Anzeige

Elysia Mpressor 500 Test

Elysias Kompressoren nehmen auf dem Markt eine Sonderstellung ein. Die futuristischen Gebilde vereinen Vielseitigkeit und speziellen Charakter auf höchstem Niveau.

elysia_mpressor500_03

Wo reiht sich der mpressor 500 ein? Seit der deutsche Hersteller mit einem Paukenschlag das Flaggschiff Alpha Compressor auf dem Markt brachte, ging es Schlag auf Schlag. Mpressor, Xpressor… fast konnte einem schwindelig werden bei dieser Reihe von hochwertigen Dynamics – doch die Expertise kommt nicht von ungefähr. Chefentwickler Ruben Tilgner designte ein paar von SPLs größten Hits, bevor er sich zusammen mit Dominik Klaßen unter dem Namen Elysia selbständig machte.
Längst zählen die Elysia-Prozessoren zu modernen Klassikern, sie finden auf internationaler Ebene große Beachtung und haben illustre Fürsprecher wie den New Yorker Analog-Fachmann Joel Hamilton, der nicht müde wird, die Fahne für die deutsche Firma zu schwingen. Nach dem vor allem an Mastering-Anforderungen ausgerichteten Alpha Kompressor war der mpressor das Gegenstück für die „kreative“ Dynamikbearbeitung. Kaum weniger kompromisslos konzipiert, stand hier mehr das Sounddesign im Vordergrund, und dazu lieferte Elysia einen Bund von nicht ganz alltäglichen Funktionen. Bleibt die Frage: Musste hier für die brandaktuelle 500-Adaption irgendwo gespart werden?

Details

„Compressor from the Future“

Beim Auspacken des Moduls fühle ich mich sofort an Apple erinnert, so kompromisslos und wiedererkennbar präsentiert Elysia seine Produkte mittlerweile. Das gesamte Design wirkt wie aus einem Guss und unterstreicht den Anspruch, der mich beim Öffnen der Verpackung von der Platine des offen gebauten 500-Moduls grüßt: Hallo, „Compressor from the Future“! Nimmt man das Modul in die Hand, von Kassette à la API kann man aufgrund der Bauform nicht sprechen, so überrascht auf Anhieb das geringe Gewicht. Hier wurde kein Gramm zu viel verbaut, es befinden sich überwiegend SMD-Bauteile auf der Hauptplatine, dazu hochwertige Komponenten wie ein Mundorf-Kondensator. Für das geringe Gewicht verantwortlich ist auch die Aluminium-Frontplatte, deren sauber gefräste Kanten verraten, dass das Teil sozusagen im Mutterland des Engineering gefertigt wurde – „Made in Germany“ hat sich seinen weltweiten Ruf als Gütesiegel gerade aufgrund solcher Details erworben.

Fotostrecke: 4 Bilder Klares Motto: Der Mpressor 500 ist „The Compressor From The Future“.

Eine Ummantelung der Platine hat Vor- und Nachteile

Aufgrund des schlanken Platinendesignsdes Mpressor 500 ist es nicht ganz einfach, das Modul in der Lunchbox zu installieren. Zwar ist das Gerät – anders als so mancher Mitbewerber mit ähnlicher Bauform – vollkommen verwindungssteif, aber eine vollständig ummantelte Kassette bietet dennoch eine verbesserte Führung beim Einschieben in die rückwärtige Messerleiste. Nun gut, einmal an Ort und Stelle, ist diese kleine Fummelei schnell vergessen. Offene Module bieten unbestritten auch Vorteile, etwa bezüglich des Fertigungsaufwandes oder der Ableitung von Wärme.

Einzeltransistoren in Class-A-Schaltung

Zwar ließen sich, prinzipbedingt und aufgrund des geringen Platzangebotes im 500-Formfaktor, nicht alle Merkmale des 19“-Gerätes in das Lunchbox-Modul übertragen, aber der Mpressor 500 präsentiert sich dennoch als vollwertiges Dynamikmodul mit überdurchschnittlicher Vielseitigkeit. Verzichten muss man auf Elysias‘ enorm dimensioniertes Netzteil, da das Modul seine Versorgung natürlich vom Modulträger-Netzteil bezieht. Auch die sehr aufwändige Temperaturstabilisierung des 19“-Gerätes ließ sich hier aus Platzgründen nicht in der gleichen Form realisieren. Aber die wesentliche Funktionalität des Prozessors blieb erhalten. Schaltungstechnisch basiert das Gerät auf einem sogenannten Transconductance Amplifier (TCA), welcher diskret aus Einzeltransistoren in Class-A-Technik aufgebaut wurde. Ähnlich wie ein konventioneller VCA bietet solch ein Regelelement eine extrem präzise Pegelkontrolle und sehr schnelle Ansprechzeiten. Durch diese beiden Komponenten wird das Klangverhalten des Prozessors grundlegend definiert.  

Threshold, Attack, Release, Ratio und Gain – trotzdem sehr vielseitig!

Zwar bietet der Mpressor 500 mit den klassischen Bedienelementen Threshold, Attack, Release, Ratio und Gain das klassische Quintett, aber wer denkt, dass sich die Zugriffsmöglichkeiten damit erschöpft hätten, der irrt gewaltig. Dies liegt zum einen an den Wertebereichen der einzelnen Parameter, zum anderen an den Zusatzfunktionen, welche sich per Schalter abrufen lassen. Auch wenn es vielleicht auf den ersten Blick nicht so aussieht – der Mpressor zählt zu den vielseitigsten Dynamics am Markt!  

Klassische Parameter: Der TCA-Kompressor verfügt über die konventionellen Bedienelemente Attack, Release und Ratio.
Klassische Parameter: Der TCA-Kompressor verfügt über die konventionellen Bedienelemente Attack, Release und Ratio.

Attack und Release von superschnell bis träge

Nach dieser Einführung ist es wohl kaum überraschend, dass die Wertebereiche vor allem eines sind – weit! Die Attack reicht von 0,01 bis 180 Millisekunden, die Release von 5 ms bis hin zu vollen 2,5 Sekunden. Damit ist hier schlichtweg alles möglich, von sauschnellen Zeitkonstanten wie man sie eher von Plug-ins kennt, nicht aber von echten Analogschaltungen, bis hin zu ausgesprochen träger Ansprache.  

Überraschung bei der Ratio

Auch der Ratio-Parameter, übrigens wie alle anderen auch mit gerastertem Poti ausgestattet, bietet eine Überraschung. In der konventionellen Hälfte des Einstellweges finden sich Ratios von 1:1,2 bis 1:9, die im unteren Teil feiner aufgelöst sind. Nur eine kleine Drehung weiter bietet das Bedienelement Zugriff auf einen echten und selten gesehenen Schocker: negative Ratios! Solche Kompressionsraten drehen die dynamischen Verhältnisse buchstäblich auf den Kopf, denn je höher der Eingangspegel ist, desto geringer ist der Ausgangspegel. Dies kann im Zusammenspiel mit den anderen Parametern für extreme Resultate sorgen, die bisweilen auch an Rückwärtseffekte erinnern. Die Ausgangsverstärkung liegt bei über 20 dB, und damit geht dem Gerät auch bei extremen Einsätzen so schnell nicht die Puste aus.

Fotostrecke: 3 Bilder Zusatzfunktionen: Auto Fast, Anti Log und THD Boost greifen unmittelbar ins Klanggeschehen ein.

Auto Fast, THD Boost und Anti Log erweitern Möglichkeiten

Schon mit diesen Einstellmöglichkeiten gibt sich der Mpressor 500 weit überdurchschnittlich vielseitig, doch das Ergebnis lässt sich noch weiter verfeinern. Die „Auto Fast“-Funktion lässt den Kompressor auch bei länger gewählten Ansprechzeiten zuverlässig und schnell auf Peaks reagieren, wodurch man unbändige Signale im Zaum halten kann, ohne sie jedoch komplett plattbügeln zu müssen. „Anti Log“ verändert die Release-Charakteristik des Gerätes. Bei einer normalen logarithmischen Kurve haben scharfe Transienten eine schnellere Release-Zeit, während der generelle Signalpegel gemütlicher bearbeitet wird. Diese Funktion invertiert das herkömmliche Verhalten: Wenn der Threshold überschritten wird, ist die Release-Zeit erst einmal lang, sinkt der Signalpegel, wird sie jedoch zunehmend kürzer. Dies klingt ungewöhnlich und ist für allerlei Spezialeffekte gut, inklusive Sounds, bei denen das Signal klingen kann als würde es förmlich „angesaugt“. Dazu bietet der Mpressor 500 eine schlicht mit „THD Boost“ betitelte Sättigungsfunktion, welche den Pegel vor dem eigentlichen Kompressor anhebt und für deutlich vernehmbares Brutzeln sorgt.

Der Mpressor 500 bringt die Features von Elysias 19“-Boliden in den Lunchbox-Formfaktor.
Der Mpressor 500 bringt die Features von Elysias 19“-Boliden in den Lunchbox-Formfaktor.

Mehr davon!

Der Hardwire-Bypass wurde „Hit it!“ genannt, und das unterstreicht schon mal treffend die Einstellung, mit der man sich dem Modul nähern sollte. Auch wenn sich nicht alle technischen Details des 19“-Vorbilds im 500-Format umsetzen ließen, so präsentiert sich die Hardware doch so elegant, schlau designt und aus einem Guss, wie ich es selten irgendwo gesehen habe. Wenn so die Zukunft der Studiotools aussieht, dann möchte man mehr davon!

Anzeige

Praxis

Krasse Kompression, wie sie sonst nur mit Plug-Ins möglich ist

Nähert man sich dem Elysia Mpressor 500 so wie einem konventionellen VCA-Kompressor, so wird man sich schnell mit der Bedienung vertraut machen können. Auch das generell klare, offene Klangbild und die ungemein präzise Kompression selbst passen gut in dieses Bild. Lässt man all die Spezialfunktionen erst einmal beiseite, so lassen sich stets nachvollziehbare und hervorragend klingende Resultate erzielen. Allerdings lassen die weit gefassten Bereiche der Zeitkonstanten schon einen ersten Blick auf die Kräfte zu, die sich hier entfesseln lassen. Der Series-500-Kompressor bietet extreme Werte, wie man sie sonst nur bei Plug-ins findet und er setzt diese Kompression mit geradezu absurden Zeitkonstanten so um, wie dies wahrscheinlich immer noch nur Hardware kann. Viele Plug-ins neigen bei Extremeinsätzen zu Zipper-Noises und anderen durch und durch digitalen Artefakten. Genau diese bleiben beim Elysia prinzipbedingt außen vor. Damit bietet er das beste beider Welten: krasse Kompression, wie sie eigentlich nur mit Plug-ins möglich ist, mit all der Ruhe und Robustheit, wie sie hochwertige analoge Tools liefern. Diese weiten Parameter und die beeindruckende Gelassenheit, mit der der Mpressor 500 dann das Signal bearbeitet, machen ihn allein schon zu einem der flexibelsten Kompressoren am Markt. Mit einer sagenhaften Mühelosigkeit knetet er das Ausgangssignal in praktisch jede gewünschte dynamische Form Es ist schon Weltklasse, was der kleine Elysia hier liefert. Mehr Punch auf Drums liegt ihm ebenso wie das völlige Plattbügeln von Vocals – und das sind nur zwei Beispiele aus dem immensen Repertoire.

Moderner Kompressor im "vintage"-Format: Elysias Mpressor ist jetzt auch für Series 500 von Traditionshersteller API erhältlich.
Moderner Kompressor im “vintage”-Format: Elysias Mpressor ist jetzt auch für Series 500 von Traditionshersteller API erhältlich.

Durch und durch modern

Die genannten Fähigkeiten machen aus dem Elysia einen wahren Allrounder, welcher sämtliche Formen der technischen, signaldienlichen Dynamikbearbeitung, wie etwa die Einpassung von Vocals in den Mix, regelrecht aus dem Ärmel schüttelt. Ein echter Geht-nicht-gibt’s-nicht-Kompressor, der mit stoischer Ruhe abarbeitet, womit man ihn füttert. Der Grundklang bleibt dabei – solange man nicht bewusst etwas anderes herbeiführt – stets sauber, knackig und stabil, eben durch und durch modern. Hier sind keine Vintage-Färbungen angesagt, hier steht der Charakter der Kompression selbst im Vordergrund.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Tür zu einem neuen Universum

Eigentlich könnte die Review an dieser Stelle zu Ende sein und man könnte sagen: Toll, Elysia, alles richtig gemacht, 5 Sterne, schöner Allround-Kompressor, selten so viele Anwendungsfälle mit einem Gerät abgedeckt. Aber wir sind erst bei der Hälfte der Leistungsfähigkeit des Gerätes angelangt, denn Anakin Skywalker wird hier sozusagen auf Knopfdruck zum Audio-Darth-Vader, wenn man es denn so möchte. Und es geht Schlag auf Schlag: negative Ratios, Anti Log, THD Boost, hier werden keine Gefangenen gemacht. Es fällt schwer, die Ergebnisse in Worte zu fassen, denn hier wird die Tür zu einem Universum aufgestoßen, das man in diesem Umfang und mit diesen Kombinationsmöglichkeiten bestenfalls erahnen konnte. Manchmal klingt der Mpressor 500 nach einem Gate, dann wieder nach einem brutalen Verzerrer, dann so, als ob das Audio rückwärts abgespielt wird – und manchmal nach all dem zusammen. Kurzum: Der kreativen Möglichkeiten sind hier so überbordend, dass die Bandbreite der Sounds den Rahmen des Testberichtes sprengen würde. Die Audiobeispiele können nur einen gewissen Vorgeschmack bieten, eigentlich muss man die Möglichkeiten selbst erfahren, zumal das Gerät ausgesprochen feinfühlig auf Parameter-Änderungen reagiert. Speziell bei Anti Log und den negativen Ratios ist die Position des Threshold-Parameters ungemein entscheidend.

Audio Samples
0:00
Bass Original  Bass, Attack 1,5 ms, Release 210 ms, Ratio 2:1, GR Limiter 8 dB Bass, Attack 1,5 ms, Release 210 ms, Ratio 2:1 Bass, Attack 1,5 ms, Release 210 ms, Ratio 2:1, THD Bass, Attack 10 ms, Release 210 ms, Ratio 2:1 Drums Original Drums, Attack 25 ms, Release 95 ms, Ratio 3:1 Drums, Attack 25 ms, Release 95 ms, Ratio 3:1, Auto Fast Drums, Attack 0,01 ms, Release 95 ms, Ratio 3:1 Drums, Attack 0,01 ms, Release 95 ms, Ratio 3:1, Anti Log Drums, Attack 10 ms, Release 95 ms, Ratio -1.3:1 Drums, Attack 120 ms, Release 420 ms, Ratio 5:1, THD Vocals Original  Vocals, Attack 1,5 ms, Release 210 ms, Ratio 2:1 Vocals, Attack 1,5 ms, Release 210 ms, Ratio 2:1, THD Vocals, Attack 1,5 ms, Release 210 ms, Ratio 2:1, GR Limiter 8 dB
Anzeige

Fazit

Ich habe es ja bereits angedeutet: Selbst wenn man all die Besonderheiten links liegen lässt, fällt das Fazit bereits rundum positiv aus, zumal der Kaufpreis keine allzu großes Loch ins Portemonnaie reißt. Aber die „kreativen“ Besonderheiten, die das Gerät mitbekommen hat, machen aus dem Elysia Mpressor 500 ein Werkzeug, welches ebenso einzigartig wie sensationell vielseitig ist. Hier gibt es einen der besten sauberen Allround-Kompressoren und obendrein noch einen der besten aggressiven Kreativ-Dynamics in einem Gehäuse vereint, wodurch das Teil endgültig unschlagbar wird. Schade, dass wir keine nach oben offene Punkteskala haben, denn der Mpressor 500 drückt mit solcher Macht gegen den Bewertungs-Threshold, dass der sechste Stern hier zum Greifen nahe liegt.  

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Klangeigenschaften
  • Flexibilität
  • robuste Fertigung
  • hochwertige Komponenten
  • angemessener Preis
Contra
  • keine
Artikelbild
Elysia Mpressor 500 Test
Für 659,00€ bei
elysia_mpressor500_02
Technische Spezifikationen
  • Kompressor mit TCA-Schaltung als Regelelement
  • THD-Schaltung
  • diskrete Class-A-Signalwege
  • Gain Reduction Limiter
  • spezielle Kompressionskurven (negative Ratios und „Anti Log“-Feature)
  • Preis: € 595,– (UVP)
Hot or Not
?
Der Mpressor 500 bringt die Features von Elysias 19“-Boliden in den Lunchbox-Formfaktor.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • How to Get Legendary U47 Audio Quality Without Spending $10,000 on a #microphone
  • The Ultimate Guide to Record Professional Audio at Home in 15 Minutes!
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)