Presonus Quantum 2 Test

Richtig schlüssig wirkt die Namensgebung bei Presonus, dem Hersteller von Studio One 3.5, nicht.

Es handelt es sich bei dem Quantum 2 nicht etwa um den Nachfolger des erst kürzlich vorgestellten Quantum (ohne 1) Audiointerfaces, sondern tatsächlich um eine in der Anschlussvielfalt reduzierte, kompaktere und damit natürlich auch etwas günstigere Variante des Thunderbolt 2 Flaggschiffs.

Details

Allgemeines

Das Quantum 2 ist ein weiteres 24 Bit und 192 kHz Thunderbolt 2 Audiointerface aus dem Hause Presonus. Es ist mit Windows sowie mit OSX kompatibel und bietet 18 digitale Ein- und Ausgänge – wie auch das Quantum „1“ – jedoch deutlich weniger analoge Wege. Konkret: Vier Preamps rein und vier Line-Outs plus ein getrennt adressierbarer Kopfhörer raus. Das macht 22 Ins und 24 Outs in der Summe.

Fotostrecke: 3 Bilder Klares Layout, funktionales Design. Das Quantum 2 hat alles Wichtige an Bord.

Mit ohne scharf

Wie auch bei dem anderen Quantum verzichtet Presonus auf die Integration einer DSP-Software zum Monitor-Mixing. Diese Freiheit nimmt man sich aufgrund der äußerst geringen Latenz, die das Interface erzielt – man darf bzw. muss diese Aufgaben dann direkt aus der DAW erledigen.

Fotostrecke: 8 Bilder Das UC Surface des Quantum 2: Hier kann man die Gains einstellen und Zusatzfunktionen aktivieren.

Vier Preamps

Das Quantum 2 bietet insgesamt vier Class-A „XMAX“ Preamps mit Combo-Buchsen (XLR bzw. 6,35 mm TRS). Zwei sind auf der Front zu finden, zwei auf der Rückseite. Alle vier verstärken Mikrophone mit bis zu 60 dB Gain. Die Front akzeptiert darüber hinaus Instrumentensignale (E-Bass, E-Gitarre, etc.) auf der Klinke, die Rückseite hingegen symmetrische Line-Signale bis +18dBu, umschaltbar auch auf -10dBV. 
Stereo-Link, Low-Cuts oder Phaseninvertierung gibt es nicht  da die Preamps digital gesteuert werden, ist aber zumindest das manuelle Matching kein Problem. Eine Gain-Fernsteuerung via MIDI ist ebenfalls möglich.

Cleveres, digitales Bedienkonzept

Der Gain aller vier Preamps wird mit einem zentralen Encoder eingestellt, die beiden Pfeiltaster darunter schalten zwischen diesen durch. In der dreistelligen Siebensegmentanzeige daneben wird dies auch visualisiert. Die erste Stelle steht für den Preamp, die anderen beiden für den Gain. Eine Phantomspeisung kann individuell mit dem entsprechenden 48-V-Taster aktiviert werde.
Talkback, Dim/Mute und Mono gibt es beim kleinen Quantum leider nicht. Dafür ist ein A/B-Taster am Start, welcher zwischen zwei Mixen für den Kopfhörer umschalten kann.

Das Bedienkonzept ist ziemlich gut durchdacht. LED-Ampeln für die analogen Inputs und ein großer Lautstärkeregler sorgen für Struktur.

LED-Matrix, Monitor-Regler

Zu der Bedienung der Input-Sektion gesellt sich rechts eine LED-Matrix zur Visualisierung. Hier werden die vier analogen Eingangslevel sowie der Main-Out 1/2 dargestellt. Im Anschluss finden wir einen großen Hauptlautstärkeregler, wodurch Monitore auch direkt angeschlossen werden können. Standardmäßig regelt dieser den Main-Out 1/2, der Out 3/4 lässt sich aber auch regeln – einen Umschalter gibt es indes nicht. 
Weiter geht es mit einem 6,35-mm-Klinke-Kopfhörerausgang sowie dem dazugehörigen Lautstärkeregler. Zum Schluss finden wir auf der rechten Front einen großen, gummierten Hauptschalter, der das Netzteil-gespeiste Interface in den Standby (5 Watt) schaltet, nicht aber komplett vom Netzt trennt. Er ist beleuchtet (rot, blau) und dient somit auch als Status-LED.

Gewohnte Rückseite

Die Rückseite ähnelt ebenfalls dem großen Quantum. Links ist der Anschluss für das mitgelieferte 100 bis 240 Volt Netzteil, das sich praktischerweise verriegeln lässt. Im Anschluss finden wir einen MIDI I/O sowie zwei ADAT I/Os (16 Channels rein und raus bei 48 kHz) und die beiden Thunderbolt-Anschlüsse. Es sind zwei, damit man bis zu vier Interfaces kaskadieren kann. Das Thunderbolt-Kabel ist wie so oft nicht Bestandteil des Lieferumfangs.

Fotostrecke: 2 Bilder Digital gibt es MIDI, zweimal ADAT I/O, zweimal Thunderbolt, S/PDIF I/O und Wordclock I/O.

Dickes Softwarepaket

Nach der Registrierung des Interfaces erhält man ferner Zugriff auf die My-Presonus-Download-Sektion, wo es eine Artist-Version von Studio One 3 sowie die Studio Magic Plug-in Suite zum Herunterladen gibt. Letzteres bietet gebündelte Plug-in-Power von Eventide, Lexicon, SPL, Arturia, Mäag, Plugin Alliance sowie Brainworx und ist ein echter Zugewinn.

Fotostrecke: 3 Bilder Das passende Netzteil gehu00f6rt zum Lieferumfang.

Praxis

Minimale Latenz

Presonus wirbt bei den Thunderbolt 2 Interfaces mit einer äußerst geringen Latenz – und  das Quantum 2 erzielt tatsächlich sehr gute Werte – genau wie das große, alte Quantum 1: 2,72 ms bei 32 Samples sind top und auch schneller als 4,29 ms beim RME UFX2 oder die 4,67 ms des UA Apollo Twin MK2.

Fotostrecke: 7 Bilder 2,72 ms bei 32 Samples und 44,1 kHz sind verdammt gut!

Immer noch kein Mixer

Der Verzicht auf Hardware-Monitoring ist im Verbund mit Studio One und den Top-Latenzen durchaus verschmerzbar – gelungen finde ich den Umstand trotzdem immer noch nicht. Eine Wahlmöglichkeit wäre besser gewesen, scheint aber technisch, mit Hinblick auf die Latenz, wohl nicht möglich.

Feiner Klang

Klanglich ist das Quantum 2 absolut auf der Höhe der Zeit. Die Wandler sind äußerst unauffällig, sehr transparent und auch der Kopfhörerausgang spielt ausreichend laut, jedoch mit leichter Höhenbetonung. Mit maximalen 60 dB Gain sind die Preamps leider nicht besonders kräftig – trotzdem lösen sie sauber auf: Der Charakter meiner beiden Test-Mics wird dennoch schön abgebildet. Die Bässe werden knackig transportiert, die Mitten bleiben transparent und die Höhen sind luftig.

Audio Samples
0:00
Acoustic – Stereo Acoustic – BPM CR73 Acoustic – Shure SM57 Shaker – Stereo Shaker – BPM CR73 Shaker – Shure SM57 Bass – DI

Mini-Monitor-Controller

Mit dem großen Volume-Regler kann man die Lautstärke von Line-Out 1/2 und optional auch die vom Out-3/4 regeln – umschalten kann man zwischen diesen beiden Ausgängen am Gerät aber nicht. Das wäre für den Anschluss von zwei Paaren Monitoren jedoch schon gut gewesen. Hier dürften deutlich mehr Funktionalität und auch Taster verbaut werden. Das fehlte aber bereits Quantum „1“. 
Neu ist der A/B Taster, welcher den Wechsel des Kopfhörers zwischen zwei Bussen zulässt. Das könnte man durchaus allein über die Software machen. Eine freie Belegung des Tasters wäre wünschenswert gewesen. Mit einem Software-Update wäre das sicherlich leicht zu beheben, Presonus 😉

Normalerweise liegt an dem Kopfhörer-Ausgang das Mainsignal 1/2 an. Drückt man A/B wechselt dieser zu dem zuvor in der Software definerten “alternativen” Mix.

Gutes Preis-Niveau

Die Quantum-Serie umfasst wirklich gute Interfaces, die Latenzen sind auf Top-Niveau, die Preamps klingen gut – und es gibt gleich Vier von ihnen. Wenn man das Presonus mal mit MOTUs und RMEs für rund 800 Euro Straßenpreis vergleicht, ist das deutlich mehr. Auch die zwei ADAT I/Os sind in dieser Klasse nicht üblich. Schön wäre allerdings ein deutsches Handbuch gewesen sowie noch ein paar mehr Monitor-Features und ein Low-Latency-Monitor-Mixer.

Fazit

Das Quantum 2 ist trotz irritierenden Namens kein Nachfolger des Quantums, sondern nur „das kleine Quantum“. Es ist aber genauso gut wie das große, nur eben deutlich günstiger wegen der halbierten analogen I/Os. Die Latenz ist Weltklasse, die Wandler und Preamps lösen sauber auf und es sind auch gleich vier davon an Bord. Etwas mehr Gain und mehr Hardware-Control-Möglichkeiten wären gut gewesen, stellen aber kein Beinbruch dar. Das mitgelieferte Softwarepaket ist ideal für den ambitionierten Einsteiger und bietet einen weiteren Mehrwert. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist somit gut und es gibt vier Sterne.

PRO
  • extrem geringe Latenz
  • vier hochwertige Preamps
  • Integration in Studio One 3
  • hochwertiges Plug-in-Paket
CONTRA
  • nur 60 dB Gain
  • wenig Monitor-Control
  • kein interner Mixer/Direct-Monitor
FEATURES
  • Thunderbolt 2 Audiointerface
  • äußerst geringe Latenz
  • 22 Ins und 24 Outs
  • vier XMAX Preamps, max. 60 dB Gain
  • vier analoge Line-Outs
  • ein HP-Out
  • zwei ADAT I/Os
  • ein SPDIF I/O
  • ein MIDI I/O
  • ein Wordclock I/O
  • Monitor-Controller
  • LED-Anzeige
  • Softwarepaket inklusive Studio One Artist 3
  • 100 bis 240 V Netzteil-gespeist
  • 45 x 317 x 178 mm (HxBxT)
  • 1,3 kg
PREIS
  • EUR 799,- (Straßenpreis am 3.1.2018)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • extrem geringe Latenz
  • vier hochwertige Preamps
  • Integration in Studio One 3
  • hochwertiges Plug-in-Paket
Contra
  • nur 60 dB Gain
  • wenig Monitor-Control
  • kein interner Mixer/Direct-Monitor
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Presonus Quantum 2 Test
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