Der 33-jährige kanadische DJ und Musikproduzent Joel Zimmermann, besser bekannt als „deadmau5“, ist nicht nur ein Geek wie er im Buche steht, sondern eine der polarisierenden Persönlichkeiten der EDM-Szene, die er gern denunziert. Seine Antipathie, was die DJs betrifft, seine generelle „I don’t give a f***g shit“-Haltung und seine teilweise schon boshaften Tweeds haben dem Mann mit der überdimensionalen Mausmaske den Ruf eines „Trusty Trolls“ eingebracht.
Joel Zimmerman aka deadmau5 ist ein Spiele liebender Geek und Computerfreak
2008 wurde deadmau5 das erste Mal von den LeserInnen der Zeitschrift DJ Mag auf Platz 11 der beliebtesten DJs gewählt und ist damit bis heute bester Neueinsteiger. Im letzten Jahr reichte es nur noch für den zwölften Platz, doch der trollenden Maus ist es gleich, was irgendwer von ihr hält. Kein Wunder! Im letzten Jahr verdiente deadmau5 sage und schreibe 16 Millionen Dollar und sicherte sich damit den zehnten Platz der Cash King-Liste von Forbes.
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Details
Bio
Joel Thomas Zimmerman, so der bürgerliche Name von deadmau5, wurde am 5. Januar 1981 in der kanadischen Stadt Niagara Falls in der Provinz Ontario geboren. Im Gegen-satz zu einigen anderen Superstar DJs, war es nie sein Traum oder sein Plan, mit Musik berühmt zu werden. Allerdings schickten ihn seine Eltern acht Jahre lang zum Klavierunterricht, wo ihm, wie er selbst sagt, „klassische Musik in seinen Kopf gehämmert“ wurde. Doch Joel war schon von klein auf begeistert von Computern und verbrachte seine Freizeit lieber mit Minesweeper oder beim Golfen vorm Bildschirm als am Klavier. So verwundert es nicht weiter, dass Zimmerman in seiner Jugend zunächst in einem Computergeschäft arbeitete.
Joel Zimmerman aka deadmau5 ist ein Spiele liebender Geek und Computerfreak
Zu dieser Zeit begann der Computerfreak erstmals, in seiner Freizeit mit Trackern an elektronischer Musik zu basteln. Joel besorgte sich einen ersten Multitrack Step-Sequencer und Sampler, wie er zu Beginn der 90er unter DOS-Usern sehr verbreitet war und wurde Mitglied der „Scream Tracker Szene“ in Ontario. Auch in verschiedenen Internet Communities war der junge Nerd aktiv. Ab 1998 arbeitete Joel Zimmerman als Co-Produzent bei einem Radiosender und mit 22 Jahren nahm er eine Stelle als Software-Entwickler in Toronto an. 2005 begann er erstmals unter dem Namen „deadmau5“ Musik zu produzieren. Eines Tages hatte er wegen eines üblen Geruchs in seinen PC geschaut und fand das Skelett einer toten Maus. Von da an nannten ihn seine Freunde „dead mouse“. Aber im IRC kann ein Nickname maximal nur acht Zeichen lang sein. Also nannte er sich dort „deadmau5“, wobei die 5, wie im Leetspeak üblich, für S steht und wie der Buchstabe ausgesprochen wird. Diesen Namen hat er dann einfach beibehalten. Als Logo benutzte deadmau5 von da an einen stilisierten Mauskopf, der zu seinem Markenzeichen wurde (und weswegen er gerade eine Klage von Disney an der Backe hat, die behaupten, er hätte „ihre Maus“ geklaut …Lach-und Sachgeschichten!
Wem gehört die Maus? Ärger mit Disney wegen der Mausmaske …
2006 veröffentlichte deadmau5 seine bisher erfolgreichsten Singles Not Exactly und Faxing Berlin, die jedoch erst ein Jahr später in die DJ-Charts einsteigen konnten. So kam Not Exactly in den Jahrescharts der Deutschen Dance Charts für 2007 auf Platz 37. Im selben Jahr gründete der Chartstürmer mit mau5trap sein eigenes Label, wo er neben selbstproduzierten Tracks u.a. auch die Musik von Moguai und Fehrplay veröffentlicht. Im letzten Jahr ging das Label eine Kooperation mit Capitol Records in Los Angeles ein und residiert seitdem in Hollywood.
Eine besondere Freude dürfte es für den Computerfreak sein, dass sein Alter Ego deadmau5 in diversen Spielen auftaucht. Bei „Watch_Dogs“ (2014) hat er z.B. als „Defalt“ mit einem Rattenkopf einen Auftritt als DJ und Hacker der gegnerischen Partei. Auch in dem Computerspiel „Goatsimulator“ bekommt er einen Auftritt. Auf dem Dach eines Wolkenkratzers ist deadmau5 als DJ in Montur voreinem Mischpult zu sehen und vor ihm tobt eine tanzende Menge.
In einigen Spielen der Computerspielreihe „GTA“ gibt es einen Radiosender, der seinen Namen trägt und einen Mix von ihm in Endlosschleife abspielt. In der Erweiterung „Reaper of Souls“ für das Computerspiel „Diablo 3“ gibt es ein Amulett mit Namen „Halcyon’s Aufstieg“, welches der deadmau5-Maske ähnelt. Es lässt den Gegner für ein paar Sekunden herumhüpfen, wenn man eine spezielle Fertigkeit aktiviert. Zu diesem Amulett gibt es ein Zitat: „Raise your weapon, raise your weapon … and it’s over“ in Anlehnung an seinen Song „Raise Your Weapon“.
Bei den Top 100 des DJ Mag belegte deadmau5 2013 den zwölften Platz.
DJ Ranking
2008 wurde deadmau5 das erste Mal von den Lesern des DJ Mags nomininert. Damals wurde er auf Platz 11 der beliebtesten DJs gewählt. Das war die beste Platzierung, die ein Neueinsteiger je erreicht hat. Von da an ging es steil bergauf für den DJ mit der Mausmaske. 2009 schaffte er es auf den sechsten und 2010 sogar auf den vierten Platz. In diesem Jahr landete der Kanadier auf Platz 12 und hatte dafür lediglich ein paar zynische Tweets übrig wie: „HOORAAY!!!! IM THE 12th BEST CD PLAYER IN THE WORLD!!. suck it! id like to thank the committee. my fans, all that shit. etc etc.“ Und während DJ Kollegen wie Aoki ihre Fans z.B. mit amüsanten Filmchen ermuntern, auch 2014 wieder für sie zu stimmen, twittert das Enfant terrible fleissig und in gewohnt bissiger Manier weiter: „Great. the dj mag poll again. I cant believe people still care for this. But, most importantly, who will win BEST EQ KNOB TOUCHING?“ Was sein Bankkonto betrifft, kann sich deadmau5 auf jeden Fall nicht beklagen. Auf der Cash King Liste 2014 von Forbesder bestverdienenden DJs landete er mit 16 Millionen Jahresumsatz auf Platz zehn. Dazu muss man allerdings auch sagen, dass er kaum ein Zehntel der Gigs spielte, wie einige der ranghöheren Namen auf dieser Liste. Aber sämtliche Auftritte, die er angenommen hat, vor allem große Festivals, haben sich wohl bezahlt gemacht. Man munkelt, er verdiene teilweise bis zu einer halben Million Dollar Gage in nur einer Nacht. Hinzu kommt erfolgreiches Merchandising rund um seine Marke. Also auch wenn ihm das Image eines Trolls anhaftet, er ist clever und geschäftstüchtig.
2014 sicherte sich deadmau5 den 10. Platz der „Electronic Cash Kings“ von Forbes.
Style
deadmau5 ist in erster Linie ein Produzent elektronischer Tanzmusik, die sich am ehesten als Progressive House in Kombination mit melodiösem Trance bezeichnen lässt. Sein Tempo liegt für gewöhnlich zwischen 125 und 128 BPM, er mag weites Stereo-Panning auf den Lead-Spuren und arbeitet gern mit dem Filter-Cut Off und analogen Delays und er hat eine Schwäche für analoge Synthesizersounds.
Bekannt ist deadmau5 vor allem durch sein Markenzeichen, dem überdimensionalen Maushelm, den er mit dem dazugehörigen Logo entwickelt hat, um seinen DJ Namen besser zu transportieren. Mittlerweile gibt es zahlreiche Variationen und Inkarnationen seiner „mau5“, mit denen der junge Künstler seit 2005 die größten Festivalfloors der Welt rockt.
deadmou5 rockt
Aktuelle Veröffentlichungen
Am 7. Januar hatte deadmau5 auf Twitterangekündigt, dass die Aufnahmen für sein neues Album abgeschlossen seien. Am 14. Juni erschien gleichzeitig auf den Labels mau5trap, Astralwerks und Virgin EMI Records das mittlerweile siebte Studioalbum des polarisierenden Kanadiers –„While 1<2“(sprich: While One is less than two …) Dieser Titel ist eine Anspielung auf ein Phänomen der Computer-Programmiersprache, bekannt als „infinite loop“, eine Endlosschleife. Viele der 25 Songs auf dem Doppel-Album wurden ursprünglich auf deadmau5s Soundcloud Account hochgeladen. Diesen hatte die umtriebige und trickreiche Mau5 allerdings Anfang Januar überraschenderweise gelöscht. Und das, obwohl dieser mit mehr als 33 Millionen Plays und mehr als 400.000 Followern zu den größten Accounts aller EDM-Künstler zählte. Am 20. Mai erschien mit dem Trancemarsch „Avaritia“die erste Singleauskopplung als Vorschau. Eine Woche später folgte „Seeya“, eine Zusammenarbeit mit der Sängerin Colleen D’Agostino von der Band „The Material“ und es schloss die dritte Single „Infra Turbo Pigcart Racer“ am 2. Juni an. Die vierte VÖ des Albums „Phantoms Can’t Hang“ erschien eine Woche vor dem offiziellen Album-Release. Als kleines Schmankerl hatten sämtliche Auskopplungen zunächst auf Soundcloud Premiere, bevor sie am darauf folgenden Tag über Beatport oder iTunes erhältlich waren. „While 1Billboard ist das Album auch nach 15 Wochen noch platziert, mittlerweile auf Rang 20. Wer sich für die komplette Diskographie der toten Maus interessiert, wird aufseiner Website fündig und kann sich dort auch über sämtliche Grammys und sonstige abgeräumte Preise informieren.
Die Diskografie von deadmau5 ist ausführlich auf seiner Website dokumentiert.
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Praxis
Equipment
Die Vorstellung, dass ein Musiker, der aus der Trackerszene kommt und zunächst mit Hilfe von C-Lab Notator Musik auf seinem Atari ST machte, vor allem auf rau und harsch klingende Sägezähnen steht, ist nicht so abwegig. Tatsächlich liebt deadmau5 diesen Sound. Trotzdem geht es ihm nicht darum, möglichst roh, hart und laut zu klingen. Der kanadische Superstar legt großen Wert auf den Sound und das Sounddesign, eine seiner Leidenschaften, wie er hier imInterviewverrät.
Transparenz und eine gewisse Klarheit im Mix, wo jede Nuance hörbar ist, darauf kommt es ihm an und deswegen mastert er seine Stücke auch immer selbst. Nicht wie üblich am Ende der Produktion, sondern schon unterwegs – „on the go“ sozusagen. In seinem Studio arbeitet deadmau5 überwiegend mit Hardware (Verhältnis zu Software etwa 70/30), ein Großteil davon nutzt er zum Mastern. Erste intime Studioeinblicke findest du auf seiner Facebook-Seite unter der Rubrik mit dem passenden Namen „Studio Porn!“ Dort hat er jede Menge Photos hochgeladen, die so manches Herz höher schlagen lassen. Das Studio von deadmau5 erinnert an die Kommandozentrale von Captain Kirk auf der Enterprise. In dieser Techhöhle wollen wir nun ein wenig Mäuschen spielen und mal schauen, womit Herr Zimmerman unter anderem seine brillanten Sounds fabriziert: Das erste, was dir vermutlich ins Auge sticht, ist seine „Happy Accident Machine“ mit den vielen Oszillatoren. Gemeint sind die Systemwände, die einen Großteil seines Studios belegen. Hierbei handelt es sich um das modulare Synthesizersystem vonModcan, darunter u.a. ein VCO 01B Oscillator, der S&H / RingMod 07b Oscillator und der beliebte Miniwave 22B, womit deadmau5 viele seiner schön knarzigen Sounds erzeugt. Der Eindruck des Raumschiffs entsteht sicherlich auch durch die optische Erscheinung der beiden analogen Synthesizer hier in der Mitte auf dem Tisch. Dabei handelt es sich um zwei Buchla „200e System5“ – Wiedergeburten des 70er Jahre Klassikers der analogen Serie modularer Systemevon Don Buchla.
Das Sudio von deadmau5 – eine High- und Lowtechhölle und ein Paradies für Geargeeks
Playlist
00:00 deadmau5 – Avaritia 01:21 deadmau5 – Coelacanth II 01:30 deadmau5 feat. Greta Svabo Bech – Raise your weapon (Acapella) 03:43 deadmau5 – Your Ad Here (You There Edit) 08:29 deadmau5 – Cthulhu Sleeps 09:06 ZZT – SyZZTem 700 Bonus Beats 12:06 Tony Rohr & Layton Giordani – Careless Suggestions 15:32 deadmau5 – My Pet Coelacanth 18:06 Morgan Page feat. Lissie -The Longest Road (Acapella) 23:01 deadmau5 -Where My Keys 25:22 deadmau5 – Phantoms Can’t Hang 27:55 Yoko Kanno – Ghost In The Shell 29:31 Martin Garrix – Animals (McMaNGOS Funnymals Edit) 3 2:29 deadmau5 feat. Rob Swire – Ghosts ‘n’ Stuff (Acapella) 33:28 Avicii – Levels 34:21 deadmau5 feat. Rob Swire – Ghosts ‘n’ Stuff (Vocal Mix) 36:17 deadmau5 – Suckfest9001 38:47 deadmau5 – Infra Super Turbo Pig Cart Racer 44:20 deadmau5 – Trollbott 47:03 deadmau5 – Acedia 47:23 deadmau5 feat. Colleen D’Agostino – Drop The Poptart (Acapella) 49:35 deadmau5 – Somewhere Up here 52:26 deadmau5 – Fn Pig 53:39 deadmau5 feat. Chris James – The Veldt ( Acapella) 57:53 deadmau5 feat. Chris James – The Veldt (Tommy Trash remix)
Eines der mittlerweile zahlreichen Mauskostüme von deadmau5 für seine Liveshows
Dramaturgisch betrachtet
… zeichnet sich dieses Set durch seine besondere Vielfalt und gutes Timing aus. Es beginnt zur Einstimmung mit den leicht rockenden Beats und der eingängigen Hookline von Avaritia und einem smoothen „Yeah“ von deadmau5 persönlich (bei 0.55). Die erste Spannung baut der Artist durch einen langgezogenen eindringlichen Ton auf, der (bei ca. 1.01) langsam eingefadet wird und für mich klingt, als käme er aus einem digitalen Dudelsack. Nachdem dieser seine volle Lautstärke erreicht hat (bei ca 1.12), stoppen die Beats und der Sound bleibt als Fläche stehen. Es folgt der erste emotionale Moment, als die Stimme von Greta Svabo Bech erklingt: „Rippin’ My Heart was so easy, so easy …“. Diesen Augenblick kostet deadmau5 schön aus, indem er fast zwei Minuten lang auf Beats verzichtet. Zunächst werden die Ohren mit sanften Pianoklängen gestreichelt (ab ca. 2.57), worauf die Drums in Kombination mit einem monoton klingenden und treibenden Synthesizer losmarschieren, aber erst nach einem Moment der kompletten Stille (bei ca. 3.24). Man hört auf der Aufnahme gut, wie das Publikum tobt.
Sehr effektiv sind die immer wiederkehrenden Momente der kompletten Stille, die der kanadische Producer in sein Liveset eingestreut hat (u.a. bei 4.56, bei 6.38 und 7.07), um dann erneut mit druckvollen Rhythmen die Massen zum Tanzen zu bewegen. Dabei verzichtet er auf allzu große Effekthascherei, wie wir es sonst von vielen EDM-DJs kennen, die gern auf Knopfdruck Raketenbatterien abfeuern, doch das ist nicht sein Stil. Solche Momente sind eher rar gesäht. Seine Effekte setzt deadmau5 vergleichsweise subtil ein und überrascht immer wieder durch ungewöhnliche Momente. Eine Stelle im Set, die mir persönlich wahnsinnig gut gefällt, beginnt bei 9.50 und reicht bis 11.00. Spätestens hier wird klar, dass sich hinter dem Mann mit dem Maushelm und den bissigen Sprüchen ein feinfühliger, musikalischer Mensch mit einer großen Leidenschaft für Sounds und Rhythmen verbirgt. Dabei schafft er den Spagat zwischen Anspruch und Mainstream, den er immer wieder bedient (z.B. ab 15.18, 17.58 und 29.27).
Einen Sinn für Humor offenbart der Klangkünstler auch (30.05). Einer der emotionalen Höhepunkte dieses Gigs ist der epische Moment ( ab ca. 33.06), in dem Rob Swire mit sich selbst im Chor „ And I just wanna play it right …“ singt. Es entsteht ein großes ergreifendes „Stadiongefühl“, man kann förmlich „hören“, wie die Arme in die Höhe gehen: “Lift me up to the stars we are coming home …“ Aber deadmau5 wäre nicht deadmau5, wenn er das einfach so stehen ließe. Es wird (ab ca. 36.05) wieder rockiger, woraufhin der DJ sein Publikum in eine Soundwelt entführt, die aus einem Computerspiel stammen könnte (ab ca. 37.18). Die Hookline klingt, als hätte er sie noch im Tracker auf seinem alten Atari erzeugt. Auf funkig rockigen Sägezahnsounds lässt deadmau5 seine Fans dahinsurfen und lässt damit Geeks und Raverherzen gleichermaßen höher schlagen. Zudem ensteht noch einmal richtig Spannung und die emotionale Komponente kommt wieder zum Tragen (ab ca. 38.30). Die hier verwendeten Retro-Synthiesounds erinnerten mich an Tim Taler, einen Protagonisten einer Fernsehserie aus den Achtziger Jahren.
Ab ca 44.15 wird es „dark“. Es geht nun eine ganze Weile eher experimentell zu und der Deejay kommt mit spooky Sounds daher, die eine besondere Atmosphäre schaffen und einen schönen Kontrast zu dem davor Gehörten bilden. Umso süßer klingen die Pianoklänge der folgenden „Ballade“ (ab ca 46.52), die den letzten tiefen emotionalen Höhepunkt dieses Gigs darstellt. Nach der düsteren Atmosphäre des vorherigen Tracks ist das regelrechter Balsam für Ohren und Seele, gekrönt von der lieblichen Stimme (ab ca. 47.15) von Colleen D’Agostino und diesem rockigen Riff, das nach MIDI-Gitarre, aber auch nach Dire Straits klingt. (ab ca 48.54).
Dieses Stück wäre auch ein schönes Ende für ein DJ-Set, aber deadmau5 zückt noch einen Trumpf aus dem Ärmel. Er lässt die Stimme verhallen (bei ca. 51.15) und baut mit einem seichten Beat (ab ca. 51.25), der langsam immer schneller wird und das Publikum zum Klatschen animiert, erneute Spannung auf, und auch ein paar seiner geliebten anlogen Synthsounds kommen noch einmal zum Einsatz. Dann ertönen erneute Vocals und der straighte Beat kickt ein letztes Mal richtig rein (ab ca. 55.29). Das Set endet mit einem rockigen Finale, bevor die Drumsounds in Delays und Hall versinken und deadmau5 fragt: „What do you think about that drum?“ und ein kurzes „Damned, hey, guys thanks for coming …“ anfügt.
Download: Die Mixtechniken von Deadmau 5 im Detail bezogen auf das Live-Set vom Ultra Music Festival 2014.
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Deadmau5 ist ein Klangkünstler und kein Handwerker. Seine Livesets sind auch eher Klangcollagen mit sehr subtilen Übergängen, die oft kaum hörbar sind, statt Demonstrationen seines Geschicks beim Umgang mit dem Mixer. Er spielt auch nicht den Animateur, der seinem Publikum permanent verbal diktiert, wann und wo die Arme in die Luft müssen. Das spüren auch seine Fans. Deadmau5 ist nun mal in erster Linie Producer und kein DJ. Die Idee, sich hinter einer Mausmaske bei seinen Auftritten zu verstecken, ist genial und das nicht nur aus Marketing-technischer Sicht. So ist es für Joel Zimmerman wesentlich einfacher, zwischen seiner Bühnenfigur und seinem wahren Ich zu unterscheiden. Er ist ein ernsthafter, sensibler und musikalischer Mensch, dem es mit der Figur der Maus gelungen ist, ein Alter Ego zu schaffen, mit dem er sich in die Öffentlichkeit trauen kann. Die Maus dient also gleichermaßen als Schutz und Markenzeichen. Seine Stärke ist sein Gespür für Sounds und seine Musikalität, mit der er es schafft, eine Brücke zwischen Mainstream und anspruchsvoller elektronischer Musik zu schlagen. Außerdem ist deadmau5 das beste Beispiel dafür, dass man Erfolg haben kann, ohne sich verbiegen zu müssen. Deadmau5 ist ein Sonderling und er scheut sich nicht davor, mit seiner Meinung hinterm Berg zu halten, auch auf die Gefahr hin, sich damit sehr unbeliebt zu machen. Mutig oder ist die Maus einfach nur total gerissen und provoziert gekonnt zu Promozwecken? Wer weiß, ich habe auf jeden Fall größten Respekt vor seinen Qualitäten als Produzent und seine „Trollereien“ finde ich eher amüsant.
Auf die Frage, warum deadmau5 immer so pessimistisch sei, entgegnete er soeben: (Tweet vom 07.10.14) „No, i am not! I’m absolutley 100% positive – the world sucks!“
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