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SPL Rackpack vs. SPL Analog Code Test

Fotostrecke: 3 Bilder

Vor ein paar Jahren wäre es für professionelle Recorder noch unmöglich gewesen, sämtliche Belange der täglichen Arbeitsroutine auf digitaler Ebene mit Plug-Ins zu bedienen. Mittlerweile aber hört man immer öfter auch von Vertretern der absoluten Producer-Topliga, dass sie ihr Sounddesign, Mixing  und Mastering komplett auf die Digitalebene verlegt haben. Allenfalls summiert wird noch analog. Brauchen wir also noch teure, platzbedürftige und reparaturanfällige Stromfresser, wenn deren digitale Brüder den Job genauso gut aber deutlich günstiger erledigen können? Zumal die mühsam erarbeiteten Einstellungen der Software-Pendants sich leicht wideraufrufbar im Projekt mit abspeichern lassen. Um also die Frage aller Fragen, ob nun digital oder analog, beantworten zu können, brauchen wir die ultimative Gegenüberstellung.

Just da kommt SPL mit den idealen Testkandidaten daher: Die Duellanten sind nicht nur in Features und Look absolut identisch – bei SPL darf man sich eigentlich sicher sein, dass sie sich bei ihrem Plug In-Debüt keine Blöße geben wollen. Dies ist also nicht nur ein schnöder Geräte-Test, vielmehr eignet sich diese Gegenüberstellung als eine Art Standortbestimmung.

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Details

SPL Rackpack (Hardware)
Genauso wie es für die Hersteller der automobilen Oberklasse im Moment unverzichtbar erscheint, ein viertüriges Edel-Coupé im Angebot zu haben, fühlen sich Audio-Edelanbieter scheinbar verpflichtet, am Markt ihr Prestige mit dem Angebot eines eigenen Audiomodul-Rack-Systems geltend zu machen. Eigentlich eine feine Sache für uns User, bekommt man doch üblicherweise Topliga-Produkte in handlicher Größe zum entsprechend abgespeckten Preis. Richtig schade ist, dass sich die Hersteller meist nicht auf ein gemeinsames Format einigen können. So köchelt jeder sein eigenes Süppchen und vergibt die Chance, mit wesentlich lukrativeren Stückzahlen kalkulieren zu können. Einzig API hat mit seinem Modell 500 Rack eine Art Standard geschaffen, für den bereits einige andere Hersteller (u.a. Chandler) Module anbieten. Gerade wollte ich hier wettern, dass sich SPL auch für eine eigene Insellösung entschieden hat, da vermeldet mir das Buschtelefon, dass SPL ab Mai 09  einen 4-Modul-Adapter anbieten wird, der es für Rackpacker ermöglicht, auch API-kompatible Module einzubauen. Traumhaft, wenn es auch mal einen Adapter für Vintage-Module geben würde.

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Das SPL-eigene Rackformat nimmt lediglich 3 HE im Rack ein. Allerdings, was es in der Höhe nicht beansprucht, verlagert es in die Tiefe (ca. 30cm). Das Netzteil ist ausgelagert und wird per SPL-typischem, dickem „Beatmungsschlauch“ mit dem Rack verbunden. Allein Rackrahmen und Netzteil wiegen bereits um die 10 Kilo. Ein voll bestücktes Rackpack wird also nicht zum rückenfreundlichen Audio-Picknickkorb für das einfache  Location-Recording.  
Der Rackrahmen bietet Platz für acht Einzelmodule. Diese stehen racktypisch aufrecht und wollen auch so bedient werden.
Die Hardware kommt sehr solide und wertig daher – Look und Haptik geben
sich im Gegensatz zu früheren SPL Design-Fauxpas (z.B. billige Plastikknöpfe und eigentümliche Frontplattenfarbgebung beim Transient Designer2+4) keine Blöße, hier wird der Oberklasse-Anspruch eindrucksvoll untermauert.

Installation
Die Einzelmodule im Rackpack sind anschlussmäßig – für diese Gerätegattung eher unüblich – selbständige Einheiten. Sie teilen sich lediglich die Netzversorgung. Darum gestaltet sich der Ein- und Ausbau einzelner Module etwas aufwendiger als bei seinen Artgenossen. Der obere Gehäusedeckel muss entfernt werden, dies gilt auch für Front- und Rückblenden. Die Module werden dann ähnlich einer PCI-Karte eingeschraubt, Netzanschluss finden die Module per Flachbahnstecker. Für die Verlinkung im Stereobetrieb dient ein weiteres, kürzeres Flachbahnkabel, natürlich nur bei Modulen, bei denen ein Stereo-Link sinnvoll und möglich ist (z.B.Transient Designer oder Twin Tube).

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Die EQs können nicht stereo betrieben werden, d.h. man müsste sie für einen Stereobetrieb per Hand in exakter Gleichstellung auf Einklang bringen. Mit etwas Fingerspitzengefühl lässt sich dann per Jumper/Kippschalter ein Master- bzw Slave-Modul definieren, d.h. wirklich echter Stereobetrieb ist nicht möglich. Sind Master und Slave einmal definiert, ist eine Änderung mit größerem Schraubaufwand verbunden.
Wem das alles reichlich kompliziert erscheint:
Die Bedienungsanleitung erklärt den Modul-Einbau Schritt für Schritt und sollte die Schwellenangst auch für weniger Schraubbegabte überwindbar machen.

Anschlüsse
Wie bereits erwähnt, verfügen die einkanaligen Module jeweils über ihre eigenen Anschlüsse. Input- (1x XLR) und Output (2x XLR) sind rackintern. Einer der beiden Outputs lässt sich optional mit einem Lundahl-Übertrager ausbauen. Damit stehen dann zwei komplett unabhängige Ausgangs-Signale zur Verfügung – eines Übertrager- eines elektronisch symmetriert.  Wer plant, das Rackpack in ein 19Zoll-Rack zu verbauen, der sollte den Kauf einer externen Patchbay gleich mit einplanen, ansonsten wird jede neue Signalkette zu unvermeidlicher Rumplackerei. Wer schon mal mit Taschenlampe im Mund ächzend an Rackrückseiten mit Kabeln rumhantiert hat, der kann auf weitere Leibesertüchtigung dieser Art gerne zeitlebens verzichten.

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Ein fettes Plus kann SPL damit verbuchen, dass jedem Modul zwei Ausgänge spendiert wurden. Denn das macht sie zudem zu hochwertigen Signal-Splittern. Hier tun sich interessante Möglichkeiten für Klangschrauber auf. Mehr dazu im weiteren Testverlauf.

Die verfügbaren Module:
Vox Ranger (EQ)
Full Ranger (EQ)
Bass Ranger (EQ)
Transient Designer
Twin Tube (Röhren-Enhancer)

Nicht hier im Test, aber bereits erhältlich sind außerdem:

Premium Mic Pre (Mikro-Vorverstärker)
Preference Mic Pre (Mikro-Vorverstärker)
DynaMaxx (Kompressor)

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In der Pipeline für weitere Module vorne an soll SPLs viel gelobter Deesser stehen. Weiter soll geplant sein, nach und nach die gesamte Produktpalette auf Rackformat zu drechseln. Der User-Fangemeinde wird sicherlich der eine oder andere Wunschkandidat einfallen. Jedenfalls braucht es nicht allzu viel Fantasie, sich die Portierung der SPL-Klassiker Vitalizer und Charisma auf das Rackformat vorzustellen.

SPL Analog Code (Plug-Ins)
Lange hat sich die niederrheinische Audio-Schmiede im Plug-In-Bereich zurückgehalten. Der hauseigene Anspruch war, auch auf Digital-Ebene den eigenen Qualitätsansprüchen gerecht zu werden. Man wollte mit einer Eigenentwicklung auftrumpfen, ohne fremdgekauftes Know-How.

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Unter Ausnutzung modernster Verfahrenstechniken ist man nun bei SPL zu Ergebnissen gekommen, die sehr überzeugend sein sollen. Nochmal deutlich unterstrichen wird diese Eigeneinschätzung durch die selbstbewusste Namensgebung. Ich war jedenfalls sehr gespannt.
Schließlich hat hier jemand seinen guten Ruf zu verlieren. Mir ist kaum ein Produzent oder Tonstudiobetreiber bekannt, der nicht das eine oder andere SPL-Teil im Rack stehen hat.

Installation
Zum Betrieb der Plug-Ins benötigt man einen iLok-Key (erhältlich beim Musikhändler deines Vertrauens). Dies gilt sowohl für Kauf- als auch für Demo-Versionen. Hierzu ist eine Authentifizierung eines iLok-Keys bei iLok.com nötig. Da können dann die hinterlegten Lizenzen auf den iLok-Key runtergeladen werden.
SPL empfiehlt die Installation der aktuellsten iLok-Treiber.
Die Infos zu einer 14-Tage gültige Demoversion aller derzeit verfügbaren SPL-Plugs
gibt es hier:
http://www.spl.info/index.php?id=331

Die Installer-Software gibt es hier:

http://www.spl.info/software/download

GUI
Das Aussehen der digitalen Pendants entspricht 1:1 der Hardware. Auch hier erfreut sich das Auge an dem wertigen Look und der auf das Wesentliche reduzierten Arbeitsoberfläche. Schön, dass auch mal zwei Knöpfe genügen können, um wirklich drastische Eingriffe am Audiomaterial vorzunehmen (wie z.B. beim Transient Designer).

Systemvorrausetzungen
Die Analog Code Plug-Ins sind auf allen bekannten Plattformen in
den gängigen Formaten (VST/AU/RTAS) lauffähig. Die Prozessorlast durch den Betrieb der Plug-Ins hält sich erfreulich in Grenzen.

Die verfügbaren Plug Ins:
Vox Ranger (EQ)
Full Ranger (EQ)
Bass Ranger (EQ)
Transient Designer
Twin Tube (Röhren Enhancer)

Die Ranger-EQs gibts zusammen im Paket, die restlichen beiden Plugs sind sowohl einzeln als auch im Paket mit den EQs derzeit als Analog Code Bundle 1 zu erstehen.

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Praxis

Die Rackmodule und die Plug-Ins im Betrieb

Die EQ-Ranger
Alle EQs aus der Ranger-Serie sind passiv ausgelegt, die Plug-Ins emulieren diese Technik dementsprechend. Passiv bedeutet, dass hier der Eingriff nicht durch aktive Anhebung bzw. Verstärkung von Frequenzbereichen erfolgt, sondern durch Absenkung aller angrenzenden Bereiche mit nachfolgender Aufholverstärkung. Das man damit formidable Ergebnisse erzielen kann, zeigt die EQ-Legende Pulteq. Entsprechend diesem Klassiker sind auch die Ranger mit fest vorgegebenen Frequenzen ausgestattet. Eine feine Sache, denn diese sind sinnig ausgelegt, und so kann man beherzt und schnell ins Frequenzbild eingreifen, ohne große Fummelei. Dass EQs mit fest vorgegebenen Frequenzbereichen nicht für akribisches Sounddesign oder Mastering ausgelegt sind, versteht sich von selbst. Eine weitere Besonderheit der Ranger-EQs ist, dass sie mit Schiebereglern ausgestattet sind und quasi vom Arbeitsprinzip her wie Graphic-EQs funktionieren. Der Unterschied zu herkömmlichen Graphic-EQs besteht lediglich darin, dass hier nur bestimmte Frequenzen zur Verfügung stehen, und nicht das gesamte Spektrum, zudem wird hier horizontal und nicht vertikal geschoben.  Persönlich finde ich das Equalizen per Schieberegler äußerst angenehm. Es lässt sich sehr intuitiv arbeiten,
außerdem hat man seinen Gesamteingriff stets als „Knöpfe-Kurve“ im Blick. Eigentlich schade, dass sich diese Arbeitsweise für den Tonstudiobereich wenig durchgesetzt hat. Als optisches Schmankerl und wahrscheinlich auch zur besonderen Tauglichkeit für den Live-Einsatz hat SPL jedem Schieberegler eine orangefarbene Positionsleuchte spendiert. Erinnert mich ein bisschen an die 80er Jahre, als fette Autos noch Fuchsschwanz und Spoiler hatten und die entsprechend laute Anlage natürlich eine Graphic-EQ mit Beleuchtung an Bord. Da Achtziger-Chic ja durchaus wieder angesagt ist, soll man mir das nicht als Negativwertung auslegen. Weniger gefällt mir allerdings, dass die Schieberegler selbst aus Plastik sind und einen nicht sonderlich stabilen Eindruck machen. Das wiederum scheint mir nicht sehr live-tauglich, ich rate bei einem Tonstudio-Rackeinbau fernab vom Rollbereich von Drehstühlen und dergleichen zu bleiben.
Schade, dass hier gespart wurde, denn ansonsten wirkt die Hardware kompromisslos für alle Widrigkeiten gerüstet.
Alle drei EQs aus der Ranger-Serie sind für bestimmte Einsatzzwecke vorgesehen und verkünden uns dies sinnigerweise mit ihrer Namensgebung.
Den Plug Ins vorbehalten ist eine Art A,B,C,D-Matrix, die als vier Taster auf einem nur zur optischen Verbreiterung dienenden Nachbarmodul angelegt sind. Hier können vier verschiedene Einstellungen zum schnellen A/B-Vergleich abgespeichert werden.

Vox Ranger
Ja, auch ohne das große Latinum ahnen wir: Hiermit soll die Stimme geregelt werden. Es stehen folgende Frequenzbereiche zur Verfügung: 220Hz, 330Hz, 420Hz, 560Hz, 800Hz, 1,6kHz, 2,8kHz und 4kHz. Meinen üblichen Regelbedarf für Stimmen hat SPL damit nur teilweise getroffen. Ich vermisse schmerzlich den Regelbereich um die 80-100Hz oder zumindest ein Low-Cut-Filter. Bei weitem nicht alle Mikrofone bieten dies, also sollte dies ein spezifisch für Stimmenentzerrung vorgesehenes EQ-Tool meiner Ansicht nach schon bieten. Für das Quäntchen mehr an Silbrigkeit und Hauchigkeit hätte ich mir zudem die Bereiche 5kHz und 10kHz gewünscht. Macht nix, dann nehm ich zur Stimmenbearbeitung eben den Full Ranger –  dachte ich mir – aber hier wiederum würde mir dann der Bereich um die 330Hz fehlen. Eine leichte Absenkung in diesem Bereich verschlankt die Stimme und räumt prima auf – ohne allzu viel Fundament- und Wärmeverlust.
Der ideale und alleinig ausreichende EQ-Partner in der Stimmensignalkette für mich ist der Vox Ranger also nicht unbedingt. Potentielle Rackpack-Käufer sollten sich beim Modulkauf über die üblicherweise benötigten bzw. gewünschten Frequenzbereiche bewusst sein und hier nicht unbedingt nach Modulname, sondern nach tatsächlich benötigtem Regelbereich entscheiden. Den Pluggern kann`s egal sein, wer mehr Frequenzregelbereich braucht, der schalte halt einen Vox- und Full-Ranger hintereinander. Aber kommen wir auf den Grundtenor dieses Testberichts zurück: Wie schlägt sich denn Software gegen Hardware?
Hören wir einfach mal rein:

Audio Samples
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Stimme Frau Original Stimme Frau Plug-In Vox Ranger Stimme Frau Rack Vox Ranger Stimme Mann Original Stimme Mann Plug-In Vox Ranger Stimme Mann Rack Vox Ranger

Ich habe mich natürlich bemüht, möglichst vergleichbare Resultate zu erzielen und die Einstellungen vom Rackpack am Plug-In exakt zu reproduzieren. Ohne Rasterung bzw. Wertanzeige ist dies natürlich ein schwieriges Unterfangen. Bei der Erstellung der Testfiles fällt mir auf, dass ich bei den Plug-Ins oft den Pegel zurückfahren muss, um eine digitale Übersteuerung zu vermeiden, denn ich verzichte für die absolute Vergleichbarkeit der Resultate auf den sonst üblichen Einsatz eines Limiters. Hier kann das Rackpack mit wesentlich mehr Headroom punkten.
Der letztliche Klangunterschied von Hard- zu Software ist aber dann tatsächlich so marginal, dass dies auch an meiner vielleicht nicht präzise genug egalisierten Einstellung gelegen haben könnte.
Der erste große Vergleichspunkt geht also an die Plug-Ins, denn bei Gleichstand gewinnt natürlich die wesentlich preisgünstigere Variante, nämlich die Software.

Full Ranger

Der bereits erwähnte Full Ranger geht tatsächlich etwas mehr in die Vollen. Hier stehen  ebenfalls acht Frequenzbereiche zur Verfügung: 40Hz, 90Hz, 150Hz, 500Hz, 1,8kHz, 4,7kHz, 10kHz und 16kHz. „Warum grade diese?“, fragt man sich unweigerlich. Ich hätte eine quasi „Best Of“-Compilation der von Anwendern am häufigsten geregelten Frequenzbereichen erwartet. Hand auf´s Herz: Wie viele sind es bei euch?
Von meinen üblicherweise meistbearbeiteten”Frequenzbaustellen sind jedenfalls nur zwei Bereiche vorhanden, (mit gutem Willen, also wenn man angrenzende Frequenzen dazuzählt, allenfalls vier. Studiert man die Frequenzbereiche der restlichen EQ-Ranger entdeckt man, dass sich die drei Module bestens ergänzen. Bedeutet, dass restlos glücklich erst der wird, der alle drei Module ersteht. Ein Schelm, wer dahinter clevere Verkaufspolitik vermutet.
Aber kommen wir zum Klangvergleich:

Audio Samples
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Soundtrack Original Soundtrack Plug-In Full Ranger Soundtrack Rack Full Ranger

Gerne hätte ich den Soundtrack in stereo verglichen, da mir für diesen Test im Racktrack aber nur ein Mono-Modul zur Verfügung stand, habe ich zwecks einer gerechten Gegenüberstellung alle Vergleiche in Mono vorgenommen. Dass bei den EQs im Rackpack sowieso kein Stereo-Link möglich ist, habe ich bereits erwähnt. Tatsächlich ist der Bestimmungszweck der EQ-Ranger auch mehr das schnelle und saubere  Entzerren von Einzelsignalen beim Recorden oder  im Live-Mix und weniger das Sweetening von Stereo-Mixen.
Aber im Sinne unserer Standortbestimmung kann ich wiederum keine Vorteile hüben wie drüben vermerken – ein weiterer Punkt also für die Plug-Ins.

Bass Ranger

Der Tiefenbereich darf in der Ranger-Serie natürlich nicht fehlen.
Dem Basser unter den Rangern stehen die Bereiche 30Hz, 50Hz, 95Hz, 170Hz, 230Hz, 500Hz, 800Hz und 2kHz zur Verfügung. Aber auch hier finden wir leider kein durchstimmbares Low-Cut-Filter. Mit den zur Verfügung stehenden Frequenzbereichen zur Tiefenbearbeitung kann eigentlich jeder glücklich werden. SPL hat hier meiner Ansicht nach gut gewählt, selbst die 2kHz, die ja eigentlich nichts im Bassbereich verloren haben, begrüße ich sehr, denn hier kann man den Klickanteil einer Bassdrum wunderschön rausarbeiten und somit die Durchsetzungsfähigkeit im Mix erhöhen. Die Dance-Produzenten unter uns hätten sich sicherlich eher 80Hz denn 95Hz gewünscht, denn bei 80Hz finden wir üblicherweise den „Bauchanteil“ von Dance-Kicks vor. Quasi das, was den körperlich fühlbaren Wumms im Club ausmacht.
Hören wir mal rein, was der Bass Ranger so leisten kann:

Audio Samples
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Bass-Synth Original Bass-Synth Plug-In Bass Ranger Bass-Synth Rack Bass Ranger Dance-Kick Original Dance-Kick Plug-In Bass Ranger Dance-Kick Rack Bass Ranger

Auch hier mag ich keinen Sieger küren, damit gehen die Punkte wiederum an die Plug-Ins. Zumindest für den EQ-Bereich können wir schon mal resümieren: Die digitale Welt hält munter mit. Allerdings muss man natürlich anführen, dass die Ranger-EQs keine speziellen Vintage-Analogschätzchen sein wollen, die dem Ursprungsklang eine spezielle Soundfarbe zufügen können bzw. sollen. Hier liegt ja auch üblicherweise die Stärke von Analogtechnik. Darum kommt der Gleichstand nicht sonderlich überraschend. Aber noch gehen ein paar Kandidaten ins Rennen, auf deren Abschneiden im Vergleich ich besonders gespannt bin.

Transient Designer

Einen großen Anteil an SPL`s Eintritt in die Hall Of Fame der Hersteller von allseits anerkannten Musiktechnik-Klassikern wird der Transient Designer haben. Denn damit haben die Entwickler vom Niederrhein für uns Soundfrickler mal eben eine komplett neue Spielwiese hingezaubert. Die Konkurrenz schien in Schockstarre verfallen und überließ das Feld der Transientenbearbeitung kampflos SPL. Mittlerweile gibt es zwar ein paar wenige Epigonen im Digitalspielfeld, hardwareseitig ist der Transient Designer meines Wissens immer noch konkurrenzlos. Dabei ist das Prinzip denkbar einfach: Mit dem Transient Designer lassen sich Einschwing- und Ausschwing-Verhalten von Klängen beeinflussen. Man kann jeweils per Ein-Knopf-System (Attack) den Klanganfang perkussiver oder weicher einschwingen lassen. Und genauso per Sustain den Ausklang verlängern oder abschneiden. Ich will hier nicht verheimlichen, dass in meinem Studiorack seit Jahren ein Transient Designer 2 sein Zuhause gefunden und sich da unentbehrlich gemacht hat. Ein äußerst erfolgreicher Produzentenkollege.  
Aber genug lobgehudelt, hören wir mal, was die Neulinge im Transienten
Designer-Verbund mit den Test-Soundfiles angestellt haben:

Audio Samples
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Drumloop Original Drumloop Plug-In Transient Designer 1 Drumloop Plug-In Transient Designer 2 Drumloop Rack Kombi 1 + 2 Drumloop Rack Transient Designer 1 Drumloop Rack Transient Designer 2

Wir hören ein Drumloop jeweils mit härterem Attack und verkürztem Sustain, dies vermindert den Raumklang deutlich, aber ohne den Hackeffeckt eines Gates, das Drumloop wirkt insgesamt etwas härter/perkussiver. Zum Vergleich (=D2) dann mit mehr Sustain, was natürlich eine deutliche Anhebung des Raumklangs zur Folge hat. Besonders interessant finde ich die Kombination von beidem, dann beginnt das Drumloop für mich richtig zu rocken. Eine sehr interessant Alternative zur üblichen Drumkompression, denn bei einer Kompression hat man die Transienten weniger im Griff, die Balance zwischen Raumklang und hartem Trommeleinschlag lässt sich auch nicht so einfach und komfortabel regeln.
Für unsere große Gegenüberstellung Analog vs. Digital muss ich verdutzt feststellen, dass mir die Plug-In Resultate besser gefallen.
Sie wirken insgesamt etwas klarer, transparenter. Ob das daran liegen
mag, dass ich nur per Augenmaß gleichstellen konnte und beim Rackpack
unbewusst das Drumloop ein bisschen mehr rangenommen habe…? Jedenfalls liegen die Ergebnisse nicht weit auseinander, was der Transient Designer kann, sollte klar geworden sein, und gleich, ob digital oder analog: dieses Klangwerkzeug gehört meiner Ansicht nach in jede gut sortierte Werkzeugkiste. Der Punktestand kurz vor Vergleichsende: Ein unerwartet deutliches 4:0 für „FC Plug-In 09“. Ob „Analog Hardware United“ noch ein Ehrentor gelingt?

Twin Tube

Der Twin Tube ist eine Mischung zwischen Röhrensättigung und Röhren-Exciter. Zwilling genannt, weil er für die beiden verschiedenen Aufgaben zwei komplett unabhängige Röhrenvorstufen zur Verfügung stellt. Derlei ausgestattet ist es sicherlich das flexibelste der verfügbaren Module (bzw. Plug-Ins) und hat die wohl am wenigsten vordefinierten Anwendungsgebiete. Es eignet sich sowohl zum dezenten Anbraten bis ordentlichen Anzerren von Instrumentensignalen, zum Auffrischen und Andicken von Klängen, Bussignalen oder Mixen, aber auch im Mastering kann man mit dem Twin Tube mit dezentem Exciting und ein bisschen Sättigung einiges zur Veredelung und natürlich auch was für den Lautheitsgewinn seiner Tracks unternehmen.
Die beiden Funktionsbereiche (Harmonics & Saturation) lassen sich per Knopfdruck ein- und ausschalten, mit dem Drehregler nimmt man die Dosierung vor. In der Exciter-Sektion bestimmt man mit zwei Tastern, aus welchem Frequenzband heraus Obertöne erzeugt werden sollen. Erwähnen sollte ich hier vielleicht, dass SPL mir die Verwendung der Bezeichnung „Exciter“ bestimmt übel nehmen wird, da beim Exciter-Prinzip Obertöne dem Ursprungssignal üblicherweise lediglich zugemischt werden. Im Twin Tube soll die Erzeugung dynamisch erfolgen, d.h. je nach Lautstärke des Eingangs-Signals stärker oder schwächer erfolgt, um eine gleichmäßige
Obertonstruktur zu ermöglichen. Dies soll das bei übermäßigem Exciting schnell eintretende Resultat von bissigen, ohrenermüdenden Höhen vermeiden. Die Harmonics-Funktion des Twin Tube kann also obere Mitten und Höhen elegant und ungiftig betonen,  ohne nennenswerte Pegelanhebung.
Die Saturation bietet klanglich das ganze Spektrum von dezenter Bandsättigung bis ordentlich angecrunchtem Sound. Ein Marshall-Turm für den Vollbrat-Sound wird der Twin Tube aber nicht ersetzen können. Hier kommen die Klangbeispiele:

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Guitar Original Guitar Plug-In Twin Tube 1 Guitar Plug-In Twin Tube 2 Guitar Rack Twin Tube 1 Guitar Rack Twin Tube 2

Ein bisschen beruhigt und aber auch nicht ganz unerwartet kann ich feststellen, dass die digital emulierten Röhren hier mit den echten dann doch nicht ganz mithalten können. Hier hätte mich ein weiterer Durchmarsch der Analog Code-Plugs schon sehr überrascht. Zwar hat sich auf Plug-In-Ebene in Sachen Röhrenemulation schon einiges getan, aber echte Röhre ist eben echte Röhre. SPLs Twin Tube als Plug-In kann sich durchaus hören lassen, aber auch hier kann die „Lebendigkeit“ und das sprichwörtliche Glühen echter Röhren nicht vollständig erreicht werden. Die mit dem Twin Tube aus dem Racktrack erzeugte Sättigung wirkt doch wesentlich überzeugender und lebendiger.
Als überzeugter User von Analogtechnik bin ich doch froh, dass die Plug-In-Welt in einer Analogdomäne in die Schranken verwiesen wurde, trotzdem gelingt eben nur das Ehrentor zum 4:1.

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Fazit

Wer hätte ein so eindeutiges Ergebnis erwartet? Wer mich und meine Arbeitsweise kennt, wird mir jedenfalls keine Voreingenommenheit oder gar eine tendenziöse Testführung zugunsten der Plug-Ins vorwerfen wollen. Trotzdem wird mich das Vergleichsergebnis nicht dazu bewegen, flugs meine lieb gewonnenen Analogschätzchen aus der Studiostube zu bannen, um fortan nur noch „geplugged“ glücklich zu werden. Dieser Vergleich aber zeigt schon, dass man durchaus selbstbewusst seine Soundbearbeitung auf digitaler Ebene vornehmen kann und damit meist auf höchstem Niveau mithalten kann.
Wie bei jedem Test gilt letztendlich, dass jeder mit eigenen Ohren entscheiden muss, was gefällt. Auch  wollte ich hier keinen Gesinnungskrieg (Analog vs. Digital) anzetteln. Idealerweise führen beide Welten eine friedliche Koexistenz, man nutzt auf jeder Ebene im Sinne von „Best of both worlds“ das, was einem die besten Resultate in vertretbarer Zeit verspricht.  Was bedeutet dies für unsere Testkandidaten? Den Analog Code Plug-Ins darf man durchaus als exzellentes Plug-In-Debüt bezeichnen, ohne wenn und aber. Ich kann dem Bundle eine absolute Kaufempfehlung aussprechen, insbesondere den Transient Designer halte ich – hat man die Vorteile der Transientenbearbeitung mal entdeckt – für praktisch unverzichtbar.

Auf analoger Ebene ist der Twin Tube der deutliche Sieger. Natürlich macht ein Rackpack-Kauf allein dafür noch keinen Sinn. Wenn man allerdings gerne auch mal abseits heimischer Gefilde recorded oder von einem absolut edlen Live-Rack träumt, der findet mit dem Racktrack einen zwar gewichtigen, aber über alle Zweifel erhabenen Partner, der natürlich auch beim Heimspiel überzeugende Resultate liefern kann.

Der besondere Reiz an Rackpack ist für mich allerdings seine künftige API 500-Kompatibilität. Hier bietet SPL mit seinem Modulrahmen im Vergleich äußerst solide Qualität zum sehr konkurrenzfähigen Preis – vorausgesetzt, man kommt mit vier API-Modulplätzen aus. Natürlich kann man die restlichen vier Modulplätze weiterhin mit SPL-Modulen besetzen.  Meine Ideal-Bestückung bestünde dann neben zwei Twin Tubes sicherlich auch aus dem Premium Mic-Preamp und dem genial einfach zu bedienenden DynaMaxx-Kompressor (die mir für diesen Test leider nicht zur Verfügung standen) – aus dem reichhaltigen API-kompatiblen Angebot befände sich dann sicherlich auch die eine oder andere Preziose auf dem Wunschzettel. Allerdings darf man bei den durchaus bezahlbaren Einzelmodulpreisen nicht vergessen: Eine Vollbestückung des Rackpack schlägt eine deutliche Schneise in den Geldbeutel, mit einer „3“ vor den drei Nullen sollte man allemal rechnen. Der Vorteil bei einem derartigen Rack-System ist aber, dass man je nach Budget moderat anfangen und dann sich gemächlich dem Vollausbau nähern kann.

Sternchenbewertung (siehe auch "Fazit")
Sternchenbewertung (siehe auch “Fazit”)

Wieso unterschiedliche Bewertungen, wo doch Plug-ins und Hardware fast gleich klingen? Ausschlaggebend ist hier meist das bessere Preis/Leistungsverhältnis bei den Plug-Ins. Lediglich beim Twin Tube hat die analoge Hardware soundtechnisch deutlich die Nase vorn und erhält folglich auch mehr Sterne.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Klang (RackPack & Analog Code)
  • Verarbeitung/Haptik (Rackpack)
  • Wertige Optik (RackPack & Analog Code)
  • Günstiger Einstieg in die SPL-Soundwelt (Analog Code)
  • API 500-Kompatibilität (Rackpack)
  • Transient Designer sehr überzeugend als Plug-In (Analog Code)
  • Twin Tube bietet innovative Röhrenveredelung (besonders gelungen beim Rackpack)
Contra
  • Vollausgebautes System teuer (Rackpack)
  • Teilweise ungünstig gewählte Frequenzbereiche (EQ-Ranger)
  • Verkabelung im Rackeinbau nicht mehr zugänglich (Rackpack)
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SPL Rackpack vs. SPL Analog Code Test
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