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Korg Kaoss Pad3+ Test

2006 stellt Korg das Kaoss Pad 3 (KP3) vor. Mit seiner intuitiven Bedienung, den gut klingenden Effektprogrammen, den Sampling-Funktionen und kompakten „ready2go-Maßen“ setzt das „Schweizer Taschenmesser für Effektverliebte“ neue Maßstäbe als Live-DJ-Tool – und gehört seitdem bei vielen Musikern, Performern, Beatboxxern und DJs zum Live-Setup. Auch die Road-taugliche Verarbeitung von Gehäuse und Komponenten findet vielfach Anklang. Doch es wurden auch kritische Stimmen laut, die lieber Klinken als Cinchanschlüsse gesehen hätten, den etwas rudimentär auszusteuernden Mikrofonanschluss bemängeln sowie die fehlenden Phono-Preamps oder den mageren Samplepuffer beanstanden. 2006, das war eine Zeit, wo Turntables und CD-Player noch nicht um ihre Daseinsberechtigung kämpfen mussten. Eine Zeit vor iPhone, iPad, DJ-Controller und Traktor Pro.

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Sieben Jahre sind seitdem ins Land gezogen, in denen sich nicht nur die Sounds der Clublandschaft einem Wandel unterzogen, sondern eben auch die Präsenz anderer Tools im Stile eines iPads, eines Pioneer RMX-1000 oder auch eines Boss-Loopers einen Angriff auf die „Touch-Kaoten“ unternehmen. Eine Zeit, in der auch Korg Gelegenheit hatte, um sich mit dem Status quo der Kaoss-Serie zu beschäftigen, was unter anderem zu den Produkten Kaoss Pad-Quad und -Mini führte, heute ebenfalls schon in der zweiten Generation im Handel. Was liegt also näher, als endlich eine Revision des Kassenschlagers herauszubringen. Doch wer nun an ein KP4 mit bahnbrechenden neuen Features denkt, liegt falsch: Zum Test erscheint das KP3+, bei dem Korg dennoch von nicht weniger als einer Radikalkur spricht. Wenn das nicht mal radikal ist.

Details

Das Kaoss Pad ist ein DJ-Tool zur Effektbearbeitung eines analogen Line-Signals, eines Mikrofons oder eines Samples. Es greift auf ein Repertoire von insgesamt 150 Klangveredlern in 20 Kategorien zu. Unter der Haube schlummern zudem einige EDM-typische Synthesizer-Sounds. Frei nach dem Motto: „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“ hat sich aus optischem und haptischem Blickwinkel erst einmal nichts getan. Die Platine des KP3 sitzt wie gehabt in einem grundsoliden Druckgussgehäuse aus Aluminium, deren Anschlussschnittstellen zur Außenwelt an der Vorder- und Hinterseite positioniert wurden. Griffige Potis, ein etwas wackeliger Fader und halbtransparente Gummitaster in funktionsgerechter Größe umzingeln das zentrale Touchpad. Während der Performance geben beleuchtete Funktionstasten, eine Peak-LED und das nördliche Display sowie die im Pad befindlichen Leuchtdioden Auskunft über den aktuellen Status eurer Handlungen. Eine SD-Karte speichert Einstellungen und Samples. Diese müsst ihr euch aber selbst besorgen, denn außer dem Gerät, einem Handbuch und einem Netzteil befindet sich nichts weiter im Karton.

Viel mehr braucht es nicht zum loslegen.
Viel mehr braucht es nicht zum loslegen.

An der Vorderseite flankieren die Mikrofon- und Kopfhörerbuchsen mit ihren Gain-Reglern den SD-Karteneinschub, welcher Datenträger mit einer maximalen Größe von 32 Gigabyte (SDHC, bei SD-Karten nur 2 GB) schluckt, was dem KP+ eine sechzehnmal so hohe Speicherkapazität in Aussicht stellt, wie seinem Vorläufer. Auf dem Wechselspeicher lassen sich Geräte- und FX-Presets, Pad-Motions und Samples ablegen, respektive importieren und exportieren. Eine Drehung um 180 Grad bringt zwei weitere Audiosignalwege zum Vorschein, nämlich einen Line-In und einen Line-Out als Stereo-Cinch, oder, wenn man so möchte, einen Send und einen Return. Der Dipswitch zur Auswahl der Betriebsart sitzt direkt daneben und legt fest, ob der Effektanteil am externen DJ-Mixer (Send) oder über den FX-Depth-Regler (Direct) auf dem Bedienpanel beigemischt wird (Dry/Wet). Warum sich Korg nach wie vor gegen Klinkenbuchsen entschieden hat, ist unter dem Gesichtspunkt Clubmixer-Anschluss vielleicht fraglich, denn normalerweise verwenden Geräte wie der benachbarte DJM-850 dieses Format als Standard. Bedenkt man jedoch, dass Send/Returns in der Regel unsymmetrisch sind und die Verwendung eines Adapters somit klargeht, relativiert sich dies wieder. Führe ich mir zudem vor Augen, dass CD-Player, Mobile-Devices und Pocket-Synths sowieso Line-Pegel ausgeben und der Kaot in diversen Szenarien eine Zwischenschaltung im Direct-Mode erlebt, umso mehr. Eine „nostalgische“ Träne rollt vielleicht demjenigen über die Wangen, der direkt von Platte „samplen und tweaken“ will, denn seit dem KP3 ist der Phono-Preamp dem Rotstift zum Opfer gefallen. Digitale Schnittstellen für die verlustfreie Übertragung sind nach wie vor Mangelware, daher hat sich auch an der von meinem geschätzten Kollegen Daniel Wagner bemängelten Vierfach-Wandlung (D/A-A/D auf dem Weg vom Rechner zum KP3 und D/A-A/D zurück!) unter dem Aspekt „Das Pad in der Produktion“ nichts getan. Dazu später noch ein paar Worte. Das KP3+ kann wie sein Vorgänger auch als MIDI-Controller dienen, was die beiden 5-Pol-Din I/Os erklärt. Den Abschluss an der Hinterseite bilden der Einschaltknopf und die Netzteilbuchse für den externen Spannungsversorger. 

Fotostrecke: 2 Bilder Kopfhörer und Mikrofon hier entlang bitte.

FX-Handling

Wer das Teil noch nicht kennt: Nach der Verbindung mit der Quelle pegel ich das am Cinch-Input oder am Mikrofoneingang (Kippschalter zur Auswahl) anliegende Signal über „Input Volume“ unter Beachtung der Peak-LED ein und wähle dann mittels Endlos-Encoder ein Effektprogramm aus. Die Parametersteuerung erfolgt umgehend über das Touchpad. Den Effektanteil am Gesamtsignal mischt „FX Depth“ zu und „Level“ dirigiert die Ausgabelautstärke. Meine Bewegungen zeichne ich etwa vier Sekunden lang via Pad-Motion-Taste auf und rufe sie auf Wunsch wider ab – zu wenig für manchen filigranen Filtersweep. XY-Positionen, oder besser gesagt Parameterwerte frieren über die Hold-Taste ein. Zudem ermöglicht der FX-Release-Fader das Abgleichen der optional aktivierbaren Reverb-Fahne, die immer dann loslegt, wenn ich den Finger vom Touchpad nehme. Acht Programmspeicher gewährleisten den komfortablen Zugriff auf meine Lieblingseffekte, wobei sich das Eingangssignal mittels „Mute“ vollständig unterdrücken lässt, sodass lediglich der FX-Sound übrig bleibt. Möchte ich das Tempo eines zeitkritischen Effektes zum laufenden Musikstück synchronisieren, kann ich dies über den integrierten Beatcounter (Taste Auto-BPM) realisieren, der das Tempo am Line-In errechnet, stelle es (so bekannt) per Drehregler ein oder tippe im Takt mit dem „Tap“-Button. Insgesamt kommt das Kaoss Pad in der Plus-Revision auf 150 Effekte, von denen 42 neu eingezogen sind oder verbessert wurden, davon 6 Filter, beide EQ-Programme, fünf Modulation, zwei LFO-FX, vier Delays, drei Reverbs, ein Grain Shifter, drei Synths, ein Vocoder und ganze 17 Looper. Der Nachfolger schlägt zum gleichen Preis im Handel auf, wie das Vorgängermodell, das aktuell einen Preisnachlass von 70 Euro erfährt. Macht knapp 2,50 Euro pro Effektprogramm – da möchte man nicht meckern. Stellvertretend haben wir für euch einige Programme aufgezeichnet …

Fotostrecke: 5 Bilder Auch oben bleibt es beim bewährten Layout …
Audio Samples
0:00
Grain 2 Delay 2 und 3 Looper_2, 4, 6, 7, 8 Modulation 2 und 8 Reverse 1 und 3 Synth 3, 4, 9 Vocoder 2

Sampling

Analoge Eingangssignale können jedoch nicht nur live beackert werden, sondern dürfen auch auf vier Sample-Bänken Platz finden. Das Kaoss Pad erlaubt das Speichern und Abfeuern von 16-Bit/48kHz One-Shots und Loops mit Re-Trigger und Gate-Option. Die maximale Länge – einstellbar mit dem Drehregler – beträgt 16 Beats, was ich für knapp bemessen halte (rund acht Sekunden bei 125 BPM, Dateigröße 1,5 Megabyte). 100 Samples entsprechen also knapp 150 MB und fordern sicher keine 32 GB große SDHC ein, selbst wenn noch 100 Recordings dazukommen. Anyway. Sobald ich die Sampling-Taste drücke, startet die Aufnahme mit Auswahl der Samplebank. Unterbreche ich den Aufnahmevorgang manuell durch erneutes Betätigen der Aufnahmetaste, erzeugt das ein One-Shot-Sample, läuft der Puffer voll wird´s ein Loop, der unmittelbar synchron zur Signalquelle abspielt. Sollte das Schleifchen nicht korrekt gebunden sein, kann ich den Startpunkt der Wiedergabe des Samples korrigieren oder einzelne Bereiche über acht Slicer-Pads von der Wiedergabe ausschließen. Möchte ich ein Sample mit Effekten überlagen oder overdubben, resample ich dieses auf eine freien Platz. Beatboxxer und Looper können sich hier austoben. Meine Samples landen im flüchtigen RAM und ich kann sie bei Bedarf auf die Karte speichern (maximal 99).

Klar zu erkennen: One Shots sind rot, Loops sind grün.
Klar zu erkennen: One Shots sind rot, Loops sind grün.
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Praxis

Die grundsätzlich einfache Handhabe der Maschine ist auch für den Einsteiger schnell zu adaptieren. Die Effekte klingen gut und sind ausgewogen und „dancefloortauglich“ parametrisiert, sodass man im Grunde einfach drauflos spielen kann, ohne sich um die PA sorgen zu müssen – oder um die Magengrube oder das Trommelfell des Publikums. Doch sollte man sich gerade als ungeübter Anwender mit den einzelnen Programmen im Vorfeld vertraut machen, bevor man mit dem Teil auf die Meute losgeht und gerade bei anspruchsvollen elektronischen Sets auch mal Zurückhaltung üben, denn die subtile Unterstützung eines Musikstückes kann manchmal mehr Dynamik auf dem Dancefloor erzeugen, als ständige Build-Ups, Loopzerstückelungen und FX-Dauertiraden. Anders sieht dies bei einer Live-, Remix- und Loop-Performance aus, wo die Zuhörer eher auf spontane Stimmungswechsel eingestellt sind. Schließlich lässt sich der „Kaot“ natürlich auch als klassischer Loop-Sampler auf der Bühne verwenden, wie es Beardyman, der gleich vier Einheiten benutzt, seit Jahren praktiziert. Was den Workflow beim Loopen angeht, finde ich es schade, dass die Musikwiedergabe, anders als beim Live-Sampling unterbricht, sobald ich ein neues Sample von der Karte zu lade.
Alternativ lassen sich die Sampler-Bänke über den KP-Editor befüllen. Die Übermittlung von 8 Megabyte Sampledata für vier Loops meines Macs in Richtung Korg-Maschine dauerte über 20 Minuten. Zum Vergleich: Im Karteneinschub des Macs waren es lediglich fünf Sekunden. Das Laden eines Samples von der Karte hingegen geht zügig von der Hand. Allerdings müssen die Audiodateien (Wave oder AIFF) einen numerischen Wert von 00-99 als Dateibezeichnung haben, sonst funktioniert dies nicht. Ich finde das nicht sonderlich zeitgemäß und würde mir , wie auch schon bei den Effektprogrammen erwähnt, ein übersichtliches Text-Display wünschen mitsamt der Option, meine Dateinamen selbst festzulegen. Warum besitzt das K-Pad eigentlich keinen internen Flashspeicher mit wenigsten 4×4 Plätzen samt mehrerer Bänke? Der KP-Editor bietet sich nicht nur für den globalen oder spezifischen Austausch von Programm-, Sample- und Speicher-Daten an, sondern hier nehme ich auch die Einstellungen für MIDI-Kanäle und Control-Change-Parameter vor, oder entscheide, ob die Synchronisation des Kaoss Pad über die interne oder externe MIDI-Clock erfolgt. Samples werden anhand eines Wellenvorschaufensters grafisch aufbereitet. Diese „on the fly“ in der Software zu schneiden und zu stretchen ist nicht vorgesehen, allerdings lassen sich Tempoinformationen und Slicer-Pads (on/off) festlegen. Die nachfolgende Bilderreihe gibt euch einen genauen Aufschluss über die Möglichkeiten des Konfigurationstools.

Fotostrecke: 6 Bilder Installation des MIDI-Treibers auf dem Mac.

Eine Frage, die ich vor dem Fazit noch in den Raum werfen möchte: Wenn das Teil als Produktions-Tool propagiert wird, warum gibt es kein VST-Plugin, mit dem ich die Audiospuren meiner DAW durch den KP3+ als MIDI-Controller non-destruktiv und im Nachhinein editierbar verwursten kann? Dass dies eine Menge Sinn und Spaß machen kann, beweist Pioneer mit seinem RMX1000, der das passende Plugin gleich auf den Leib geschneidert bekommen hat, welches sich über die Hardware dirigieren lässt. Ich würde mir das für Version „vier“ wünschen. Das führt mich zum Punkt MIDI, wozu eigentlich nicht mehr zu sagen ist, als dass sich das Pad sowohl über die Standard I/Os wie auch über USB-MIDI nach erfolgreicher Treiberinstallation verwenden lässt.

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Fazit

Das KP3+ hält an seinen bewährten Features der Kaoss-Reihe fest und bietet mehr Effekte und Sounds zum gleichen Preis. Der Spaßfaktor ist hoch, der Workflow leicht zu adaptieren und die Verarbeitung solide. Die neuen Sounds tun dem Kaoten gut. Potenzial für Upgrades sehe ich bei der Sample-Länge und der Nomenklatur sowie einem grafikfähigen Volltext-Display, das die kryptischen Kürzel ersetzt. Außerdem würde ich mir mehr Samplepads und ein VST-Plugin für die DAW wünschen. Vermutlich wird es bis zum KP4 keine weiteren sieben Jahre mehr dauern, denn andere Konzepte wie das iPad sind stark im Kommen. So ist der neue „korgsche Kaot“ das, was er ist: Eine FX- und Loop-Maschine mit einem Mehr an Kaoss.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Intuitive Bedienung
  • Umfangreiches Effekt-Repertoire
  • Leicht zu adaptierender Sampler/Slicer-Workflow
  • Praktische Editor-Software
  • Auto-BPM-Funktion
Contra
  • Anzahl der Samplepads
  • Länge des Sample-Puffers
  • Kein interner Festspeicher
Artikelbild
Korg Kaoss Pad3+ Test
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Features:

  • KP3+ | Dynamic Effect/Sampler
  • Highlights
  • Effekte in Echtzeit mit dem Touchpad steuern
  • Insgesamt 150 Effekte ideal für DJs, Live Acts und Sounddesigning
  • 42 neue Typen, inklusive Vinyl Break – simuliert einen Plattenspieler, Ducking Compressor -betont die Backbeats, Neuer Looper – zum freien Manipulieren von Loops, Effekte für Breaks für DJ-Performances
  • Hochwertige Sampling-Funktionalität
  • Zahlreiche Funktionen für expressivere Performances
  • FX Release-Funktion lässt Reverb-Effekte natürlicher ausklingen
  • Mute-Funktion entfernt das Eingangssignal und erzeugt nur den Effektklang
  • Pad Motion-Funktion kann Ihre Effekt-Steuerung aufnehmen und reproduzieren
  • Praktische und komfortable Funktionen für die Live Performance oder Studioproduktion
  • Acht Programmspeicher zum sofortigen Umschalten von favorisierten Effekten
  • Hold-Funktion zum Verlängern des Effektklangs
  • Tempo-Einstellung via Auto BPM, Tap Tempo oder BPM-Regler
  • Pad-LEDs für gute Lesbarkeit in dunklen Umgebungen
  • Vielseitig erweiterbar für komplexere Anwendungen
  • USB-MIDI für Einsätze als vollwertiger MIDI-Controller
  • Speichern von Sample-Daten auf SD/SDHC-Cards
  • Spezielle Editor-Software zur zentralisierten Verwaltung von Sample-Daten und Einstellungen

Preis:

  • EUR 440 UVP
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Profilbild von tamo

tamo sagt:

#1 - 17.04.2014 um 21:14 Uhr

0

ich weiß leider, auch dem Anschneiden des Themas radikalkur, nicht worin diese besteht.
worin bestehen die radikalen upgrades ?nur die effekttypen , oder auch syncgenauigkeit, speicherzugriff als "streaming" bzw laden wärend der aktivität der gepufferten und laufenden Schleifen? synchronitätsverlust beim laden neuer samples? ...möchte ich gern wissen Grüße

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Peter sagt:

#2 - 22.04.2014 um 09:53 Uhr

0

Hallo tamo. Der Hersteller verwendet den Begriff im Zusammenhang mit den „radikal aktualisierten Effektkombinationen“ (Auszug Website). :) Gruß

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