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Stanton DJC.4 Test

Warum den Stanton DJ Controller? So langsam werden die Tage kürzer, die Nächte länger. Es beginnt die Jahreshälfte, wo man weniger Zeit im Biergarten und längere Nächte im Club verbringt. Eine gute Gelegenheit also auch für alle DJs, ihr leichtes Sommer-Setup gegen einen ordentlichen Indoor-Controller zu tauschen. Aber Moment – hat man sich nicht gerade an den rückenfreundlichen Transport seines iPads oder seiner Mini-Doppeldecker-Konsole gewöhnt?

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DJ-Controller sind nach wie vor die Quadratur des Kreises: Einerseits sollen sie im Rucksack bescheiden sein, andererseits möglichst großspurig die virtuellen Bedienelemente der bevorzugten DJ-Software in die Realwelt überführen. Und wo am Bildschirm in der Regel mindestens 1024 mal 768 Pixel zur Verfügung stehen, möchte man im echten Leben mit einer möglichst kleinen Stellfläche auskommen. Der Stanton DJC.4 tritt an, beides zu liefern: volle Kontrolle über vier Decks auf dem Flächenbedarf einer DIN-A3-Seite.

Details

Stantons DJC.4 ist ein USB-bestromter zweikanaliger Dual-Stereo MIDI-Controller mit integrierter Soundkarte, zwei berührungsempfindlichen 10-Zentimeter-Jogwheels, zwei 45 Millimeter langen Linefadern und einem austauschbaren Crossfader. Ferner verfügt er über ein umfangreiches Arsenal an Bedienelementen zur Navigation, Loop-, Effekt- und Sample-Steuerung sowie einen Dreiband-Equalizer nebst Tastern und Fadern (14-Bit-Auflösung) zur Pitch-, Transport- und Cue-Steuerung. Mitgeliefert wird eine auf vier Decks ausgelegte LE-Version der beliebten DVS-Software VirtualDJ von Atomix. 
Auspacken
Aus der angenehm unspektakulär bedruckten Verpackung (keine bunten Bilder von Fake-Deejays oder -Janes bei der Arbeit, sondern lediglich die technischen Daten und Werbetexte) entnehme ich den Controller selbst, eine CD mit Treibern und der Software Virtual DJ nebst Seriennummer sowie das mit einem Meter ziemlich kurz geratene USB-Kabel. 

Fotostrecke: 2 Bilder Es geht auch sachlich. Die Verpackung des DJC.4

Auf die Beilage einer gedruckte Bedienungsanleitung hat man bei Stanton – mutmaßlicherweise aus Kostengründen – verzichtet. Wer etwas Gedrucktes zum Einschlafen mit ins Bett nehmen will, muss wohl oder übel das auf der CD befindliche, englischsprachige PDF durch den Drucker jagen oder es sich auf den Mobilrechner seiner Wahl schieben. Lobenswert darin: die vollständige MIDI-Kommando-Liste inklusive LED-Rückgabewerte. Wer hingegen Informationen in deutscher Sprache sucht, findet auf der Hersteller-Website leicht gekürzte, mehrsprachige Bedienungsanleitungen. Für die ersten Schritte dürfte aber schon die mitgelieferte Mapping-Karte im DIN-A3-Format ausreichend sein. 

Ein Quickstart-Chart
Ein Quickstart-Chart

Apropos DIN-A3: Der Controller entspricht mit seinen Ausmaßen fast genau dem altgedienten Industriemaß – allerdings nur fast, denn mit seinen 41 Zentimetern in der Breite, 29,7 in der Tiefe und 6,5 Zentimetern bis zum höchsten Bedienelement (bis zur Faceplate sind es lediglich 4,5 Zentimeter) ist der Stanton sogar noch einen Zentimeter schlanker. Die Oberfläche aus Metall dürfte dann wohl auch mit einer der Hauptgründe für das – trotz einer Gehäusewanne aus Kunststoff – recht stattliche Kampfgewicht von 2,9 Kilo sein. 
Die flüchtige haptische und visuelle Ersterkundung liefert ein vielversprechendes Bild: Saubere Beschriftungen, keine Grate oder überstehenden Schrauben, keine wackeligen Bauteile, nix klappert beim Schütteln, alle Regler und Taster geben ein gutes taktiles Feedback. Das könnte ein Test werden, der Spaß macht. Besonders die seitlichen Griffmulden gefallen auf Anhieb, denn nicht selten muss man seinen Controller bei Partys in die Lücke zwischen den Kollegen, die bereits aufgebaut haben, millimetergenau „ein- und wieder ausparken“ – schön, wenn da die Fingerkuppen etwas zum Untergreifen haben.

Fotostrecke: 2 Bilder Praktische beidseitige Mulden zum Untergreifen

Aufbau
Vierdeck-Controller hin oder her: Blickt man auf den DJC.4 hat man nicht mehr oder weniger als eine opulent bestückte Dual-Deck Steuereinheit vor sich, deren einziger Zugang zum Thema Quad-Antrieb lediglich durch einen Deck-Select-Taster auf jeder Seite ermöglicht wird. Also setzen wir an dieser Stelle das „Vierdeck“ in ganz dicke Klammern. Grundsätzlich zwar möglich, hat sich das Umschalten zwischen zwei Layouts in der Praxis als wenig übersichtlich und entsprechend fehleranfällig herausgestellt. Und seien wir ehrlich: Jene DJs, die wirklich konstant mit vier Decks operieren, gehören ganz klar zur Gattung der Performer und die absolvieren in der Regel kompakte, intensive Auftritte von einer Dreiviertelstunde und werden sich dann auch eine Konsole vom Schlage eines NI S4 oder Pioneer DDJ-T1 ankarren lassen, die zumindest mit separaten Kanal-Fadern für jedes Deck aufwartet. Die Musikdienstleister hingegen, die für eine kontinuierliche Abendbeschallung von mehreren Stunden bis in den Morgen hinein sorgen, bescheiden sich dagegen eher mit zwei virtuellen Laufwerken. Unter anderem, weil die Konzentration gar nicht reicht, um abendfüllend mit drei und mehr Tracks simultan zu hantieren, aber auch, weil es in der Regel musikalisch gar nicht erforderlich ist. Und falls es einem dann doch einmal zwingend unter den Nägeln brennen sollte, einen Klassiker von Donna Summer mit diesem treibenden Breakbeat auf der alten Moving-Shadow-Scheibe und einem brandaktuellen Track aus der OWSLA-Dubstep-Küche zu mischen (Nachahmung auf eigene Gefahr) – machbar ist das mit dem DJC.4 in jedem Fall.

Der Deck Select-Taster ist der einzige Hinweis auf den Vierdeck-Betrieb
Der Deck Select-Taster ist der einzige Hinweis auf den Vierdeck-Betrieb

Aber auch so empfängt mich der Controller bereits mit einem ziemlich dicht besiedelten Bedienfeld, dessen Funktionsumfang durch Shift-Doppelung noch mal geheckspoilert wird. Nicht weniger als 64 Funktionstaster, 18 Potenziometer und fünf Fader warten auf ihren Einsatz. Auf den spiegelsymmetrisch identisch ausgelegten Schenkeln residieren die Jogwheels, die sich geräuschlos, leichtgängig und ohne Spiel in ihren Achsen drehen und deren Ränder mit einer griffigen Riffelung armiert sind, die bei mir aus irgendeinem unerfindlichen Grund die Assoziation mit Motocross hervorruft. Mittels zweier Potenziometer auf der Stirnseite lässt sich für beide Decks jeweils der Punkt justieren, ab dem sie glauben angefasst zu werden.

Aus irgendeinem Grund muss ich hier an Motocross denken
Aus irgendeinem Grund muss ich hier an Motocross denken

Unter den Jogwheels leben Tap-, Cue- und Play/Pause-Taster, die aus einer griffigen Kunststoffmischung gefertigt sind und ihren Betriebszustand hintergrundbeleuchtet mitteilen. Dazwischen sitzen die beiden Linefader samt zehnsegmentiger Kanalpegel-Anzeige und der Überblendregler. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die drei von der Transport-Sektion

Im hohen Norden startet der Controller mit der Loop- und Effektsteuerung. Hier stehen neben zwei Rotary-Push-Encodern und zwei Tastern (Loop-Länge /2, *2) vier Buttons zur Effektsteuerung bereit. Weiter südlich folgen drei Viererketten mit Triggern für Loops, Hotcues und Samples. 

Taster für Loop-, Hotcue- und Sample-Trigger in Viererkette
Die rechte Deckhälfte im Überblick

Die Tastenköpfe sind hier im Gegensatz zur Transportabteilung aus glattem Kunststoff gefertigt. Was zur Folge hat, dass der Schaltvorgang des darunterliegenden Mikroswitch etwas direkter an die Finger übertragen wird, als bei den gummierten Vertretern (was mir persönlich besser gefällt). Im Übrigen sind alle Taster hintergrundbeleuchtet und geben in sanftem Rot und Orange Auskunft über ihren Betriebszustand. Links neben der Matrix (auf der rechten Deckseite spiegelbildlich dann rechts) hat es sich der mittengerasterte Pitchfader zusammen mit seinen Pitch-Bend-Kumpels (+/-) gemütlich gemacht. 

Pitchfader und Pitch-Bend-Taster
Pitchfader und Pitch-Bend-Taster

Der Tastenblock findet seinen Abschluss nach unten in Form eines Key-Lock-Tasters (Shift-Funktion: Beat-Lock) sowie dem bereits genannten Deck-Select-Schalter (A/C, B/D), dessen aktueller Status über zwei LEDs signalisiert wird. Ebenfalls mit an Bord: der zeitgemäße Sync-Taster (Shift-Funktion: Reverse) zusammen mit einem Aktivator für den Scratch/Bend-Modus (Shift-Funktion: Smart). 

Die rechte Deckhälfte im Überblick
Die rechte Deckhälfte im Überblick

Im Zentrum des DJC.4 sitzt – für die meisten Leser wohl nicht überraschend – die farblich durch ein lichtes grau abgesetzte Klangregelung zusammen mit der Navigation. Diese Zone beginnt in der Titelzeile mit zwei Lämpchen, die Auskunft über die Aktivität des Aux- und Mikrofon-Input geben. Darunter folgen ein Master- und ein Sampler-Volume-Poti sowie der typische, gerasterte Rotary-Encoder mit Push-Funktionalität zur Navigation im Dateisystem. Mit den beiden sich anschließenden Tastern werden die selektierten Stücke in eines der vier Decks (A/B, über Shift: C/D) geladen. Über die Funktion des folgenden Rotary-Push-Encoders, der mit Select und Action beschriftet ist, schweigt sich das Handbuch im Fall von Virtual DJ leider aus – im direkten Test konnte ich auch keine zugewiesene Funktionalität feststellen, aber egal: Lieber ein Bedienelement zu viel (was sich nachträglich noch zuweisen lässt) als eins zu wenig. 

Die zentrale Klangregelungs- und Navigationssektion
Die zentrale Klangregelungs- und Navigationssektion

Die Klangregelung selbst beginnt mit einem Gain-Poti, dem die drei Bänder High, Mid und Low folgen. Die dafür vorgesehenen Drehregler sind mit Mittenrasterung und einer Push-Funktion ausgestattet, welche naheliegenderweise das jeweilige Band killt. Mid- und Bass-Poti ermöglichen zusätzlich über die Shift-Funktion den Zugang zum Key-Transpose und zur Filtersteuerung. Den Abschluss nach unten bilden Cue-Taster.
Anschlüsse
Etwas verschämt in der linken Ecke der Vorderseite des DJC.4 wurde der Klinken-Mikrofoneingang montiert. Ihm folgen in leicht zersiedelt wirkendem Abstand ein Input-Trim und ein On/Off-Switch. An der Mittelachse gespiegelt sitzen die beiden, leicht versenkt installierten Touch-Sensitivity-Potis. Bereits im rechten Abschnitt positioniert folgen ein Drehregler für das Crossfader-Blendverhalten (hart/weich) und die Monitoring-Sektion. Neben der Kopfhörer-Lautstärke selbst lässt sich hier auch das Mischverhältnis zwischen Cue- und Summen-Signal bestimmen. Der Kopfhörerausgang daneben ist sowohl als Standard wie auch als Mini-Klinken-Buchse ausgeführt. Sehr gut.

Die Vorderseite des DJC.4
Die Vorderseite des DJC.4

Wenden wir uns den rückseitigen Konnektivitäts-Optionen zu. Von links nach rechts finden sich hier ein: eine Zugentlastung, eine Buchse für ein optionales Netzteil (falls die Bus-Spannung des angeschlossenen Rechenknechtes nicht ausreichend sein sollte, was in unserem Test nicht der Fall war), ein Power-Taster und die unvermeidliche USB-Buchse. Das Summensignal findet seinen Weg zur PA wahlweise über eine symmetrische Stereo-Klinken-Buchse oder über zwei unsymmetrische Stereo-Cinch-Buchsen. Der rechte Abschnitt ist den Audioeingängen vorbehalten: Hier finden sich zwei Stereo-Cinch-Wege, die wahlweise mit Phono- oder Line-Eingangsverstärkung agieren und mit einem kleinen Switch zwischen PC- und Thru-Modus umgeschaltet werden können. Dazu gibt´s eine Erdungsrändelschraube für die Massekabel der Plattenspieler. Eine zusätzliche Stereo-Buchse (Mini-Klinke) ist mit Aux-Input beschriftet und kann über ein Gain-Poti reguliert werden – ideal, um einen MP3-Player zu installieren. 

Die Rückseite des Controllers
Die Rückseite des Controllers

Um es aber noch einmal deutlich zu machen: der DJC.4 ist KEIN Standalone-Mischer. Schaltet man die Eingänge auf „Thru“, wird das Signal an der Klang- und Lautstärkeregelung vorbei auf den Main-Out gelegt. Erst durch eine empfangsbereite Audiosoftware, die das Einbinden externer Quellen unterstützt, lassen sich die Eingänge dann zum Mischen nutzen. Das mitgelieferte Virtual DJ LE unterstützt externe Inputs leider nicht. Das ebenfalls zum Test herangezogenen Traktor hingegen schon und nach der Aktivierung in den Voreinstellungen ließ sich problemlos mit diversen Quellen mischen. Überhaupt kann der DJC.4 im Zusammenspiel mit der Berliner Software (wie wir im Praxisteil noch sehen werden) viele seiner Qualitäten besser ausspielen, als mit dem beschnittenen Counterpart aus dem Hause Atomix.

Die Audioeingänge sind in Traktor als ‚Live-Deck’ aktivierbar
Die Audioeingänge sind in Traktor als ‚Live-Deck’ aktivierbar

Stanton haben ihren Controller mit einer LE-Version der beliebten DJ-Software Virtual DJ in der siebten Generation gebündelt. Grundsätzlich keine schlechte Wahl, denn das Programm hält unter anderem mit vier Decks, umfassender Klangregelungs-, Effekt- und Sampler-Sektion, der Option Videomaterial zu mischen und einer integrierten Scriptsprache ein mehr als gutes Rüstzeug bereit, um einen erfolgreichen multimedialen Mixing-Feldzug zu starten. Da es den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, auf alle Funktionen von Virtual DJ einzugehen, verweise ich an dieser Stelle auf die vollständige Expertise meines geschätzten Bonedo-Kollegen Peter Westermeier, dessen präzise Zielausleuchtung von Virtual DJ 6 ihr in diesem Test lesen könnt.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Layout des Stanton-Skins im Vergleich …

Die beiliegende Siebener-LE wurde im Vergleich zur Pro-Version – soweit ich das als eingefleischter Traktorfahrer beurteilen kann – formal nicht sonderlich abgespeckt. Unter der Haube muss man sich dann aber doch mit einer, im Vergleich zur Vollversion diätischen Feature-Liste begnügen. Unter anderem ist das eine auf sieben Vertreter zurechtgestutzte Effektauswahl und auf das Wave-Format beschränktes Recording. Nicht zuletzt wurden alle Reiter bis auf das Audio-Setup deaktiviert. Das hat zur Folge, dass die wirklich mächtigen Funktionen wie Skin-Umschaltung oder das Modifizieren von Controller-Mappings verschlossen bleiben. Positiv ist zu vermerken, dass das Layout dank Skinning weitgehend dem der Bedieneinheit angenähert wurde. Wandert der Blick vom Gerät zum Bildschirm, hilft dies bei der Orientierung natürlich sehr (ob es auch sinnvoll ist, lest ihr im Praxisteil). 

Fotostrecke: 2 Bilder Die LE-Version kann nicht ansatzweise mit den Konfigurationsmöglichkeiten …

Unter Advanced Options lauert dann auch nicht ganz grundlos die Möglichkeit, für 217 Euro auf die Vollversion umzusteigen. Im Vergleich mit den 79 Tacken, die man für die Vollversion von Traktor Pro 2 zu entrichten hat (das meiner Meinung nach derzeit bessere Programm), möchte ich das als eher sportlich bepreiste Offerte bezeichnen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Wer mehr Features will …

Allerdings muss man auch sagen, dass sich Virtual DJ in vielen Bereichen etwas flexibler und offener als Traktor gibt und entsprechende Spezial-Kniffe beherrscht, die Traktor konzeptbedingt noch verschlossen sind (und wohl auch bleiben werden). Zum Beispiel die Video-Mixing-Maschinerie, das Einbinden von VST-Plugins oder auch die flexible Scriptsprache.

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Praxis

Genug der einleitendenden Worte – an die Arbeit. Die Installation von Virtual DJ verläuft problemlos und die im Vergleich zu Traktor wesentlich schlankere Ausführungsdatei findet in wenigen Minuten ihren Weg auf die Festplatte. 

Fotostrecke: 6 Bilder Los geht’s

Nach dem Programmstart präsentiert sich VDJ in einem Stanton-gebrandeten und auf die Benutzung mit dem DJC.4 ausgelegten Vierdeck-Layout. Im Gegensatz zur Pro-Version ist in der LE-Variante die Screen-Auflösung fest eingestellt. Entsprechend werden Netbook-User hier schnell an ihre Bildschirmgrenzen stoßen. Aber auch mit den 1600 x 900 Pixeln meines Testrechners wirkt die Textdarstellung an manchen Stellen (Effekt- und EQ-Sektion) nicht unbedingt wohlproportioniert. Gut, letztlich soll die Arbeit ja am Controller gemacht werden und nicht am Bildschirm – kein Minuspunkt dafür. 

Fotostrecke: 3 Bilder Der fest vorgegebene Stanton-Skin

Als ich die Audio-Konfigurationsseite aufrufe merke ich, dass ich ja bislang noch gar keine ASIO-Treiber installiert habe. Denn direkt nach dem Einstöpseln wird der DJC.4 ohne Beanstandung durch das gastgebende Betriebssystem als HID-Interface erkannt und auch die Quickstart-Anleitung schenkt diesem Umstand keine Zeile – für absolute Neueinsteiger könnte dies schon eine frustrierende Startschwierigkeit sein. Also, noch einmal ein Blick auf die Beipack-CD geworfen und dort finden sich in der Tat die benötigten ASIO-Treiber. 

Fotostrecke: 5 Bilder Moment mal, hier stimmt was nicht

Dass während der Installation der Name Ploytec zu sehen ist, lässt auf eine gute Audio-Performance hoffen, denn die kleine Treiberschmiede aus Süddeutschland hat bislang noch jeden USB-Audiochipsatz erfolgreich zur zügigen Klangausgabe motivieren können. Und in der Tat: Nach erfolgter Installation und erneutem Aufrufen der Konfigurationsseite darf ich mit dem schnellen ASIO-Standard arbeiten. Die Ausgabe-Latenz ließ sich auf meinem Testsystem ohne “Buffer Underruns” auf fünf Millisekunden drücken. Nicht so ganz zeitgemäß hingegen scheint die fest vorgegebene Wortbreite von 16 Bit – 24 Bit sind heutzutage sicherlich kein Luxus mehr. Größte Vorsicht sollte man beim Laden von Stücken walten lassen, falls man doch die eine oder andere 24-Bit-Datei in der Library hat, denn VDJ7 lädt diese ohne Fehlermeldung, gibt aber dann beim Abspielen einen ohrenbetäubenden Null-dB-Bitkrach von sich.

Leider erfolgt die Audioausgabe nur in 16 Bit
Leider erfolgt die Audioausgabe nur in 16 Bit

Nach erfolgter Verbindung zur Studio-PA und dem Beladen der Decks mit Audiomaterial gebe ich Vollschub auf dem Master-Out. Dessen Schallausstoß gibt sich im Vergleich zu Artgenossen etwas bescheiden, obwohl ihm die technischen Daten mehr als +6dBV (2V) bescheinigen. Zugutehalten muss ich ihm dabei, dass er nicht nur die Ausgangsverstärkung, sondern auch die komplette Tastaturbeleuchtung mit dem betreiben muss, was ihm der gastgebende Rechner als Spannungsreserven via USB bereitstellt, so man ihm denn kein externes Netzteil spendiert. Kein Punktabzug dafür, denn zur weiteren Verstärkung am Pult oder an der Saal-PA reicht es in jedem Fall.

Wenn alle Decks laufen hat auch der DJ alle Hände voll zu tun
Wenn alle Decks laufen hat auch der DJ alle Hände voll zu tun

Für mich als Neuling im Bereich Virtual DJ gestaltet sich die Arbeit mit der Software auf Anhieb weitgehend unproblematisch und zielführend: Tracks in die Decks laden, klangregeln, pitchen und mischen geht problemlos von der Hand. Erst beim Thema Effekte komme ich ernsthaft ins Stolpern. Eine Viertelstunde brauchte es, zu ergründen, was das Prinzip des Effektroutings ist. Bis ich endlich verstand, dass ich es hier im Grunde mit drei Slots zu tun habe, wobei in jedem davon theoretisch alle Effekte aktiviert sein können. Man kann also einen Effekt einschalten und dann zum nächsten scrollen und der vorherige läuft munter weiter – wohlgemerkt im Hintergrund, denn visuell ist das an keiner Stelle ersichtlich. Im schlimmsten Fall muss man, um einen einmal angeschalteten Klangverbieger wieder zum Schweigen zu bringen, alle Effekte durchscrollen. Auch das Durchschalten der drei Effekt-Slots über Drücken des FX-Select-Encoders halte ich für eher unhandlich. Vielleicht sind meine neuronalen Verknüpfungen schon so in Richtung Traktor geschaltet, dass mir hier die geistige Flexibilität fehlt – oder es ist am Ende einfach wirklicher krude. Das ist übrigens auch der Eindruck, den ich vom Layout der Effektsektion habe: Dass die beiden FX-Select-Encoder jeweils außen sitzen, macht vor dem Hintergrund eines spiegelsymmetrischen Aufbaus noch Sinn, entsprechend sind dann aber die folgenden Bedienelemente linksbündig eingeschoben, was der Orientierung ungefähr so zuträglich ist, wie ein Navigationsgerät an der Heckschiebe zu befestigen, um es im Rückspiegel sehen zu können. Ein echter Minuspunkt. Auch warum das für die Lautstärke der Sampler-Sektionen vorgesehene Poti nur auf die linke Hälfte dieser Sektion wirkt, blieb mir ein Rätsel. Ein Software- oder Mapping-Bug?

Was denn nun? Spiegelsymmetrisch oder Linksbündig – der Stanton kann sich nicht entscheiden
Was denn nun? Spiegelsymmetrisch oder Linksbündig – der Stanton kann sich nicht entscheiden
Audio Samples
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Beat-Grid Brake Echo Flanger Flipping-Double Over-Loop Die EQ-Sektion im Schnelldurchlauf: pro Band erst voller Gain, dann Cut, am Ende Band-Kill

Falls man den Sprung zur Pro-Version wagen sollte, kommt noch eine weitere Orientierungshürde dazu. Ich zitiere dazu meinen bonedo-Kollegen Peter Westermeier, der in seinem zuvor erwähnten Testbericht die „skinabhängige Featurenutzung“ kritisiert. Tatsächlich kann es einen völlig kirre machen, wenn von Layout zu Layout Funktionen verschwinden, dazu kommen oder grundsätzlich an anderer Stelle zu finden sind. Am unangenehmsten stieß mir das bei der Fader-Positionierung auf, als ich testweise zur Pro-Version wechselte und dort zwischen verschiedenen Layouts umschaltete: Sind im Stanton-Layout die vier Linefader von innen nach außen angeordnet (C-A-B-D), reihen sie sich im VDJ-Standard-Layout von links nach rechts auf (A-B-C-D). Zugegeben, hat man sich einmal für ein Layout entscheiden, wechselt man es naturgemäß nicht mehr häufig – schön ist es dennoch nicht.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Reihenfolge der Fader ist im Standard-Layout anders …

Aber genug gekrittelt. Vieles in VDJ ist hervorragend gelöst. Und die Tatsache, dass es so beliebt ist, untermauert diese Feststellung. Als Beispiele wäre hier die vorbildliche Tonhöhenerkennung zu nennen, die direkt in die Deck-Anzeige integriert ist und das tonal stimmige Mixing effektiv unterstützen kann (mal abgesehen vom Gehör des DJs). Auch gefallen die übersichtliche Beat-Visualisierung direkt unterhalb der Wellenformdarstellung und die Möglichkeit, Effekte in einem Beat-Grid zu parametrisieren.

Effektsteuerung im Beat-Grid
Effektsteuerung im Beat-Grid

Da zum Zeitpunkt dieses Tests bereits eine Traktor-Mapping-Datei (.tsi) auf der Stanton-Seite verfügbar war, habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, den DJC.4 auch im Zusammenspiel mit Natives Audioschleuder testzufliegen. Das Template ist auf die Benutzung mit vier Player-Decks oder zwei Playern plus zwei Remix-Decks hin optimiert und arbeitet auf Anhieb weitgehend problemlos mit Stantons Kommandozentrale zusammen. In Traktor bekommt auch der zentrale Select/Action-Knopf Arbeit, denn seine Aufgabe ist es, die Steuerung von Loop-Länge und Record/Play des Loop-Recorders zu übernehmen. Sehr gut. 

Das Zusammenspiel mit Traktor funktioniert weitgehend reibungslos
Das Zusammenspiel mit Traktor funktioniert weitgehend reibungslos

In zwei Punkten ist das Template allerdings noch verbesserungsfähig: So funktionierte der FX-On/Off-Taster beidseitig noch nicht und auch die Sample-Steuerung sollte überarbeitet werden. Aktuell muss ich, um Audioschnipsel abzufeuern, jeweils den Deck-Umschalter betätigen, was sich in der Praxis als mühselig erweist. Ansonsten macht mir der DJC.4 im Zusammenspiel mit Traktor mächtig Spaß. Besonders die Jogwheels können hier gefallen: gefühlt und gehört ist das Ansprechverhalten und die Bewegungsumsetzung hier noch eine Klasse besser als im Verbund mit VDJ. Aber auch in Details wie etwa der umfassenden Hintergrundbeleuchtung – gerade bei so vermeintlichen Kleinigkeiten wie den Kill-LEDs neben den EQ-Potis – kommen die professionellen Qualitäten des Stanton-Controllers zum Vorschein. 

Fotostrecke: 2 Bilder Kill, Kill, Kill – die flankierenden LEDs geben ein eindeutiges visuelles Feedback

Für das Auge unsichtbar, aber für die sensiblen Hände des Testers spürbar: die angenehme Haptik aller Bedienelemente. Und zwar so, dass sie genau dem entsprechen, was man sich in der betreffenden Sektion wünscht (was natürlich auch ein Stück weit Geschmackssache ist). So bewegt sich der Crossfader wesentlich leichtgängiger als die Linefader, EQ- und Effekt-Potis liefern mit ihrer Riffelung einen ordentlichen Grip, Encoder rastern eindeutig aber nicht schwergängig durch die Parameterstellungen und die Taster geben einen deutlich spürbaren Schalt-Klick von sich. Allein die Touch-Sensitivity-Potis sind aufgrund ihrer versenkten Bauweise etwas friemelig einzustellen, wobei man diese in der Praxis wohl nur selten während eines DJ-Sets nachregeln wird. Am besten lässt man sie in 12-Uhr-Stellung, denn bei maximaler Empfindlichkeit sind sie so sensibel, dass sich die Platte bereits beim Annähern der Finger bis auf wenige Zentimeter angefasst fühlt und in den Scratch-Modus wechselt. Und damit wären wir auch schon beim …

Fotostrecke: 2 Bilder Die Jogwheels fühlen sich bei maximaler Sensitivität bereits beim Annähern der Finger angefasst
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Fazit

Hardwareseitig liefert der Stanton DJC.4 ein in Anbetracht der Preisklasse gutes Bild ab. Das Audiointerface leistet mit seinen beiden Stereo Ein- und Ausgängen das, was es soll und macht den Controller damit zu einer vollwertigen DJ-Lösung. 24 Bit Auflösung wären zwar schön gewesen, sind aber kein Muss. Ebenfalls auf der Habenseite sind die gute Haptik und das umfassende visuelle Feedback aller Bedienelemente zu verbuchen. Nachteilig ist hingegen die in sich zwar logische, im Ergebnis jedoch verwirrende Anordnung der Effekt-Potis zu werten. Das mitgelieferte Virtual DJ erweist sich in diesem Zusammenhang als guter, nicht aber als bester Counterpart. Denn nicht ohne Grund wurde die Software von sämtlichen bonedo-Testern bisher klar mit weniger Punkten bedacht als beispielsweise der Konkurrent Traktor. Beginnend bei der unübersichtlichen Effektsektion bis hin zu dem streckenweise schlecht proportionierten und inkonsistenten Screen-Layout weist das Programm, trotz all seiner nicht zu leugnenden Qualitäten, noch einige Defizite auf. Im Zusammenspiel mit der Software aus dem Hause Native Instruments hingegen kann der DJC.4 seine Fähigkeiten als versatile Steuerkonsole voll auf die Piste, respektive die Tanzfläche bringen. Und das, obwohl man die derzeit verfügbare Mapping-Datei noch an einigen Stellen händisch nachbessern muss. Kurz: Wäre der DJC.4 mit Traktor gebündelt, hätte ich glatt vier Sterne auf die Abschussrampe gestellt, so aber zieht Virtual DJ die Gesamtwertung noch mal um einen halben Punkt nach unten. 

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Solide Verarbeitung
  • Gute Haptik
  • Umfassendes visuelles Feedback
  • Vollständige MIDI-Kommando-Tabelle (inkl. LED-Rückgabewerte)
  • Praktische Griffmulde
  • Virtual DJ Software im Lieferumfang
Contra
  • Layout der Effektsteuerung
  • Anpassung der Templates teilweise fehlerhaft
  • Nur bedingt als Vierdeck-Lösung geeignet
  • Keine 24-Bit-Ausgabe
  • VDJ Software:
  • Unpraktische Effekt-Sektion
  • Skin abhängige Funktionen
  • Sparsame Effekt-Auswahl
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Stanton DJC.4 Test
Für 149,00€ bei
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Profilbild von PES

PES sagt:

#1 - 15.11.2014 um 18:04 Uhr

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HalloHoffentlich kann mir bald jemand meine folgende Frage beantworten:Wenn man über die Audio-Eingänge kommt (z.B. Plattenspieler), kann man dann wählen, ob das Signal direkt durchgeschleust wird oder ob es zur Software geschickt wird (auch bei Traktor?), sodass man es mit dem EQ und den Effekten bearbeiten kann?Herzliches Dankeschön!PES

Profilbild von Numinos

Numinos sagt:

#2 - 16.11.2014 um 15:56 Uhr

0

Ayo PES,"Um es aber noch einmal deutlich zu machen: der DJC.4 ist KEIN Standalone-Mischer. Schaltet man die Eingänge auf „Thru“, wird das Signal an der Klang- und Lautstärkeregelung vorbei auf den Main-Out gelegt. Erst durch eine empfangsbereite Audiosoftware, die das Einbinden externer Quellen unterstützt, lassen sich die Eingänge dann zum Mischen nutzen. Das mitgelieferte Virtual DJ LE unterstützt externe Inputs leider nicht. Das ebenfalls zum Test herangezogenen Traktor hingegen schon und nach der Aktivierung in den Voreinstellungen ließ sich problemlos mit diversen Quellen mischen."bestNU

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