf ihr Preisschild für eine Performance bieten. Doch dBTechnologies ist nicht untätig gewesen und läutet nun mit den Unica-Modellen eine neue Ära für die Opera-Serie ein.

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Die dBTechnologies Opera Unica 12 ist ein gelungenes Upgrade innerhalb der Opera Serie


Auf den ersten Blick bin ich skeptisch. Optisch scheint sich nicht viel verändert zu haben, dafür verlangt man für die Opera Unica 12 fast doppelt so viel wie für eine reguläre Opera 12. Was die Unica-Serie ausmacht und ob sich der Aufpreis zur einfachen Baureihe lohnt, haben wir in der Praxis getestet.

Details

Familienmitglieder der dBTechnologies Opera-Serien

Die einfache Opera-Serie umfasst drei Modelle, die sich in der Größe des Tieftöners (10 Zoll, 12 Zoll oder 15 Zoll) unterscheiden. Die Opera Unica Serie besteht aus nur zwei Modellen, die Unica 12 und die größere 15er mit dem 15-Zoll-Tieftöner. Was die Optik betrifft, lassen sich die Baureihen kaum unterscheiden. Zumindest wenn man von vorne oder von der Seite aus auf die Box schaut. Nur der aufgedruckte „Unica“-Schriftzug auf dem Lautsprechergitter unten rechts verweist auf die edle Abstammung.

Fotostrecke: 3 Bilder Das modere Design der Opera Unica 12 gefällt

Stichwort Gitter

Hinter dem vollflächigen Lautsprechergitter befindet sich ein 1-Zoll-Kompressionstreiber mit 1,75-Zoll-Schwingspule, der in Kombination mit einem 12-Zoll-Neodymtreiber mit 3-Zoll-Schwingspule seinen Dienst verrichtet. Das Hochtonhorn ist wie bei dBTechnologies üblich asymmetrisch ausgelegt.
Vertikal strahlt die Unica 12 mit 85° ab, horizontal öffnet sich der Abstrahlwinkel von 85° bis auf 110° an der Unterkante des Horns. Die Idee dahinter ist, mit der engeren Bündelung mehr Reichweite für die hinteren Reihen zu erzeugen, während man durch die breite 110° Abstrahlungen in den ersten Reihen keine zusätzlichen Infills benötigt. Die Opera Unica-Serie verfügt über zwei Griffe, drei M10-Montagepunkte und eine Hochständeraufnahme. Zeit, sich das Aktivmodul auf der Rückseite anzusehen.

Das Aktivmodul

Das neue Aktivmodul ist das Herzstück der Unica-Serie. Statt Kaltgerätebuchse notiere ich einen PowerCon-Eingang nebst PowerCon-Ausgang für die Stromversorgung. Darüber sind Kühlrippen für eine Konvektionskühlung angeordnet. Was die Audioanschlüsse betritt, ist die Auswahl übersichtlich. Eine einsame XLR-Buchse wartet auf Kontakt, während eine XLR-Link-Out-Buchse bei Bedarf das Eingangssignal an zusätzliche Boxen weiterreicht. Rechts daneben bietet eine Preset-Speisekarte reichhaltig Abwechslung in der Klangkost.
Über einen versenkten Encoder lassen sich ja nach Geschmack sieben unterschiedliche Voreinstellungen bestellen. „Flat“ steht für eine lineare Wiedergabe, während sich hinter der Bezeichnung „W1“ eine Voreinstellung für den Einsatz als Bühnenmonitor verbirgt. Die Presets „H1 & H2“ aktivieren ein Low-Cut-Filter (90 und 120 Hz). Den Abschluss gestalten die Presets „S1, S2 und S3“. S1 bietet sich bei der Wiedergabe von Konservenmusik an, während S2 einen Bass-Boost erzeugt. Wer die Box für Sprach- oder Gesangsverstärkung nutzen möchte, der findet mit dem Preset S3 eine passende Vocal-Sound-Grundeinstellung. Rechts neben dem Preset-Encoder befindet sich das Gain-Poti für den Audioeingang

Fotostrecke: 3 Bilder Das Amp-Modul der dBTechnologies Opera Unica 12

Über die Pegelverhältnisse erteilt eine Quadriga von LEDs Auskunft. Die OK-Anzeige verweist auf den Gesundheitsstatus der Box, während die Signal-LED auf ein anliegendes Signal hinweist. Dazwischen befindet sich die Status-LED, über deren Funktion sich das Benutzerhandbuch leidet ausschweigt. Die oberste, rote LED dient als Anzeige für etwaige Limiter-Aktivitäten.
Oberhalb der LED-Lightshow ist ein USB-Port angebracht. Dieser dient lediglich für Firmware-Updates des internen DSPs. Für die Fernsteuerung der Box spendierte dBTechnologies der Unica 12 eine komplette RDNet-Schnittstelle in Form zweier EtherCon-Netzwerkbuchsen nebst LED-Statusanzeigen. Für die Fernsteuerung benötigt man die kostenlose Software AURORA NET und einen kostenpflichtigen Hardware-Converter, der die Steuerdaten von den Netzwerkbuchsen umsetzt und via USB an einen Computer leitet.
Der dBTechnologies CONTROL 2 ist der derzeit günstigste Aurora-Net-Converter, der es erlaubt, bis zu 64 Einzelkomponenten in zwei Subnetzwerken mit je 32 Einheiten zu steuern. Warum diese Fernsteuerung via RDNet sinnvoll sein kann und wer das benötigen könnte, werde ich später erläutern. Zunächst widmen wir uns noch weiter der Hardware.

In der Pathologie

Bevor ich die Teststellung bei einem Rock-Gig einsetze, wird sie auf dem Seziertisch unter die Lupe genommen. Die vier Schrauben des Lautsprechergitters sind schnell entfernt. Um den 12-Zoll-Treiber aus dem Gehäuse zubekommen, muss der Akkuschrauber mächtig arbeiten. Nur mit hohem Drehmoment lassen sich die Schrauben lösen. Der Treiber selbst ist ein einfaches Modell mit Presskorb, allerdings mit einem massiven Neodym-Magneten. Das Innere der Box ist aufwändig verstrebt und mit Dämmmaterial ausgepolstert. Der 1-Zoll-Hochtontreiber ist ebenfalls sichtbar, allerdings handelt es sich hier um einen Treiber mit Ferrit-Magneten. Ebenfalls sichtbar ist, dass sich das Aktivmodul in einem separaten, geschlossenen Gehäuse befindet. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die dBTechnologies Opera Unica 12 ist mit einem 12-Zoll-Neodymtreiber bestückt

Zubehör

Die Firma dBTechnologies ist bekannt für ihr reichhaltiges Zubehörsortiment, daher dürfte es kaum verwundern, dass auch für die Unica-Serie einiges an optionaler Sonderausstattung angeboten wird. Unter der Bezeichnung FC-OP 12 verbirgt sich eine passende Schutzhülle, während SK-36TT ein Lautsprecherstativ samt Nylon-Transporttasche kennzeichnet. Außerdem bietet dBTechnologies mit dem RC-M1 einen Regenschutz für das Amp-Modul der Opera-Serie an. Der WB-OP 12 dagegen ist ein Wandhalter, der es erlaubt, die Box waagerecht oder senkrecht zu montieren.

Praxis

Die Wahrheit liegt auf dem Platz, weshalb ich die beiden Unica 12 und eine herkömmliche Opera 12 als Monitore bei einem Rock-Gig verwendet habe. Dazu wählte ich bei allen drei Boxen das „W1“ Wedge-Preset und ließ mich überraschen.
Mit einem iPad für die Fernsteuerung meines Mixers in der Hand hörte ich mir die Boxen direkt auf der Bühne an. Als Gesangsmikrofone kamen Shure SM58 (der Klassiker) zum Einsatz. Als erstes fällt auf, dass die Opera Unica ein ähnliches Grundrauschen wie die normale Opera an den Tag legt. Das Rauschen ist allerdings akzeptabel und sollte selbst bei Sprachbeschallungen oder dynamischer Akustikmusik nicht weiter stören. Sehr schön, dass auf der Baustelle alle drei Operas nicht durch unerwünschtes Feedback auffallen.
Das „W1“ Preset bietet eine gelungene Voreinstellung für den Monitorbetrieb. Übertriebene Bässe und dröhnende Low-Mids werden durch diese Einstellung automatisch abgesenkt und übrig bleibt ein mittiger Sound, wie man ihn bevorzugt für Monitoreinsätze benötigt. Ich filtere vorsichtshalber zwei Frequenzen heraus und kann danach die SM58 problemlos bis kurz vor die Limiter-Schwelle führen. In puncto maximaler Schalldruck ist die Unica etwas lauter als die normale Opera. Zudem operiert sie etwas souveräner im Grenzlastbereich. Greift der Limiter, klingt die Opera Unica immer noch offen und transparent.

Durch die eingebaute Monitorschräge lässt sich die Unica 12 auch als Monitor verwenden
Durch die eingebaute Monitorschräge lässt sich die Unica 12 auch als Monitor verwenden

Befeuert mit Musik von meinem MP3-Player und in der Flat-Einstellung, ergibt sich ein gefälliger Sound, der überzeugt. Man merkt allerdings, dass die Opera 12 und auch die Opera Unica 12 keine Fullrange-Boxen sind. Vorzugsweise fühlen sie sich als Topteile mit Subwoofer-Unterstützung oder als Monitor wohl. Soll die Party ohne Subwoofer starten, dann hilft das Bass-Boost-Preset (S2) nach. Allerdings mit kleinen Abzügen, was den maximalen Schalldruck entspricht.
Im direkten Vergleich der beiden Opera-Version ergeben sich interessante Unterschiede. Was den dBTechnologies-Entwicklern gut gelungen ist: Beide Varianten legen einen durchaus ähnlichen Grundsound an den Tag. Somit sollte es auch kein Problem sein, beide Variante zu mischen. Hört man genauer hin, dann merkt man, dass die Unica schon etwas fetter tönt und ihr Hochton einfach über mehr Strahlkraft verfügt. Die FIR-Filter des G3-Amp-Moduls der Unica verrichten einen hörbar guten Job. Die Wiedergabe ist einfach detailreicher. Hallräume lösen sich sehr schön in drei Dimensionen auf. Dagegen klingt die normale Opera doch etwas flacher und zweidimensionaler. 

Fotostrecke: 4 Bilder Im Live-Test haben wir die dBTechnologies Opera Unica 12 gegen die normale Opera 12 antreten lassen

Klanglich ist die Opera Unica definitiv ein Schritt nach vorne. Zudem fühlt sie sich auch in einer professionellen Umgebung wohl, wo die RDNet-Verbindung zum Tragen kommt. Die Unica hat durchaus das Zeug, in einem großen System eine Nebenrolle zu übernehmen. Sei es als Infill, Outfill oder „irgendwas Fill“. Wer parallel neben dem Haupt-Publikumsbereich mit seinem dBTechnologies Line-Array noch weitere kleinere Flächen beschallen muss, der kann dazu die Unica 12 verwenden und diese in das Netzwerk des gesamten Systems einbinden.
Mit der Aurora-Software lassen sich die Unicas entsprechend mit Laufzeiten-Delays und Klangkorrekturen über einen Rechner versehen. Wer also mit dem Gedanken spielt, in Zukunft weitere dBTechnologies-Boxen mit integrierter RDNet-Anbindung anzuschaffen, der sollte direkt zu den Unicas greifen. Die Boxen hinterlassen einen durchweg positiven Eindruck. Nach dem erfolgreichen Gig war ich allerdings erstaunt, wie warm das Amp-Modul der Unica 12 bei längerem Betrieb wird. Die Mehrleistung scheint nicht nur für mehr Schalldruck, sondern auch für mehr Abwärme zu sorgen. Ob und wie sich das im Betrieb auswirkt, lässt sich wohl nur in einer Langzeitbeobachtung betrachten.

Fazit

 „Weniger ist mehr“ lautet der Wahlspruch der freiwilligen Selbstbeschränkungen. Das mag für ein klassisches Blues-Solo zielführend sein. In der Beschallungstechnik sind dagegen eher Gerätschaften erfolgreich, die nach der Devise „Mehr ist mehr“ auftreten. Was das in der Praxis bedeutet, zeigt sich am Beispiel unseres Testkandidaten der dBTechnologies Opera Unica 12. Im direkten Vergleich zu der einfachen Opera 12 wird offensichtlich, dass der (deutliche) Aufpreis für die Unica-Modelle dennoch gerechtfertigt ist. Mehr Komfort durch PowerCon-Netzanschlüsse, höherer SPL und transparenterer Sound dank der FIR-Filter-Technologie des internen DSPs.
Klanglich und in Bezug auf den Maximalpegel zählt die Unica 12 zum Besten, was in dieser Preisklasse zu haben ist. Die Box verfügt zwar „nur“ über ein Kunststoffgehäuse, dieses ist allerdings gut verarbeitet, ordentlich verstrebt und gibt der Box durch ihr durchgehendes Frontgitter einen modern und professionellen Look. Weitere Vorteile sind das niedrige Gewicht und die eingebaute Monitorschräge. In Kombination mit der Flugfähigkeit und den einfach abrufbaren Sound-Presets bietet die Box eine maximale Vielseitigkeit und das Ganze gibt es für einen angemessenen Preis.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Klang
  • Gewicht
  • hoher Schalldruck
  • Neodym-Tieftontreiber
  • einfache Bedienung
  • PowerCon In/Out
  • via Netzwerk steuerbar
  • interner DSP mit FIR-Filtern
  • flugfähig
Contra
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dBTechnologies Opera Unica 12
Für 598,00€ bei
Die dBTechnologies Opera Unica 12 ist ein gelungenes Upgrade innerhalb der Opera Serie
Die dBTechnologies Opera Unica 12 ist ein gelungenes Upgrade innerhalb der Opera Serie
Technische Spezifikationen
  • dBTechnologies Opera Unica 12
  • Gehäuse: Kunststoff mit Monitorschräge
  • Flugpunkte: 3x M10 Flugpunkte
  • Amp-Module: Class-D Digipro G3
  • Leistung: 900 W (RMS) / 1800 W (Peak)
  • maximaler Schalldruck: 132dB
  • Frequenzgang: 73 Hz – 20 kHz (-6 dB)
  • Abstrahlwinkel 100° x 85°
  • interner DSP: ja, 56 Bit Auflösung und FIR-Filter
  • Audioanschlüsse: 1x XLR-Eingang, 1x XLR-Ausgang
  • Netzwerk: ja, 2x RD-Net-Ports
  • Netzversorgung: via PowerCon-Kabel
  • Abmessungen: 350 mm x 642 mm x 349 mm
  • Gewicht: 15 kg
  • Preis: 799,- Euro
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