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Akai EIE Pro Test

Audiowandler haben im modernen Tonstudio fraglos den undankbarsten Job: Während jedes noch so unbedeutende Plug-In aus der Dynamik- und EQ-Fraktion höchste Aufmerksamkeit genießt, sollen die braven AD/DA-Konverter einfach nur ihren Job machen, nämlich in möglichst guter Qualität und Geschwindigkeit zwischen Elektronen- und Bit-Fluss übersetzen. Umso erfreulicher also, dass der Einstieg von Akai im Bereich der AD/DA-Wandler nicht einfach nur eine mit Ein- und Ausgangsbuchsen und etwas Prozessorintelligenz ausgestattete Blackbox ist, sondern sowohl optisch wie auch konzeptionell einen ziemlich eigenständigen Ansatz verfolgt.

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Akai gehen direkt mit zwei Versionen an die Startlinie: Dem EIE und dem EIE Pro. Beide Geräte gleichen sich vom Aufbau wie ein Ei dem anderen, mit dem Unterschied, dass das EIE ohne Pro im Namen eine rote Frontplatte spendiert bekommen hat und seine maximale Auflösung bei 16 Bit endet. Da man heutzutage selbst im Proberaum oder beim Field-Recording nicht ohne zwingende Not noch mit 16 Bit arbeiten sollte, testen wir im Folgenden die Pro-Version, die mit zeitgemäßen 24 Bit aufwartet.

DETAILS

Im Grunde seines Seins ist das EIE Pro ein 4-In/4-Out Audiowandler – mit dem Kniff, dass jeder seiner Eingangskanäle über eine Insert-Buchse verfügt, mit der sich externe Effekte oder Dynamikprozessoren in die Signalkette einschleifen lassen. So schön mit der Analogwelt vereint, haben die Entwickler dem EIE Pro auch direkt zwei klassische VU-Meter zur Pegelkontrolle mit auf den Weg gegeben. Diese bieten aufgrund ihrer physikalischen Trägheit  eine Kontrollmöglichkeit, die viel mehr dem menschlichen Lautheitsempfinden entspricht, als das nervöse Flackern der digitalen Balkenanzeige am Rechner. Mit dem gastgebenden Rechner (PC/Mac) kommuniziert der Wandler über USB 2.0 und auch mit externer MIDI-Hardware kann er sich über die integrierte MIDI-Schnittstelle (5-Pol DIN) austauschen. Insgesamt zeigt sich der EIE Pro also recht kontaktfreudig – nicht zuletzt auch aufgrund des integrierten USB-Hubs, an dessen drei Ports sich anstandslos auch musikfremde Gerätschaften wie Festplatten oder Drucker betreiben lassen.

Aus der Verpackung entnehme ich den Wandler selbst, zwei CDs mit Software (Cubase 5 LE, Live LE) und Treibern, ein mehrsprachiges Quickstart-Manual, ein USB-Kabel und ein 6-Volt Netzteil, welches zum Betrieb erforderlich ist. Der kleine Bolide bringt trotz seiner kompakten Desktop-Ausmaße ein stattliches Gewicht von knapp einem Kilo auf die Waage. Überraschend ist das nicht, denn der Wandler ist in einen robusten und ordentlich verschraubten Metallrahmen untergebracht, was in Verbindung mit den beiden VU-Metern und den schicken Kippschaltern eine fast schon messinstrumentische Optik zur Folge hat – sehr hübsch.

Das stattliche Gewicht hat übrigens den Vorteil, dass sich Kabel auch ohne das Gerät festhalten zu müssen, einstecken lassen. Nachteilig wird es, wenn man den EIE Pro mobil betreiben möchte – wovon ich an dieser Stelle einfach mal abraten würde. Wer also absehen kann, dass er viel unterwegs sein wird, dürfte mit dem EIE Pro auf Dauer nicht glücklich werden und sollte sich nach einer etwas leichtgewichtigeren Lösung umschauen.
Werfen wir also zunächst einen genauen Blick auf die Vorderseite des EIE Pro. Die Reise startet im Westen mit vier XLR/Klinke-Combo-Buchsen, für die sich jeweils getrennt die Eingangsverstärkung via Kippschalter zwischen Mic/Line- und Gitarren-Pegel umschalten lässt. Dazwischen haben zwei Schalter ihren Platz gefunden, mit denen sich für die beiden Kanalpaare (1/2 und 3/4) die für den Betrieb von Kondensatormikrofonen unverzichtbare Phantomspeisung aktiviert werden kann. Zusätzlich kann die Eingangsverstärkung für jeden Kanal über ein Potenziometer einzeln angepasst werden. In der rechten Hälfte haben es sich die beiden VU-Meter bequem gemacht, die durch ihre gleißend helle weiße Hintergrundbeleuchtung hervorstechen. Überfährt man die Wandler mit zu viel Pegel, wechseln sie in ein alarmierendes Rot. 


Fotostrecke: 3 Bilder Übersteigt der Eingangs- oder Ausgangspegel die 0dB-Marke…

Unter den Metern ist die Montoring-Sektion beheimatet. Hier kann man zunächst auswählen, ob die beiden Zeigerinstrumente den Pegel der Kanalpaare 1/2 oder 3/4 anzeigen sollen und entscheiden, ob das für das Eingangs- oder Ausgangssignal erfolgen soll. Darunter ist ein regelbarer Kopfhörerausgang (Stereo-Klinke) platziert. Rechts daneben folgt ein Master-Level-Poti, mit dem man darüber entsheiden kann, wie laut und ob in Mono oder Stereo das vom Rechner kommende Audiosignal von den Ausgängen Eins und Zwei wiedergegeben wird.
In der rechten unteren Ecke versteckt sich dann noch ein Monitor-Regler, mit dem sich stufenlos zwischen Eingangs- und Ausgangssignal mischen lässt. Zusätzlich kann über einen dreistufigen Kippschalter zwischen den Quellkanälen 1/2, 3/4 und All selektiert werden. Damit sind eine ganze Reihe von Monitoring-Szenarien wie beispielsweise das latenzfreie Mithören beim Einspielen, das Vorhören einer in der DAW auf den Kanälen 3/4 erstellten Subgruppe oder auch der Einsatz einer zweiten Abhöranlage gut realisierbar. Das Monitorsignal liegt dabei parallel am Kopfhörerausgang und auf den Ausgängen Eins und Zwei an. Moment, höre ich da den aufmerksamen Leser rufen, was ist denn, wenn die DAW etwas wiedergibt und der Monitoring-Regler dabei auf Out (Ausgangssignal) steht…? Dann ist das Signal doch redundant. Ja, das ist es dann auch – und der Pegel auf den Ausgängen 1/2 verstärkt sich entsprechend. Hier muss man bei entsprechenden Recording-Situationen dann eine Hand am Monitor-Poti haben, um entsprechend umzuschalten. Im praktischen Betrieb stört das kaum, und man gewöhnt sich schnell daran, dennoch komme ich nicht umhin, hier leider einen halben Punkt abzuziehen.

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Schaut man auf die Rückseite, sieht man in der oberen Hälfte die drei USB-Buchsen (Typ A) des Hubs und daneben den Link zum Rechner (Typ B), gefolgt von MIDI-In/Out, dem 6 Volt-Stromanschluss und einem Netzschalter. Mit einigem Abstand darunter folgend dann die vier Audio-Ausgänge (Klinke, symmetrisch) und die vier Audio-Inserts (Klinke).

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PRAXIS

Bevor man mit dem EIE Pro zum Produktionseinsatz schreiten kann, steht die Installation der USB-Treiber an. Die Installation erfolgt weitestgehend automatisch – zwischendrin wird man vom Installations-Dialog noch höflich gebeten, das EIE Pro anzuschließen und abschließend bittet er um einen Neustart – fertig.

Danach residiert ein einfaches Konfigurationsprogramm im Systemordner, das einerseits Auskunft darüber gibt, ob ein EIE Pro angeschlossen ist, zum anderen zur Einstellung der Audio-Pufferwerte dient. Zur Auswahl stehen hier sechs Größen zwischen 49 und 1024 Samples. Unser Standard-Projekt in Cubase ließ sich auf dem Testsystem (i7 2,93 GHz, 12 GB RAM, Win7 64-Bit) problemlos mit der kleinsten Puffergröße abspielen. Das ist nicht weiter erstaunlich, stammen die Treiber doch aus der Manufaktur von Ploytec – einer kleinen Softwareschmiede aus Süddeutschland, die sich bereits mit ihren Treibern für die Audio-Chipsätze in Produkten z.B. von Allen & Heath und Apogee einen guten Namen gemacht hat. Nicht unerwähnt lassen will ich allerdings, dass der EIE Pro, als er das erste Mal innerhalb der DAW aktiviert wurde, völlig grundlos (keine Latenzprobleme, keine Bitratenfehler) Knackser bei der Audiowiedergabe produzierte. Nach einem erneuten Programmstart verschwanden diese Phänomene so plötzlich, wie sie gekommen waren und ließen sich auch nicht reproduzieren. Also Schwamm drüber.
Im praktischen Einsatz erweist sich das EIE Pro dann als flexible Anlaufstelle für alle Audiosignale im Projektstudio. Besonders die Insert-Buchsen laden förmlich dazu ein, mal wieder das eine oder andere analoge Schätzchen in die Signalkette einzuschleifen. Stellt man fest, dass man im täglichen Produktionsalltag viel an den rückseitigen Anschlüssen rumstöpselt, empfiehlt es sich allerdings, diese dann doch auf eine Patchbay zu legen. Als überaus praktisches Detail erweist sich die alarmierende Hintergrundbeleuchtung der VU-Meter: Denn selbst wenn man bei der Aufnahme in einiger Entfernung vom Wandler steht, ist noch aus dem Augenwinkel gut zu erkennen, ob alles im grünen Bereich ist. 

Der tadellose mechanische Eindruck, den der Wandler von außen hinterlässt, findet seine Entsprechung im Inneren: Der Systemaufbau ist in blitzsauberer SMD-Technik ausgeführt und Details lassen erkennen, dass das Gerät mit viel Sachverstand entwickelt wurde. Besonders lobenswert: Die Potenziometer sind – allerdings wohl primär aufgrund der Bautiefe der VU-Meter – nicht direkt an der Frontplatte verschraubt, sondern auf einer nach hinten versetzten Platine: Die seitlichen Kräfte, die beim Drehen auftreten, wirken aufgrund des kleineren Hebels folglich viel geringer auf die Bauteile ein, was eine lange Lebensdauer verspricht.

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Auch in Bezug auf die Audiowerte gibt es beim EIE Pro nichts zu beanstanden: Der Frequenzgang läuft wie mit dem Lineal gezogen von Westen nach Osten und auch der Rauschabstand hält sich über das gesamte Frequenzspektrum wacker im Bereich zwischen -120 und -123 dB. 

Der Hörtest zeigt: Was in den EIE Pro hineingeht, kommt auch so wieder heraus – bestens. Dabei sollte man immer im Hinterkopf haben, dass das, was man bei einem Audiowandler mit einem technisch nahezu linearen Frequenzgang an Unterschieden im Klang wahrnimmt, wenig mit der eigentlich AD/DA-Wandlung zu tun hat: Vornehmlich die Qualität der Ein- und Ausgangsverstärker, eine analoge Komponentengruppe also, die unmittelbar vor und hinter dem Wandler-Chip steht, bestimmt hier den Klang.
Der EIE Pro kann im direkten Vergleich mit einem Mehrkanal-Interface aus der 800-Euro-Klasse vollständig überzeugen. Mehr noch: Auch im Blindest mit meinem geschätzten Studiopartner konnte keiner von uns einen Unterschied zu dem mehr als doppelt so teuren Gerät reproduzierbar heraushören. Zwar könnt ihr die Files hier als MP3 anhören, doch Herunterladen als 24-Bit-PCM-Files ist sicherlich sinnvoller (Downloadbox weiter unten).

Audio Samples
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Vocals EIE Vocals Referenz Piano EIE Piano Referenz Drums EIE Drums Referenz
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FAZIT

Mit dem EIE Pro ist Akai ein glänzender Start im Marktsegment der Audiowandler für das Projektstudio geglückt. Das insbesondere, weil hier nicht einfach nur stromlinienförmig ein „Kleinster-gemeinsamer-Nenner-Gerät“ entwickelt, sondern tatsächlich einige bemerkenswert eigenständige Ideen realisiert wurden. Das beginnt bei den wirklich nützlichen Insert-Buchsen zum Einschleifen bestehenden analogen Outboards während der Aufnahme, geht weiter über die schicken VU-Meter zur Pegelkontrolle bis hin zu dem nützlichen integrierten USB-Hub. Dass das alles noch ein hübsches Zuhause gefunden hat, das mit seinen Kippschaltern, Pegelanzeigen und dem robusten Metallgehäuse nicht nur so aussieht als sei es solide, sondern es auch wirklich ist, macht die Sache dann endgültig rund. In jedem Fall sollte man, wenn man sich für das EIE entschieden hat, zur Pro-Version und damit zu zeitgemäßen 24-Bit Wortbreite greifen.

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Technische Spezifikationen
  • USB 2.0 Audio-Interface mit einer Auflösung von maximal 24Bit/96kHz
  • Vier XLR/Klinke Combo Eingänge inklusive Phantomspannung und Lautstärkeregelung
  • Vier vernickelte 6,3 mm Klinkenausgänge ermöglichen den Betrieb mit zwei separaten Monitorpaaren
  • Zwei hochwertige VU Level Meter mit umschaltbarer Referenz
  • Drei zusätzliche USB Ports zum Anschluss weiterer USB-Peripherie
  • 5-Pol DIN MIDI Interface
  • 6,3 mm Kopfhörerausgang mit wählbarem Kanal und Direct Monitoring Auswahl
  • Desktopdesign in robuster Ausführung
  • Preis: EUR 289,- (UVP)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Insert-Buchsen

  • solide Verarbeitung

  • gutes visuelles Feedback

  • regelbarer Kopfhörerausgang

  • integrierter USB-Hub

  • Klang
Contra
  • Monitoring im Einzelfall redundant
Artikelbild
Akai EIE Pro Test
Für 205,00€ bei
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von Numinos

Kommentieren
Profilbild von Jan

Jan sagt:

#1 - 11.06.2012 um 12:54 Uhr

0

Das Gerät scheint interessant zu sein. Dennoch eine Frage: Ist es bei dem Gerät möglich einen externen Preamp anzuschließen?Ich sehe nur Inserts (wohl eher für Comp/EQ etc.) und vorne einen Line-Level-Kippschalter (wird dann wohl doppelt gewandelt/verstärkt?). :( Vielen Dank für die Hilfe! :)

Profilbild von BonedoMalte

BonedoMalte sagt:

#2 - 12.06.2012 um 13:44 Uhr

0

Hi Jan, du kannst natürlich einen Preamp und das Audiointerface in Reihe schalten über den Input. Du musst dann aber aufpassen, dass die Eingangsempfindlichkeiten auf beiden Seiten gleich eingestellt sind!
Viel Spaß beim Basteln!

Profilbild von OGmir

OGmir sagt:

#3 - 08.07.2013 um 14:21 Uhr

0

Was bedeutet denn "Monitoring im Einzelfall redundant"?
2 Kanäle werden mit dem gleichen Signal bestückt, oder was darf ich mir darunter vorstellen?

Profilbild von Till Nebgen

Till Nebgen sagt:

#4 - 23.02.2016 um 20:30 Uhr

0

Hay, ich habe mal eine frage zur Latenz, da ich es für liveaufnahemn nutzen will. Ich habe schon öfter gelesen das die teilweise sehr hoch ist. Wie sind eure erfahrungen damit?

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