Behringer NOX606 Test

Wer einen Clubmixer mit Effekten und analogen Filtern sucht, der muss meist ziemlich tief ins Geldsäckel greifen. Ob Pioneer, Denon oder Allen & Heath – die Hersteller lassen sich Sonderausstattung in aller Regel gut bezahlen. Vierstellige Investitionssummen sind für den frickelfreudigen Discjockey in diesem Zusammenhang keine Seltenheit, vor allem im Profilager.  


Dass es auch anders gehen kann, möchte <b>Behringer</b> zeigen und bescherte uns im letzten Herbst eine wahre Flut von NOX-Modellen, von denen wir im Laufe der vergangenen Monate bereits einige begutachten durften. Nun ist auch das Flaggschiff der Flotte bei uns in der Testredaktion eingetroffen: der Behringer NOX-606. Besondere Kennzeichen: sechs Kanäle, zwei analoge Filtersektionen, ein integriertes USB-Audio-Interface, ein Vierband-EQ sowie ein kontaktloser Crossfader mit einstellbarem Widerstand und flexibler Kurvencharakteristik. Dazu gesellen sich satte vier Turntable-Anschlüsse – das ist sehr selten heutzutage – und zwölf Effektprogramme. Professionelle Ausgänge, zwei vollausgestattete Mikrofonkanäle und zwei Aux-Sends mit Return reihen sich ebenfalls in die Feature-Liste ein.  
Angst um seinen Kontostand muss der potentielle Käufer indes nicht haben, denn der Nox geht zu einer vergleichsweise günstig anmutenden UVP von 409 Euro über den Tisch, was sich bei knapp 300 Euro Street einpendeln dürfte und nur ein Bruchteil eines DJM oder Xone ausmacht. Dass Quantität nicht gleich auch Qualität bedeutet, ist hinlänglich bekannt, daher untersuchen wir im folgenden Artikel, wie sich Behringers Budget-Alternative in der Praxis schlägt.

DETAILS

Erster Eindruck
Zunächst gilt es, den Kandidaten aus seiner Verpackung zu befreien. Neben einem sicher in Styropor-Formteilen verstauten DJ-Clubmixer samt Seitenteilen für den Rack-Einbau finde ich ein Kaltgeräte-Stromkabel für das integrierte Netzteil, ein USB-Kabel und einen Produktkatalog. Dazu liefert der Hersteller einen Satz Handbücher aus. Das Erste ist in zehn Sprachen, das Zweite in drei Sprachen abgefasst. Sie handeln sämtliche Nox-Modelle ab, was nicht besonders übersichtlich ist. Eine eigenständige Anleitung für die vorliegende Gerätschaft wäre in meinen Augen von Vorteil gewesen und sei es als PDF auf der Herstellerwebsite, um den Druckaufwand nicht unnötig zu erhöhen.

Der Nox606 kommt mit Rackmount-Set

Wie der Rest der Familie erscheint auch der jüngste Behringer-Recke in nachtschwarzem Stahlgewand. Die Lackierung ist fehlerfrei aufgetragen und die Funktionsgruppen tragen kontraststarke weiße Beschriftungen. Unliebsame Grate oder Schnittkanten kann ich nicht ausmachen. Das Chassis ist nicht sonderlich dick, doch wirkt der Proband widerstandsfähig genug für den Arbeitsalltag. Am Bodenblech sind vier leider etwas kleine Gummifüße angeklebt, die für meinen Geschmack ruhig etwas zahlreicher und vielleicht auch größer hätten ausfallen dürfen. Ferner hätte ich sie lieber verschraubt gesehen. Nox bedeutet im Übrigen auf Latein Nacht, in der römischen Mythologie sogar die Personifizierung der Finsternis. Wir schalten trotzdem das Licht an.
Backpanel
Mit Ausnahme der beiden Kopfhörerbuchsen, die auf der Mixeroberfläche Platz gefunden haben, finden sich sämtliche Schnittstellen am Backpanel ein. Eingangsseitig sehe ich vier Stereo-Cinch-Paare, die Line- und Phono-Zuspieler mit jeweils dedizierten Anschlussbuchsen begrüßen. Die Betriebsart bestimmt ein Drucktaster. Zwei Erdungsschrauben nehmen die Massekabel der Plattenspieler zur Vermeidung von Brummschleifen entgegen. Die Returns sind standesgemäß als 6,3 mm-Klinke ausgeführt. Etwas weiter unten sind die beiden Mikrofonbuchsen platziert. Zu meinem Unverständnis setzt der Hersteller hier auf XLR-only. Ich hätte ehrlich gesagt lieber Kombo-Buchsen gesehen, wäre man damit doch etwas flexibler aufgestellt.  

Fotostrecke: 2 Bilder Das Backpanel ist sehr umfangreich ausgestattet…

Auch die Ausgangsseite zeigt eine respektable Schnittstellenvielfalt. Als DSP kommt ein 24-Bit-„Freescale“-Prozessor zum Einsatz. Die AD- und DA-Konverter arbeiten ebenso mit 24-Bit und sind Delta/Sigma-Wandler. Der Crosstalk liegt bei -70 dB und zeigt marginal Übersprechen bei voll aufgerissenem Kanälen, also immer schön Fader runter, wenn es wirklich still sein soll. Für Haupt-PA und Monitoranlage kann das Master-Signal als XLR (Mix1) oder 6,3-Millimeter-Klinke (Mix2) jeweils getrennt regelbar abgegriffen werden. Ferner ist ein ebenfalls separat einstellbarer Booth-Out gleichen Formates zugegen, der sich stumm schalten lässt und unabhängig von den Mikrofonwegen operiert, was zur Beschallung einer durchsagefreien Zone ideal ist. Wer seine Mixsession unabhängig von der Hauptlautstärke aufzeichnen will, freut sich über den Record-Out.  
Obendrein spendiert Behringer zwei Aux-Wege und eine MIDI-Buchse zur Ausgabe des internen Clock-Signals. Im Test stellte sich heraus, dass die Ausgabe der MIDI-Clock vom Tempo der Sektion „Filter2“ abhängig ist. Den Abschluss auf der linken Seite bildet die Aufnahme für das Kaltgerätekabel mitsamt zugehörigem Einschaltknopf und die USB-Buchse Typ-B zur Verbindung mit dem Computer. Über dieses Kabel kann der DJ einerseits die Mixsession in Form des Summensignals am Computer aufzeichnen. Außerdem kann er ein Stereo-Signal an den Mixer senden. Zum Beispiel aus iTunes oder Winamp.

Drei regelbare Outputs und Effektschleife am Nox606

Aufbau
Denkt man sich die FX-Sektion am Kopf des Mixers weg, wäre eine gewisse Ähnlichkeit zu Allen&Heaths Xone:92 wohl kaum zu verleugnen (aber jetzt bitte nicht wegen der Farbe mäkeln…). Tja, was soll man dazu sagen? Berlingos und Kangoos gleichen sich auch wie die berühmten Eier, haben ABS und Airbags – und keiner beschwert sich. Dennoch wäre es nicht verkehrt, würde man von Behringer im DJ-Bereich mal wieder die eine oder andere Innovation erleben. Hier mal ein Vergleichsfoto.

Wer wohl Pate stand?

Über jedem Kanal residieren zwei Drehregler für die Sends. PRE entscheidet, ob Vor- oder Nach-Fader geschickt wird. Dann folgen die Quellwahlschalter, wobei lediglich der erste Kanal neben der Phono/Line-Option eine dritte Stellung, nämlich „USB“ kennt, mit deren Hilfe sich das Signal eines angeschlossenen Computers einspielen lässt. Eine Treiberinstallation ist dafür nicht erforderlich. Merkwürdigerweise fehlt den Kippschaltern eine eindeutige Kanalbezeichnung (so etwas wie Phono1, Line2, Phono3).Warum Behringer keinen zweiten USB-Kanal integriert hat, damit man DJ-Softwares wie zum Beispiel die kostenlosen Programme Mixvibes DJ-Free oder Mixxx mit dem internen Sound-Interface adäquat betreiben kann, will mir ebenfalls nicht einleuchten. So bleibt es bei lediglich einem Software-Deck. Echt schade, hier spart der Nox für meine Begriffe am falschen Ende. Aber immerhin lässt sich die Mixsession für die Ewigkeit festhalten. Darunter liegt der Gain-Regler zum Einpegeln des Signals. Die seitengelagerte LED-Kette zeigt acht Segmente (4x gelb und 4x rot) und verzichtet auf eine Skalen-Einteilung. Ein weiteres Indiz dafür, dass der Mixer wohl eher für das Einsteiger-Lager, den Partykeller oder Hobbyisten konzipiert sein dürfte.

Besonders begrüßenswert für die Freunde gezielter Frequenz-Manipulationen dürfte der vierfach EQ mit zwei Mittenbändern sein. Für diese gilt eine Absenkung von bis zu 30 dB und eine Anhebung von maximal 6 dB. Für Hi und Low liegt der Regelbereich zwischen „Kill“ (unendlich große Absenkung) und plus sechs Dezibel. Damit lassen sich harte Cuts und sanfte Boosts ausführen. Die Frequenzbereiche setzen wie folgt an: HiQ = 10kHz MidQ1 = 320 Hz, MidQ2 = 1,8 kHz, LowQ = 50HZ. Für die Mikrofon-EQs gilt laut Spezifikation von Low nach Hi: 50 Hz, 250 Hz, 2,5 kHz, 12 kHz.

Etwas eng beieinander, aber musikalisch bei der Arbeit

Der Schalter „Filter“ schaltet eine der beiden Filterbänke zu. „Xfade“ verbindet den jeweiligen Kanal mit einer der beiden Crossfader-Seiten oder schickt ihn direkt auf die Summe. Vier LEDs geben ein optisches Feedback, ob die zugehörigen Signalwege an eine Seite verschaltet wurden, jedoch nicht an welche. Eine zweifarbige Lösung, wie bei der Clipping-LED am Talkover hätte hier mehr Sinn ergeben.

Fotostrecke: 2 Bilder Schalten – dann walten

Beim Crossfader handelt es sich um einen kontaktlosen optischen Vertreter der Marke Infinium. Er punktet mit einstellbarer Friktion und flexibler Kurvencharakteristik. Schiebe ich ihn ganz nach links und nehme die Kappe vom Stift, wird eine kleine Schraube sichtbar. Sie justiert den Andruck auf der Schiene und sorgt somit für einen leichteren oder schwereren Regelwiderstand. Warum der Drehregler für die Flankencharakteristik (Line ist nicht variabel) ausgerechnet zwischen die Channelfader zwei und drei gesetzt wurde, wirft Fragen auf. Ich finde, wenn er irgendwo hingehört, dann eigentlich nicht dorthin. Im Eifer des Gefechtes kann man nämlich mit den Fingern einen der besagten Flachbahnregler streifen.
Die obligatorische Cue-Taste und ein 45 Millimeter-Channelfader komplettieren einen Kanalzug.

Fotostrecke: 2 Bilder Einstellbarer Andruck beim Crossfader

Mikrofonkanäle
Die beiden Mikrofonwege pegeln ihr Signal über „Level“ ein und können ebenfalls einen 4-Band-EQ für sich verbuchen. Der Cut/Boost liegt hier bei standesgemäßen +/- 15 Dezibel. Die Verstärker arbeiten relativ rauscharm. Moderationsfreudige Kollegen dürfen für jeden Kanalzug separat auf einen Talkover-Schalter zurückgreifen, welcher die Lautstärke der Musik um einen vorgegebenen Wert absenkt. Hier ist jedoch ein leichtes Knacksen zu hören, wenn der Kippschalter betätigt wird. Einen zusätzlichen Pluspunkt gibt es für die Option, das Signal auf dem Kopfhörer prüfen zu können, bevor man zur nächsten Damenwahl aufruft oder einen Freestyle-Rap beisteuert. Das lassen Clubmixer leider zu oft vermissen. Ferner sitzen hier 45-Millimeter-Channelfader mit Peak-LED. Die Mikrofonwege können alternativ als Returns eingesetzt werden. Über den zweiten Aux kann man das Mike ergo durch ein externes Effektgerät jagen.

Entweder Mikro oder Line/Return – Eines geht nur.
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Mikrofonvorverstärker

PRAXIS

Der Kandidat misst 108 x 480 x 38 Millimeter und wiegt 5,4 Kilogramm netto. Was den Stromverbrauch angeht, genehmigt er sich mit 27 Watt knapp doppelt so viel wie der NOX404. Für den Praxistest habe ich den Kandidaten zunächst mit meinen Vestax PDX2300 MK2 und Vestax CDX verbunden, sowie an den Aux-Inputs ein Vermona Action-Filter und das Pioneer-EFX-500 zudem über MIDI angeschlossen. Am USB-Port hängt ferner ein MacBook.
Mixer
Mit über 120 Bedienelementen auf seiner Arbeitsfläche wirkt das Layout auf mich für einen DJ-Mixer ein wenig „busy“, obgleich ich von manchen Pulten und MIDI-Controllern einiges gewohnt bin (ich sag nur 4MIDI-Loop). Bei meinem Testmodell schleifte einer der Linefader ein wenig und der Drehwiderstand und somit auch das Einrastverhalten einiger, ansonsten durch die Gummierung griffiger, Potis wich geringfügig vom Rest der Truppe ab – was sich im Arbeitsablauf als ein wenig störend erwies, sich eventuell jedoch im Laufe der Nutzungsdauer legen könnte. Die Equalizer zeigen an der Nullstellung eine geradlinige weiße Markierung, sind aber deutlich wackeliger konstruiert, als zum Beispiel bei meinem Vestax-PMC06-Pro. Der Eingriff ins Klangbild mit plus sechs Dezibel Boost ist eher von musikalischer als brachialer Natur, was ich persönlich an dieser Stelle bevorzuge. Beim Cut geht’s deutlicher zur Sache, wobei zu bemerken ist, dass auf dem letzten Teiler nicht mehr viel passiert. Drehe ich alle Regler auf maximale Absenkung, bleibt trotzdem etwas hörbar. Ein „Total-Kill“ ist also nicht, es sei denn, ihr zieht alle Lautstärken-Fader runter 😉

Audio Samples
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Hi EQ Cut und Boost Mid1 EQ Cut und Boost Mid2 EQ Cut und Boost Low EQ Cut und Boost AllCut

Was den Zwischenraum der Potis von 13 Millimetern zueinander angeht, ist festzustellen, dass dieser nicht so großzügig ausfällt, wie bei einem DJM-600 (18 mm) oder dem NI-S4 (20 mm), sodass ich hier schon ein bisserl mehr mit den Fingerspitzen zu Werke gehen muss, möchte ich nicht ein angrenzendes Poti berühren. Fairerweise muss ich jedoch anmerken, dass deren Nachbarn (nicht meine) davon ziemlich unbeeindruckt sind. Bei den Equalizern in der Monitorsektion ist der Zwischenraum mit 15 Millimetern etwas größer ausgefallen, was jedoch letztlich den kleineren Potikappen und nicht dem Abstand der etwas wackeligen Kunststoff-Stifte zueinander geschuldet ist. Oder kurz gesagt: Mitteleuropäische Durchschnittsfinger sollten mit dem Raumangebot noch einigermaßen gut zurechtkommen.

Kommt schon was zusammen beim Nox

Die Channelfader zeigen ein praxisdienliches Regelverhalten und auch dem Crossfader kann ich bestätigen: Da lässt sich mit arbeiten. Er öffnet und schließt bei „Scratch Curve“ schnell, zudem kann er durch die Stellschraube hinsichtlich seines Gleitverhaltens an die eigenen Anforderungen angepasst werden. Vielleicht stehen Scratchern die Frequency-Regler der Filtersektionen an der rechten und linken Seite ein wenig im Weg, das möchte ich nicht ausschließen. Eine Reverse-Taste zur schnellen Umkehrung der Blendrichtung gibt es nicht.

Dem Scratcher stehen die Freq-Regler vielleicht im Weg. Dem Mix-DJ wird’s wohl egal sein.

Monitoring und Pegelkontrolle
Die achtstelligen LED-Ketten im Kanal sind nicht ganz mein Fall, da sie zum einen nicht skaliert sind und auch die Farbgebung von viermal rot, viermal orange nicht wirklich aussagekräftig ist. Allerdings muss man ihnen zugutehalten, dass sie ziemlich hell illuminieren und somit auch im Freien recht gut ablesbar sind. Apropos Beleuchtung. Einige Buttons sind mit Status-meldenden LEDs versehen, jedoch beschränkt sich Behringer auf rot-orange-weiß. Ich finde, hier hätten ruhig ein paar Variationen mit blau und grün (zum Beispiel für die Filter oder FX On-Tasten ) Einzug halten dürfen. Bei den Mike-/Return-Bussen ist keine Pegelanzeige implementiert, statt dessen finde ich hier eine Clipping-LED vor, die bei Übersteuerung rot statt blau aufleuchtet. Ein ähnliches Konzept hätte ich mir auch für die Crossfader-Zuweisung gewünscht.

An sich gut ausgestattet gibt sich auch die Master-Sektion, beinhaltet sie doch separate Drehregler für Master1, Master2 und Booth nebst Mono-Option und Stummschaltung für den Booth-Ausgang. Die Aussteuerungsanzeige muss bedauerlicherweise ebenfalls mit einem zweifarbigen, nicht skalierten Stereometer Vorlieb nehmen, das zudem völlig unabhängig von der tatsächlichen Ausgabelautstärke des Mix1- oder Mix2-Reglers ist. Ich habe einen 0 dB-Sinussweep (150-400 Hz) in den CD-Player gepackt, danach Gain und Equalizer in Mittenstellung gebracht, was den Pegelmeter bis zum vorletzten Kettenglied trieb. Da ist nicht sehr viel Luft. In Sachen Wandlung, Soundqualität und Ausgangsleistung liefert der Nox606 in der Summe ein ordentliches Ergebnis ab.  Der Gesamtsound und die Preamps klingen anständig. Bei hohen Ausgabepegeln könnte er in meinen Augen durchaus noch etwas übersteuerungsfester agieren.

Fotostrecke: 3 Bilder Master-Sektion

Die Kopfhörer-Sektion lässt kaum Wünsche offen, denn sie sieht sowohl einen Anschluss für Mini-Klinke, als auch für Standard-Klinke vor, was einerseits praktisch ist, sollte der Adapter versehentlich abhanden gekommen oder vergessen worden sein. Andererseits bietet dies die Möglichkeit zu zweit zu arbeiten, ohne dass ständig das Headphone getauscht werden muss. Allerdings ist die Lautstärke des Kopfhörerverstärkers nicht sonderlich hoch, sodass man in wummernden Umgebungen schnell an die Grenzen kommt. Ferner stellte sich heraus, dass ein Pegelabfall wahrzunehmen ist, wenn eine zweite Einheit angeschlossen wird.

Zwei Kopfhöreranschlüsse für den Nox606

Neben den einzelnen Cue-Kanälen 1-6 lassen sich die Signale Aux1 und Aux2 separat abhören, ferner ermöglicht POST-EQ das Signal vor oder nach den Equalizern auf die „Muscheln“ zu befördern. Geblendet wird standardmäßig zwischen Cue (auch Multicue) und Master, wenngleich das Konzept etwas gewöhnungsbedürftig ist. Obendrein ist eine Split-Schaltung integriert, die Master und Preview auf die Kopfhörerseiten aufteilt. Was letztlich auch Auswirkungen auf das Master-LED-Meter (ebenfalls geteilt) hat.
Effektsektion
Die Effektsektion hoch im Norden zu positionieren entspricht zwar nicht unbedingt „gängigem Clubstandard“, die Bedienung geht jedoch innerhalb kürzester Zeit in Fleisch und Blut über, wobei gerade Erstkäufer keine „Berührungsängste“ durch Umgewöhnung haben werden. Insgesamt packt Behringer zwölf Brot & Butter-Effektprogramme unter die Haube. Namentlich 2xCopy, Tape Echo, Echo, Flanger, Phaser, High Pass, Low Pass, Auto Pan, Vocoder, Reverb, Reverse Reverb und LimDist. Das ist nominal erst einmal eine stattliche Anzahl an Sound-Verwurstern, die zum Teil gut, zum Teil passabel klingen. Die Echos, das Reverb und vor allem auch das Reverse-Reverb fallen für mich ein wenig ab. Vergessen wir aber nicht, dass der Nox keine 400 Euro Street kostet und dass jeder eine eigene Klangästhetik hat.

Ermöglicht das Vorhören von Effekten – das ist nicht immer so!

Mit dem Encoder „FX-Select“ lassen sich die Programme der Reihe nach durchschalten und auf Tastendruck auswählen. Diese Sektion besitzt eine Vorhörfunktion, so dass der DJ den Sound zunächst auf dem Kopfhörer prüfen kann, bevor er aus den Boxern kommt. Sehr schön. FX sind nicht sofort aktiv, sondern müssen mit der FX-On Taste scharf geschaltet werden, um dann mittels Encoder-Auswahl auf den Mikrofonkanal1, den Master oder einen der vier Hauptkanäle geschickt zu werden. Das Mischungsverhältnis zwischen Effekt- und Originalsound wird mittels Dry/Wet-Fader (Intensity) festgelegt. Hier stellt sich bedauerlicherweise heraus, dass der Ausgangspegel um etwa eine Skaleneinteilung abfällt, schaltet man die FX-Sektion ein. Was beim Vocoder oder LimDist stört, das kann einem Flanger oder Echo durchaus zugutekommen, da sie oftmals kräftige Pegelanstiege verursachen. Jedoch wird der Pegelabfall bereits bei Dry-Stellung deutlich, also bevor man den Effekt hinzumischt, was wiederum einen Einsatz vor Publikum grundsätzlich in Frage stellt.  
„Frequency“ dirigiert den zu steuernden Effekt-Parameter. „Tap“ ist für die manuelle Synchronisation der zeitabhängigen Effekte zuständig. Es wird das Mittel der manuell eingetippten Schläge ermittelt. Ob ein Algorithmus beatsynchron über den Dancefloor flattern kann oder nicht, erkennt ihr daran, ob der Tempo-Button nach Anwahl des Programms zu blinken beginnt. Mancher Leser wird sich nun sicher fragen, warum der Hersteller keinen Endlos-Encoder für das Effekt-Timing verbaut hat, wie bei einem DJM üblich. Das liegt wohl auch daran, dass der Frequency-Regler je nach aufgerufenem Programm entweder Timing oder ein anderes Attribut (Cutoff, etc.) dirigiert. Außerdem können so Maximal- und Minimalstellung beim Timing oder Cutoff, sowie Nullstellung beim Reverb oder auch Distortion klarer identifiziert werden (ist ja sonst kein Hinweis wie LEDs oder Display vorhanden). Letztlich ist dies wohl Geschmackssache. Ich persönlich kann mit beiden Varianten leben. Mit dem Intensitätsfader hat man die Kontrolle darüber, ob der Effekt eher unterschwellig und subtil zugemischt werden soll oder mit der vollen Breitseite auf die Hörerschaft trifft. Erwähnung finden muss in diesem Zusammenhang der tote Bereich zu Beginn mit etwa einem viertel Regelweg. Dies lässt sich am besten mit dem High- oder Lowpass prüfen, denn sie werden entsprechend ihres Cutoffs in vollem Umfang hörbar. Anders, als man es vielleicht hinsichtlich der Skalierung erwartet hätte.

Intensity-Fader: Ab hier geht’s ungefähr
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Effekte Reihe 1 NOX606 Effekte Reihe 2 NOX606 Flanger NOX606 Flanger Pioneer EFX500 m. MIDI-Sync Echo NOX606 Echo Pioneer EFX500 m. MIDI-Sync LimDist NOX606 Fuzz Pioneer EFX500

Das nächste Ausstattungsmerkmal könnte manchem Protagonisten der beschallenden Zunft vielleicht ein bis zwei verhaltene Freudentränen in die Augen treiben: zwei vollausgestattete, voneinander unabhängige, verlinkbare Filtersektionen mit LFO. Filtersektion Damit man sich in kreativer Hinsicht noch ein wenig mehr austoben kann, hat der Hersteller zwei Filter spendiert. Mit dem Frequency-Regler bestimmt der DJ die Grenzfrequenz in einem Rahmen von 30Hz bis 20Khz, der Resonanz-Regler übernimmt seine angestammte Aufgabe von mild bis wild, aber nicht so wild, dass ihr Angst um die Treiber haben müsstet. Da es sich hier in meinen Augen nicht um einen Mixer für den professionellen Einsatz handelt, möchte ich mit der Qualität der Filter nicht zu hart ins Gericht gehen, denn sie sind doch recht anfängertauglich, vielleicht sogar ein wenig harmlos ausgeführt. Das Filter klingt nicht übermäßig schmutzig, die Resonanz könnte für meinen Geschmack stärker ausfallen, aber brauchbar ist das Filter in jedem Fall und stellt allein durch seine Präsenz in dieser Preisklasse einen echten Gewinn dar. Der regelbare LFO wabert anständig gemäß manuell eingetippter Schwingung mit, wobei ein gutes Timing des Deejays beim Klopfen vorteilhaft ist. Die Rate lässt sich zudem auf Wunsch verdoppeln. Schön. 
Grundsätzlich stehen jeder Filterbank drei Betriebsmodi zur Auswahl, und zwar Hoch-, Tief- und Bandpass, nebst Kombinationen. Ein besonderes Highlight ist sicherlich auch die Möglichkeit, die Frequency-Funktion des Filters durch den Crossfader steuern zu lassen, wobei sich je nach Filterzuweisung, respektive CF-Routing interessante Überblendungen ergeben. Auch dürfen die Filter miteinander verlinkt werden.  Leider ist beim Einschalten vor allem bei leisen Passagen ein zugegebenermaßen leises, aber der Vollständigkeit halber Erwähnung findendes Knacksen zu hören. Manch einer wird hier sicherlich Anstoß nehmen. Persönlich empfinde ich dies nicht so dramatisch. Da hab ich schon Lauteres erlebt. Zum Beispiel bei meinem Vermona Actionfilter 2+ Trigger-/Bypass-Button, was sich immerhin auch als DJ-Tool versteht. Nachstehend gibt’s ein paar Hörpröbchen.

Fotostrecke: 3 Bilder Setzt die Grenzfrequenz
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HiPass-Filter NOX606 LowPass-Filter NOX606 BandPass-Filter NOX606 VermonaAF HPF VermonaAF LPF LFO LPF NOX606 Filter Manual Cut Nox Filter Manual Cut Vermona Knacksen beim Einschalten

Ein weiteres Bonbon kommt in Form der MIDI-Fähigkeit des NOX-606. Zwar kann er leider kaum Steuerdaten über die Bedienelemente senden, wie man es von seinem Bruder DDM4000 oder gängigen MIDI-Controllern kennt, jedoch ist er in der Lage, das Clock-Signal auszugeben und somit als Master für die Synchronisation externer Gerätschaft, zum Beispiel einer Groovebox oder dem Pioneer EFX-500 zu dienen. Das klappt gut, abweichendes Timing ist mit dem Drehregler schnell eingestellt (so drei bis vier Raster pro BPM bei Tempo um die 120). In diesem Zusammenhang hätte ich es dennoch gut gefunden, hätte sich Behringer dazu durchringen können, ein BPM-Display zu integrieren, das bei den DJX-Serien oder beim DDM4000 zur Standardausstattung gehört. Für die Kommunikation ist DIN-MIDI vorgesehen. Die USB-Variante ist aktuell nicht an Bord. Das Poti „Data/MIDI“ übernimmt bei Bedarf das Finetuning in beide Richtungen für einen fehlerhaft manuell eingegebenen Wert. Also sozusagen ein Pitch für den MIDI-Slave. Eine Überprüfung der MIDI-Funktionalität der Bedienoberfläche unter Traktor ergab, dass die Regler „Freq“ und die Buttons HPF, LPF und BPF Befehle senden. Mehr geht aktuell (Stand 12.06.2012) noch nicht.

Raus mit dem Tempo

Möchte der DJ eine Musikbibliothek vom Computer nutzen, lässt sich dies über das integrierte mit 16 Bit und 48 kHz arbeitende Interface, respektive den USB-Playout-Kanal bewerkstelligen. Die Latenzen mit generischem Codec sind von Haus aus nicht bahnbrechend, aber zum Abspielen eines Songs reicht es allemal (Bsp.: MacBook, TSP2, Standardlatenz Nox606= 40ms). Jedoch liegt hier bei Traktor-0-dB-Stellung ein deutlich schwächerer Pegel an als bei den externen Gerätschaften.

FAZIT

Man kann es drehen und wenden, wie man will. Der Behringer NOX606 hat eine Feature-Liste, für die man bei anderen Herstellern locker das Drei- oder Vierefache berappen muss. Der Clubmixer bietet insgesamt sechs Kanäle, symmetrische Ausgänge, vier Phono-Preamps und Xenyx-Mikrofonvorverstärker. Master und Monitorsektion sind gut situiert und der Klang für die Preisklasse anständig. Die Verarbeitung ist sauber. Die Qualität der Bedienelemente ist weitgehend in Ordnung, unterliegt aber leichten Schwankungen z.B. hinsichtlich des Poti-Widerstands. Sound-Frickler dürften sich über den Vierband-EQ, zwei Mikro/Return-Spuren und zwei separate, verlinkbare VC-Filter mit LFOs freuen. Preis und Ausstattung fahren wichtige Punkte ein, doch leider trüben Details, wie der Pegelabfall der FX-Sektion, fehlende BPM-Anzeigen, der leise Kopfhörerausgang oder auch die unbeschrifteten Pegelmeter den Gesamteindruck, wenngleich einige dieser Kritikpunkte vielleicht eher für das Profi-Lager, wo ich den Nox nicht sehe, verstärkt relevant sind. Einsteiger und fortgeschrittene Anwender, die damit leben können, bekommen für 409 Euro UVP einen gut ausgestatteten Allrounder mit zahlreichen Kreativfunktionen und einen Vorgeschmack auf professionelles Arbeitswerkzeug und Xone-Workflow.  

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Profilbild von Manuel

Manuel sagt:

#1 - 18.05.2013 um 18:58 Uhr

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Welche Software könnte ich benützen, damit das NOX606 am MacBook funktioniert?Danke,
LG Manuel

Profilbild von Peter (bonedo)

Peter (bonedo) sagt:

#2 - 21.05.2013 um 21:49 Uhr

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Hallo Manuel.
Das kommt darauf an, was du vorhast. Möchtest du lediglich ein Audio-Signal, zum Beispiel das von iTunes ausgeben, brauchst du keine Extra-Software. Soll es ein DJ-Programm sein, stellt sich die Frage was es kosten darf und leisten soll. Von freien Lösungen wie Mixxx über kostenpflichtige wie Cross oder Traktor gibt es genug "Spielraum." Spezielle Treiber sind nicht erforderlich. Jedoch gibt es nur einen Stereo-Playout.

Profilbild von Manuel

Manuel sagt:

#3 - 23.05.2013 um 19:40 Uhr

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Danke für die schnelle Antwort :)

Profilbild von Sam-Benson

Sam-Benson sagt:

#4 - 12.02.2014 um 14:48 Uhr

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Hi vom Bodensee...
habe mir den Artikel nun schon zum 3. male durchgelesen. Sehr guter Artikel, der mir bei meiner Kaufentscheidung sehr geholfen hat. Werde mir den Mixer diese Woche nun bestellen, da mein alter den Geist aufgegeben hat! Da in allen Clubs wo ich auflege so oder so ein eigener Mixer steht und man seinen eigenen nicht meitschleppen muss, stören mich die CONTRAS nicht wirklich. Vielen Dank für den guten Bericht...!Greetz...
Sam-Benson

Profilbild von Jens Peter

Jens Peter sagt:

#5 - 22.03.2014 um 13:35 Uhr

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also alles geschriebene kann ich nicht nachvollziehen. es stimmt: totaler nullpegel ist nicht. aber kopfhörer zu leise? würdet ihr mal die teuren marken-dinger (250 bis 400 euro) wegschmeißen und die wirklich guten no-name für 20 euro ausprobieren, würdet ihr merken, dass 115 dB und ausgewogener klang wichtiger sind als der markenname am ohr. bei meinem ersten test hats mir fast das gehör rausgehaun, weil ich die kopfhörer auf max. gestellt hatte. also laut genug ist auch der KH-ausgang! störend ist wirklich die filterzuschaltung. aber wer auf diese funktion verzichten kann, ist mit dem NOX606 sehr gut bedient. vorallem kostet das teil nicht die 1400 euro eines A&H. ich bin zufrieden. ein echtes einsteiger-gerät! und das schreibt euch einer mit 35 dj-jahren. ich bin über 50 jahre alt! und lege immernoch auf.

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Michi sagt:

#6 - 17.02.2015 um 21:26 Uhr

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Ich habe den NOX 606 im Heimeinsatz und bin zufrieden. Ausser eben Bei den Effek stöhrt der Pegelabfall!!Preis Leistung is Gut!!

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