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Korg Kaoss Pad 3 Test

Gerätschaften zu finden, die sich leicht bedienen lassen und einen innovativen Zugriff ermöglichen, ist für DJs heute im Grunde genommen immer noch genauso schwierig wie in den 90ern. Ein Hersteller, der in der Entwicklung entsprechender Tools in den letzten Jahren ausgiebig  Erfahrungen sammeln konnte, ist Korg. So gingen die Japaner mit dem Kaoss Pad kürzlich bereits in die dritte Runde.

Anhand der Ausstattung der neuen Version wird deutlich, dass die Korg-Designer versucht haben das Gerät von einem Spielzeug für DJs zum professionellen Tool zu entwickeln. Kurz umschrieben ist das Kaoss Pad ein MIDI-fähiger Effektprozessor plus  X/Y-Controller mit einem echtzeitfähigen Vierspur-Sampler.  Ob der “Kaot” diese vielen Funktionen praxisgerecht in sich vereinigen kann, haben wir ausführlich für euch getestet.

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NEUES UND BEWÄHRTES
Wie seine Vorgänger wird auch das Kaoss Pad 3 in einem stabilen Alu-Druckgussgehäuse geliefert. Die gummierten hochwertigen Taster auf der Bedienoberfläche machen einen sehr soliden Eindruck und die auf der Unterseite angebrachten Gumminoppen, verschaffen dem Tool einen sehr sicheren Stand. Neu ist die Form der Pad-Beleuchtung. Beim Kaoss Pad 3 hinterlassen im Pad versteckte Dioden beim Drauftippen und Ziehen eine kleine Spur. Natürlich ist das nur eine optische Spielerei, doch trotz angestrebter Professionalität ist und bleibt das Pad eben auch ein Spielzeug für “DJ-Jungs”, und eine Beleuchtung in bester „Saturday Night Fever Manier“ erhöht den Spaßfaktor ungemein.

Neben der MIDI-Schnittstelle hat Korg der dritten Generation einen USB-Anschluss verpasst, der im Zusammenspiel mit der Editorsoftware, zum Austausch und Archivieren von Programm-, Sample- und globalen Daten dient.
Die USB-Schnittstelle kann auch als MIDI-Schnittstelle genutzt werden, so dass man den MIDI-I/O gleichzeitig mit einem anderen MIDI-Gerät verbinden kann.
Während das Pad in Version 2 noch mit zwei Sampler-Spuren auskommen musste, sind es nun vier. Außerdem ist der Speicher ab sofort nicht mehr flüchtig sondern -dank SD-Kartenschacht- dauerhaft. Flash-Karten bis zu 2GB werden von der Firmware unterstützt. Leider gehören weder eine SD-Karte, noch ein USB-Kabel zum Lieferumfang. Dies hätte meiner Meinung nach aber eigentlich drin sein müssen!

Zu den Neuerungen zählt zudem der FX-Release-Fader, mit dessen Hilfe die Intensität einer Delay-Fahne eingestellt werden kann, die immer dann zum Einsatz kommt, wenn der Finger vom Touchpad genommen wird. So steht das Audiosignal nicht abrupt alleine da, sondern wird über einen einstellbaren Zeitraum weiter effektiert. Neu ist ebenfalls eine Time Slice-Funktion, die die Samples in sinnvolle Pieces unterteilt.

IN UND OUT
Die Schnittstellen des KP3 sind kurz erklärt: Die Linesignale finden ausschließlich über analoge unsymmetrische Cinchbuchsen ihren Weg in in das Kaoss Pad – und wieder aus ihm hinaus.

KRKP3_Die_Anschluesse_02

Eine digitale Schnittstelle hat der “Kaot” leider nicht mitbekommen, was ich sehr schade finde. Denn wer das Teil in der Produktion als externen Effekt nutzen möchte, muss das Audiosignal insgesamt viermal wandeln (D/A-A/D auf dem Weg vom Rechner zum KP3 und D/A-A/D zurück!).  Dafür kennt das KP3 den Unterschied zwischen Insert- und Send-Effektweg. Ein zweistufiger Wahlschalter entscheidet über den Direct- oder Send-Betriebsmodus. Im Direct-Modus bestimmt der FX-Depth-Regler auf dem Bedienpanel die Mischung zwischen Originalsignal und Effektanteil. Im Send-Betrieb wird der Send- und Returnweg eines DJ-Mixers genutzt und die Effektintensität am Mischpult eingestellt.

Neben MIDI-I/O und USB-Anschluss findet man auf der Rückseite noch den Netzschalter sowie den Anschluss für das mitgelieferte externe 12V-Netzteil.
Auf der Kopfseite haben die Entwickler von Korg den SD-Kartenschacht und einen regelbaren Kopfhörerausgang in Form einer 6,3mm Klinkenbuchse untergebracht.

Darüber hinaus finden wir am Kaoss Pad eine weitere 6,3mm Klinkenbuchse, die zum Anschluss eines Mikrofons dient. Leider ist die Buchse eine Mono-Variante, der Eingang ist also unsymmetrisch. Ein ernstzunehmendes Werkzeug würde aber über einen XLR-Anschluss und Phantomspeisung verfügen!

Diesbezüglich stuft sich das KP3 auf jeden Fall in die Kategorie “DJ-Spielzeug” zurück. Ob man das Mikrofon- oder das Line-Signal bearbeitet, bestimmt man mit einem Kippschalter auf dem Bedienpanel. In der ersten und der zweiten Version des KP hatte man noch eine Phono-Option, konnte also direkt einen Plattenspieler anschließen. Ob Korg aus Kostengründen darauf verzichtet hat oder sich bei Umfragen ergeben hat, dass ein Phono-Eingang nicht von Nöten ist? Aus meiner Sicht handelt es sich bei dem “Kaoten” um ein DJ-Tool – wieso also kein Phonoeingang mehr?

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HANDLING
Hat man sich für einen Input entschieden, wählt man den passenden Effekt über den Programm/BPM-Controller aus und ab geht´s. Für alle jene, die noch nie mit dem Kaoss Pad 3 in Berührung gekommen sind, hier zum besseren Verständnis seiner Arbeitsweise, einige Details: Solange man das Pad des Korg nicht berührt, befindet sich das Gerät im Bypass-Modus. Die Effekteinheit tritt in Aktion , sobald man einen  Finger auflegt. Der jeweilige Effektanteil ist abhängig von der Einstellung des FX-Depth-Reglers, der in gewohnter Manier das Dry/Wet-Mischungsverhältnis bestimmt. Befindet man sich allerdings im Send-Modus gibt das Kaoss Pad immer 100% Effektsignal aus. In diesem Fall dient der FX-Depth-Regler dazu, den Ausgangspegel zu justieren.

Korg_KP3_Die_Oberflaeche_des_KP3_03

Die eigentliche Arbeit mit dem Kaoss Pad erledigt der User mit nur einem Finger. Mit ihm hat er die Möglichkeit zwei Effekt-Parameter durch Bewegungen auf dem Pad zu verändern. Und das geht so: hält man den Finger auf einer Stelle des Pads, bleiben die Parameter des Effektes konstant. Bewegt man ihn diagonal auf dem X/Y-Pad werden zwei Parameter (horizontale und vertikale Achse) des Effektes gleichzeitig verändert. Bewegt man den Finger nur horizontal oder nur vertikal, verändert man entsprechend nur einen der beiden regelbaren Parameter, der zweite Parameter bleibt konstant. Beim Experimentieren mir dem Kaoss Pad 3 fällt gleich auf, dass alle Regelbereiche von Werk ab sinnvoll gewählt wurden und so in jeder Position des Fingers Veränderungen am Effektsound zu hören sind. Allerdings haben Korgs Sound-Designer das ganze so angelegt, dass Extremwerte in der Regel nicht möglich sind.  Und das ist auch gut so, denn beispielsweise eine starke Filteroszillation ist im Club weder den Ohren der Zuhörer noch den Hochtönern zuträglich.

Neu beim Kaoss Pad 3 ist, dass die Effektbearbeitung zwar unmittelbar endet, sobald man den Finger vom Pad nimmt, bei aufgezogenem FX-Release-Regler aber eine Effektfahne zu hören ist. Diese sorgt dafür, dass die Effektberabeitung nicht mit einem abrupten Cut endet, sondern ein homogener Übergang zu hören ist .

Bei der Orientierung auf dem Pad hilft ein LED-Gitter. Es zeigt die aktuellen Werte an, wodurch sich Parametersprünge vermeiden lassen. Hat man auf dem Pad mal einen “Sweet Spot”, einen Punkt gefunden, der besonders gut klingt , kann man diesen Parameter einfrieren, indem man die Hold-Taste drückt. Das hört sich dann so an:

Audio Samples
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Hold Phaser

Doch es kommt noch besser: Gefällt einem eine Bewegungs-Sequenz besonders gut, kann man diese über den Pad-Motion-Taster aufzeichnen und diese Sequenz zur Freude aller Anwesenden anschließend unaufhörlich wiedergeben lassen. Natürlich ist auch eine rückwärtige Wiedergabe der Sequenz möglich. Hierzu einfach “Shift” und Pad Motion drücken und schon ist die Reverse-Wiedergabe initiiert.

Audio Samples
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Padmotion Phaser

Hat man einen Effekt gefunden, von dem man glaubt, dass er ein Favorit werden kann, wird dieser durch Drücken der Write-Taste und der gewünschten Speicherplatz-Taste 1-8 auf einem der Direktzugriffe abgelegt. Mit dem Program/BPM-Controller kann wahlweise der BPM-Wert oder das Effektpreset ausgewählt werden. Dabei deutet das vierstellige Display immer an, um was für einen Effekt es sich handelt. Für die beatsynchronen Effekte wie z.B. Delay bietet das KP3 eine Auto-BPM-Funktion. Versagt diese automatische Tempoerkennung anhand des Audiomaterials gibt es die Möglichkeit, es per Tap/Range-Taster in gewohnter Manier einzutappen oder das Kaoss Pad vom Sequencer aus mit MIDI-Clock zu versorgen.

SAMPLING

Das Sampling mit dem KP3 funktioniert denkbar einfach: Die Sampling-Taste drücken und mit der Auswahl der Samplebank geht der Aufnahmevorgang auch schon los. Nach Bedarf  kann die Länge des Samples via Programmrad in Abhängigkeit von der gewählten Geschwindigkeit in BPM voreingestellt werden. Beendet man den Vorgang durch wiederholtes Drücken des jeweiligen Bank-Buttons, handelt es sich um ein One Shot-Sample, welches durch Drücken des Bank-Tasters abgefeuert wird. Wartet man das Ende ab, hat man ein Loop-Sample kreiert, welches sofort mit der Wiedergabe beginnt. Über “Shift” und “Sampling” startet man die Resampling-Funktion, bei welcher Samples wiedergegeben und mit Touchpad-Effekten versehen werden können. Es wird dann der Ausgang des KP3 aufgezeichnet.

Neu ist die Time Slicing-Komfortfunktion, mit dessen Hilfe ein Loop sinnvoll zerlegt werden kann. Hierbei kommen die acht Programmtaster zum Einsatz, die die beispielsweise bei zweitaktigen 4/4-Takt-Phrasen  acht Beats repräsentieren. Durch Drücken von Shift und Samplebank gerät man in den Modus, in welchem man den Startpunkt der Wiedergabe des Samples verändern kann. Hier wird jedes Viertel in 32stel unterteilt. Leider werden die Samples nicht direkt vom Speichermedium gelesen, sondern zuerst in den flüchtigen Speicher geladen, so dass bei einem erneuten Ladevorgang eines Samples die Wiedergabe angehalten werden muss. Dann heißt es “Shift” und “Load”, mit dem Wahlrad das Sample auswählen, zwei Mal bestätigen, und einige Sekunden laden lassen. Erst dann kann es weiter gehen. Das vierstellige Display dient dabei bestenfalls als Gedächtnisstütze, die Samples müssen “00” bis “99” heißen, eine Vorhörmöglichkeit gibt es nicht.

Wer seine Samplerbänke über den KP-Editor “besaften” will, erlebt eine kleine Überraschung bezüglich der Datentransferrate: 1MB benötigt etwa 15 Sekunden! Das hat nichts mit USB 2.0 zu tun und kann ganz schön nerven. Doch es gibt einen Ausweg: Man kann die Samples lokal auf dem Rechner abspeichern und anschließend den Datenträger unter XP als Massenspeicher nutzen. Dadurch erreicht man wesentlich schnellere Übertragungen.

Fotostrecke: 3 Bilder KP3 Editor – Die Global-Oberfläche

Im KP-Editor können im Übrigen noch diverse Einstellungen vorgenommen und übertragen werden. Programm- und globale Daten sind sehr schnell übertragen oder empfangen – natürlich kann ein Setup in umgekehrter Richtung also auch an den Rechner übertragen und dort lokal als Backup abgespeichert werden.

EFFEKTE
Das Kaoss Pad 3 stellt insgesamt 128 verschiedene Effekt-Presets zur Verfügung. Die Effekte klingen sehr gut und ausgewogen. Natürlich darf man hier keinen “Megahall” erwarten, doch alle Modulationen und Filter klingen wirklich hochwertig.

Audio Samples
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Gated Reverb

Viele Effektpresets sind mit zwei simultanen Effekten belegt, so gibt es z.B. “Pitch & Delay” oder oder “Flanger mit Lowpass-Filter” (Audio: Filter HPG+Delay)

Audio Samples
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Filter HPG+Delay Grainshift MD.11 Decimator Filter2 HPF

Außer der Stangenware wie Delay und Flanger sind einige neue Algorithmen an Bord des KP3 mit Namen wie “Grain Shifter” oder “Decimator”. Eigentlich gar keine Effekte mehr, sondern handfeste Klangerzeugung sind die Drum- und Synthsounds, die sich auswählen lassen (Audio: Grainshift  und MD.11 Decimator). Auch ein vintage-mäßiges Analog-Filter mit Drive-Schaltung ist dazugekommen. Das klingt richtig gut! Überhaupt nicht spitz und schön rund. (Audio: Filter2 HPF).

Wie oben beschrieben, ist vor allem die Parameterabstimmung sehr ausgewogen. Man kann einfach loslegen, ohne Angst haben zu müssen, die Ohren der Menschen auf der Tanzfläche oder die Hochtöner zu sehr zu strapazieren.

Audio Samples
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Lowcut Delay Modulation Filter LF09 Deep Flange LF14 Phaser
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FAZIT
Das Korg Kaoss Pad 3 ist ein inspirierendes DJ-Tool, welches enormen Spaß bereitet. Die Effekte klingen sehr ausgewogen und insbesondere ihre Umsetzung auf das Touchpad ist sehr gelungen. Das Gerät ist sehr gut verarbeitet, sowohl Gehäuse wie Controller versprechen, jahrzehntelang zu halten. Einiges ist allerdings wenig professionell: Dem Gerät fehlen definitiv ein Phono-In und ein vernünftiger Mikrofon-Eingang. Auch eine SD-Karte und ein USB-Kabel sollten zum Lieferumfang gehören: Schliesslich ist der Preis kein Pappenstiel! Vielleicht gibt es diese Bonbons ja bei Version 4. Dann aber bitte gleich mit angemessenen USB-Übertragungsgeschwindigkeiten.
Insgesamt muss man allerdings sagen, dass hier der intuitive und inspirierende Umgang, Klangqualität und Wertigkeit einen schönen Ausgleich für die fehlenden Features schaffen.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Gute Verarbeitung und Haltbarkeit
  • Aluminium-Druckguss-Gehäuse
  • Sehr gut und weich klingende Effekte
  • Sehr gute Parameterabstimmung, keine Sperrzonen auf dem Touchpad
  • Illuminiertes Touchpad
Contra
  • keine symmetrischen Ein- und Ausgänge
  • Nur unsymmetrischer Mikrofoneingang
  • Version 3 hat keinen Phono-In mehr
  • Sehr langsamer Datentransfer über den Software-Editor
  • Weder SD-Karte noch USB-Kabel im Lieferumfang enthalten
Artikelbild
Korg Kaoss Pad 3 Test
Für 292,00€ bei
Technische Daten Kaoss Pad 3
  • Effektprozessor mit 128 Effekten
  • X/Y-Touchpad
  • 8 Effekt-Speicherplätze
  • vierspuriger Echtzeitsampler
  • FX-Release-Regler
  • Hold-Funktion
  • Pad-Motion-Funktion
  • MIDI-I/O
  • unsymmetrische Ein- und Ausgänge über Cinch
  • Konfiguration als Direct- oder Sendeffektweg
  • USB-Schnittstelle zum Austausch von Daten
  • Software-Editor zur Bearbeitung von Samples und Programmeinstellungen
  • Regelbarer Kopfhörerausgang als 6,3mm Klinkenbuchse
  • unsymmetrischer Mikrofoneingang als 6,3mm Klinkenbuchse mit Trim-Regler
  • Preis: € 475
Kommentieren
Profilbild von Musiker

Musiker sagt:

#1 - 08.07.2011 um 14:43 Uhr

0

Der Datentransfer läuft deshalb so langsam, weil er über Midi erfolgt. Ist zwar USB-Midi aber das ändert nun einmal nichts daran, daß hier eine Midischnittstelle simuliert wird. Midi ist nun mal so langsam, da würde auch kein USB 3.0 helfen.
Hätte der Autor aber auch selber drauf kommen können.
Nicht umsonst muß man den Kartenleser ja jedesmal manuell am Gerät aktivieren. Dann ist der Transfer schnell, da ja ein USB Massstorage Gerät gemountet wird.

Profilbild von Leser

Leser sagt:

#2 - 16.09.2012 um 15:04 Uhr

0

Vielen Dank für Ihre aufschlussreiche Rezession.
Mir ist allerdings ein kleiner Fehler aufgefallen, auf den ich gerne hinweisen möchte. Sie bemängeln, dass der Hersteller weder SD-Karte noch ein USB-Kabel beilegte, jedoch führen Sie diesen Mangel bei "Pro" in der Liste auf.
MfG

Profilbild von Guido Metzen (bonedo)

Guido Metzen (bonedo) sagt:

#3 - 17.09.2012 um 09:46 Uhr

0

Hallo Leser,
danke für deine Aufmerksamkeit - da hatte sich tatsächlich ein "Dreher" in der Pro/Contra-Liste eingeschlichen, ist nun behoben. Viele Grüße, Guido

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