Roland JD-XA Test

Mit dem JD-XA Synthesizer erregte Roland auf der Musikmesse 2015 Aufsehen: Der JD-XA ist die größere Version des JD-Xi und Rolands erster Synthesizer seit Jahrzehnten mit einer polyphonen, analogen Klangerzeugung. Als Hybrid-Synthesizer besitzt der JD-XA vier analoge Stimmen und zusätzlich vier digitale Blöcke auf Basis der SuperNATURAL Synth Engine.

Der JD-XA ist Rolands neues Synthesizer-Flaggschiff
Der Roland JD-XA ist ein ausgesprochen flexibler und gut klingender Synthesizer.


Nachdem Roland die derzeitige Analogwelle zunächst eher zögerlich abzuwarten schien, springt der Hersteller jetzt gleich mit mehreren Instrumenten auf den Zug auf: Neben dem hier getesteten JD-XA und dem kleineren JD-Xi ist auch das kommende Modularsystem SYSTEM-500 zu nennen. Man hat also erkannt, dass analoge Schaltkreise im Moment ein echtes Verkaufsargument sind. Im JD-XA wurden sie mit einer digitalen Klangerzeugung kombiniert. Ob diese Kombination funktioniert und was man damit alles anstellen kann, soll dieser Test ans Licht bringen.

Details

Gehäuse

Während der JD-Xi eher im microKORG-Format daher kommt und auch etwas mit Bedienelementen geizt, trägt der JD-XA richtig dick auf und lässt schon äußerlich keinen Zweifel daran, dass eine Menge in ihm steckt. Das schwarze Kunststoffgehäuse mit seiner Klavierlack-Optik, den zahlreichen Knöpfen und Reglern und der auffälligen roten Beleuchtung ist ein Blickfang. Mich persönlich spricht das glänzende Schwarz nicht unbedingt an (und jeder Fingerabdruck ist sofort zu sehen), aber das ist natürlich wie immer Geschmackssache. Am geringen Gewicht von nur rund 6,5 kg dürften jedoch die wenigsten etwas auszusetzen haben. Das Gehäuse wirkt gerade noch stabil genug, eine absolut roadtaugliche Heavy-Duty-Bauweise darf man bei diesem Fliegengewicht jedoch nicht erwarten. Die Bedienelemente machen aber einen haltbaren Eindruck und für mein Empfinden wurden die Dreh- und Schiebewiderstände genau richtig getroffen – nicht zu leicht, nicht zu schwer.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Roland JD-XA ist futuristisch gestaltet.

Struktur

Der JD-XA verfügt über vier analoge Stimmen mit je zwei Oszillatoren mit Sync, Ring- und Crossmodulation, einem analogen Multimode-Filter (2x Tiefpass 24 dB/Okt., 1x Tiefpass 12 dB/Okt., Hochpass, Bandpass) mit Filter Overdrive, einem zusätzlichen, einfachen Hochpassfilter, zwei LFOs und drei Hüllkurven. Die analogen Stimmen lassen sich polyphon, 4x monophon oder im Unison betreiben.
Hinzu kommt der digitale Teil, der aus vier Blöcken auf Basis der aus dem Jupiter-80 bekannten SuperNATURAL Synth Engine besteht. Jeder dieser Blöcke besteht aus drei sogenannten Partials, von denen jedes einen virtuell-analogen Oszillator oder eines von 450 PCM-Samples erzeugen kann. Pro Partial gibt es ein digitales Multimodefilter mit insgesamt 14 Filtertypen, ein Hochpassfilter, einen LFO und drei Envelopes. Jeder der vier analogen und vier digitalen Blöcke verfügt über einen eigenen Multieffektprozessor und einen EQ, die allerdings nur im Menü editierbar sind. Zusätzlich gibt es eine globale, Performance-orientierte Effektsektion, die sich die analogen und digitalen Komponenten teilen. Sie besteht aus zwei identischen Insert-Effekten namens T-FX mit je 29 Effekttypen, einem Reverb, einem Delay und einem Master-EQ.
Der JD-XA befindet sich permanent im Multimode und die acht Blöcke (4x analog, 4x digital) lassen sich über MIDI getrennt ansteuern. Ein komplettes Setup aus bis zu je vier analogen und digitalen Parts ist ein Program, wofür der JD-XA 256 interne Speicherplätze bietet. Weitere Programs können auf einem USB-Stick gesichert werden. Anders als beim JD-Xi können die analogen und digitalen Komponenten beim JD-XA auch innerhalb eines einzelnen, spielbaren Sounds miteinander kombiniert werden. Man kann also beispielsweise die vier analogen Stimmen mit zwei digitalen Tones aus je drei Partials kombinieren. Wenn man es auf die Spitze treibt, kann ein Sound aus vier analogen Stimmen und zwölf digitalen Partials bestehen. Damit sollte schon deutlich werden, dass die klanglichen Möglichkeiten des JD-XA sehr weit reichen. Wegen der unterschiedlichen Struktur lassen sich die analogen und digitalen Bestandteile aber nicht gleichzeitig auf dem Bedienfeld editieren.

Tastatur und Controller

Die Tastatur umfasst 49 normal große, ungewichtete Tasten und spielt sich für mein Empfinden ausgezeichnet. Die Klaviatur ist anschlagdynamisch und mit Aftertouch ausgestattet. Links daneben findet man den typischen Roland-Hebel für Pitch Bend und Modulation. Zusätzlich besitzt der JD-XA dafür auch die klassischen Räder, die etwas weiter oben angeordnet und effektvoll beleuchtet sind. Auch die Controller machen einen qualitativ guten Eindruck und lassen sich feinfühlig bedienen. Links neben der Tastatur sind außerdem eine Reihe von Tastern für Transponierung, Oktavlage, Key Hold, Arpeggio und monophonen Betrieb zu finden, sowie ein Knopf und ein Regler für die Portamento-Funktion.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Tastatur umfasst 49 Tasten und spielt sich gut.

Bedienfeld

Während der JD-Xi doch das eine oder andere Bedienelement vermissen lässt, um wirklich ergiebig an Sounds zu schrauben, kann man beim JD-XA aus dem Vollen schöpfen. Das futuristisch gestaltete Bedienfeld ist übersät mit größtenteils beleuchteten Dreh- und Schiebereglern, Tastern und Schaltern für alle wesentlichen Elemente der Klanggestaltung. Die analogen und digitalen Elemente teilen sich das Bedienfeld, wobei nur die gerade aktiven Elemente beleuchtet werden. Beispielsweise bleiben die Regler für den zweiten Oszillator beim Editieren eines digitalen Partials dunkel. So sieht man sofort, welcher Regler gerade eine Funktion hat und woran es sich zu drehen lohnt.
Oberhalb der Tastatur findet man linkerhand den Regler für die Gesamtlautstärke sowie einen Mute-Button. Rechts davon ist das zweizeilige Display platziert, das beim Drehen an einem beliebigen Regler sofort den jeweiligen Parameter und Wert darstellt. Rechts oben im Display wird stets angezeigt, welcher Part gerade editiert wird, so steht „A1“ für die erste analoge Stimme und „D2-3“ für das dritte Partial des zweiten digitalen Blocks. Außerdem dient das Display zur Einstellung speziellerer Werte, die nicht direkt über das Bedienfeld erreichbar sind, beispielsweise die Auswahl von PCM-Samples oder die Editierung der Part-MFX. Dazu muss man sich mit MENU, EXIT und ENTER sowie den Seiten-Tastern durch bisweilen recht lang geratene Menüs bewegen und die Werte mit Plus-/Minus-Tastern eingeben. Leider besitzt der JD-XA kein Datenrad – das wäre zur schnelleren Navigation und Eingabe durch die Menüs sehr wertvoll gewesen. Zwar lässt sich die Einstellung von Werten mit dem SHIFT-Taster beschleunigen, aber ein Encoder wäre hier deutlich komfortabler. In Verbindung mit etlichen anderen Bedienelementen dient SHIFT außerdem zum schnellen Aufrufen vieler zusätzlicher Funktionen wie beispielsweise Part Mute, LFO Key Trigger oder die Anschlagempfindlichkeit der Hüllkurven. Im Handbuch sind diese Shortcuts übersichtlich aufgelistet, aber es dauert eine Weile, bis man sich alle gemerkt hat. Mit WRITE werden Programme abgespeichert und MIDI CTRL ruft einen Modus zur Steuerung externer Instrumente über das Bedienfeld des JD-XA auf.
Das dreistellige LED-Display zeigt die Nummer des gewählten Programms an, die dadurch auch sichtbar bleibt, während man das andere Display zur Editierung nutzt. Darunter findet man Buttons für PROGRAM SELECT, BANK, USB MEMORY und FAVORITE. Die Auswahl von Programmen, Bänken und Favoriten erfolgt jeweils über die 16 rechts davon angeordneten Taster. Der interne Speicher bietet 256 Speicherplätze für Programme (16×16), weitere lassen sich auf einem USB-Stick ablegen. Mit der Favoriten-Funktion kann man sich 16 Bänke zu je 16 Lieblingsklängen (oder eben Sounds für eine Produktion oder einen Gig) zusammenstellen und schnell wieder aufrufen.
Ganz rechts ist die Bedieneinheit des Pattern-Sequencers zu finden. Wird er verwendet, so dienen die 16 Auswahlbuttons zusätzlich als Step-Taster. Mit den Buttons SCALE und PATTERN LENGTH kann man Auflösung und Länge von Patterns bestimmen. PLAY erklärt sich von selbst, ERASE dient zum Löschen einmal eingespielter bzw. programmierter Noten. Für die beiden Aufnahmemodi STEP und REAL TIME gibt es jeweils einen eigenen Knopf. Das Tempo (das zugleich als Basis für die Temposynchronisation der LFOs, der Effekte und des Arpeggiators dient und selbstverständlich auch von einer MIDI-Clock vorgegeben werden kann) wird getappt oder mit einem Poti eingestellt und von einem weiteren LED-Display angezeigt.

Fotostrecke: 5 Bilder Die analogen und digitalen Elemente teilen sich das Bedienfeld.

Auf der linken Seite des darüber liegenden, eigentlichen Synthesizer-Bedienfelds findet man für jeden der vier analogen und vier digitalen Stränge je einen Knopf, der ihn zum Editieren auswählt, und einen, der ihn an- und ausschaltet. Hinzu kommen dreimal zwei Knöpfe für die drei Partials, aus denen die digitalen Parts bestehen. Hier kann man Mehrfach-Auswahlen treffen und beispielsweise alle vier analogen Parts oder alle drei Partials zur gleichzeitigen Editierung selektieren. Das gleichzeitige Bearbeiten der analogen und digitalen Parts ist jedoch nicht möglich. Für die analogen Parts besitzt der JD-XA einen Knopf namens „Poly Stack“, der den polyphonen Betrieb aktiviert.
Die LFO-Sektion bietet einen Drehschalter für die Schwingungsform, einen Drehregler für RATE, einen Knopf zur Anwahl des gewünschten LFOs (nur aktiv bei den analogen Klängen) und einen Taster für TEMPO SYNC. Die FADE TIME sowie die Modulationstiefen für Pitch, Filter und Amp werden mit Schiebereglern eingestellt.
Daneben findet man die Oszillatorsektion. Beide Oszillatoren (der zweite spielt nur bei den analogen Stimmen eine Rolle) verfügen über Drehschalter für die Schwingungsform. Hier stehen Sägezahn, Rechteck, variable Pulsschwingung, Dreieck und Sinus zur Auswahl. Oszillator 1 hat eine weitere Stellung namens „Variation“ und einen dazugehörigen Button, der nur bei den digitalen Sounds zum Einsatz kommt und die Anwahl der zahlreichen weiteren Schwingungsformen (z.B. Super Saw) bzw. PCM-Samples der digitalen Partials ermöglicht. Für beide Oszillatoren gibt es darüber hinaus Drehregler für die Verstimmung in Halbtonschritten (+/- 24) und Feintuning (+/- 50 Cent) sowie je zwei Schieberegler für PWM und die manuelle Einstellung der Pulsbreite. Oszillator 1 bietet zusätzlich einen Drehregler für die Crossmodulation, einen Knopf für den Ringmodulator und einen zur Auswahl der Modulationsquelle (Oszillator 2 oder Aux – das kann Rauschen, ein digitaler Oszillator oder der Mikrofoneingang sein). Bei Oszillator 2 findet man einen Schalter für die Oszillatorsynchronisation.
Rechts daneben ist die einfache Pitch-Hüllkurve zu finden, deren Intensität mit einem Poti positiv oder negativ eingestellt wird. Mit einem Button kann man wählen, welche Bestandteile davon betroffen sein sollen: die beiden analogen Oszillatoren, A-OSC 1 (analog) und D-OSC (digital) oder nur der zweite analoge Oszillator. Attack und Decay werden mit Schiebereglern eingestellt. Danach folgt ein Mixer, der nur beim Editieren der analogen Klänge zum Einsatz kommt. Er bietet Regler für die Lautstärken der beiden Oszillatoren sowie einen AUX-Kanal, über den Rauschen (weiß oder rosa), ein digitaler Part oder der Mikrofoneingang beigemischt werden können.
Die Filterabteilung beginnt mit einem Regler für das einfache Hochpassfilter, das sowohl bei den digitalen als auch bei den analogen Parts dem Multimodefilter vorgeschaltet ist. Darunter ist der Regler für den Filter Overdrive zu finden, der nur bei analogen Sounds aktiv ist. Zur Auswahl des Filtertyps des Multimodefilters gibt es einen Drehschalter, mit dem man zwischen drei Tiefpass-Varianten, Hochpass und Bandpass umschalten kann. Wie bei Oszillator 1 ermöglicht die Stellung „Variation“ die Auswahl der zahlreichen weiteren Filtertypen der digitalen Filter. Eine LED zeigt die Flankensteilheit des gewählten Typs an – bei 24-dB-Filtern leuchtet sie, bei 12-dB-Typen bleibt sie dunkel. Cutoff, Resonanz, Keytracking und Envelope Depth werden über Drehregler eingestellt, die ADSR-Filterhüllkurve über Schieberegler.
In der Amp-Sektion gibt es lediglich ein Level-Poti und vier Fader für die ADSR-Hüllkurve. Rechts davon sind die Regler für die Bedienung der Effekte platziert, auch hier zeigt sich der JD-XA umfangreicher ausgestattet als der Xi. Für die beiden T-FX-Blöcke findet man hier je einen Encoder zur Auswahl des Effekts, ein Poti zur Regulierung (die Performance-orientieren T-FX lassen sich jeweils nur in einem Parameter editieren) sowie einen On/Off-Schalter. Des Weiteren gibt es ein Poti für den Hallanteil (die genauere Einstellung des Reverbs findet im Menü statt) sowie zwei LEVEL- und TIME-Potis für das Delay. Ein Button zur Aktivierung des Multieffekts des ausgewählten Parts und einer für die Temposynchronisation bestimmter Effekte runden die Abteilung ab. Ganz rechts ist eine kleine Abteilung für den Mikrofoneingang zu finden. Neben einem Level-Poti gibt es hier Buttons für den Vocoder, die Verwendung des Mikrofons als Modulationsquelle (MOD) und einen Bypass-Schalter.

Fotostrecke: 5 Bilder Bei den Anschlüssen lässt der JD-XA kaum Wünsche offen.

Anschlüsse

Aus dem Vollen schöpfen kann man auch auf der Rückseite des JD-XA. Die Anschlussmöglichkeiten lassen kaum Wünsche offen: Neben dem Stereoausgang (2 symmetrische Klinkenbuchsen) und dem Kopfhöreranschluss gibt es einen Einzelausgang für das trockene Signal der analogen Klangerzeugung sowie einen Click-Output. Daneben findet man einen Mikrofoneingang, der sogar Phantomspeisung liefern kann, mitsamt einem Pegelregler. Drei Pedalanschlüsse (Sustain und 2x Control), zwei CV/Gate Ausgangspärchen, MIDI In/Out und zwei USB-Anschlüsse (für Computer und Speicherstick) machen die Anschlüsse komplett. Über die USB-to-Host-Buchse kann der JD-XA nicht nur MIDI, sondern auch Audio in beide Richtungen übertragen, sodass man den Synthesizer ohne zusätzliche Verkabelung in der DAW aufnehmen und als Audio-Interface verwenden kann.

Praxis

Um euch einen ersten Eindruck vom Sound des Roland JD-XA zu vermitteln, haben wir ein kleines Video gedreht. Bevor wir in die Details der Klangerzeugung einsteigen, könnt ihr den Synthesizer hier schon einmal in Aktion erleben. Film ab!

Analoge Sounds

Im Vergleich zum JD-Xi sind die analogen Stränge des JD-XA ungleich komplexer aufgebaut, was sich natürlich auch in den Sounds ausdrückt, die sie hervorbringen. So bietet der XA zwei vollwertige Oszillatoren mit Sync, Ring- und Crossmodulation pro Stimme, während man beim Xi mit einem Oszillator und einem hinzuschaltbaren Suboszillator auskommen muss. Auch beim Filter hat jede der vier analogen Stimmen des JD-XA viel mehr zu bieten als der JD-Xi, nämlich fünf verschiedene Filtertypen und Filter Overdrive. Hinzu kommt natürlich die Tatsache, dass der XA das Ganze in vierfacher Ausführung bereit hält, sodass man bis zu vierfach polyphon oder im vierfachen Unison spielen kann.
Beginnen wir mit den Oszillatoren, deren Grundsound mir sehr gut gefällt. Wie man es von Roland erwartet, klingen die Grundschwingungsformen aufgeräumt und sauber:

Audio Samples
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Sägezahn Rechteck variable Pulsschwingung: PW / PWM Dreieck Sinus

Mit Cross- und Ringmodulation sowie Oszillator-Sync lässt sich das Klangspektrum erheblich erweitern. Bei der Oszillatorsynchronisation ist zu beachten, dass der erste Oszillator zum zweiten synchronisiert wird und nicht andersherum, wie es bei vielen anderen Synthesizern der Fall ist. Auch wirken die LFOs und die Pitch-Hüllkurve standardmäßig auf beide Oszillatoren, was sich für Sync-Sounds eher nicht anbietet. Das lässt sich zwar im Menü ändern, aber leider nicht schnell und einfach auf dem Panel.

Audio Samples
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Crossmodulation Ringmodulation Sync

Das analoge Filter gefällt mir ebenfalls gut, insbesondere die beiden 24-dB-Tiefpass-Varianten. Sie unterscheiden sich recht deutlich im Klang und es lohnt sich, beim Programmieren auch mal die jeweils andere Version auszuprobieren. Beide lassen sich in Eigenschwingung versetzen, was sich gut kontrollieren und einsetzen lässt. Allerdings führt voll aufgedrehtes Keytracking nicht dazu, dass man die Cutoff-Frequenz chromatisch spielen kann, ein leichter Oktavversatz bleibt bestehen.

Audio Samples
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Tiefpass 1 24dB/Okt. Tiefpass 2 24dB/Okt. Selbstoszillation LP1 / LP2

Die 12-dB-Filter, darunter der dritte Tiefpass, der Hochpass und der Bandpass, zeigen bei viel Resonanz ein Flirren ähnlich dem eines Wasp-Filters. Bei etwa 75% kippt die Resonanz um und das Filter ist dann kaum noch kontrollierbar.  

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Tiefpass 3 12dB/Okt. Hochpass 12 dB/Okt.

Die Modulationsmöglichkeiten sind nicht mit denen eines Alesis Andromeda oder Oberheim Matrix-12 vergleichbar, aber doch erfreulich vielseitig. Die maximale LFO-Geschwindigkeit reicht in den hörbaren Bereich und erlaubt beispielsweise Filter-FM-Effekte:

Audio Samples
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Filter LFO

Zusätzlich zu den direkt über das Panel erreichbaren LFOs und Hüllkurven (die beim JD-XA im Gegensatz zum JD-Xi auch gut bedienbar sind) ist im Menü eine Matrix mit vier Slots verfügbar, über die man beispielsweise Aftertouch, Velocity oder externe MIDI-CC-Befehle zur Modulation von jeweils vier Zielen einsetzen kann.
Interessant ist auch die Option, das Eingangssignal vom Mikrofoneingang zur Modulation zu verwenden. Seine Lautstärke kann als Modulationsquelle für verschiedene Ziele zum Einsatz kommen. Im folgenden Beispiel klopfe ich auf das Mikro und moduliere damit die Pulsbreite von Oszillator 1:

Audio Samples
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Mic Modulation

Insgesamt ist der analoge Teil des JD-XA deutlich potenter und flexibler als jener des JD-Xi. Ganz besonders gut gefällt mir, was der JD-XA in Sachen analoge Flächen hervorbringt. Aber auch Bässe, Leads, Sequencer-Sounds und Effekte gelingen schnell und können klanglich meist überzeugen. Hier hört ihr ein paar Beispiele, bei denen der digitale Teil des JD-XA ungenutzt blieb:

Audio Samples
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Analog Pad 1 Analog Pad 2 Analog Pad 3 Analog Bass Analog LFO Bass Drone Analog Lead Analog Sequence 1 Analog Sequence 2
Der JD-XA präsentiert seine Lightshow.
Der JD-XA präsentiert seine Lightshow.

Digitale Sounds

Die vier digitalen Blöcke arbeiten mit der SuperNATURAL Synth Engine, wie sie beispielsweise auch im Jupiter-80 zum Einsatz kommt. Ein Sound (Tone) besteht aus bis zu drei Partials, die jeweils einen virtuell-analogen Oszillator oder ein PCM-Sample erzeugen können und mit eigenem Multimode-Filter, LFO und Hüllkurven ausgestattet sind (diese lassen sich im digitalen Teil auch loopen). Die virtuell-analogen Oszillatoren bieten verschiedene Varianten der Grundschwingungsformen und den beliebten Super Saw. Unter den 450 PCM-Samples sind Synthesizer-Sounds, allerhand Digitales und eine Reihe von Naturinstrumenten, sodass man dem JD-XA theoretisch auch Orgeln, Gitarren und Gospelchöre entlocken kann. Dafür ist er aber eher nicht gemacht – ich sehe diese Samples eher als einen großen Fundus von Ausgangsmaterial für die kreative Klanggestaltung. Schon ein einzelner SuperNATURAL Synth Sound kann sehr fett klingen, bis zu vier solche Sounds lassen sich beim JD-XA übereinander legen und mit den analogen Klängen kombinieren.

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Digital Pad

Hybrid-Sounds

Die analogen und digitalen Komponenten lassen sich kombinieren, sodass man theoretisch ein Gebilde mit bis zu 20 Oszillatoren erschaffen kann – 8x analog und 12 digitale „Partials“. Über MIDI lassen sich die je vier analogen und digitalen Stränge zudem im achtfachen Multimode ansprechen und als acht separate Sounds spielen. Bei der Editierung bin ich aber immer wieder darüber gestolpert, dass man zwar die vier analogen Stimmen und auch die vier digitalen Parts gleichzeitig bearbeiten kann, nicht aber Kombinationen aus beiden Welten. Wegen der unterschiedlichen Struktur der analogen und digitalen Blöcke wäre das wohl kaum realisierbar gewesen, aber es bedeutet, dass man bei einem Hybrid-Sound aus analogen und digitalen Komponenten beispielsweise beim Drehen am Cutoff-Regler jeweils nur die analogen oder die digitalen Teile beeinflussen kann. Da kann man schon mal die Übersicht verlieren und im Hinblick auf eine Performance ist das auch nicht besonders praktisch. Möchte man zum Beispiel bei einem Hybrid-Sound den Filter-Cutoff beider Komponenten gleichzeitig im Zugriff haben, so muss man die entsprechende Modulation jeweils auf der Tone-Ebene programmieren und beispielsweise auf das Modulationsrad legen.

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Hybrid Chord Sequence Hybrid Pad

Sequencer

Der Pattern-Sequencer des JD-XA ist sehr leicht zu bedienen und eine schöne Zugabe. Anders als bei der Pattern-Maschine JD-Xi betrachte ich ihn hier jedoch nicht als ein Charakter stiftendes Element des Synthesizers. Wie beim kleinen Bruder wird pro Program ein Pattern gespeichert. Der Sequencer bietet 16 Spuren bzw. Parts, die zur Steuerung der internen Klangerzeugung oder externer Instrumente eingesetzt werden können (für jeden Part kann das separat eingestellt werden). Die Länge eines Patterns kann 1-4 Takte betragen, die Auflösung lässt sich auf 16tel, 32tel sowie Achtel- oder 16tel-Triolen einstellen. Zur Aufnahme gibt es einen Echtzeitmodus samt Metronom, in dem man auch Reglerbewegungen aufzeichnen kann, und einen Step-Modus, in dem man Steps durch Drücken von Tasten auf der Klaviatur und gleichzeitiges Drücken des gewünschten Step-Tasters eingibt. Das ist kinderleicht und macht eine Menge Spaß.

Vocoder

Der Vocoder entspricht dem des JD-Xi und lässt sich nur in einigen wenigen Parametern einstellen. Es gibt lediglich drei Hüllkurven-Settings (Sharp, Soft, Long) und ein Hochpassfilter, auf die einzelnen Bänder hat man keinen Zugriff. Das reicht für ein paar typische Effekte aus – wer jedoch einen voll ausgestatteten Vocoder benötigt, sollte sich woanders umsehen.

Bedienung

Wegen der vielen Bedienelemente und einer für mein Empfinden insgesamt gut durchdachten Oberfläche geht die Programmierung schnell von der Hand. Zwar sind diverse speziellere Einstellungen nur im Menü zu finden, aber durch eine geschickte Verzahnung von Hardware-Bedienelementen, Display und Menüs ist das gar nicht so schlimm. Beim Drehen an einem Regler werden nicht nur Parameter und Wert angezeigt, gleichzeitig ist damit auch das Menü an der entsprechenden Stelle geöffnet. Mit den Blätter-Tasten ist man dann sehr schnell bei weitergehenden Einstellungen, für die es kein eigenes Bedienelement gibt. So wird vermieden, dass man das Menü erst umständlich öffnen und dann lange nach dem entsprechenden Eintrag suchen muss. Beispiel: Wenn man etwa eine Hüllkurve justiert und einen der vier Fader bewegt, zeigt das Display dies an, zugleich muss man nur noch zwei bis drei Mal drücken, um zur Anschlagempfindlichkeit der Hüllkurve zu gelangen. Das finde ich sehr gut gelöst und es nimmt dem langen Einstellmenü ein wenig den Schrecken. Dennoch ist das Fehlen eines Datenrads bedauerlich.
Anders als der JD-Xi besitzt der JD-XA glücklicherweise einen „Catch“-Modus zum Abholen der Werte, sodass sich hörbare Sprünge beim Drehen vermeiden lassen. Bei insgesamt acht Parts, von denen vier aus je drei Partials bestehen, ist das auch unbedingt nötig.
Vor allem am Anfang kann die Auswahl bestimmter Parts zur Editierung etwas verwirrend sein. Man muss sich schon genau klar machen, auf welchen Parts bzw. welche Parts die Bedienelemente gerade wirken. Mit der Zeit hat man das aber drauf und der Blick und die Hand wandern automatisch nach links zur Auswahl der Parts. Alles in allem gefällt mir das Bedienkonzept gut. Einem so vielschichtigen Synthesizer ein Bedienfeld zu verpassen, mit dem man alles einigermaßen im Griff hat, ist eine hohe Kunst – und in diesem Fall ist es für mein Empfinden recht gut gelungen.  

Fazit

Der Roland JD-XA ist ein ausgesprochen flexibler und gut klingender Synthesizer – und der erste Synth von Roland seit langer Zeit, dessen Programmierung und Bedienung richtig Spaß macht. Er bietet vier analoge Stimmen, die deutlich komplexer aufgebaut sind als beim kleinen Bruder JD-Xi, und vier digitale Blöcke auf Basis der SuperNATURAL Synth Engine, mit denen die klanglichen Grenzen sehr weit gesteckt sind. Die Komponenten lassen sich auf vielfältige Weisen miteinander kombinieren. Hinzu kommen Features wie ein Mikrofoneingang, der sogar als Modulationsquelle genutzt werden kann, und ein Pattern Sequencer. Das alles ist über das mit zahlreichen Reglern ausgestattete Bedienfeld überraschend leicht zu bedienen und nach einer kurzen Einarbeitungszeit geht die Programmierung flott von der Hand. Angesichts der Möglichkeiten des JD-XA erscheint mir auch der Preis gerechtfertigt. Roland hat hier ein neues Synthesizer-Flaggschiff vorgestellt, das nicht nur sehr gut klingt, sondern vielleicht auch ein bisschen den Weg in eine hybride Zukunft weist.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr guter Sound (analog und digital)
  • klanglich enorm flexibel
  • gutes Bedienkonzept
  • leicht zu bedienender Pattern Sequencer
  • CV/Gate Outputs
  • Mikrofoneingang kann als Modulationsquelle genutzt werden
  • als Audiointerface verwendbar
  • geringes Gewicht
Contra
  • kein Datenrad (Werteeingabe in Menüs umständlich)
Artikelbild
Roland JD-XA Test
Für 1.299,00€ bei
Der Roland JD-XA ist ein ausgesprochen flexibler und gut klingender Synthesizer.
Der Roland JD-XA ist ein ausgesprochen flexibler und gut klingender Synthesizer.
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Holger sagt:

#1 - 22.07.2015 um 16:33 Uhr

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irgendwie klingt der zu digital ;)
Analoge Synth haben Seele das Ding ist okay, aber kein Ersatz für die Klassiker

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