SSL Fusion Vintage Drive & Stereo Image Test

Neue Plugins von SSL! Mit dem SSL Fusion Vintage Drive und Fusion Stereo Imager präsentiert der britische Traditionshersteller die ersten virtuellen Teile des sonst analogen SSL Fusion, einem flexiblen Mix-Bus-Prozessor mit unterschiedlichen Bearbeitungsstufen jeder Couleur. 

 
Der Fusion war seinerzeit eine kleine Revolution und Teil einer neuen bezahlbaren Range vom einst sündhaft teuren Mischpult-Giganten. Erstmals „Made in China“ waren SSL Six und SSL Fusion aller Kritik der Snobs zum Trotz echte Erfolge und für viele jüngere Musikschaffende das erste richtig amtlich analoge Tool überhaupt.  
Mit seinen verschiedenen Prozessoren bot der Fusion das, was sich viele wünschten: Eine Kiste zum analogen Feinschliff, die bei Bedarf auch kräftigere Pinselstriche erlaubt. Getreu dem Motto „Five Colors of SSL Fusion“ – obwohl, eigentlich müsste es bei den Briten doch „Colours“ heißen … Wie dem auch sei, Zeit für den Test!

Details

Subscription durch die Hintertür

Der SSL Fusion Vintage Drive und der SSL Fusion Stereo Image sind Effekt-Plugins für die Formate VST3, VST2, AAX und AU. Autorisiert wird mit iLok, sogar Dongle-freie Machine-Activations sind möglich. Pro Lizenz gibt es zwei Activations.
Die Plugins werden einzeln sowie im All-In-Bundle verkauft, das es aber nur noch im Abo-Modell gibt. Erwähnenswert ist das „3 für 2“-Bundle sowie regelmäßige Rabatt-Aktionen, bei denen der X-EQ 2 auch schon mal für 39,99 anstatt 299,– Dollar verhökert wird.

Der SSL Fusion als Plugin bzw. 2×130 MB Pakete davon: Vintage Drive und Stereo Image.

Beide Plugins basieren auf ausgewählten Bearbeitungsstufen des analogen Mix-Prozessors SSL Fusion, welchen wir vor rund zwei Jahren zum Test hatten und für gut befunden haben. Hierzu das entsprechende YouTube-Video, für all die, die gar nicht wissen, worum es geht.

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Mehr Informationen

Two Colours of Fusion

SSL Fusion Vintage Drive ahmt die Sättigungsstufe des Fusion nach, der SSL Fusion Stereo Image entsprechend die Stereobreiten-Manipulation. Es macht Sinn, die Plugins einzeln anzubieten, weil die Prozessoren so innerhalb der DAW besser miteinander kombiniert werden können. 
Einen soliden Channelstrip mit EQ, Gate und Compressor sowie den SSL Ur-Klassiker schlechthin, den SSL Bus-Compressor, gab es letztlich im Bundle mit dem fetten SSL UC-1 Hardware-Controller. Inwieweit sich der Controller noch zur Bedienung der neuen Plugins nutzen lässt, bleibt abzuwarten. Irgendwas Größeres soll kommen – wird hinter vorgehaltener Hand zumindest getuschelt –, etwas Konkreteres konnte ich aber leider nicht in Erfahrung bringen. 

SSL Fusion Vintage Drive – VHD in the House

Grundsätzlich soll SSL Drive die Sättigung der legendären Consolen simulieren, sowohl in der Hardware-Vorlage als auch in der Plugin-Variante versteht sich. Sanfte Zerre hat bei SSL Tradition, wobei an dieser Stelle die SSL VHD Preamps erwähnt werden sollten, die aber mittlerweile den EU-Bürokraten und ihren neuen EMV-Regulatorien zum Opfer gefallen sind.

Fotostrecke: 3 Bilder Sättigung mal anders. Der SSL Fusion Drive ist bereits das zweite dedizierte Sättigung-Plugin von SSL, …

SSL Fusion Stereo Image – Blumleins Erben

Ein Imager gab es bisher nicht im Plugin-Angebot von SSL. Schön, dass dies nun nachgeholt wird. Im Gegensatz zu Schwergewichten wie dem Izotope Imager ist der Prozessor hier bedientechnisch einfach gehalten.

Das eingehende Stereosignal wird zunächst in Mitte und Seite aufgeteilt. Das Seitensignal enthält nun die reine Rauminformation, die Mitte den Monomix. Mit dem WIDTH-Regler lässt sich das Verhältnis ändern bzw. das Seitensignal entsprechend lauter machen, um so den Stereoeindruck von Breite zu verstärken. 
Der SPACE und SHUFFLE Parameter bedienen einen EQ im Seitenband, was eine Bassanhebung bzw. Absenkung zur Folge hat, was die frequenz-abhängigen Beugeeffekte von Schall simuliert, Stichwort Stereo Shuffle und Blumlein. Space ist der Gain des EQs und Shuffle der Cut-off an, wobei es diesen Parameter an der Fusion Hardware nicht gab.  
Am besten aktiviert man SOLO SIDE und hört sich die Auswirkungen einmal isoliert an. Ansonsten steht auch eine schicker Stereowolke in der Mitte des Plugins zur Verfügung, um das Ganze zu visualisieren. 
Hinzu kommen die Gains, Presets, A/B-Speicherplätze und Pegelmeter wie beim Drive, wobei hier im Ausgang die Visualisierung außerdem zwischen L/R und M/S umschaltbar ist. Auch hier lässt sich abschließend festhalten, dass gut gelayouted wurde, es keine komplizierten oder auffälligen Sonderbarkeiten gibt und das schicke Plugin flink und ansehnlich bedienbar ist.

Praxis

Royal Rumble – King of Drive

Sättigung und Zerre ist eines meiner Lieblingsthemen beim Sounddesign und Mixing. Warum nicht einen kleinen Vergleich machen? Logo, der echte Fusion muss rein – hab ich hier und leistet sehr gute Dienste. Den Elysia Karacter 500 hab ich gerade vom Studio-Nachbarn geliehen, packen wir also auch dazu. Es ist zwar kein echter Drive, aber für seinen Drive berühmt: Neve 1073 – also auch mit rein. Alles teure Hardware bisher. 
Welches Plugin könnte man denn noch nehmen? Stimmt, SSL hat den X-Saturator am Start! Moment mal, ist das nicht irgendwie dasselbe? Gute Frage. Tatsächlich sind sich X-Saturator und SSL Fusion Vintage Drive ähnlicher als sie anders sind. Klanglich konnte ich sie erschreckend gut aneinander anpassen. Im Bundle ist der Mehrwert demnach gering, aber er ist da. 

X war gestern, hier kommt Fusion

Ich vermute, dass der SSL Fusion Vintage Drive, die – was die Bedienung angeht – vereinfachte und klanglich überholte Variante des X-Saturator sein soll. Stichwort: Oversampling. In letzter Zeit wurden sukzessive Plugins des alten Duende aka Native Bundles überholt – hier kam wohl zusätzlich noch die clevere Marketing-Abteilung daher und hat ein „Rebranding“ umgesetzt.

Sind sich ähnlich: SSL X-Saturator und SSL Fusion Vintage Drive.
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Techno – DRY SSL Fusion (Hardware) SSL Fusion Vintage Drive (Plugin) SSL X-Saturator (Plugin) SSL VHD Preamp (Hardware) Elysia Karacter 500 (Hardware) AMS Neve 1073 DPX (Hardware) SLAMMED – Fusion Plugin SLAMMED – Fusion Hardware SLAMMED – X-Saturator Plugin SLAMMED – VHD Preamp SLAMMED – Elysia K500

Ich möchte es so formulieren: der alte X-Saturator ist grundsätzlich flexibler und bietet mehr Optionen. Er hat aber nicht sonderlich viele Sweetspots zu bieten. Der Vintage Drive hingegen klang auf Anhieb gut und ist schneller eingestellt. Beim X-Saturator neigte man zum unnötigen Rumfummeln. Er klingt im Direktvergleich auch harscher, presst mehr und war untenrum nicht sonderlich „analog-rund“. Andererseits konnte man mit ihm Material richtig auf links drehen, da ist das Fusion Plugin – im Gegensatz zur Fusion Hardware – deutlich handzahmer. 
Im Vergleich zur echten Hardware, insbesondere SSL Fusion und SSL VHD Preamp, muss man sagen, das die Plugins gut klangen, aber lange nicht so geil wie der echte analoge SSL Fusion. Mir gefielen besonders die tighten Bässe und das weniger Anstrengende allgemein, sowie das insgesamt Rundere beim analogen Vertreter besser. Man darf aber nicht vergessen, dass meine Wandler, die Kabel und das Routing ebenfalls Einfluss auf den Klang haben. Nichtsdestotrotz: Der VHD wiederum neigte bei hohen Einstellungen zum Schmieren, hatte andererseits einen schönen „In Watte gepackt“-Effekt bzw. fehlte ihm etwas Brillianz. 

Who’s the best?!

Meines Erachtens gibt es keinen wirklichen Gewinner oder Verlierer, wenn man den Preis in Relation zum Ergebnis sieht. Bei unterschiedlichen Intensitäten hat mir durchaus mal der eine, mal der andere besser gefallen. Der Elyisa und Neve klangen prinzipbedingt anders – dennoch war ich überrascht, wie gut ich angleichen konnte. Anders gesprochen: die SSL Plugins klingen tatsächlich „freakin analogue, mate“!

Mehr Stereo als Stereo: Image that

Kommen wir zum Letzten im Bunde: dem Stereo Imager. Er scheint unscheinbar, tut aber verdammt gut, was er soll und klingt sehr natürlich, was dem gut umgesetzten Stereo-Shuffler zu verdanken ist, den es so umfangreich leider nicht in der Hardware gab.
Das Filter im Seitenband sorgt dafür das Bässe im Stereofeld mehr oder weniger stark um die Ohren biegen, um bildlich zu sprechen. Denn, in der Natur haben höhere Frequenzen bekanntlich eine stärkere Richtwirkung als Bässe – und das wird simuliert. Die Einstellmöglichkeiten sind pragmatisch und Selbstzweifel, was das beste Settings ist, kommen nicht auf. Alles in allem ein flinkes Design. 
Hierzu ein simples Beispiel von Valentine, in dem ich das Klavier einmal mit einmal ohne SSL Stereo Image nach links gepannt habe. Ohne klingt es regelrecht sonderbar, mit Image bettet das Klavier den Gesang förmlich ein.

Audio Samples
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Klavier leichtes Panorama selbes Panorama in SSL Fusion Stereo Image hinein

Kaufen oder mieten?

Spätestens jetzt sollten wir mal über den Preis von beiden reden: Die aufgerufenen Preise für die Einzellizenzen finde ich absurd. Klar, großer Name dahinter und so, aber das ist nicht mehr zeitgemäß. Das werden auch noch Softube und UAD merken. Da tröstet selbst das Einführungsangebot nicht drüber hinweg. Die beiden Plugins sind auch keine Essentials oder sonderlich umfangreich. Nur mal so, der mächtige Fabfilter Pro Q3 kostet genauso viel wie eines der Plugins. Man kann es nicht anders sagen: SSL will, dass du das Abo kaufst.
Der Preis für das Abo ist okay, alle enthaltenen Tools sind erstklassig. Aber es fehlen eben auch durchaus ein paar essentielle Gerätschaften für ein All-In-Bundle. Ganz wichtig zum Beispiel: Dynamic EQ sowie Multiband-Compression. Ein Limiter wären auch noch schön. Da muss für meinen Geschmack noch was passieren – und nein, ein Violett EQ als Plugin reicht mir da nicht. Der HF-Compressor des Fusions hingegen wäre ein guter Anfang …

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • authentischer, analoger Drive
  • realistischer Stereo-Shuffle
  • unkomplizierte Bedienung
  • im Abo preislich attraktiv
Contra
  • hoher Preis für die Einzellizenzen
Artikelbild
SSL Fusion Vintage Drive & Stereo Image Test
Für 117,00€ bei
Features
  • Plugin mit der Sättigung vom SSL Fusion (Vintage Drive)
  • Plugin mit dem Stereo-Shuffler vom SSL Fusion (Stereo Image)
  • Input/Output-Gains, LED-Meter
  • Presets, A/B-Speicher
  • Formate: VST3, VST2, AU und AAX
Preise
  • SSL Fusion Vintage Drive: 141 Euro (Straßenpreis am 8.10.21)
  • SSL Fusion Stereo image: 141 Euro (Straßenpreis am 8.10.21)
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