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Tama Silverstar Mirage Drumset Test

Die Ölkrise ist schuld! So jedenfalls lautete vor 40 Jahren die Erklärung, wenn jemand fragte, warum die vormals so beliebten Drums mit Acryl- oder „Plexiglas“-Kesseln bereits nach wenigen Jahren so sang- und klanglos wieder von der Bildfläche verschwanden. Tatsächlich wurde die Produktion seinerzeit durch rasant steigende Ölpreise unverhältnismäßig teuer, so dass es sich nicht mehr rentierte, Trommeln herzustellen, die auf diesem Rohstoff basierten. Und so mussten die Herren Bonham, Cobham und viele andere – übrigens wurde sogar Max Roach mal mit einem Ludwig Vistalite Kit gesichtet – wieder auf die guten alten Holzkessel umschwenken oder sich anderer Materialen bedienen.    

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Nun, 40 Jahre später, in einer Zeit, in der sich viele moderne Rockbands wieder auf die glorreichen 60er und 70er Jahre zurückbesinnen, tun die Hersteller gut daran, auch das seinerzeit verwendete Equipment – natürlich auf den heutigen Stand der Technik gebracht – wieder anzubieten. Also erweiterte Tama seine erfolgreiche Silverstar-Linie, üblicherweise mit Kesseln aus Birkenholz ausgestattet, flugs um eine limitierte Auflage mit Acryl-Kesseln in einer Handvoll unterschiedlicher Konfigurationen. Wir haben das sechsteilige Silverstar Mirage Shell Set, erweitert um einen Hardware-Satz, für euch getestet.

Details

Die nahtlosen Kessel gibt es lediglich in einer Farbvariante

Im Gegensatz zu anderen Herstellern bietet Tama seine Acryl Drums nur in einer einzigen Farbvariante, nämlich im transparenten „Crystal Ice“ Finish an. Die silbernen, mit einem Luftausgleichsloch versehenen Badges weisen darauf hin, dass es sich zudem um eine limitierte Auflage handelt. Neben einer 22×16“ Bass Drum beinhaltet das Set zwei Rack Toms in 10×7 und 12×8 Zoll sowie zwei Floor Toms in 14×12 und 16×14 Zoll. Dazu gesellt sich eine passende 14×6“ Snare Drum. Der Hardware-Satz besteht aus zwei Galgen-Beckenständern, einem Snare-Ständer sowie Hi-Hat Maschine und Bassdrum-Pedal aus der Iron Cobra Reihe. Zur Befestigung der Rack Toms an den Beckenständern dienen zwei Multiklammern.
Die Wandstärke der in China gefertigten Acryl-Kessel beträgt bei der Bass Drum sieben Millimeter und bei den Toms und der Snare Drum schlanke fünf Millimeter, wobei die zwei Millimeter von der Außenseite platzierte Gratung recht spitz ausfällt, also wenig Kontakt zum Fell hat. Wie allgemein üblich, verläuft die Abschrägung zu beiden Seiten im 45 Grad Winkel. Im Gegensatz zu den meisten Acryl Drums aus den Siebzigerjahren ist bei den modernen Varianten keine Kesselnaht vorhanden. Gut so, denn genau hier lag seinerzeit die Schwachstelle dieser Trommeln, die häufig zu Rissen in den Kesseln geführt hat. An der Unterseite des Snare-Kessels ist ein breites, gleichmäßiges und nicht allzu tiefes Snarebed eingearbeitet.

Fotostrecke: 5 Bilder Lorbeerkranz auf silbernem Grund: Die Silverstar Limited Edition Badges.

Geschmackvolle Hardware-Details und gute Verchromung 

Die bei den Silverstar Mirage Drums verwendete verchromte Kessel-Hardware kennt man von den herkömmlichen Silverstar Trommeln mit Holzkesseln. Dazu gehören, neben den gummiunterlegten Low Mass Spannböckchen – jeweils acht beim 16“ Floor Tom und der Bass Drum und sechs bei den restlichen Toms –, die nach innen geflanschten Sound Arc Hoops, die den Stockverschleiß reduzieren sollen und sich zudem optisch von herkömmlichen Reifen abheben. Etwas konventioneller geht es bei den Halteböckchen der Floortom-Beine zu, die einem spartanischen Konstruktionsprinzip folgen, bei dem die Feststellschraube direkt auf die geriffelte Fläche des Beins drückt und dort im Laufe der Zeit zwangsläufig ihre Spuren hinterlassen wird. Technisch ausgereifter und gleichzeitig unspektakulär kommt die Starmount Halterung für die Rack Toms daher, die dem bewährten RIMS-Prinzip folgt und die Kessel frei schwingen lässt. Ein kleines, aber feines Detail ist die Möglichkeit, die Feststellschrauben in horizontaler Ebene je nach Bedarf unterschiedlich zu positionieren, so dass sie immer bequem zugänglich sind. Sämtliche Anbauteile sowie die Sound Arc Hoops sind übrigens einwandfrei verchromt. 

Fotostrecke: 5 Bilder Simples Prinzip: Die Floortom Brackets zur Aufnahme der Beine.

Die hölzernen Bassdrum-Spannreifen wirken optisch inkonsequent

Die Bassdrum-Beine werden mittels eines einfachen Prinzips zwischen zwei Klemmbacken fixiert und können zum Transport an den Kessel angeklappt werden. Auch hier werden Gummiunterlagen zur Isolation vom Kessel verwendet, ebenso wie an den hochwertig anmutenden Halteklauen der silbergrau lackierten Holzspannreifen. Schade, dass Tama hier keine Acryl-Reifen verwendet hat, die optisch meines Erachtens ein wesentlich stimmigeres Bild ergeben hätten. Die acht Spannböckchen der Snare Drum weichen bezüglich ihres Designs etwas von den Böckchen der restlichen Trommeln ab. Sie verfügen, aus Gründen der Gewichtsersparnis, in der Mitte über eine kleine Aussparung. Zum Spannen des 20-spiraligen Snareteppichs, der von kräftigen Textilbändern gehalten wird, dient ein nach außen abklappbarer Hebel, der sich als etwas schwergängig erweist, aber anstandlos seinen Dienst verrichtet. Mittels einer Kunststoffschraube kann die Teppichspannung eingestellt werden.
Bezüglich der Fellen fiel die Wahl, passend zum Erscheinungsbild des Sets, auf transparente, einlagige Varianten. Die Schlagfelle tragen, zusätzlich zum Tama-Logo, die Bezeichnung „Powercraft II“. Bei den Bassdrum-Fellen wurde, in Remo Powerstroke Manier, ein Dämpfungsring eingearbeitet.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Snareteppich mit 20 Stahlspiralen.

Das Hardware-Paket ist komplett und kann mit sinnvollen Details aufwarten

Das HB5W Hardware Kit beinhaltet zwei kräftig dimensionierte Beckenständer, an denen mit Hilfe zweier Multiklammern auch die Rack Toms befestigt werden. Beide Stative verfügen über einen versenkbarem Galgenarm sowie einen stufenlosen Mechanismus zum Einstellen des Neigungswinkels. Letzteres trifft auch auf den Snare-Ständer zu, dessen Haltekorb über eine große Kunststoffmutter fixiert wird. Die Iron Cobra Hi-Hat-Maschine ist mit verstellbarer Federspannung und drehbaren Beinen sehr gut ausgestattet. Positiv hervorzuheben ist auch die Aussparung des Gewindes am Halter des Top-Beckens, wodurch Verschleißerscheinungen am Mittelloch vorgebeugt wird. Das auf einer stabilen Bodenplatte ruhende HP200P Bassdrum-Pedal, ebenfalls aus der Iron Cobra Serie, wird mit einer Kette angetrieben und bietet eine stufenlose Justierung des Schlägelwinkels. Der Schlägel verfügt über eine Filz- und eine Kunststoff-Schlagfläche. Sowohl Hi-Hat-Maschine als auch Bassdrum-Pedal verfügen über ausgezeichnete Laufeigenschaften.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Federspannung der Iron Cobra Hi-Hat-Maschine ist stufenweise einstellbar.
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Praxis

Acryl = Rock? Wie flexibel sind die Silverstar Mirage Kessel?

Acryl Drums werden gemeinhin mit Rockmusik assoziiert, aber wir haben das Kit natürlich in unterschiedlichen Tunings getestet, um zu ergründen, wie flexibel die Kunststoffkessel in der Praxis sind. Im folgenden Video hört ihr zunächst die mittlere Stimmung, dann ein tiefes und anschließend ein hohes Tuning.

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Mehr Informationen

Klare Sounds mit hellem Attack im mittleren Tuning

Beim ersten Anspielen der Toms fällt der für Acryl-Kessel typische helle Attack auf, der beim Tama Silverstar Mirage Kit durch die sehr schmalen Kesselgratungen zusätzlich begünstigt wird. Da die Trommeln im Vergleich zu ihren Kollegen aus Holz zudem etwas lauter sind – der glattwandige, porenlose Kessel reflektiert den Schall gnadenlos anstatt ihn zu absorbieren –,  ist die nötige Durchsetzungsfähigkeit auch in härteren Musikrichtungen unzweifelhaft vorhanden. Die allgemeine Einschätzung, dass Acryl Drums „pre-EQ‘d“ klingen, also so, als ob hier von vorne herein bestimmte störende Frequenzen eliminiert wurden, bestätigt sich auch hier. Der Sound wirkt durch das Fehlen der oftmals schwer zu handhabenden mittleren Klanganteile tonal klar definiert und aufgeräumt, vielleicht nicht ganz so warm und organisch wie ein Holzkessel, aber andererseits auch keinesfalls steril.

Das Silverstar Mirage im Praxistest.
Das Silverstar Mirage im Praxistest.

Auch ohne Dämpfung halten sich die Obertöne bei den Toms angenehm zurück und dominieren nicht das Geschehen. Dabei hinterlassen die Werksfelle klanglich einen guten Eindruck. Leider zeigen sich aber nach einer gewissen Zeit leichte Dellen, die signalisieren, dass es um die Haltbarkeit nicht sonderlich gut bestellt ist. Die Snaredrum zeigt sich, was die Obertöne betrifft, etwas bissiger und erinnert mit ihrem hellen, kompakten, knalligen Sound fast schon an eine Stahltrommel. Dabei ist die Teppichansprache des 14“x6“ Kessels sehr direkt und sensibel. Für die Soundfiles, in denen das komplette Set zu hören ist, wurde die Snare ganz leicht mit einem Stückchen Moongel gedämpft. Bei der Bass Drum verzichte ich auf zusätzliche Dämpfung, da der Dämpfungsring des Fells für meinen Geschmack ausreichend ist. Der 22“x16“ Acryl-Kessel bringt im Tiefbassbereich einen ordentlichen Schub mit und weist, ähnlich wie die Toms, die typische Mittenabsenkung auf, die im Normalfall häufig nachträglich im Mix vorgenommen wird, um ein übermäßiges „Wummern“ einzudämmen. Der präsente Attack setzt sich, ähnlich wie bei den Toms, auch hier gut durch. 

Audio Samples
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Mittlere Stimmung – Toms solo Mittlere Stimmung – Bass-Snare Groove Mittlere Stimmung – Groove Mittlere Stimmung – Tom Groove

In tiefer Stimmung fühlen sich die Acryl Drums am wohlsten…

Nun geht‘s bei den Toms und der Snare in die tiefe Stimmung, und da rockt es gewaltig. Das 10“ Tom offenbart einen großen Stimmbereich und lässt sich schön tief stimmen, ohne zu flattern. Nahtlos und homogen reihen sich die restlichen Toms ein bis hin zum 16“x14“ Floor Tom, das einen satten Tiefbass entwickelt. Auch die Snare fühlt sich in tiefer Stimmung wohl und klingt mit minimaler Dämpfung satt, ohne zum Verwaschen zu neigen.

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Tiefe Stimmung – Toms solo Tiefe Stimmung – Snare-Bass Groove Tiefe Stimmung – Groove Tiefe Stimmung – Tom Groove

… aber auch hoch gestimmt können sie überzeugen

Ab ans andere Ende der Skala, nämlich in den hohen Stimmbereich. Hier zeigt sich, dass die Silverstar Mirage Drums auch außerhalb rockiger Gefilde durch ihren klaren, sauberen Sound eine gute Figur machen. Auffallend ist die ausgeprägte Tonalität, die dazu einlädt, sich in melodischen Patterns auszutoben. Auch die Snare weiß im hohen Tuning zu überzeugen. Hell, crisp und funky kommt sie daher und spricht dabei fein und sensibel an. 

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Hohe Stimmung – Toms solo Hohe Stimmung – Bass-Snare Groove Hohe Stimmung – Groove Hohe Stimmung – Tom Groove
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Fazit

Dort, wo klare, tonale und prägnante Sounds gefragt sind, die sich zudem leicht mikrofonieren lassen, sind Trommeln mit Acryl-Kesseln eine sehr gute Wahl. Tamas Silverstar Mirage Drums überzeugen aufgrund einer Kombination verhältnismäßig dünner Kessel mit spitzen Gratungen durch eine sensible Ansprache, die die Trommeln nicht nur für laute Musikrichtungen – wie es Acryl Drums in der Vergangenheit meist zugeschrieben wurde – tauglich, sondern flexibel einsetzbar macht. Dennoch hört man den Trommeln an, dass sie ihre Qualitäten in tiefer Stimmung am besten entfalten, wobei der Sound durch den etwas zurückgenommenen Mittenbereich eine gute Balance zwischen Body und Attack entwickelt. Die Verarbeitung der Kessel ist sehr ordentlich, was auch auf die mitgelieferte Hardware zutrifft, die sich zudem durch sinnvolle Details auszeichnet. Kleine Punktabzüge gibt es lediglich in kleineren technischen und optischen Details. Wer ein außergewöhnlich aussehendes und hervorragend klingendes Rock Set sucht und auf Retro-Optik steht, sollte das Tama Silverstar Mirage Kit unbedingt einem persönlichen Test unterziehen. Allzu lange sollte man allerdings nicht warten, denn es handelt sich um eine limitierte Auflage.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • eigenständiger Sound mit klarer Tonalität
  • großer Stimmbereich
  • solide, gut verarbeitete Hardware
  • außergewöhnliche Optik
Contra
  • Holzspannreifen an der Bassdrum wirken optisch nicht stimmig
  • altertümliche Fixierung der Floortom-Beine
Artikelbild
Tama Silverstar Mirage Drumset Test
Für 1.479,00€ bei
Endlich sieht man mal was vom Drummer: Das Tama Silverstar Mirage Drumkit.
Endlich sieht man mal was vom Drummer: Das Tama Silverstar Mirage Drumkit.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Tama
  • Bezeichnung: Silverstar Mirage V162RZS-CI
  • Farbe: Crystal Ice
  • 22“ x 16“ Bass Drum
  • 14“ x 06“ Snare Drum
  • 10“ x 07“ Rack Tom
  • 12“ x 08“ Rack Tom
  • 14“ x 12“ Floor Tom
  • 16“ x 14“ Floor Tom
  • MC69 Single Tom Attachment (2x)
  • Tama HB5W Hardware Kit:
  • HS60W Snare-Ständer
  • HC63BW Beckenständer (2x)
  • HH205 Iron Cobra Hi-Hat-Ständer
  • HP200P Iron Cobra Fußmaschine
  • Kesselmaterial: Acryl, nahtlos
  • Kesselstärke: Bass Drum 7 mm / Toms + Snare Drum 5 mm
  • Spannreifen Bass Drum: Holz
  • Spannreifen Toms + Snare Drum: Sound Arc Hoops
  • Hardware: Chrom
  • Rack Toms mit Star Mount Haltesystem
  • Low Mass Spannböckchen
  • Felle:
  • Bass Drum: einschichtig, klar mit Dämpfungsring
  • Toms + Snare Drum: einschichtig, klar
  • Herstellungsland: China
  • PREIS:
  • 1549,- € (Verkaufspreis)

Seite des Herstellers: tama.de

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Endlich sieht man mal was vom Drummer: Das Tama Silverstar Mirage Drumkit.

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