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Faderfox Glanzmann Versus Test

Heute möchte ich euch den von Nyma und Magda entworfenen, in der Faderfox Glanzmann Schmiede produzierten MIDI-Controller „Versus“ vorstellen, besonders weil die beiden Producer und DJs Magda und Nyma bereits in ihrem Musikprojekt „Define the relationship“ unter Beweis gestellt haben, dass sie gut gemeinsame Sache machen können, wohingegen Michael Glanzmann und Matthias Fuchß mit dem omnipotenten 4midiloop Schlachtschiffbestens demonstrierten, zu welchen Synergiepotenzialen sie im Bereich Hardware fähig sind. Für den Versus haben nun alle vier die Köpfe zusammengesteckt und herausgekommen ist ein universeller Vierkanal-Controller für vier Decks, der sich an alle Performance-orientierten DJs und auch Musiker richtet. Kostenpunkt: Anderthalbtausend Euro.

versus_teaser
Faderfox, Glanzmann, Magda, Nyma: Versus

Details

Auspacken

Versus erreicht mich in einem regulären Paket, wie es eigentlich bei Vorserienmodellen üblich ist und da der Controller „on demand” gefertigt wird und der Verkaufspreis sich auf nicht ganz Massenmarkt taugliche 1500 Euro beläuft, ist auch für die Zukunft nicht mit einer eigens angefertigten und bedruckten Kartonage zu rechnen. Die Dokumentation, das Traktor-Template sowie die aktuelle Firmware lade ich mir auf der eigens für der Versus eingerichteten Website www.versus-control.com herunter. Die englischsprachige Bedienungsanleitung ist einigermaßen übersichtlich, dokumentiert allerdings nur die Belegung des Templates – konkrete Hinweise zum praktischen Einsatz gibt sie nicht. Da sich aber die Kernzielgruppe des Versus wohl nicht aus Traktor-Einsteigern rekrutieren wird, ist das zu verschmerzen.

Ausgepackt und einsatzbereit: Der Faderfox/Glanzmann Versus.
Ausgepackt und einsatzbereit: Der Faderfox/Glanzmann Versus.

Anschlüsse

Der Blick auf die Anschlusssektion zeigt ein aufgeräumtes Bild: Links startet das Buchsen-Ensemble mit zwei DIN-Steckern (5- und 8-polig), von denen der eine zum Kaskadieren zweier Controller und der optionalen Stromversorgung eines Controllers im Standalone-Modus dient, der andere einen MIDI-Out-Port bereitstellt. Es folgt eine USB-2.0-Buchse, die den Computerverbund herstellt und den Controller mit Strom beliefert. Den Abschluss nach rechts bildet eine Standard-Klinkenbuchse, an die optional ein Fußschalter angeschlossen werden kann.

Der rückseitige Anschlussbereich des Versus.
Der rückseitige Anschlussbereich des Versus.

Erster Eindruck

Der Anspruch des Versus, ein road-taugliches Arbeitsgerät für den Performance-orientierten DJ zu sein, wird durch die visuelle und haptische Erstinspektion bestätigt. Die Top- und Bodenplatte sind präzise und bündig mit dem soliden Aluminiumrahmen verschraubt, alle Bauteile sitzen ohne Spiel an den ihnen zugewiesenen Positionen und die 2,2 Kilo Gesamtgewicht lassen den Versus souverän auf seinen vier Gummifüßen ruhen. Besonders der Griff zu den Tastern kann gefallen, denn sie verfügen über ein ausgesprochen hartes und präzises Druckverhalten und quittieren das Auslösen mit einem agilen Klick-Geräusch.  

Fotostrecke: 3 Bilder Die Fader des Versus: acht Alps-Fadern à 60 mm.

Wo es sinnvoll ist, sind die Tasterköpfe mit einer Status-LED ausgestattet. Auch die Mechanik der acht jeweils 60 Millimeter langen Alps-Fader in der Decksektion erfreut den Tester, gleiten sie doch butterzart und ohne jede Anstalt eines Widerstands über die Leiterbahn. Das Layout breitet sich auf 35 Zentimetern in der Tiefe und 18,5 Zentimetern in der Breite bei standesgemäßen 6 Zentimetern Höhe aus, wirkt aufgeräumt und trotz der hohen Funktionsdichte nicht überladen. Das liegt einerseits am guten Platzangebot, andererseits an der Gliederung in Funktionsgruppen.
Der Versus startet im Norden mit einer Effektsteuerung (vier Potis, vier Taster) nebst einer BPM-, Deck-A/B/C/D- und Ordner-Navigation rechts daneben. Von hier aus erreiche ich auch den System-Modus, der eine Neubelegung der einzelnen Bedienelemente ermöglicht. Darunter schmiegt sich die Fader-Sektion mit ihren vier Flachbahnreglern pro Deck an. Weiter südlich sitzen zwei Reihen mit Gruppentastern (1-4), die einen alternativen Parametersatz für die Fader aufrufen können (also 32 Fader-Zuweisungen insgesamt). Die Werkseinstellung in Verbindung mit Traktor liest sich wie folgt:

Fotostrecke: 2 Bilder So sind die Fader-Gruppen ab Werk auf Traktor gemappt.

Einfacher zu verstehen ist dann die Funktionsweise der acht FX-Assign-Taster: Mit ihnen aktiviere ich vier (mögliche) Effekte pro Deck. Unterhalb der optischen Mittellinie ist die Loop-, Browse- und Navigationseinheit platziert. Hier herrscht der stolze Versus-Operator über die Ansteuerung und Auswahl des nächsten Titels, startet und verschiebt Audioschleifen, deren Längen ihm pro Deck in zwei kleinen Displays angezeigt werden und er bewegt sich innerhalb von Dateien vor und zurück. Den Abschluss nach unten bildet eine pro Deck-Seite identische Matrix aus 15 Tastern, deren Aufgabenbereiche mit Pitch +/-, Bend und Hotcue (1-8) beschriftet sind, gefolgt von drei Tastern, von denen der alarmierend rote mit der naheliegenden Play-Funktion ausgestattet ist. Zusätzlich gibt eine 14-segmentige LED-Kette darüber Auskunft, an welcher Position sich der aktuell laufende Titel gerade befindet.
Ein kluges Detail: Der Taster zum Aufrufen von Shift-Funktionen ist doppelt vorhanden, einmal unterhalb der Fader-Sektion und am unteren Ende zwischen den Transporttasten. Wer mit den Fingern ausgiebig über die Bedienoberfläche hetzt und mit Doppelbelegungen arbeitet, wird das Feature schnell zu schätzen lernen.

Fotostrecke: 2 Bilder Praktisch: Die Shift-Taster sind doppelt vorhanden und gewährleisten so einen schnellen Zugriff.
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Praxis

Die Inbetriebnahme des Controllers ist schnell erledigt: Nach der Verbindungsherstellung via USB erkennt der gastgebende Rechner den Versus als klassenkompatiblen Controller. Daraufhin gilt es nur noch, Traktor das Mapping in Form der entsprechenden TSI-Datei (in unserem Test die V 0.1) unter zu schieben und die wilde Hatz über die Decks kann beginnen. Das Mapping hält sich weitgehend an die auf der Frontplatte angebrachte Beschriftung, sodass Traktor aus dem Stand mit dem Controller „rund läuft“. Weitergehende Shift-Funktionen wie etwa die unterschiedlichen Fader-Gruppen-Modi oder die Adressierung der FX-Taster muss man entweder in der Anleitung nachlesen oder durch Ausprobieren herausfinden. Tatsächlich dürften das Erlernen der Funktionsbelegungen und das anschließende Training, um diese dann auch während der Arbeit in der DJ-Booth traumwandlerisch sicher abzurufen, ein nicht unerheblicher Lernaufwand sein. Viel Macht macht eben auch viel Mühe – daran ändert der Versus nichts.
Das zeigt sich besonders im Remix-Deck-Betrieb (der zum Zeitpunkt des Tests nur das Deck D unterstützt), wo das Hantieren mit Shift-Funktionen unumgänglich ist. So navigiert man beispielsweise mit Shift und den Hotcue-Tasten zwischen den verschiedenen Sample-Seiten und -Zeilen. Spätestens hier ist dann allerdings auch wieder der Blick auf den Monitor erforderlich, um die Übersicht zu behalten. Ebenso dürfte es für Anwender, die sich bereits an das NI-Farbschema gewöhnt haben, zunächst etwas beschwerlich sein, sich allein anhand der einfarbigen LEDs zu orientieren.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Einrichtung des Versus folgt dem bewährten Prinzip: TSI-Datei laden, Controller auswählen, fertig.

Eleganter gelöst zeigt sich da die Effektzuweisung der Decks über die dedizierten FX-Taster 1-4. Auch die anschließende Steuerung der Klangverbieger über die vier Potentiometer erweist sich als praxisgerecht, wenn auch nicht ganz so komfortabel wie bei NIs S8 und D2. Gut gefallen haben mir dann die beiden Loop- und Beatjump-Einheiten, die sich um den großen Browser-Encoder gruppieren. Die hier verbauten Endlosregler agieren präzise und die beiden Displays informieren gut sichtbar über die aktuelle Schleifendauer. Im Folgenden ist die Remix-Deck-Steuerung inklusive Effekten und die Loop-Funktion in Aktion zu hören:

Audio Samples
0:00
Traktor Deck Looper Traktor Remix Decks und FX

Universal-Controller

Obwohl zum Zeitpunkt des Tests noch kein Live-Mapping verfügbar war, kann man den Versus natürlich auch mit der DAW von Ableton und jeder anderen lernfähigen Software verwenden. Ein kurzer Testlauf bestätigt nicht nur die universelle Einsetzbarkeit sämtlicher Bedienelemente, sondern zeigt auch, dass sich das Layout des Versus für eine Vielzahl möglicher Performance-Praktiken empfiehlt: Besonders die acht Fader, die in vier Gruppen dann auf insgesamt 32 Ziele wirken können, dürften sowohl bei den Kanallautstärken als auch der Effektsteuerung gewinnbringend einsetzbar sein. Schade ist in dem Zusammenhang eigentlich, dass der Versus keine Setups beherrscht, wie sie beispielsweise bei der Mikromodul-Serie zu finden sind. Hierdurch wäre die Möglichkeit des Controllers, Bedienelementen MIDI-Kommandos zuzuweisen, noch mal erheblich geheckspoilert worden. Denn macht man sich die entsprechende Mühe und durchforstet die Tabellen alter MIDI-Hardware nach den entsprechenden Sysex-Kommandos, könnte man den Versus auch als universelle Fernsteuerung für das MIDI-Rack zweckentfremden.

Oldschool vs. Nuschool?

Im direkten Vergleich mit Natives D2, den ich glleichzeitig auch in meinem Testlabor begrüßen durfte, zeigt sich dann allerdings sehr deutlich, dass es mittlerweile eine fühl- und sichtbare Trennlinie in der Qualität und Quantität der Integration im Bereich der Traktor-Controller gibt. Diese Trennlinie verläuft genau zwischen jenen Geräten, die (noch) über Mappings angesteuert werden und denen, die Traktor nativ unterstützt. Dabei wirkt es stellenweise fast so, als gehöre der Faderfox einer anderen Zeit an. Einer, in der noch alle Hardware-Wege offenstanden und man Traktor in nächtelangen Mapping-Sessions erst noch zur Kooperation dressieren musste. Anders der D2: Er verschmilzt vom ersten Start weg so eng und selbstverständlich mit Traktor, dass man schon nach kürzester Zeit nicht mehr das Gefühl hat, mit ihm die Software zu kontrollieren, sondern ihn als selbstständiges Traktor-Gerät wahrnimmt (ein Effekt, von dem auch Maschine-User zu berichten wissen).
In Bezug auf die Software-Verzahnung und Informationsaufbereitung am Gerät, besonders in Verbindung mit Stems und Remix-Decks, sind die Eigenprodukte von NI also derzeit nicht zu schlagen. Alternativgeräte wie der hier getestete Versus gewinnen an diesem Punkt allerdings als Distinktionsmerkmal in der Außendarstellung des DJs eine neuerlich Bedeutung.

Fast der gleiche Formfaktor und doch trennen sie Welten: Native Instruments D2 (links) und Faderfox Versus (rechts).
Fast der gleiche Formfaktor und doch trennen sie Welten: Native Instruments D2 (links) und Faderfox Versus (rechts).
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Fazit

Machen wir es kurz: Der Versus ist der NI D2 für alle, die keinen NI D2 oder S8 benutzen wollen und die bereit sind, für Metall statt Plastik und das gute Gefühl, ein solides Einzelstück unter den Fingern zu haben, einen Aufpreis von circa 1000 Euro im Vergleich zum NI-Controller in Kauf zu nehmen. Zugegeben: Das ist natürlich grob pauschalisiert und im Detail weicht die Konzeption und Bauteilqualität der beiden Geräte natürlich voneinander ab, aber die Frage, ob man nun zum Von-der-Stange-Produkt von NI oder zum handgefertigten, exklusiven Einzelstück greift, dürfte am Ende für die Kaufentscheidung der meisten potenziellen Interessenten entscheidend sein. Die aber muss jeder vor dem Hintergrund seiner persönlichen Budgetsituation und der Frage, wie man in der DJ-Booth in Erscheinung treten will abklären – da möchte ich keine Empfehlung geben. Was ich jedoch sagen kann:

Es ist dem Quartett Magda, Nyma, Fuchß und Glanzmann gelungen, einen robusten und ordentlich konzipierten Controller zu bauen, der über eine hohe Funktionsdichte und ein gutes Layout verfügt. Den aufgerufenen Preis halte ich in Anbetracht der hohen Bauteil- und Verarbeitungsqualität und vor dem Hintergrund, dass man am Ende ein exklusives Einzelstück bekommt, für vertretbar – günstig ist der „Versus” aber nicht. Noch schwieriger wird das Standing vor dem Hintergrund der aktuellen Hardware-Generation von NI. Denn dem Ziel, den Rechenknecht ohne Zuhilfenahme irgendwelcher störenden Anzeigetafeln zu bedienen, kommen deren integrierte Displays schon sehr nahe und auch den Touchstrips, berührungsempfindliche Potis und mehrfarbigen Tastern, ganz zu schweigen von der integrierten Soundkarte im Fall des S8, kann der Versus eine gute Verarbeitung, eine hohe Flexibilität und Exklusivität entgegensetzen. Ein Controller für Individualisten.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Sehr gute Bauteil- und Verarbeitungsqualität
  • Gute Haptik und klares Layout
  • Seriöses, professionelles Design
  • Zahlreiche MIDI-Befehle
Contra
  • Hoher Preis
  • Viele Shift-Funktionen erforderlich
  • Nicht ganz zeitgemäßes Konzept
  • Keine Setups
Artikelbild
Faderfox Glanzmann Versus Test
Faderfox, Glanzmann, Magda, Nyma: Versus
Faderfox, Glanzmann, Magda, Nyma: Versus
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