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Native Instruments Traktor Pro Test

Vor wenigen Jahren war das taktgenaue Synchronisieren (Beatmatching) eine essentielle Fähigkeit, über die ein DJ verfügen musste. Heute erledigt dies oftmals eine Software, sei es, um im vinylgesteuerten Softwarebetrieb die BPM-Zahl und Wellenform zu analysieren oder im CD- oder MIDI-Mode die Taktrate der Tracks auf Knopfdruck automatisch anzugleichen und die Beats übereinander zu legen. Traktor, Torq, Serato, Deckadance, BPM-Studio und Virtual DJ sind wohl die bekanntesten Vertreter im kommerziellen Bereich. Von timecodegesteuerten Hybridlösungen bis hin zu reinen Softwarelösungen bieten die Produktvarianten alles, was dem DJ mehr Zeit für Kreativität im Mix bereitstellt. Traktor Pro, die DJ-Software der Berliner Firma Native Instruments, schickt sich an, genau dies umzusetzen.

Traktor_Pro_Packshot

Mit Traktor Pro können DJs Musikdateien in verschiedenen Formaten auf bis zu vier Decks zeitgleich abspielen und mixen. Momentan unterstützt Traktor die Formate MP3, AAC, WAV, AIFF, WMA, FLAC und OGG. Neben Abspielstandards und einer BPM-Anzeige bietet Traktor Pro zahlreiche Funktionen zur Beat- und Soundmanipulation. Mit automatisierten Beatmatch- und  Loop-Funktionen sowie zahlreichen neuen Effekten lädt das Programm zum Experimentieren ein. Das runderneuerte, kontrastreichere Interface und die Integration von Coverart und Crate Flicks sollen zudem für verbesserte Clubtauglichkeit sorgen. Native Instruments wendet sich mit Traktor Pro somit an Profis und Semiprofis, ohne dabei das Programm optisch zu überladen und damit die Ein- und Umsteiger mit einer Funktionsvielfalt zu erschlagen. Seit der Erstauslieferung im Jahr 2000 liegt die Software nun in der vierten Fassung vor. Also, auf zu einer neuen Dimension des DJ-Mixings mit Traktor Pro?

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Details

Mein Traktor Pro Upgrade wird zusammen mit Quickstart-Handbuch, Faltblättern, Traktor-Aufklebern, Kore-Soundpack Voucher und einer Beatport-Giftcard geliefert. Die Installation von Traktor Pro verläuft problemlos, Treiber für die hauseigene Hardware werden mitgeliefert und bei Bedarf automatisch installiert. Nach Online-Registrierung  und Aktivierung geht’s endlich los.

DER ERSTE EINDRUCK

Beim ersten Programmstart fällt sofort die überarbeitete Oberfläche des Programms auf. Es erscheint viel aufgeräumter, ist in dezenten Grautönen gehalten, die Decks in auffallendem Silbergrau. Wichtige Elemente stechen durch kontrastreiche Farben hervor. Die Anordnung entspricht im Wesentlichen der von Traktor 3.

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DIE PANELS

Im oberen Bereich befindet sich das einzige statische Header-Panel mit Statusinformationen zu MIDI und Audio, CPU-Auslastung, Master Out, Recording oder Layout Switcher.

Das darunterliegende Master-Panel vereint  Regler für Master-Volume, Kopfhörer-Volume und Kopfhörer-Mix sowie globale Audio- und Interaktions-Einstellungen. Die Master-Clock- und Deck-Synchronisation befinden sich im namensverwandten Master Clock-Panel. Die Aussteuerungsanzeigen unterliegen je nach Sektion (Mixer, Effekte, Browser) unterschiedlicher Farbgebung und sind auch unter schwierigen Lichtverhältnissen gut ablesbar.
Native Instruments hat in Traktor Pro die Effektsektion gehörig erweitert. Gab es in Traktor 3 noch sechs Effekte, so haben DJs in Traktor Pro die Möglichkeit, zwischen 21 Effekten zu wählen, die in zwei unabhängigen Effekteinheiten untergebracht sind. Die Effekte dürfen nun endlich im  verketteten (chained) Modus betrieben werden, das heißt, man kann maximal drei Effekte pro Unit in Reihe schalten. Der Dry/Wet-Regler regelt den Mix aus Originalsignal und dem verketteten Effektsignal. Die einzelnen Effekte besitzen hier jeweils nur einen An-/Abschaltknopf sowie einen Regler zur Manipulation. Verwendet man den erweiterten (advanced) Modus, so begnügt man sich mit einem Effekt bei tiefergehenden Manipulationsmöglichkeiten. Hier haben alle Effekte folgende Parameter gemeinsam: Einen Dry/Wet-Regler zum Mischen des Original- und des Effektsignals, einen Effekt-Ein-/Ausschaltknopf, einen Reset-Button zum Wiederherstellen des Standardwertes und einen Snapshot-Button zum Speichern der momentanen Effekteinstellungen als neuen Standardwert. Darüber hinaus liefert der Advanced Mode maximal drei weitere Regler und zwei weitere Buttons.

Damit ihr die Effekte ein wenig näher kennen lernt, laden wir euch zu einer kleinen Audiobeispiel-Reise ein:

Audio Samples
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Beatmasher Delay Filter92 LFO Filter LFO Filter Pulse Flanger Flanger Pulse Gater Iceverb LoFi
Audio Samples
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Mullholand Phaser Pulse Reverb Reverse Grain Ringmodulator Transpose TTFX

DER MIXER
Grundsätzlich besteht in Traktor die Möglichkeit, mit dem internen oder einem externen Hardware-Mixer zu arbeiten. Der externe Modus bietet sich vor allem bei Steuerung durch Timecode-CDs oder Vinyls an, was in vielen Clubs der Fall ist. Im externen Modus wird jedem Traktor-Deck ein Line-Eingang des externen Mischpultes zugewiesen. Einen weiteren Kanal benötigt man eventuell für Preview-Output und Send-Effekte. Für die Steuerung über Timecodes ist zusätzlich pro Plattenspieler ein Eingang an der Soundkarte erforderlich. Falls man noch andere Audioquellen durchschleifen möchte, werden weitere Eingänge benötigt. Vor dem Kauf der Software sollte also das eigene Setup unbedingt durchdacht und ein geeignetes Audio-Interface mit entsprechenden Ein- und Ausgängen eingeplant sein. Für das Basis-Setup mit zwei Abspieldecks und einem Zweikanal-Mixer genügt eine 2/2-Karte.

Der interne Mixer befindet sich bei Traktor Pro nach wie vor im Zentrum und bietet standardmäßig einen 3-Band-EQ mit Kill-Switches. Dem DJ stehen hier verschiedene Mischpult-Emulationen mit unterschiedlichen EQ-Charakteristiken zur Verfügung.

Der „Traktor Classic“ Modus ermöglicht in jedem Band einen Arbeitsbereich von +12/-20 dB. Der „P600“-Modus unterscheidet sich zum vorher genannten durch einen erweiterten Cut (+12/-26 dB). Die Ecler Nuo Emulation „NUO” bietet einen klassischen 3-Band-EQ mit Verstärkung/Absenkung von -30 dB bis +10 dB für die Tiefen und Mitten und von -25 dB bis +10 dB für die hohen Frequenzen. „Xone92“ basiert auf dem 4-Band-EQ des Allen & Heath DJ-Mixers (Tiefen, mittlere Tiefen, mittlere Höhen und Höhen). Mein Test  ergab, dass entgegen der Herstellerangaben einzig die Kill-Switches des Classic-Mixers über den gesamten Frequenzbereich einen „Total Kill“ bieten. Beim „NUO“ bleiben Anteile im Hochtonbereich, beim „P600“ und beim „Xone92“ Mitten hörbar.

Sehr schön gelungen ist das neue bipolare Kanalfilter (Ladder oder Xone), das bei Linksdrehung ein Tiefpass-, bei Rechtsdrehung ein Hochpassfilter zuschaltet. Das Xone-Filter klingt nicht nur runder und wärmer, sondern gerade im Tiefpass auch wesentlich druckvoller. Die Keycorrection funktioniert mittels eines Potis oder justierbaren Buttons und klingt ordentlich. Der automatische Keylock macht sich ab 5%-Pitch durch hörbare Artefakte  deutlich bemerkbar.

Der Mixer stellt zudem Buttons für die zwei Effekteinheiten, Gain-, Pan- und Kopfhörerreglung sowie Linefader mit gut erkennbaren Pegelmetern bereit. Darunter befindet sich ein frei zuweisbarer Crossfader. Die Bedienelemente des Mixers sind ergonomisch und klar strukturiert angeordnet.

Hier noch ein paar Audios zu den Kanal-Filtern, Key-Correction und Key-Lock:

Audio Samples
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Bipolares Kanalfilter Ladder Bipolares Kanalfilter Xone Key-Correction -12% Key-Correction -3% Key-Lock -3/-5/-10% Key-Lock +3/+5/+10% keylock minus 3 5 10 prozent FIN keylock plus 3 5 10 prozent FIN

DIE DECKS

Zwei gut erkennbare silbergraue Decks flankieren den internen Mixer. Die Integration der Coverart neben den gelb leuchtenden Titelinformationen empfinde ich als gelungen. Tempo, Pitch und Laufzeit-Infos sowie die 3-stufig skalierbare Wellenform mit Beatgrid sind jederzeit gut zu erkennen.
Traktor verfügt über eine automatische Beaterkennung. Sie soll die Synchronisation des aktuellen Tracks zum Master Deck oder zur Master Clock mit nur einem Tastendruck über die Sync-Taste ermöglichen. Ein wesentlicher Bestandteil eines Decks ist daher das Phasenmeter. Es gibt die optische Information, ob ein Track synchron zum Master-Deck läuft. Bei Abweichungen schlägt es nach links oder rechts aus. Unter der Deckbezeichnung (A/B) können mittels des Pfeilmenus Audiosignale direkt durchgeschleift werden. Der darunterliegende Pitchfader hat eine variable Bandbreite von 8 % bis 100 %, ein Key-Lock-Button vermeidet, falls nötig, Änderungen der Tonhöhe beim Pitchen. Jedes Deck besitzt ein statisches Panel mit Grundfunktionen für Abspielen, Cue-Points und Loops.
Traktor Pro unterscheidet zwischen den folgenden Cue-Point-Arten:

Cue – setzt einen normalen Cuepoint.
Load – bestimmt den Wiedergabepunkt des Tracks, wenn er in das Deck geladen wird.
Grid – setzt einen Beatmarker.
Loop – setzt einen Loop-In-Punkt.

Darüber hinaus gibt es zwei Typen, die sich im Zusammenhang mit der Cruise-Funktion (automatisches Mixen) als sehr nützlich erweisen: Fade-In startet automatisch die Wiedergabe ab diesem Punkt. Fade-Out  – an diesem Punkt wird ein nachfolgender Track ab seinem Fade-In-Punkt abgespielt. Genaueres hierzu im Praxisteil.

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CUE-, MOVE- UND GRIDMODE

Praktisch sind die neuen dynamischen Panels mit Move-, Cue- und Grid-Mode.
Im Move-Modus kann man den gesamten Loop, die In- oder Out-Points oder die Abspielposition („Beat Jump“: vorwärts oder rückwärts im Track springen) um eine definierte Größe verschieben. Die Skala reicht hier von 1/16 Bar bis 32 Bar nebst Finetuning.

Der Cue-Mode bietet bis zu 32 speicherbare Cuepoints/Loops pro Track. Acht davon kann man mittels Hotcue-Buttons direkt ansteuern. Cue-Point setzen, speichern (er wird automatisch dem nächsten Hotcue zugewiesen), bei Bedarf Namen vergeben – fertig.
Beim Laden eines Tracks analysiert Traktor diesen und legt automatisch ein Beatgrid an. Er wird als Grundlage zur Synchronisation der Tracks und zum Setzen von optimalen Loops genutzt. Ein Beatmarker auf der ersten Bassdrum wird dabei als Startpunkt für das gesamte nachfolgende Gitternetz genutzt. Dieses lässt sich im Grid-Mode verschieben, das gesamte Grid lässt sich stauchen oder strecken, verdoppeln oder halbieren. Es lässt sich auch bei laufenden Decks problemlos nachjustieren, was sehr praktisch beim Synchronisieren von Tracks ist.

DER BROWSER

Das Browserverzeichnis links zeigt die Track Collection, Playlisten, Explorer, Recordings, iTunes und History an und bietet erweiterte Playlistfunktionen. Die Integration von iTunes ist gelungen. MP3-Player, die vom System als Laufwerk erkannt werden, zeigt Traktor Pro ebenfalls als Laufwerk an. Einzig der iPod, mit Ausnahme der neueren Modelle iPod Touch und iPhone, wird nativ mitsamt Bibliothek und Playlisten unterstützt. Kopiergeschützte Tracks spielt Traktor Pro allerdings nicht ab. Die neue inkrementelle Suchfunktion ermöglicht ein schnelleres Auffinden der Songs und bietet 15 Suchfilter. Das benachbarte  Vorhör-Deck sendet das Signal des geladenen Tracks zum Monitor-Output, ohne dabei die nützlichen Abspielstatistiken zu verändern. In der Browserliste rechts findet man gut lesbar die Musikstücke mit ihren Metadaten und statistischen Angaben wieder. Die Reiter lassen sich nach Belieben ausblenden oder per Drag´n`Drop bequem verschieben. Die Metadaten können über den Edit-Mode angepasst werden. Auch das Einbinden von Coverart funktioniert problemlos. Im unteren Bereich befindet sich die Leiste für Status- und Fehlermeldungen. Acht Favoriten-Links über der Browserliste runden das Gesamtbild ab.

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Zu gefallen wusste auch die Funktion “Check Consistency”, (Rechtsklick auf die Track Collection), welche Informationen über die Gesamtzahl der Tracks, fehlende Tracks, fehlende Stripes und nicht analysierte Tracks aufzeigt und darüber hinaus Funktionen zur Analyse oder zum Wiederfinden/Löschen fehlender Stücke bereitstellt.

Traktor Pro bietet verschiedene voreingestellte Layouts zur Verwendung von internen oder externen Mixern für zwei, beziehungsweise vier Decks und jeweils eine Browseransicht mit minimierten Decks. Zahlreiche Preferences erlauben ein maßgeschneidertes Anpassen von Traktor Pro. Neben Settings für Audio-Routen und MIDI-Setups kann man Änderungen der Bedienoberfläche vornehmen, beispielsweise lassen sich Pitchfader und Phasenmeter komplett ausblenden oder ein eigenes neues Layout, nebst abschaltbarer Browseroptionen, erstellen. Auch Broadcast-Einstellungen sowie Keyboard- und MIDI-Mappings werden hier vorgenommen.

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Praxis

„Einstieg, Umstieg oder besser Ausstieg – wo tauchen Probleme auf?“, „Jedem Tierchen sein Pläsierchen – Wer braucht Was?“, „Stabilität, Performance und Bedienbarkeit – Kann Traktor Pro hier überzeugen?“, „Katze plus Sack – muss man auch gleich ein neues Notebook in Kauf nehmen?“ – hier ist der Praxisteil, der Antworten auf die zahlreichen Fragen gibt.

Getestet wurde Traktor Pro mit folgender Hardware: IBM Thinkpad mit Pentium M 1,7 GHz mit Windows XP SP3,1.5 GB RAM, Maya USB-Soundkarte.

Der Einstieg in Traktor Pro sollte nicht schwierig sein. Für unseren Test haben wir jedoch den Umstieg von Traktor 3 auf Pro, so wie es von der Installations-DVD kommt, gewählt. Eine zu Beginn aufkommende Frage war natürlich, ob die Musiksammlung mitsamt Playlisten und analysierten Files 1:1 übernommen werden soll. Sind die Keyboard- und MIDI-Mappings noch verwendbar? Der Hoffnung, es übernähme meine mühsam erarbeiteten Einstellungen, wird Traktor nicht gerecht. Nach dem ersten Start kann ich weder meine Playlisten noch Tracks finden. Stattdessen habe ich ein paar Demo-Playlisten und Tracks in der Browserliste, welche ich nicht benötige. Die Playlisten einzeln zu löschen, erscheint mir etwas umständlich, also mache ich mich auf die Suche nach dem guten alten Playlisten-Verzeichnis. Man sucht natürlich erstmal in den eigenen Dateien im Traktor-Verzeichnis, doch dort ist nichts zu finden. In den Preferences gibt es auch keinen Playlistenpfad mehr, „Preferences → Data Location“ zeigt nur Root Directory, iTunes Libary und Music Folder. Da die Playlisten nun in das Collection File integriert sind und zusammen mit den Songs verwaltet werden, bleibt nichts anderes übrig, als alles einzeln per Hand zu löschen.

Richie Hawtin und Grandmaster Flash: Beide arbeiten mit Traktor Pro
Richie Hawtin und Grandmaster Flash: Beide arbeiten mit Traktor Pro

Als nächstes steht der Import der eigenen Collection oder Playlisten an. Ein Import-Feature für die Playlisten sucht man vergebens. Der Import der Collection wiederum bringt die Playlisten nicht mit. Einzige Möglichkeit ist, mit der Browserliste in die jeweiligen Musik-Verzeichnisse zu navigieren und dann “Import to Collection” oder “Import to Playlist” zu wählen, also alle Playlisten vorher per Hand anzulegen. Beim ersten Laden in ein Deck stellt sich heraus, dass Traktor die Daten neu analysiert.
Ein „Consistency Check“ bringt ebenfalls das gleiche Ergebnis hervor. Den MIDI-Controller angeschlossen, erlebe ich die nächste Überraschung: Wurde in Traktor 3 der Vestax VCI-100-Controller noch in vollem Funktionsumfang vom Programm erkannt und unterstützt, ist er nach der Installation von Traktor Pro inaktiv. Auch ein Aktivieren in den Voreinstellungen hilft nicht. Ein Klick auf „Import MIDI-Mapping“ bringt zunächst nur Importmöglichkeiten für Default-Settings und Keyboard-Settings hervor. Der Setup-Wizard bringt auch keinen Erfolg. Vieles läuft also schon zu Beginn noch nicht rund, somit ist nun Zeit für ein Update.

Traktor 1.1.1 bringt neben Bugfixes einige Updates zur letzten Version, unter anderem den erwähnten neuen Setup-Wizard, verbessertes Decktempo-Tracking durch die Master Clock, Modifier für Keyboard-Mappings und Synchronstart.
Nach Installation und dem obligatorischen Collection-Update folgt ein erneuter erfolgloser Versuch, den Vestax ans Laufen zu bringen. Seltsamerweise finden sich die MIDI-Settings unter „Dokumente und Einstellungen → All Users → Anwendungsdaten → NI → Factory Settings → MIDI Mapping“. Um diese Ordner sehen zu können, müssen allerdings erst noch die Anzeigeoptionen für Ordner geändert werden. Dort liegt das ersehnte MIDI-File und zusätzlich ein PDF mit der Controllerbelegung – na endlich. Das Starten des Setup-Wizards bringt es ans Licht. Das MIDI-Setup kann nun direkt für die unterstützten Controller ausgewählt werden, das Audio-Setup für die NI-Interfaces ebenso. Das Vestax-1oo.tsi MIDI-File gefällt – mit wenigen Einschränkungen.

1. Scratch funktioniert, allerdings kann man bei ausgeschaltetem Vinyl-Mode nicht im Track vorspulen.
2. Die Filtersteuerung funktioniert nur im Single-Mode nativ.
3. Einige Buttons funktionieren nicht, andere Effektbuttons gibt es gleich zwei Mal.

Letztendlich muss man den Controller sowieso für eigene Zwecke umprogrammieren, sollte man erweiterte Funktionen nutzen wollen. Der Import alter .tks-Files wird  nicht mehr unterstützt.

Traktor Pro kommt mit einem überarbeiteten User-Interface, neuer Optik, vielen Effekten und einer umfangreichen Loop- und Beatmanipulation daher. Dabei nutzen sicherlich nicht alle DJs die gleichen Funktionen. Von Hochzeitsfeier über Bargroove bis hin zur Effektdusche ist schließlich alles möglich.

CRUISING MIT DEM AUTOPILOTEN

Setup: Zwei Decks, Keyboard-Mapping mit den gängigen Funktionen, Automix mit Fade-In/Out, Autosync.

Für den ersten Test benutzen wir eine angestöpselte USB-Tastatur mit Aufklebern für folgende Funktionen: Browsen (Up/Down) und für jedes Deck Keyboard-Mapping mit Load, Play, Cue, Pause, SYNC, Tempo Bend (+/-), Loop Set, Loop Size(+/-) und Grid Move(+/-).

Über „Preferences → Keyboard-Mapping“ gelangen wir zu den Einstellungen. Mittels Dropdown-Menu kann man übersichtlich und schnell die logisch angeordneten Funktionen, das betreffende Deck (A-D) und das Verhalten der Buttons/Regler (Direct, Toggle, Hold, etc.) auswählen. Ich nehme die Play-Funktion im Toggle-Modus, um zwischen Play und Pause zu wechseln und wähle Deck A als zu steuernde Einheit. Mit aktiviertem LEARN wird dann die betreffende Taste auf dem Keyboard gedrückt und fertig. Das Mapping wird einfach dupliziert, das Deck geändert und eine andere Taste betätigt und wieder fertig. Das Zuweisen aller benötigten Shortcuts hat so gerade mal 15 Minuten gedauert. Als nächstes wird eine Playliste mit zehn Tracks angelegt. Jeder Track bekommt individuelle Fade-In und -Out-Punkte. Man navigiert an die entsprechenden Stellen im Track, setzt die beiden Cue-Points, speichert diese (geht alles direkt im Panel) und gibt die Funktion an (hier: Fade In-/Out).
Zehn Tracks später schalte ich die Autosync-Funktionen beider Decks ein und aktiviere im Master-Panel die Cruise-Funktion für das Automixen. Die Crossfade-Zeit beträgt zehn Sekunden, um die Synchronisation der Tracks zu beobachten. Diese kann man in der Playlist on-the-fly verschieben, es wird immer der nächste Song nach dem gerade laufenden geladen. Die Cue-Points können auch im Nachhinein gelöscht oder neu angelegt werden, die Play-Taste und somit das manuelle Abspielen ist allerdings im Cruise-Mode blockiert. Die Synchronisation der Tracks zur Master Clock funktioniert nicht besonders gut. Ein Master-Deck zur Synchronisation auszuwählen, machte hier keinen Sinn, da der Autosync oftmals abschaltet, wenn ein Track neu geladen wird. Jenseits elektronischer Musik benötigt man diese Funktionen eventuell auch nicht. Das Anfahren der Fadepunkte funktioniert jedenfalls problemlos. Die Crossfade-Time ist genau. Interessant ist die Cruise-Funktion sicherlich auch für (Web-)Radio-DJs.

LOOPERS DELIGHT

Setup: Zwei Decks, Vestax VCI-100 MIDI Controller, Sync-, Loop- und Grid-Funktionen.

Um die Genauigkeit der Autoloop- und –Sync-Funktionen und Auswirkungen von Loop-Größenänderungen sowie Loop- und Beat-Gridverschiebung zu ermitteln, musste ein angepasstes Controller-Setup her. Das MIDI-Mapping ging dank Learn-Funktion leicht von der Hand. Farbige Aufkleber wurden zur Visualisierung verwendet. Die Autoloop-Funktion ist sehr präzise, sollte sie mal nicht ganz rund laufen, kann man das Beatgrid live verschieben, um so nachzujustieren. Wenn die Decks zur Master Clock synchronisiert sind, kann man die Loops oft bis ins Kleinste (1/32 Bar) verkürzen, ohne dass sie aus dem Takt laufen, wenn man sie wieder auf volle Bars setzt. Das Verschieben der Loops on-the-fly klappt hervorragend und man kann mit der Maus wild im Track hin- und herklicken, ohne dass der Beat aus dem Takt läuft. Wählt man die Einstellung „Deck Master Auto“ ist zumeist bei 1/4 Bar Schluss mit Lustig, hier legt man besser selber Hand an, kann aber, je nach Gusto, Effekte erzielen, wie die Bassdrum Deck A auf Hi-Hat Deck B. Im manuellen Mode funktioniert dies natürlich kaum noch, je kleiner die Loops werden. Insgesamt also ein recht ansehnliches Ergebnis für Traktor Pro.

TINGEL-TANGEL-TURBO-TECHNO

Um Traktor mal ein bisschen an die (CPU-)Grenzen zu bringen, testen wir hier mit vier laufenden Decks, zwei davon mit 4-Bar-Loops bestückt, die hinsichtlich ihrer Länge variiert werden. Ein weiteres Deck im Loop-Modus, welches mit einer Effekt-Unit mit drei verketteten Effekten live bearbeitet wird und ein letztes Deck, mit einer erweiterten Effektsektion angefeuert. Da hier der VCI-100 auch an die (Controlleranzahl-)Grenzen gerät, wird per Hub ein NANO-Control mit angeschlossen. Vor Inbetriebnahme des zweiten Controllers muss der MIDI-Kanal gewechselt werden, damit es nicht zu Doppelbelegungen kommt. In einem 30-minütigen Test haben wir alle Register gezogen und mit zwei Mann sowohl Loops on-the-fly gesetzt als auch kräftig an den Filtern geschraubt, neue Tracks geladen und Effekte zu- und abgeschaltet. Selbst bei eingeschaltetem Festplattenrecording und aktiviertem Live-Broadcast kapituliert Traktor Pro bemerkenswerter Weise nicht, sondern zeigt sich von seiner besten Seite.

BROADCASTING MIT TRAKTOR

Traktor hat eine eingebaute Broadcast-Funktion. Leider ist die Umsetzung meines Erachtens nach ziemlich halbherzig geschehen. Shoutcast- und MP3-Unterstützung fehlen gänzlich, auch andere Formate wie ASF, AAC oder Real sind nicht dabei. Einzig das lizenzfreie und weniger verbreitete OGG VORBIS wird als Streaming-Format  in den üblichen Abstufungen von 11,025 kHz bei 32 kBit/s bis 44,1 kHz bei 192 kBit/s angeboten. Dies führt zwangsläufig dazu, einen Icecast-Server bedienen zu müssen oder einen Stream-Transcoder aufzusetzen, der den Traktor-Stream in ein anderes Format umwandelt. Dabei kann man den Transcoder durchaus auch lokal aufsetzen. Traktor bietet alle notwendigen Einstellungsmöglichkeiten für Proxy, Server und Metadaten. Für Moderation ist Traktor, aufgrund mangelnder Talkover-Funktion, weniger geeignet. Die Hartgesottenen könnten jedoch beim 4-Deck-Setup einen Ausgang des Mikrofonmischers an einen freien Eingang der Soundkarte anschließen und durch ein frei wählbares Deck das Signal schleifen. Den Pegel kann man dann über den Line-Fader regeln. Ein klassisches Setup wäre hier jedoch zu bevorzugen. Für ein schnell gestreamtes DJ-Set mit limitierter Höreranzahl kann man bei geeigneter Bandbreite einen eigenen Icecast-Server aufsetzen und einfach Broadcast aktivieren.

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Lohnt sich ein Ein-/Umstieg auf Traktor Pro, gerade wenn man sich die Vielzahl von Konkurrenzprodukten in allen Preisklassen bis hin zu Freeware wie Mixxx anschaut? Mit der 1.0-Version von Traktor Pro gab es noch einige Probleme. Mysteriöser Verlust von Playlisten oder MIDI-Einstellungen sowie ein Komplettausfall vor Publikum stellten den Einsatz auf einem Produktivsystem stark in Frage. Der Umstieg auf Traktor Pro erfordert zudem zusätzliche Handarbeit. Persönliche MIDI-Controller-Zuweisungen müssen beispielsweise neu „programmiert” werden, was mit der Learn-Funktion jedoch einfach zu bewerkstelligen ist. Das neue Update 1.1.1 bringt nicht nur neue Funktionen mit, sondern Traktor auch einen Schritt weiter in Richtung Stabilität, Zuverlässigkeit und Professionalität. Zwar werden nach wie vor keine VST-Plugins unterstützt, bei der Anzahl an mitgelieferten Effekten, ist dies aber auch zu verschmerzen. Die neuen Playlisten- und Browserfunktionen sind gelungen und schnell verinnerlicht. Die Integration von Cover-Art ist ebenfalls geglückt. Automatisches Beatgridding und Sync-Lock für laufende Tracks funktionieren recht gut und schaffen Freiraum für Kreativität. Die Hardwareanforderungen sind zum heutigen Zeitpunkt absolut in Ordnung und die Optik ist ansprechend, kontrastreich und clubtauglich.

Die Software ist ergonomisch und übersichtlich aufgebaut, die Performance ist ausgezeichnet und mit einem MIDI-Controller können die Features gut und sinnvoll genutzt werden. Selbst mit vier laufenden Decks und zwei MIDI-Controllern zum Filtern und Schrauben, lief Traktor Pro trotz simultaner Bearbeitung durch zwei User auf unserem Testrechner stabil. Traktor bietet für verschiedene “Anwendungsgebiete” separate Lösungen an. Die Streaming-Funktionen für (Web-)Radio-DJs sind jedoch nicht ausreichend, eine Talkover-Funktion fehlt gänzlich. In diesem Punkt gibt es bessere Alternativen.

Wer auf Broadcasting verzichten kann, dem ist, ein Zusammenspiel mit der eigenen Hardware vorausgesetzt, der Umstieg durchaus zu empfehlen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Hohe Performance und Stabilität
  • Clubtaugliche, ansprechende Optik
  • Neue gelungene Effektsektion
  • Inkrementelle Suchfunktion
  • Coverart Integration
  • Bipolarer Kanalfilter
  • Quantisierte Navigation und
  • Auto-Beatgridding
  • Neue MIDI-Mapping-Funktionen
Contra
  • Alte MIDI-Mappings nicht mehr verwendbar
  • Kein Einbinden von VST-Effekten möglich
  • Kein Import/Export von Playlisten in alternative Formate
  • Mangelnde Transcoder-, Shoutcast- und Mp3-Unterstützung
  • Fehlende Mute- oder Talkover-Funktion
  • Ungenaue Auto-DJ-Funktion
Artikelbild
Native Instruments Traktor Pro Test
Für 99,00€ bei
Traktor_Pro_Packshot
Technische Daten
  • 4 Decks zum Steuern von bis zu 4 Tracks oder Loops
  • 4 interne Mixer: Classic, Nuo, P600, Xone: 92™
  • Automatische Beaterkennung, Beatgrids und Sync-Lock
  • 21 Effekte mit – tempo sync to any deck or route an external source through the industry-leading effects section
  • Effektrouting mit 2 flexiblen Slots und max. 3 verketteten Effekten gleichzeitig pro Kanal, speicherbare Parameter für Effekte
  • Bis zu 32 Cue/Loop-Punkte pro Track, davon 8 über Hotcues anzusteuern
  • Automatische Gain-Kontrolle
  • Key Correction
  • Kontrastreiches neues User Interface
  • Browservorschau für Coverart
  • Inkrementelle Suchmaschine
  • iPod- und iTunes-Unterstützung
  • Direktes Audiostreaming aus Traktor Pro
  • Integration von Maschine
  • Direktes Festplattenrecording
  • Hochauflösende 14bit-MIDI-Unterstützung
  • Unterstützung der gängigen MIDI-Controller
  • Systemvoraussetzungen: Mac OS 10.4.x, Intel® Core™ Duo 1.66 GHz, 1 GB RAM,
  • Windows XP (SP2, 32 Bit)/Vista (SP1, 32 Bit, 64 Bit), Pentium / Athlon 1.4 GHz (SSE1), 1 GB RA
  • Preis: 199.00 EUR

www.native-instruments.de

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