Focusrite Scarlett 2i2 Studio 3rd Gen Test

Das Bundle Focusrite Scarlett 2i2 Studio besteht im Wesentlichen aus Audiointerface, Kondensator-Mikrofon und Kopfhörer und geht mittlerweile in der dritten Generation an den Start. Im Test schauen wir deshalb, wie sich das aktuelle Set in der Praxis schlägt und worin es sich von seinem Vorgänger unterscheidet.

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Der britische Hersteller Focusrite blickt nun schon auf mehrere Jahre als Anbieter verschiedener Recording-Bundles zurück. Auf dem mittlerweile gut gefüllten Markt der Sets aus Audiointerfaces samt naheliegenden Aufnahme-Tools ist die Konkurrenz längst enorm. Daher wird es ein spannender Praxis-Check, in dem sich das Scarlett-Bundle beweisen muss…

Details

Was dabei ist

Zum Lieferumfang dieses Focusrite-Pakets gehört zunächst einmal die Schaltzentrale, das Audiointerface Scarlett 2i2. Außerdem befinden sich das Mikrofon CM25 MkIII und der Kopfhörer HP60 MkIII im Karton. Ebenso an Bord sind ein XLR-Kabel, ein USB-Kabel und eine Stativhalterung für das Mikrofon. Als Extra gibt es dazu ein sattes Software-Bundle, mit dem sich auf Anhieb der eigene kleine Recordingtraum im Heimstudio verwirklichen lässt. Denn zum Softwarepaket gehören nicht nur die DAWs Ableton Live Lite und Pro Tools First, sondern auch die Plugin-Suites Red 2 und Red 3 von Focusrite sowie das Time 6 Tone Bundle von Softube. Als wäre das nicht genug, kann sich der Käufer des Scarlett-Sets auch noch ein virtuelles Instrument aus der Addictive-Keys-Reihe von XLN Audio aussuchen und bekommt einen 3-monatigen Zugang zur Online-Soundplattform Splice dazu. Alles in allem hat das Bundle eine beachtliche Ausstattung, die eine klare Ansage an die Konkurrenz darstellt.

Fotostrecke: 3 Bilder Der große Verkaufskarton des Recording-Bundles

Die Schnittstelle

Optisch ist die Front des Scarlett sehr nah bei seinem Vorgänger. Einer der wichtigsten Unterschiede ist der, das die ehemals unbeleuchteten Wahlschalter zum Umschalten zwischen Line- und Instrumentenpegel sowie den Direct-Monitoring-Modi-Tastern mit identischer Funktion gewichen sind, die über eine beleuchtete Schrift verfügen. Neu sind auch zwei Taster mit der ominösen Bezeichnung „Air“. Die dahinter stehende Funktion sorgt dafür, dass hohe Anteile von Gesangssignalen geboostet werden. Das soll Gesangsaufnahmen einen modernen Klangcharakter verleihen, wie er in heutigen Produktionen üblich ist. Auf der Rückseite finden sich nach wie vor zwei symmetrische Lineausgänge in Form von 6,3mm-Klinkenbuchsen und ein Kensington Lock. Die ehemals vorhandene USB-Buchse vom Typ B ist einer USB-C-Buchse gewichen. Dennoch arbeitet das Scarlett 2i2 weiterhin mit dem Standard USB 2.0.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Front des Audiointerfaces beherbergt die Eingänge und den Kopfhöreranschluss sowie sämtliche Regler und Knöpfe.

Auch das Scarlett-2i2-Interface der dritten Generation setzt auf ein Chassis in der klassischen Focusrite-Farbe Rot-Metallic und auf hochglänzende Plastikzierblenden an Vorder- und Rückseite. Die Optik des kleinen Arbeitsgeräts wirkt gut und edel, das nahtlose Metallchassis widerstandsfähig und die an der Unterseite angebrachten Füßchen sorgen für ausreichend Rutschfestigkeit auf glatten Oberflächen.
Mit Blick auf die vom Hersteller angegeben technischen Werte lässt sich feststellen, dass das Audiointerface mit 24 Bit/192 kHz auf dem Papier noch immer die Samplingqualität bietet, mit der auch die Version MkII schon aufwarten konnte. Als Extra ist das Routing des Geräts von der Focusrite-Control-Software aus steuerbar. Der Dynamikumfang der Mikrofon-, Line- und Instrumenteneingänge wurde um 5 dB(A) verbessert und Verzerrungsanteile im Signal wurden stark reduziert. Außerdem hat Focusrite die maximale Signalvorverstärkung aller Preamps von +50 auf +56 dB vergrößert. Die Lineausgänge haben über 5 dBu an Lautstärke hinzugewonnen und einen leicht verbesserten Dynamikumfang gegenüber dem MkII-Modell. Leichte Rückschritte gibt es dagegen bei der Leistungsfähigkeit des Kopfhörerverstärkers zu vermelden. Seine Dynamik ist nun um ein Prozent eingeschränkter und sein maximaler Ausgangspegel um 3 dB(A) geringer.

Kondensatortechnik

Das Kondensatormikro CM25 wurde in der MkIII-Version in seiner äußeren Form überarbeitet. Die fächerförmige ist einer zylindrischen Korbform gewichen, geblieben ist dagegen der für Stabilität sorgende „Überrollbügel“ und die Kombination aus schwarzer Grundfarbe nebst weißer Beschriftung und rotem Zierring. Ein Blick auf die Technik des Mikrofons verrät, dass es sich nach wie vor um ein Kondensatormikro handelt und die Größe der Membran mit 20 mm identisch geblieben ist, ebenso wie die Richtcharakteristik Niere und die Empfindlichkeit. Bemerkenswert ist der beim MkIII erweiterte Frequenzgang, der um 10 Hz tiefer reicht und nunmehr den gesamten hörbaren Bereich von 20 Hz bis 20 kHz umfasst. Außerdem wurde die Impedanz erhöht und das Signal-Rausch-Verhältnis um 2 dB verbessert.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Mikrofon CM25 MkIII wurde auch optisch weiterentwickelt.

“Hörgerät”

Die beiliegenden Headphones Scarlett HP60 MkIII sind geschlossene Over-Ear-Kopfhörer, die aufgrund einer deutlich verringerten Impedanz jetzt eine deutlich bessere Performance an schwachen Preamps bieten sollten. Somit wird der Einsatzbereich der Kopfhörer entsprechend größer, eignen sie sich doch mehr als die MkII-Version auch für Smartphones und Tablets. Allerdings hat die Produktentwicklung im Bereich des beiliegenden Kopfhörers auch einen kleinen Wermutstropfen. Denn sowohl der Subbassbereich wurde um 10 Hz auf 20 Hz verkürzt wie auch die Hochtonperformance von 30 auf 20 kHz verringert wurde. Das ist wohl einem Austausch der Treiber geschuldet, die nun nicht mehr 53 mm, sondern nur noch 50 mm Durchmesser haben. Ansonsten bietet die Abhörhilfe nach wie vor ein 3 m langes Kabel und einen vergoldeten Schraubadapter von Miniklinke auf große Klinke (6,35 mm).

Fotostrecke: 3 Bilder Der Kopfhörer HP60 MkIII wird mit separat geschütztem Kopfband ausgeliefert.

Praxis

Aufbau, Anschluss und Einrichten

Dadurch dass das Interface vom USB-Bus gespeist wird und keine weitere Möglichkeit besteht, es mit der erforderlichen Spannung zu versorgen, ist es nicht für Tablets und Smartphones geeignet. Die Installation des Scarlett kommt ohne beiliegende CD/DVD aus. Stattdessen wird das Interface selbst vom Computer als Laufwerk erkannt, auf dem die Startdateien für die Installation liegen. Konkret ist das eine HTML-Datei, die einen Link für den Download der Focusrite-Control-Software enthält. Mit dieser werden auch gleich die erforderlichen ASIO-Treiber für den reibungslosen Betrieb des Audiointerfaces installiert. Nach einem Neustart führt die Software automatisch ein Firmware-Update der Hardware durch. Je nachdem, wie groß die Puffergröße gewählt wird, lassen sich so äußerst geringe Latenzen erzeugen. Im Test konnte ich die Gerätelatenz mit der kleinst-möglichen Buffergröße bis zu (theoretischen) 1,8 ms drücken.

Recordinggeschichten

Dass den XLR-Combo-Buchsen eine Rückhaltesicherung fehlt, ist in der Praxis zu verschmerzen. Schließlich handelt es sich beim hier gebotenen Audiointerface weder um ein Rackgerät noch um Tour-Equipment. Das beiliegende XLR-Kabel hat eine Länge von immerhin drei Metern. Damit sollte es locker lang genug sein, um in den meisten Homestudios für eine Verbindung zwischen dem Vocal-Sweetspot und dem Audiointerface in PC-Nähe sorgen zu können. Zum Einpegeln stehen ringförmige Pegelanzeigen bereit, die die Gainpotis der beiden Eingangskanäle umgeben. Sie leuchten je nach Signalstärke grün, orange oder rot.

Fotostrecke: 3 Bilder Das im Kopfbügel untergebrachte Kabel verlässt seine schützende Umgebung ohne jeglichen Knickschutz.

Was mir an diesem Studioset nicht so gut gefällt ist, dass der Kopfhörer bei längerer Benutzung einen recht hohen Anpressdruck offenbart. Noch dazu schwitzen die Ohren unter dem Kunstleder der Ohrpolster bei längerer Tragedauer. Der Mechanismus des Kopfbandes ist zwar ungerastert, aber einigermaßen schwergängig. Dadurch bleibt die zuletzt gewählte Größeneinstellung auch nach dem Absetzen erhalten. Klanglich überzeugen mich der HP60 MkIII mit einem für diese Preisklasse brillanten, detailreichen und auch bassigen Sound. Der Kopfhörerverstärker am Scarlett-Interface ist kraftvoll und gibt auch in der Maximalposition kein wahrnehmbares Rauschen aus.

Klangwelt

Ausschließlich Positives kann ich zum Mikrofon anmerken, dessen Sound nuanciert und dynamisch ist. Die Membran des CM25 MkIII reagiert auf den Luftzug von Plosivlauten und Transienten im Sprachsignal derart stark, dass man vor den Aufnahmen besser einen Poppschutz anbringen sollte. Auch die Mikropreamps begeistern. Sie sind rauscharm und bieten eine gehörige Portion Signalverstärkung, dazu ist ihr Klang lupenrein. Zum Interessantesten an der dritten Generation des Scarlett-Interfaces dürfte für viele Interessenten wohl die neue Air-Funktion gehören. Sie sorgt für noch mehr Brillanz und lässt den Mikrofonklang regelrecht „teuer“ erscheinen. Zu Testzwecken habe ich auch dem Signal einer mit Piezo-Tonabnehmer aufgezeichneten Akustikgitarre den Air-Modus gegönnt. Und siehe da: Auch hier kann der zusätzliche Schub an Brillanz punkten.

Audio Samples
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Vocals Vocals (mit Air-Funktion) Gitarre Gitarre (mit Air-Funktion)

Fazit

Mit dem Focusrite Scarlett 2i2 Studio 3rd Gen hat der britische Hersteller beinahe alle Kleinigkeiten beseitigt, die ich bei seinem Vorgängerset noch bemängelt habe. Nicht nur, dass das Monitoring mit mehr Power ausgegeben wird und keinerlei Verzerrungsanteile den Mikrofonklang trüben, sogar eine größere Vorverstärkung bringt das Scarlett 2i2 der dritten Generation mit. Und auch Treiber und USB-Verbindung zeigten sich im Test ohne Schwäche. Je nach System sind beeindruckende Latenzzeiten von unter 2 ms möglich (per Direct Monitoring lassen sich Eingangssignale latenzfrei abhören). Dass noch immer kein Mikrofonstativ beiliegt, kann gegenüber der Konkurrenz als klitzekleines Manko gesehen werden. Darüber hinaus greift das Focusrite-Bundle jedoch alles Positive auf, was schon seinen Vorgänger auszeichnete. Eine durchgehende Beleuchtung aller wichtigen Parameter, ringförmige Pegelanzeigen und Direct Monitoring machen die Arbeit mit dem Audiointerface übersichtlich. On top gibt es beim neuen 2i2-Studioset die Air-Funktion, mit deren Hilfe Signale auf Knopfdruck aufgefrischt werden. Das Focusrite Scarlett 2i2 Studio 3rd Gen ist eine Empfehlung für all diejenigen, die sich ein bezahlbares erstes Recordingsetup zulegen möchten, ohne jedoch große Kompromisse bei der Soundqualität machen zu müssen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • robuste Bauweise
  • einfache Installation
  • Lieferumfang
  • Mikrofonklang
  • Air-Feature
Contra
  • kein Mikrofonstativ enthalten
Artikelbild
Focusrite Scarlett 2i2 Studio 3rd Gen Test
Für 184,00€ bei
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Features und Spezifikationen
    Scarlett CM25 MkIII Mikrofon
    • Kapsel: Elektret-Kondensator
    • Durchmesser: 20 mm
    • Richtcharakteristik: Niere
    • Empfindlichkeit: -36 dB
    • Frequenzumfang: 20 – 20.000 Hz
    • Impedanz: 200 Ohm
    • Signal-Rausch-Abstand: 74 dB
    Scarlett HP60 MkIII Kopfhörer
    • Treiber: 50 mm, dynamisch
    • Impedanz: 32 Ohm
    • Frequenzumfang: 20 – 20.000 Hz
    • Empfindlichkeit: 98 dB
    • Kabellänge: ca. 3 m
    • Gewicht: 2388 g (inkl. Kabel)
    Scarlett 2i2 Gen.3 Interface
    • Eingänge: 2 x XLR/TRS Combo (Mic, Line, Instrument)
    • Phantomspeisung: +48 V (global)
    • Kopfhörerausgang: 6,35mm-Klinkenbuchse (stereo), 194 dB(A) Dynamikumfang, 56 dB Gain
    • Line In: 110,5 dB(A) Dynamikumfang
    • Ausgang: 2 x 6,35mm-Klinkenbuchse (mono, symmetrisch)
    • Latenz: 0 ms (Direct Monitoring der Eingänge)
    • Stromversorgung: Buspower über USB
    • USB-Standard: 2.0
    • max. 24 Bit/192 kHz
    • Gewicht: 470 g
    • Maße: 17,5 x 9,9 x 4,7 cm
    • Bonus: Ableton Live Lite, Pro Tools First, Plug-in-Suites Focusrite Red 2 und Red3, Softube Time 6 Tone Bundle, XLN Audio Addictive Keys (1 Instrument nach Wahl), 3-monatiger Zugang zur Online-Soundplattform Splice
    • Preis: € 279,– (Straßenpreis am 7.8.2019)
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