Elysia XMAX Cube Test

Elysias neuer „Masterbus Processor“ sorgte für viel Aufsehen bei der NAMM-Show 2025. Wir haben den Elysia XMAX Cube im Test und checken, ob der für Innovation und herausragende Qualität bekannten deutschen Audioschmiede wieder einmal ein großer Wurf gelungen ist.

Quick Facts zum Elysia XMAX Cube

  • Multiband-Kompressor mit drei Bändern: Low, Mid, und Side
  • Varilink-Funktion für stufenloses Verlinken der Thresholds
  • internes Mid/Side Processing mit Class A-Schaltung
  • Soft Clipper und High Shelf EQ
  • zwei fixe Ratios
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Welcher XMAX darf’s denn sein?

Elysia aus Nettetal haben sich mit innovativen Produkten, die etablierte Konzepte praxisgerecht aufbrechen, in der Pro-Audio-Liga weltweit einen Namen gemacht. Den XMAX gibt es in verschiedenen Ausführungen: als klassisches 19“-Gerät mit 1HE, als 500er-Modul für die API Lunchbox und als 500er-Modul inklusive dem Elysia Qube-Gehäuse für Standalone-Betrieb. Elysia legen großen Wert auf die Feststellung, dass die Innereien in allen Varianten gleich sind. Für unseren Test haben wir das 500er-Modul im Qube am Start.

Das stabile, formschöne Qube-Gehäuse macht den XMAX zum „to-go“-Gerät, das man locker im Rucksack transportieren kann.

Corporate Identity

Elysia gehören zu den Audiobrands mit den klarsten Visuals. Auch den XMAX ziert das bekannte runde Logo mit schwarzer Schrift vor weiß illuminiertem Hintergrund, links und rechts davon sitzen auf der blau-grauen Frontplatte die typischen silbergrauen Potikappen, alle Status- und Meter-LEDs sind rot, weiß und gelb. Das kennt man genau so von bisherigen Lunchbox-Geräten wie dem XPressor. Ob man das Design mag, ist Geschmackssache, auf jeden Fall erkennt man ein Elysia-Produkt aus 20 Metern Entfernung.

Nix für dicke Finger?

Um die Beschriftungen zu erkennen, sollte man allerdings erstmal sehr nah rangehen. Auch wenn das 500er-Modul zwei Slots breit ist, ist das Platzangebot naturgemäß begrenzt. Die Beschriftung auf der 19“-Variante ist zwar auch nicht größer, durch größere Abstände aber besser zu lesen. Meine Sorge, die Bedienung des Testkandidaten könnte fummelig geraten, erweist sich allerdings als unbegründet. Alles lässt sich bequem bedienen und ablesen, da die Designer die Beschriftungen seitlich versetzt angebracht haben.


Viele Knöppe auf kleiner Fläche – trotzdem lässt sich der Elysia XMAX super bedienen.
Durch die seitlich versetzte Beschriftung ist alles gut zu lesen.
An der Rückseite gibt es Ein- und Ausgänge als XLR und symmetrische TRS-Klinke sowie den Netzteil-Anschluss.

1, 2, 3, … wie jetzt?

Drei Kompressoren in einem Gerät – so wird der XMAX von Elysia beworben. Dass es sich hier aber nicht um den XTEN (das Wortspiel musste sein, sorry) „normalen“ Multibandkompressor handelt, wird schnell klar: Die drei Bänder heißen nämlich nicht Low, Mid und High – sondern Low, Mid und Side. Hier setzt allerdings Verwirrung ein: Greift das Low-Band für Mitte und Seite? Und ist Mid das Mitten- und Side das Seitensignal?

Multiband mal anders

Die Antwort liefern Elysia auf der informativen Produktseite und dem dort herunterzuladenden Manual: Das eingehende Stereosignal läuft zunächst durch den M/S-Encoder. Das Mittensignal wird zusätzlich in Low- und Mid-Band gesplittet, den Crossover-Punkt kann der User zwischen 40 und 470 Hz manuell einstellen. Nachdem Mitte und Seite den Highshelf-EQ durchlaufen, wird das Signal wieder in Stereo gewandelt und durchläuft den Soft Clipper (entliehen übrigens aus dem populären Elysia Alpha) und den Output-Regler.


Der obere Teil: Varilink und Tone (Highshelf EQ), Thresholds und Gains für alle drei Bänder sowie LED Pegelanzeigen für anliegendes Signal, Gain Reduction und Soft Clipper
Der untere Teil: X-Freq für den Crossover-Punkt von Low- und Mid-Band, globale Release, Threshold für den Softclipper, Output-Regler und drei Push-Buttons: „Lowmo“ aktiviert einen Highpass-Filter im Side-Band, „Punch“ erhöht die Ratio, „Hit it!“ holt den XMAX aus dem Bypass.

Linke Nummer

Der Clou: Mit dem Link-Regler können die Thresholds aller drei Bänder stufenlos von vollkommen unabhängig bis 100% verlinkt arbeiten. Maßgeblich ist immer das Band mit der stärksten Kompression, in 99% aller Fälle also das Low-Band. Da alle drei Bänder einen separaten Threshold-Regler haben, ergeben sich in Kombination mit dem Link-Regler also eine Menge Möglichkeiten. Ein spannendes Konzept, das ich jetzt ohne weiteres technisches Vorgeplänkel testen will.

3×1… wie klingt’s?

Der Elysia XMAX erscheint prädestiniert für elektronisches Material, also starte ich mit meinem bewährten „Van6“ Electro Loop. Da es keinen Input-Regler gibt, stelle ich die Thresholds so ein, dass alle Bänder 1 dB komprimieren (im Low Band bleibt der Regler dazu komplett auf Linksanschlag) und der Soft Clipper ebenfalls 1 dB „wegfräst“. Link und Crossover-Frequenz stelle ich jeweils 12 Uhr, also 50% und 140 Hz, die Gains bleiben auf Mittelstellung. Ich aktiviere sowohl den „Lowmo“-Highpass-Filter für das Seiten-Signal (und lasse ihn für den gesamten Test aktiv) als auch den „Punch“-Modus, der die Ratio für alle Bänder von 1:1.45 auf 1:1.25 anhebt. Die Release stelle ich auf ca. 80 ms, um die Kompression knackig transparent zu halten.

Der XMAX Qube beim Test im Backyard76 Studio – das weiß erleuchtete Logo macht schon aus einiger Entfernung klar, mit welchem Hersteller wir es zu tun haben.
Audio Samples
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Electro Loop raw Electro Loop XMAX 1dB Punch half-linked


Mir gefällt, was ich höre. Der Loop bekommt schönen, unaufdringlichen Glue, die Kick wird durch den Soft Clipper hörbar präsenter. Also weiter im Text: Ich stelle den Link auf 0, sodass alle Bänder völlig unabhängig arbeiten und justiere die Thresholds neu, so dass weiterhin 1 dB Kompression pro Band und beim Soft Clipper auf dem Meter stehen. Außerdem booste ich das Gain für das Side-Band. Übrigens: Ich habe alle Files extra „Peak“-normalisiert, um das Lautmachpotenzial des Elysia XMAX zu demonstrieren.

Audio Samples
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Electro Loop XMAX 1 dB unlinked Side Boost Punch


Jetzt gefällt mir noch besser, was ich höre. Ohne Verlinkung der Bänder wirkt das Signal lebendiger, zudem ist der Effekt des Soft Clippers jetzt nicht mehr so aufdringlich. Der Seiten-Boost macht das Signal schön breit, ohne Phasenprobleme zu verursachen.

Time to go XTREME

Jetzt wird es Zeit für XTREMERE Settings. Ich justiere alle Thresholds für 5 dB Kompression und booste alle Gains, so dass der Soft Clipper heißer angefahren wird und füge mit dem Tone-Regler eine ordentliche Prise Highshelf-EQ hinzu. Damit es nicht zu heftig wird, nehme ich den „Punch“-Modus raus. Anschließend gibt’s dieselben Einstellungen mit 100% gelinkten Thresholds.

Audio Samples
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Electro Loop XMAX 5 dB unlinked Tone Electro Loop XMAX 5 dB linked Tone

Jetzt hört man wunderbar die Gestaltungsmöglichkeiten, die das Varilink-Feature bietet. Bei 100% Link agiert der XMAX eher wie ein gewöhnlicher Stereo VCA-Kompressor und hält alles tight zusammen, ungelinkt „atmet“ das Signal mehr und wirkt dynamischer. Gemessen daran, dass es jetzt ordentlich zur Sache geht, bleibt das Signal immer noch homogen.

Let’s rock

Jetzt will ich den XMAX auch auf anderem Material hören. Dazu nehme ich zunächst meinen Standard-Rocktrack her. Ich erhöhe den Crossover-Punkt von Low- und Mid-Band auf auf 210 Hz, nehme den High Shelf EQ auf einen eher minimalen Boost zurück, erhöhe die Release auf 150ms und justiere ungelinkt alle Thresholds und den Soft Clipper auf 2 dB Kompression/Clipping. Das Side-Gain fahre ich minimal höher als den Rest. Danach gibt es die gleichen Settings nochmal mit aktiviertem Punch-Modus.

Audio Samples
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Rocktrack raw Rocktrack XMAX 2 dB Side Boost unlinked Rocktrack XMAX 2 dB Side Boost unlinked Punch

Hier wird sofort der Unterschied zwischen beiden Kompressions-Ratios deutlich. Obwohl beide sehr gemäßigt sind, liefert der „Punch“-Modus das, was er verspricht. Durch das unterschiedliche Knee ist erwartbar, dass sich je nach Ratio auch der Threshold-Punkt ändert. Mit aktiviertem Punch-Modus erhält man bei gleichen Threshold-Einstellungen weniger Kompression, dafür aber mehr Clipping, weil logischerweise mehr Signalspitzen im Soft Clipper ankommen. Auch der Tone-Boost wirkt im „Punch“-Beispiel trotz identischer Settings etwas aufdringlicher.

Mixknob, ick hör dir trapsen

Zu guter Letzt nehme ich mein „No.3“ betiteltes Instrumental her, um den XMAX auf ruhigerem Material zu hören. Der Track hat zudem ein sehr dickes Lowend, das eingefangen werden muss. Da ich zunächst kein Setting finde, was mir gefällt, entscheide ich mich dazu, den Elysia XMAX Cube diesmal parallel zu fahren. Im ersten Beispiel setzte ich den Link auf ca. 30% und justiere nur den Threshold des Low-Bands. Das komprimiert dann über 7 dB (was laut Manual die fixe Attack von 10 ms automatisch verkürzt), die anderen Bänder ca. 3 dB. Crossover setze ich auf 140 Hz, den „Punch“-Modus nehme ich raus und erhöhe die Release auf 400ms. Den Soft Clipper drehe ich raus. Im zweiten Beispiel nutze ich wieder alle Thresholds ungelinkt, booste das Side-Gain, fahre den Soft Clipper dazu und aktiviere „Punch“.

Audio Samples
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Instrumental raw Instrumental XMAX Parallel 7dB Low Threshold NO Clipper part linked Instrumental XMAX Parallel 5-7dB All Thresholds unlinked Punch


Parallel dazu gefahren, gefallen mir die Ergebnisse ganz gut. Das Instrumental erhält schönes Sustain zwischen den Drumhits, das Lowend bleibt im Zaum, der Highshelf frischt etwas auf. Trotzdem habe ich bei diesem Track das Gefühl, mir etwas mehr Kontrolle zu wünschen als der XMAX bietet.


Der Elysia XMAX Cube ist ein tolles Gerät mit einem innovativen Ansatz zum Thema Multiband-Kompression und tadelloser Verarbeitung – noch dazu made in Germany zu einem äußerst attraktiven Kurs. Es macht Spaß, damit zu arbeiten, die Metering LEDS geben präzise Auskunft über das Geschehen, die leichte und v.a. saubere Rasterung der gut greifenden Potis macht Recall relativ easy. Trotzdem bin ich etwas zwiegespalten: So praxisgerecht der Highshelf EQ auch gewählt ist, ich könnte gut auf ihn verzichten zugunsten anderer Features. Die beiden wählbaren Ratios, die fixe Attack von 10ms für alle Bänder – alles total praxisgerecht, doch ergäbe sich gerade hier noch mehr Potenzial in Kombination mit unabhängigen Release-Zeiten. Beim SSL BUS+ zum Beispiel feiere ich die Möglichkeit, im M/S-Modus die Mitte mit langer Attack, geringer Ratio und Auto release zu fahren und die Seite mit höherer Ratio, kürzerer Attack und schneller Release – und außerdem einen Mixknob am Gerät zu haben, um ein paar Transienten unkomprimiert durchzulassen. Allerdings kostet der BUS+ auch deutlich mehr als der XMAX, obwohl er in China gefertigt wird. Und der XMAX will sich ja gerade durch einen eigenen Ansatz vom Rest abheben.

Ich persönlich sehe den XMAX vor allem im Mastering, wo er mit subtilen Einstellungen im Handumdrehen einen Track geschmackvoll aufwerten und durch den hervorragenden Soft Clipper auch deutlich lauter machen kann. Als „All-in-one“-Lösung für den Mixbus oder Subgruppen ist er mir persönlich dann doch nicht immer flexibel genug.

  • Multibandkompressor auf Basis von M/S-Processing
  • Tiefenund Mitten mit eigenen Reglern für Threshold und Gain: Low, Mid, Side
  • variable Übergangsfrequenzen
  • Class-A Schaltung
  • analoger Soft Clipper
  • gerasterte Potis (41 Stufen)
  • LED Pegelanzeigen für anliegendes Signal, Kompression aller drei Bänder und des Soft Clippers
  • „Lomo“ aktiviert Highpass-Filter (12 dB/Oktave) im Side-Band
  • Attack: Global, 10 ms bzw. „Auto Fast“ ab 8 dB Kompression
  • Release: Global, variabel von 10 bis 1700 ms
  • Ratio: 1:1.45 oder 1:2.55 im „Punch“-Modus
  • Frequenzgang: < 10 Hz – 180 kHz (-3 dB)
  • THD+N @ 0 dBu, 20 Hz – 22 kHz: 0,01%
  • Noise floor: 20 Hz – 20 kHz (A-weighted): -91,3 dBu
  • Dynamikumfang: 112 dB
  • maximaler Eingangspegel: +21 dBu
  • maximaler Ausgangspegel: +22 dBu
  • hergestellt in: Deutschland
  • Webseite: elysia.com
  • Preis XMAX Cube: € 1339,– (Straßenpreis am 7.7.2025)
  • Preis XMAX 500: € 1139,– (Straßenpreis am 7.7.2025)
  • Preis XMAX 192 Rack: € 1739,– (Straßenpreis am 7.7.2025)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hervorragender Klang
  • innovatives Konzept
  • vorbildliche Verarbeitung
  • Made in Germany zu einem sehr attraktiven Preis
Contra
  • mehr Optionen für Ratios, Attacks und Releases böten viel Potenzial
  • Highshelf EQ ist praxisgerecht und klingt gut, aber nicht immer passend
  • kein Mix-Regler
Artikelbild
Elysia XMAX Cube Test
Für 1.339,00€ bei
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