Pro-Ject Juke Box E HiFi Set black Test

Mit dem Juke Box E HiFi Set präsentiert Pro-Ject ein clever wie üppig geschnürtes All-in-one Paket, um so preisbewusste Audiopuristen von sich zu überzeugen und insbesondere HiFi-Einsteiger früh für sich zu gewinnen. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein übliches Kombi-Angebot und auch der Gesamtpreis scheint zunächst nicht wirklich ein Schnäppchen zu sein, doch wie so häufig schlummert auch hier die Anziehungskraft des Gebotenen im Detail.

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Pro-Ject Juke Box E HiFi Set black, eine harmonische Beziehung aus Pro-Jects Juke Box E und der Speaker Box 5 mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis


Ob die Begierden stärker auf den geneigten Vinyl-Einsteiger wirken als der Schutz-Reflex, der das Geldscheinbündel in der Hosentasche verweilen lässt, ist aber von der Konditionierung eines jeden Einzelnen abhängig. Dass das Pro-Ject-Bundle einem objektiv zu ermittelnden Preis-Leistungs-Verhältnis unterliegt, sollte auch dem letzten Audiopurist einleuchten, und ob jene Relation stimmig ist, könnt Ihr im folgenden Testbericht erfahren.

Details

Geliefert wird eine Menge…

Aus der üppigen Verpackung ziehe ich zuerst den Karton mit den Speaker Box 5 sowie acht Gummifüße, zwei Lautsprecherkabel, die Aufbauanleitung sowie die Kartonage der Juke Box E. In dieser schlummerten dann wiederum ein paar weiße Handschuhe, das externe Netzteil, eine Infrarot-Fernbedienung samt zwei Batterien, eine Überhang-Schablone, der Antriebsriemen, eine Bluetooth-Antenne, ein Sechskant-Inbusschlüssel, die transparente Staubschutzhaube aus Acryl und zu guter Letzt die Juke Box E selbst. Diese erweist sich nach dem Auspacken durch den bereits montierten und vorjustierten Tonabnehmer OM 5E von Ortofon als nahezu spielfertig, was Vinyl-Einsteiger maximal erfreuen dürfte.
Alle Ingredienzien machen einen sehr ordentlichen Eindruck auf mich. Sowohl die verwendeten Komponenten als auch die gesamte Verarbeitungsqualität geben keinen Anlass für Trübsinn. Ganz im Gegenteil, die Oberflächenbehandlung der beiden Lautsprecher wie auch der Juke Box E ist professionell ausgeführt. Die Veredlung mit einem Hochglanz-Finish vermittelt einen sehr hochwertigen Eindruck. Schicke Spiegelungen und gelegentliche Lichtreflexe gehen aber ebenso einher mit deutlichen Fingerabdrücken und einem sichtbaren Schmierfilm – wenn man nicht aufpasst; und da kommen die weißen Stoffhandschuhe, die zum doch recht üppigen Lieferumfang zählen, ins Spiel. Es gilt, diese jedes Mal überzuziehen, wenn der Plattenspieler oder die Boxen angefasst werden müssen, um sie anzuheben, zu verrücken oder beidhändig zu tragen. Alles andere macht einfach keinen Sinn, denn gerade verursachte Fingerabdrücke wegzuwischen bedeutet immer mehr Arbeit als sich eben der Stoffhandschuhe zu bedienen. Eine Erfahrung, die ich machen durfte

Fotostrecke: 2 Bilder Das ist mir wahrlich eine Riesenkartonage von Pro-Ject geliefert worden

Juke Box E – Aufstellung & Anschluss

Die Juke Box E schadlos auszupacken, ist so ziemlich jedem vergönnt, der die Installationsanleitung beim Unboxing entdeckt hat. In jener wird nämlich alles Schritt für Schritt erklärt, was für Turntable-Newbies womöglich eine gute Sache ist.
Nachdem man den Plattenschutz aus Karton entfernt hat, welcher zwischen Chassis und Plattenteller steckt, kann auch schon der Rundriemen um Pulley und Platter gelegt werden, was in meinem Fall zunächst leider nicht möglich war, da ich diesen direkt defekt aus dem Folienbeutel gezogen habe. Jenes Exemplar war an der Naht nicht vollständig vulkanisiert bzw. fixiert worden und tatsächlich gab es auch bereits ein paar User im Netz zu entdecken, die ähnliche Überraschungen erlebt hatten.
Um schnelle Lösungen ringend, ermittelte ich die Ersatzteilnummer des Rundriemens und dank eines funktionierenden Online-Handels hatte ich innerhalb von 24 Stunden einen Ersatzriemen für € 9,90 erhalten und es konnte weitergehen. Mitarbeiter von Pro-Ject gaben indirekt am 11.02.21 zu, dass es wohl eine betroffene Charge gegeben hat, fügten aber auch an, dass der Herstellungsprozess nun adaptiert sei und die aktuellen Riemen erheblich widerstandsfähiger wären. Nun denn, das werde ich bald ausprobieren.
Wenn der Riemen dann endlich sitzt (was beim ersten Mal auch spannend werden kann, da sich das runde Gummi gerne selbst vom Platter „abrollt“, wenn er nicht wirklich gerade umgelegt wird), kann auch schon die Acrylhaube übergestülpt werden, welches einer der leichteren Übungen darstellt.
Bei der Aufstellung der Juke Box E ist man ein wenig abhängig von einem festen und bestenfalls massiven Untergrund, mindestens aber von einer sich in Waage befindlichen Oberfläche, auf welcher der Turntable von Pro-Ject zum Stehen kommt, denn seine vier Gerätefüße sind hinsichtlich der Höhe nicht justierbar.
Der zum Lieferumfang zählende Tonabnehmer OM 5E von Ortofon ist bereits ab Werk vormontiert und fix und fertig justiert. Weder benötigt man eine Waage zur Einstellung der Auflagekraft noch die mitgelieferte Justierschablone, um beispielsweise das Tonabnehmer-Chassis an der korrekten Stelle am Headshell zu fixieren. Mit dem Auflagegewicht wurde auch direkt das Antiskating erledigt, Einstellungen des Azimuts sind mit diesem Systemträger gar nicht möglich – somit können wir uns dem Anschluss der Speaker Box 5 widmen.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Backpanel verwaltet sowohl alle analogen Schnittstellen als auch die Stromaufnahme

Sinnvolle Lieferergänzungen

Sind die Passivlautsprecher erst einmal ausgepackt, kommt der üppige Lieferumfang wieder gehaltvoll ins Spiel. Da wären die Stoff-Handschuhe (!), die Lautsprecherkabel „Connect it LS S2“ und die Dämpfungsfüße „Damp it“, die vor diesem Kontext eine nicht unwichtige Rolle spielen. Also Handschuhe an und los geht´s. Die Boxen sollen auf je vier Dämpfer gestellt werden. Diese erweisen sich als klebrige und schön weiche Schwingungsbremser, genau das, was ein Regellautsprecher zum Abkoppeln vom Untergrund benötigt. Top!

 

Stehen die Boxen dann wunschgemäß auf den Weichteilen, sind die mitgelieferten Leistungskabel dran. Diese sind drei Meter lang und an allen Enden mit vergoldeten Bananensteckern ausgestattet und das ist wirklich großartig! Das doch recht störrige LS-Kabel ist mit Schrumpfschläuchen versehen und mit dem Steckverbinder verlötet. Sehr gute Verarbeitung guter Komponenten mit betriebssicheren und nachhaltigen Kontaktstellen. So geht man jedwedem potenziellen Ärgernis mit diesem Thema konsequent aus dem Weg – für ganz lange Zeit. Ich liebe Löt-Bananas!

Fotostrecke: 2 Bilder Und hier die Front des passiven Lautsprechers ohne Abdeckung, die sich mit Hilfe von Permanent-Magneten an die Box schmiegt

Ein paar technische Zusammenhänge

Die integrierte Endstufe der Juke Box E liefert 2x 50 Watt an 4 Ohm und sollte somit für die beiden Kleinlautsprecher genügend Reserven besitzen. Wem das auf Dauer nicht genügen sollte, könnte das Vorverstärkersignal über zwei Cinchbuchsen auf der Rückseite der Juke Box abgreifen und in eine separate Endstufe führen.
Usern, die sich irgendwann mal später mit einer fetteren Endstufen-Lautsprecher-Kombi selbst beglücken möchten, sei gesagt, dass sie auch in diesem Fall auf den bloßen Plattenspieler der Juke Box E zurückgreifen können, denn auch das Phono-Signal liegt an zwei rückseitigen Cinchbuchsen an. Dann aber bitte auch den Masseanschluss mit verkabeln…!
Die Speaker Box 5 ist für Endstufen von 10 – 150 Watt (an 4-8 Ohm) ausgelegt, den Übertragungsbereich gibt Pro-Ject mit 55 Hz bis 20 kHz ohne Nennung der maximalen Abweichung an. Bei der passiven Zwei-Wege-Box übernimmt ein 6“ Fiberglas-Konus die Bässe und Mitten, während sich eine 1“ Seidenkalotte für den Mittelhochton und die hohen Frequenzen zuständig zeigt. Das Gehäuse ist magnetisch geschirmt. Der Lausprecher verfügt über eine Bassreflex-Abstimmung, die Rundrohröffnung hierfür befindet sich auf dem Backpanel. Die Frontabdeckungen verfügen über elegant wirkende Magnethalter, sind aus einem ultraleichten Rahmen gefertigt und mit einem feinen schwarzen Stoff überzogen.
Den Wirkungsgrad der Speaker Box 5 gibt der Hersteller mit 86 dB (gemessen bei 1 Watt Leistungsaufnahme bei 1 Meter Abstand), was vermutlich auch mit dem Leistungsverlust des Bassreflexprinzips zu tun hat. Das klingt echt gar nicht spektakulär, aber dennoch kann das im Einzelfall reichen. Hören wir einfach gleich…
Externe Quellen können kabelgebunden über einen rückseitigen Stereo Line-In oder drahtlos über die Bluetooth-Schnittstelle dem System Juke Box E zugeführt werden. Der Turntable ist ein riemengetriebener Brettspieler mit einem geraden 8,6“ Aluminium-Tonarm samt eigenem Systemträger. Der vormontierte MM-Tonabnehmer (Moving Magnet) kommt mit elliptischem Abtaster. Die Drehzahlen 33/45 werden über einen manuellen Wechsel am Pulley realisiert.  

Praxis

Die Inbetriebnahme gestaltet sich, wie zu erwarten war, unkompliziert und intuitiv. Links unter dem Chassis sitzen zwei zweistufige Netzschalter. Der linke schaltet den Motor ein/aus, der zweite switcht die Juke Box an/aus. Das Gerät wird über die IR-Remote in den Stand-by versetzt und über diese wieder in den Wachzustand geholt. Quellen werden ebenfalls über die Fernbedienung selektiert, aber natürlich nur im Zwei-Zeilen-Display angezeigt. Das Display lässt sich dimmen und ist auch in Schräglage gut abzulesen.

Fotostrecke: 2 Bilder Mister Power Button erweist sich als ein Drehpotentiometer inklusive On/Off-Schalter

Die Verbindungsaufnahme via Bluetooth gelang prompt und auch der Betrieb funktionierte ohne jegliche Komplikationen. Die Lautstärke kann über den frontseitigen Pegelsteller oder über die Remote beeinflusst werden, eine zweibandige Klangregelung wird ausschließlich über diese geregelt. Ach Klangregelung? Echt jetzt? – Ja! Doch wie klingt´s?
Ich bin in mehrerlei Hinsicht verblüfft. Zum einen klingt das gesamte System warm, homogen und räumlich, aber eben auch transparent und detailreich. Häufig ist bei derart günstigen Systemen nur eine Seite der Medaille zu bekommen. Hier aber gibt´s beides.

Die Gummifüße koppeln die Lautsprecher höchst effektiv vom Untergrund ab. Diese „Damp it“-Teile sind echt m-e-g-a! Sie gibt es im Übrigen auch separat als 4er-Pack für rund 25 Euro zu kaufen ebenso wie das Lautsprecherkabel, Einzelpreis rund 60 Euro. Das nur am Rande.
Ebenso effektiv gelingt die Abkopplung des Plattenspielers vom darunter befindlichen Klangkörper, hier dem Expedit-Regal von IKEA. Wie man auf den Bildern unten gut erkennen kann, stehen die Speaker Box 5 und die Juke Box E auf dem gleichen Regal (!), aber hörbare Resonanzen oder gar Feedbacks sind auch bei mittelhohen Lautstärken nicht auszumachen.

Gesamtpegel

Hinsichtlich des möglichen Gesamtpegels kann man ebenso absolut zufrieden sein. Meine Befürchtungen hinsichtlich des Wirkungsgrades verpufften relativ schnell. Gut, Party-Betrieb geht nicht – aber ein 18-22 qm großes Zimmer füllen diese Lautsprecher bei geschickter Aufstellung ganz sicher wohlklingend aus. Da das Gehäuseprinzip Bassreflex heißt und die Öffnung nach hinten weist, kann man mit dem Wandabstand ein wenig die Bässe dosieren, wenn es der Platzbedarf zulässt. Die 55 Hz als untere Grenze des Übertragungsbereiches ist bei Bassmusik schon deutlich auszumachen, es fehlt dann einfach an Druck und Sub-Bass. Dennoch machen die Bässe zwischen 55 und 300 Hz auch Spaß.

Zwischendurch habe ich die Endstufe ohne Nutzsignal vollends aufgedreht, es war also nur der Noise Floor zu hören. Bei Line-Quellen oder drahtlosem Stream-Empfang via BT war sehr wenig Rauschen vernehmbar, bei Phono-Betrieb ist prinzipbedingt mehr zu hören, aber bei weitem nicht so viel, wie ich zunächst vermutet hatte.
Auch die gesamte Abschirmung ist vortrefflich gelungen. Das Netzteil ist klugerweise nach draußen verlagert worden und somit ist schon mal ein traditioneller Störenfried verbannt, dennoch sind mit den Endstufen ja immer noch genügend Strahlpotenziale vorhanden – doch hiervon ist selbst im Phono-Betrieb nichts zu hören…geht doch!

Fotostrecke: 2 Bilder Und so könnte es aussehen…

Mit Hilfe eines vom iPhone emittierten Spotify-Streams mit 320 kBit/s via Bluetooth klangen diverse Tracks verschiedenster Genres absolut gut. Sowohl der Bluetooth-Chip als auch DA-Wandler leisten detailreiche Arbeit und lösen angenehm aber nie schönfärbend oder aufdringlich auf. Hier und da fehlt es der letzten Oktave der Hörbereichs an Transparenz, aber nie unangenehm auffallend.


Der Riemenantrieb verleiht dem Phono-Sound eine stoische Ruhe. Laufwerksgeräusche sind gar nicht vernehmbar, Körperschall hingegen schon, aber in einem absolut verträglichen Maß. Das Ortofon OM 5E klingt in Kombination mit der Juke Box E – wie alles andere – absolut zufriedenstellend. Das Zusammenspiel passt einfach und der Spaßfaktor ist doch ziemlich groß. Ein angenehmer homogener HiFi-Sound ohne Überbetonungen oder auffällige Schwächen. Mehr geht nicht…

Hochglanz-Finish ist nicht für jeden was, aber wenn´s sauber ist, sieht´s echt gut aus
Hochglanz-Finish ist nicht für jeden was, aber wenn´s sauber ist, sieht´s echt gut aus

Fazit

Mit dem Juke Box E HiFi Set schnürt Pro-Ject ein cleveres wie üppiges All-in-One-Paket für Vinyl-Enthusiasten. Hier erhält der geneigte HiFi-Einsteiger sehr gut aufeinander abgestimmte Komponenten in edlem wie zeitlosem Gewand. Doch nicht nur optisch wird was geboten, klanglich gibt´s angesichts des Gesamtpreises in allen Disziplinen Bestnoten. Kleinste Widrigkeiten wie das Fehlen von verstellbaren Gerätefüßen verhindern letztlich die Vergabe von allen 5 Sternen. Aufgrund des fast schon sensationellen Preis-Leistungs-Verhältnisses gibt es eine absolute Kaufempfehlung für HiFi- und Vinyl-Einsteiger.

Pro-Ject Juke Box E HiFi Set black, eine harmonische Beziehung aus Pro-Jects Juke Box E und der Speaker Box 5 mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis
Pro-Ject Juke Box E HiFi Set black, eine harmonische Beziehung aus Pro-Jects Juke Box E und der Speaker Box 5 mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis
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