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Cort GA5F-MD NAT Test

Praxis

Das Instrument liegt, wie erwartet, ausbalanciert auf dem Oberschenkel. Auch am Gurt lässt sich die Gitarre spielen, dazu stehen an der unteren Zarge und am Halsfuß Gurtpins bereit. Mit 2120 Gramm zerrt ihr Gewicht nicht übermäßig an der Schulter. Im Übrigen wiegt unsere Probandin aus schwererem Palisander auch nicht mehr als beispielsweise eine bauchige Jumbo aus leichterem Vogelaugenahorn.
Die breite Zarge beeinträchtigt in beiden Fällen, also sitzend wie stehend, den Kontrollblick auf das Griffbrett. Dennoch würde ich einem Spieler mit Grundkenntnissen (und kleiner Geldbörse) auf keinen Fall den Kauf einer Akustikgitarre mit einer Flachzarge empfehlen, deren dünner Sound im Wohnzimmer ohne Amp wenig inspiriert und dann nur noch auf einer Bühne effektiv (mit teurem Amp) eingesetzt werden kann.

Die ausgezeichnete Saitenlage hält auch den Beginner im Spiel. Der Hals unserer Kandidatin wird in einem sehr flachen Winkel von etwa 0,5 bis 0,75 Grad vom Korpus weggeführt. Der Abstand der dicken E-Saite beträgt dadurch im ersten Bund lediglich ca. 3 mm und im 10. Bund dann etwas mehr, nämlich 4 mm. Drückt man sie im ersten und zwanzigsten Bund gleichzeitig hinunter, bleibt gerade noch ein kleiner Luftraum zwischen der Bundkrone und der dicken E-Saite, die der Höheneinheit einer Briefmarke entspricht. Optimal! Der Spieler kommt aber dennoch auf der gesamten Länge in den Genuss eines schnarrfreien Sounds und auch große Barrégriffe gelingen ohne übermäßige Anstrengung. Der eingelegte Hals-Einstellstab, im Fachjargon Truss Rod, schützt den Hals vor der Zugkraft der Saiten und sollte das bei fachgerechter Aufbewahrung der Gitarre auch lebenslang tun. Ein Tipp: Falls man beabsichtigt, eine Gitarre über einen längeren Zeitraum nicht zu spielen, sollte man den Saitenzug etwas vermindern. Der justierbare Truss Rod dient daneben auch der Einstellung der Halskrümmung. Den Zugang zur Stellschraube kann sich der Spieler mit einem Inbus über das Schallloch verschaffen, ohne dass die Saiten entfernt werden müssen. Aber das sollte vorerst nicht notwendig sein, denn die Cort GA5F kommt, wie schon angedeutet, optimal eingestellt aus dem Karton.

Weil die Bünde an den Kanten sauber abgerichtet sind, laufen auch Lagenwechsel “wie geschmiert”. Allerdings richtet sich die Werkbespannung mit einem kräftigen 12er Satz mit beschichteten D’Addario EXP 16 (Phosphorbronze) eher an Picker und Strummer, die mit dem runden und warmen Ton gut leben können. Der durchtrainierte Linienspieler kann das eine oder andere Lick mit einem Bending verschönern, allerdings in erster Linie auf B- und E-Saite. Dead-Notes gibt es auf dem ganzen Griffbrett keine, aber virtuosen Aktivitäten auf hohem technischen Niveau sind mit umsponnener G-Saite physikalische Grenzen gesetzt. Ob das Instrument allerdings beispielsweise mit einem dünnen 10er Satz wirklich überzeugen kann, wäre noch zu ergründen. Erfahrungsgemäß fehlt dem Sound nach einem “Umbau” zur Sologitarre das Fundament im Bassbereich, wenn sie dann doch wieder in ihrer ursprünglichen Bestimmung klingen soll. Eine andere Stegeinlage, die dann nötig wäre, um die Saitenlage zu optimieren, befindet sich aber nicht im Lieferumfang.

Reichlich Intarsien und Inlays machen auch auf den zweiten Blick einen „glänzenden“ Eindruck.
Reichlich Intarsien und Inlays machen auch auf den zweiten Blick einen „glänzenden“ Eindruck.

Der Hals der GA5F mit einem Umfang von 11,5 cm am Sattel ist relativ schlank und liegt mit ausgeprägtem C-Shaping angenehm in der Greifhand. Der Daumen kann nicht nur in der Open-String-Position herzhaft “eingreifen”, sondern auch im 10. Bund, wo das trapezförmige Griffbrett eine Breite von 5,2 cm erreicht. Die relativ schmalen Bünde wirken sich positiv auf die Intonation aus, und dank der kompensierten Brücke mit der Nase für die B-Saite stimmt auch die Oktave, sodass der konzertierende Musiker auch ohne nervenraubendes Nachstimmen zwischen den Stücken über die Runden kommt.
Ein Leisetreter ist unsere Kandidatin auch nicht. Die GA5F kann sich auch entstöpselt im Verein mit Kontrabass, Akustikbass, Stimmen und Kleinperkussion behaupten. Die Saiten bringen ordentlich Andruck auf die Stegeinlage und der Saitenhalter überträgt die Saitenschwingungen auf die Decke. Der Sound der Gitarre inspiriert. Die Bässe kommen trocken und im oberen Frequenzbereich imponiert die Gitarre mit einem Seidenglanz, den man in diesem Preissegment nicht unbedingt erwartet.

Die Hörbeispiele habe ich auf der Cort GA5F komponiert. Es lohnt sich, hochwertige Mikros aufzustellen, um den Sound einzufangen – für diesen Test wurde sie mit zwei kleinen Neumännern abgenommen. Die Entfernung zum Schallloch beträgt ca. 1 m (Pan rechts) und 1,50 m (Pan links) in einer Höhe von ca. 1,50 m. Die Aufnahmen sind mit einem Studiohall bearbeitet, leicht komprimiert und im Bassbereich “entrumpelt”. Der Klang des Untersatteltonabnehmers von Sonicore verleiht dem Gesamtsound (mit Pan in der Mitte) zusätzlich ein wenig mehr Druck im Bassbereich.

Fingerpicking:

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Romantic 2 (2 Mikros plus Elektronik)

Der Sound trägt auch, wenn man es etwas ruhiger angehen will:

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Mix 1: Silky Sound (2 Mikros plus Elektronik) Mix 2: Silky Sound (2 Mikros plus Elektronik)

Verstärkt (im Live-Betrieb) bietet die GA5F eine andere, aber nicht unbedingt schlechtere Klangcharakteristik. Mit der Elektronik kann auch zur Not im Studio gearbeitet werden, allerdings kommt der Sound mit einem leicht eingeschränkten Dynamikumfang über die Studioboxen.

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Silky Sound TA (nur Elektronik)

Besser ist die Abnahme mit einem Mikrofon:

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Silky Sound (nur Mikrofone)

Rhythmus kann sie auch, unsere Probandin. Diesen habe ich mit einem Plektrum eingespielt:

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Rhythmus-Gitarre (2 Mikros plus Elektronik)

Die Kerben im Sattel sind gerade so breit und so tief, dass die Saiten beim Stimmen nicht festklemmen und auch bei härteren Anschlägen mit dem Plektrum die “Fassung” nicht verlieren.

Kommentieren
Profilbild von Stephan

Stephan sagt:

#1 - 10.08.2016 um 10:26 Uhr

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Wo ist diese Gitarre erhältlich?

    Profilbild von Bernd

    Bernd sagt:

    #1.1 - 10.08.2016 um 19:19 Uhr

    0

    Thomann hat sie nicht im Sortiment. Es gibt mehrere Anbieter, die sie zu unterschiedlichen Preisen verkaufen. Gib einfach mal GA5F ein.

Profilbild von Ralf Graebe

Ralf Graebe sagt:

#2 - 11.08.2016 um 08:48 Uhr

1

Versuch es mal bei folgenden Händlern:No.1 in Hamburg
Link in Hanau
Session in Walldorf
Beck in Dettingen
Öllerer in Freilassing

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