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Wie schalte ich meinen Kopf auf der Bühne aus?

Alle die eine Band leiten, können ein Lied davon singen was diese Aufgabe alles mit sich bringt. Oft kommen die eigenen Belange und Bedürfnisse bei all der Arbeit um einen Auftritt herum zu kurz. Was sich dann auf der Bühne schrecklich rächen kann. Das Duracellhäschen ist müde und findet, vor lauter Überdrehtheit, den Ausschaltknopf für den Kopf nicht mehr. Musik, Performance und Spaß leiden. Die Qualität des Auftritts sinkt.


Foto: Warner Music, Nirvana 1990, Kurt Cobain im Flow
Foto: Warner Music, Nirvana 1990, Kurt Cobain im Flow

1. Stress

Zu viele Pinkelpausen, Stau auf der Autobahn, zu knappes Timing. Keine Zeit am Venue. Ankommen. Sofort aufbauen. Soundchecken. Fragen beantworten. Dinge regeln. Umziehen, schminken, essen, Fans und Freunde begrüßen und raus. Luftholen ist erst im ersten Song möglich. Aber anstatt entspannt loszulegen, fragst du dich wer du bist? Was du hier eigentlich machst? Ob das gut ist was du da machst? Und stellst fest, dass du lieber zu Hause auf deinem Sofa sitzen würdest.


Lösung:

Die drei wichtigsten Bausteine eines guten Auftritts sind Zeit, Ruhe und Entspannung. Ich wiederhole das noch mal: Zeit, Ruhe und Entspannung. Da wir uns aber nicht in einem Zen-Kloster sondern im Club oder auf einem Festival befinden, müssen wir uns sehr genau überlegen, wie wir diese drei Elemente in den Konzertablauf integrieren können.

– Früh genug losfahren. Fahr lieber eine Stunde früher los. Die macht den Kohl auch nicht fett. Kalkulier in deine Zeitplanung Verkehrsstress, Raststätten, mögliche Verfahrer und einfach 20 Minuten extra mit ein.


– Früh genug am Venue sein. So hast du nach der Ankunft genügend Zeit, dich vor Ort zu akklimatisieren. Kannst checken wo alles ist, erst mal einen Kaffee mit den Leuten trinken oder über das Gelände stromern.


– Genug Zeit für den Soundcheck. Wenn du die Soundcheckzeit beeinflussen kannst, plane lieber etwas mehr Zeit ein, damit ihr in Ruhe alles nötige durchgehen könnt. Plane auch die Bedürfnisse der FOH-Leute mit ein. Wie ein guter Soundcheck abläuft, findest du hier

– Genug Zeit zwischen Soundcheck und Show. Damit Du Dich in Ruhe für die Show fertig machen und noch etwas essen kannst.


– „Ruheort“ suchen. Such Dir, direkt wenn du am Venue angekommen bist einen ruhigen Ort an den du dich im Notfall vor der Show zurückziehen kannst. 


– Ruhe für die letzten 5 Minuten vor der Show. Damit du dich nur noch auf dich, die Show und die Band konzentrieren kannst. 


2. Zeitmangel

Was machen wir wenn wir keine Zeit haben uns ruhig und entspannt auf den Auftritt vorzubereiten? Falsch ist, alles wie gehabt, aber nur sehr viel schneller, durchzuziehen. Richtig wäre es sich einen Plan B für solche Situationen bereit zu legen.


Lösung:

– Den Stress analysieren. Was stresst dich genau? Zum Beispiel zusätzlich beim Soundcheck noch die Gitarre, die du nur für zwei Songs spielst, aufzubauen. Kann das jemand anderes aus der Band übernehmen? Kann es ausfallen?

– Gimmicks weglassen. Siehe die eben erwähnte Gitarre. Oder die zusätzlichen Projektionen an der Bühnenhinterwand, oder das spezielle Outfit. Spiel im Notfall lieber eine reduzierte Show, bei der du auf den Kern deiner Performance fokussiert bist, als der opulenten Variante hinterher zu hecheln.



– Nicht mit Essen gehen . Lass dir wenn möglich von der Band etwas mitbringen. Für Notfälle solltest du immer eine Notration aus Fruchtriegeln oder Powerbars in der Tasche haben.


3. Zu lange To Do Listen


Die Setlisten müssen noch geschrieben, die Getränke verteilt, über die genaue Auftrittszeit und Gästeliste gesprochen werden. Das Merch muss an den Start gebracht, auf Facebook ein letzter Post gemacht werden. Welche Stücke fallen weg falls das Programm zu lang oder die Zugaben zu viele werden? Genug zu tun gibt es immer. Aber diese Sachen musst du nicht allein abarbeiten.

Lösung:


– Aufgaben verteilen. Eine Band ist wie eine Firma. Jeder Musiker bekommt am Auftrittstag seinen Part außerhalb der Musik, damit der Auftritt gelingt. Überlegt zusammen, wer welche Aufgaben übernimmt. Der Bassist ist immer am schnellsten mit dem Soundcheck fertig? Dann kann er ja die Getränke verteilen. Die Drummerin hat ein Homestudio? Dann kann sie ja die Ansprechpartnerin für den Soundcheck sein. Der Gitarrist kümmert sich um das Merch und die Keyboarderin übernimmt Facebook und Co.



Setlisten vorher fertigmachen. Immer. Auf der Probe vorher. Vielleicht macht einer aus der Band schon einen Vorschlag der dann nur noch abgeändert oder ergänzt werden muss. In diesem Zuge können auch die Songs bestimmt werden, die im Notfall rausfallen.



– Crew mitnehmen. Das ist die Lösung Deluxe, auf die es sich hinzuarbeiten lohnt. Die erste Person die außerhalb der Band mitreist, ist meistens ein Soundmann oder eine Soundfrau. Dieser Person könnt ihr anbieten einen Fünfziger auf die Gage draufzulegen wenn er oder sie die Tourleitung übernimmt und der Band und vor allem dir den Rücken freihält.


4. Sich für die Bühne nicht richtig fertigmachen



Umziehen, eventuell schminken, einsingen oder -spielen sind Teil des Verwandlungsrituals zur Bühnenpersönlichkeit, und stimmen dich auf den bevorstehenden Auftritt ein. Beachte, dass dieser Posten komplex ist. Sonst stolperst du am Ende in den falschen Sachen oder noch halb als Privatperson auf die Bühne. Die Stimme ist nicht warm, der Körper nicht geschmeidig. Die Schuhe falsch.



Lösung:



– Make Up zu Hause oder im Hotel machen. Du kommst fertig geschminkt am Venue an, sodass du vor dem Auftritt nur noch mal kurz drüber gehen musst.

- Warm Up. Dehnübungen, Einspielen und Einsingen machst du, bevor du zum Veranstaltungsort aufbrichst. So bist du beim Soundcheck geschützt und hast Zeit gespart.



- Mehrere Outfits und Schuhe mitnehmen. Nimm als Frontperson immer mindestens drei verschiedene Bühnengarderoben und Schuhe mit. Kannst du morgens wirklich schon wissen, was abends zum Ort und deiner Stimmung passen wird? Zieh nur Schuhe an, in denen du dich (auch über längere Zeit hinweg) wirklich wohl fühlst und gut bewegen kannst!



Bei Sängerinnen: Müssen es hohe Schuhesein, damit du den größtmöglichen Effekt bei deinem Schritt ins Rampenlicht erreichst, so hilft vielleicht ein Trick einer befreundeten Sängerin: Sie tritt mit extravaganten blauen Schuhen, die auch das Cover ihrer CD schmücken, auf. Setzt sich an ihr Klavier, zieht die Schuhe aus, stellt sie sichtbar daneben. Sie spielt ihre Show und am Ende zieht sie die Schuhe wieder an und geht genau so großartig wie sie gekommen ist.

5. Performance-Unsicherheiten



Jede Ansage misslingt und jede Bewegung sieht schlecht aus wenn die Selbstsicherheit weg ist. Besonders rächen sich Dinge, die sowieso nicht wirklich funktionieren.



Lösung:



– Vergiss Spontanität. Bis du wieder in der Spur läufst. Erarbeite dir eine Art Bewegungs – und Ansagenbaukasten. Übe Posen die cool aussehen vor dem Spiegel. Lege dir Ansagen zu den Songs in einzelnen Satzbausteinen zurecht. Hole dir Profis zur Hilfe, mit denen du an deiner Bühnenshow arbeitest. Auf diese Dinge kannst du dann bewusst zurückgreifen, wenn nichts anderes mehr geht.



- Bleib bei dem Performance Level bei dem du dich wohlfühlst. Check deinen Kopf und die Erwartungen der anderen an deine Performance. Renn nicht wie Mick Jagger über die Bühne wenn du dich eigentlich wie Adele fühlst und ruhig stehen bleiben willst. Dann müssen andere Faktoren die Spannung erzeugen. Der Bläsersatz performt wild. Das Licht ist schön gesetzt. Projektionen unterstreichen die Musik.



- Schuhe aus. Wenn die hohen Schuhe stören: Weg damit! Nicht durchhalten. Lieber barfuß abhotten als nur cool aussehen.


6. Fehler



Wir alle machen Fehler auf der Bühne. Wenn wir gut drauf sind, kratzt uns das nicht. Wenn wir nicht gut drauf sind, geht das Gedankenkarussel los und wir können in eine Spirale der Verunsicherung kommen.



Lösung:



- Sei dein eigener Feldmarschall. Verbiete dir in der Bühnensituation störende Gedanken! Sprich mit dir und rufe dich zur Räson. Das hier ist nicht der Ort und der Moment zu reflektieren und kritisieren. Nach dem Auftritt kannst du ein Fazit ziehen. Während des Auftritts hast du keine Zeit dazu.



-Akzeptiere alle Gefühle. Es gibt keine schlechten oder falschen Gefühle auf der Bühne. Jedes Gefühl ist richtig. Und je stärker es ist, desto besser kann es in Musik umgesetzt werden. Das hört sich absurd an funktioniert aber großartig.



7. Kontaktverlust 



Das Publikum macht nicht mit. Die Stimmung ist mau. Wir geben alles und versuchen die Leute auf unsere Seite zu ziehen, aber es funktioniert nicht



Lösung:



– Konzentriere Dich auf dich und deine Band. Du kannst das Publikum nicht zwingen. Aber du kannst Spaß mit dir und Deinen Mitmusikern und Mitmusikerinnen haben. Akzeptiere die Haltung des Publikums und verliere nicht den Kontakt auf der Bühne. Wenn ihr geschlossen rüberkommt macht ihr bessere Musik. Und das zieht Menschen an. 

Hab ich was vergessen? Habt ihr noch mehr Punkte, die für diese Liste wichtig sind?
Postet sie in die Kommentare. Ich würde mich freuen.



Ein Hoch auf alle Bandleader und Bandleaderinnen! Haltet durch ihr positiv Wahnsinnigen.
Gute Kopf-Aus Besserung wünscht euch,



Catharina


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Foto: Warner Music, Nirvana 1990, Kurt Cobain im Flow

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