Anzeige

Røde NT2-A Studio Solution Set Test

Hier hat das preiswerte Røde NT2-A die Chance sich unter den Studiomikros ganz oben zu platzieren. Nicht zwangsläufig ist ein ordentlicher Klang bei Studiomikrofonen nur weit jenseits der 1000-Euro-Marke zu finden. Diese These wird zwar nicht sehr oft, erfreulicherweise aber doch zumindest ab und zu von den seltenen Perlen unter den Budget-Mikrofonen bestätigt. Vor allem Herstellern wie MXL, Oktava oder eben auch Røde, die sich in diesem geldbeutelfreundlichen Preissegment ganz wie zuhause fühlen, gelingt es immer wieder, mit einigen Modellen erstaunliche Ergebnisse zu liefern.

Rode_NT2A_Set_035FIN



Als eines der besonders schlagkräftigen Argumente für die obige These wurde für lange Zeit das Røde NT2 gehandelt – ein Großmembran-Kondensatormikrofon, das mit einem wirklich sauberen Klang punkten konnte, der in keinem (bzw. einem sehr positiven) Verhältnis zu seinem geringen Preis stand. Inzwischen wurde die Fertigung der früher noch teilweise in Handarbeit hergestellten Komponenten voll automatisiert und von China nach Australien verlagert. Im Zuge dieser Umstrukturierung brachte Røde mit dem NT2-A einen Nachfolger für den Tiefpreis-Klassiker auf den Markt, der inzwischen zwar auch schon knapp sieben Jahre auf dem Korpus hat, seit kurzem aber in einem umfangreichen Studio Solution Set angeboten wird. Grund genug, um uns dieses Mikro noch einmal genauer anzusehen.

DETAILS
Das Studio Solution Set
Mit dem Studio Solution Set hat Røde ein echtes Rundum-Sorglos-Paket geschnürt. Zusammen mit dem NT2-A selbst erhält man eine Spinne zur Befestigung des Mikrofons an einem Stativ und zur gleichzeitigen Unterdrückung von Trittschall, einen Popkiller mit zwei Gewebeschichten zum Unterdrücken von Explosivlauten, ein sechs Meter langes XLR-Kabel und eine Stofftasche für das Mikrofon. Letztere schützt das NT2-A zumindest vor Staub und Kratzern, auch wenn ein Case zur dauerhaften Unterbringung sicher die bessere Alternative gewesen wäre. Das Set immer wieder in der relativ sperrigen Papp-Verpackung zu verstauen, ist meiner Meinung nach bestenfalls eine Übergangslösung. Als kleine Zugabe lässt sich eine ebenfalls enthaltene DVD verstehen, die in einem kurzem Film zeigt, wie eine komplette Studio-Session fast ausschließlich mit dem NT2-A bestritten wird. Als Lehr-DVD, die in ihrem Inhalt über allgemeines Grundwissen hinausgeht, möchte ich diese zwar nicht bezeichnen, ein gewisser Unterhaltungswert wird aber geboten. Auch wenn der in Nashville ansässige Produzent John Merchant sicher weiß, wovon er spricht, lassen sich Parallelen zu amerikanischen Homeshopping-Programmen, in denen ein hochmotivierter und anstrengend optimistischer Experte unablässig die Vorteile des beworbenen Produkts beschreibt, nicht ganz verleugnen.
Die mitgelieferte Spinne ist relativ groß und tragfähig, und das ist auch gut so, denn sie scheint der nicht unansehnlichen Last des immerhin 860 g schweren Schallwandlers gewachsen zu sein. Die elastischen Gummibänder, die das Mikrofon an seinem Platz halten, werden früher oder später zwar sicherlich ausleiern, wobei es sich aber um übliche Verschleißerscheinungen handelt, mit denen man rechnen muss. Als eine sehr schöne Idee empfinde ich, dass der Popkiller über einen kurzen und starren Galgen direkt an der Vorderseite der Spinne befestigt werden kann. Gerade die günstigeren Popkiller sind bisweilen schwer dazu zu bringen, stabil in der gewünschten Position vor dem Mikrofonkorb zu verharren. Ein solches Problem wird man in diesem Fall nicht haben. Winkel und Abstand zum Mikrofon können über zwei Gelenke eingestellt werden, und der Gewebeschutz bleibt somit verlässlich da, wo er sein soll.

Das NT2-A
Aber kommen wir zur Sache, nämlich dem NT2-A selbst. In der Gestaltung des technischen Innenlebens hat man sich hier an einem Prinzip orientiert, mit dem vor allem die Modelle der TLM-Reihe (TLM = transformatorloses Mikrofon) aus dem Hause Neumann bekannt geworden sind. In der Regel wird zum Erhöhen der geringen Ausgangsspannung von Kondensatormikrofonen ein Ausgangsübertrager verwendet, der im Falle der transformatorlosen Mikrofone durch einen Gleichspannungswandler ersetzt wird. Die von dieser Taktik verfolgten Ziele sind vor allem ein möglichst verzerrungsfreier Klang bei hohen Pegeln (also eine größere Dynamik) und ein geringes Eigenrauschen. Einer der Nebeneffekte solcher transformatorloser Schaltungen ist in der Regel ein geringeres Gewicht des Mikrofons.
Gerade mit diesem Wissen im Hinterkopf erscheint das NT2-A überraschend schwer, und dies lässt sich durchaus als Hinweis darauf verstehen, dass der interne Signalfluss nicht unbedingt minimalistisch gehalten ist und höchstwahrscheinlich die eine oder andere weitere Komponente ihren klangformenden Einfluss nimmt. Andererseits vermittelt das hohe Gewicht des solide wirkenden Vollmetall-Korpus im polierten Nickel-Finish natürlich auch ein gewisses Gefühl von Wertigkeit. Der Schutzkorb macht einen widerstandsfähigen Eindruck und ist in einen Metallrahmen eingepasst, der XLR-Anschluss ist von einem sauberen Gewinde zur Befestigung an der Spinne umgeben und sitzt fest an seinem Platz. Davon, dass es sich hier um einen Vertreter aus dem niedrigsten Preisbereich für Großmembran-Kondensatormikrofone handelt, bemerkt man rein gar nichts. 
An der Vorderseite des NT2-A ist unterhalb des Korbs ein Panel in den Korpus eingelassen, auf dem drei kleine Schalter untergebracht sind. Hier lässt sich ein Lowcut-Filter bei 40 oder 80 Hz zuschalten, das ein Signal von unerwünschten Tiefbass-Anteilen befreit. Mit der Pad-Dämpfung wird ein zu lautes Eingangssignal um wahlweise 5 oder 10 dB abgesenkt, was einen Grenzschalldruckpegel von bis zu stolzen 157 dB (bei 1 kHz) ermöglicht. Ein hervorragender Wert, der wohl auf die transformatorlose Schaltung des NT2-A zurückzuführen ist. Man kann getrost sagen, dass das Mikrofon in dieser Disziplin allen Anwendungen im Studio gewachsen ist und beispielsweise auch bei einem Einsatz als Direktmikro an einer Snare-Drum oder einem voll aufgerissenen Gitarren-Amp noch ausreichend Spielraum nach oben bleibt, bevor Verzerrungen auftreten. Die Doppelmembran der Kapsel ermöglicht zudem ein Umschalten zwischen verschiedenen Richtcharakteristiken, wofür der dritte Schalter zuständig ist. Während das alte NT2 nur Niere und Kugel anbot, lässt sich der australische Nachfolger auch auf Achtercharakteristik schalten. 
Was die Benutzer mancher mobiler Digitalrecorder, die auch Phantomspeisung anbieten, freuen wird: Das NT2-A arbeitet neben den üblichen 48 V auch mit einer reduzierten Versorgungsspannung von 24 V. Bei einer entsprechenden Funktion im Aufnahmegerät lässt sich auf diesem Weg also Strom sparen, was im mobilen Einsatz ja durchaus ein nicht zu verachtender Vorteil ist. Mit einem Feldübertragungsfaktor von 16 mV/Pa liegt das NT2-A in Sachen Empfindlichkeit im Mittelfeld, vor allem aber ein Signal/Rauschabstand von satten 87 dB(A) stellt sicher, dass das Eigenrauschen des Mikrofons nicht zum Problem wird. 
Der Übertragungsbereich wird typischerweise mit 20 Hz bis 20 kHz angegeben, was dem menschlichen Hörspektrum (im besten Fall seitens des Gehörs) genau entspricht. Der Frequenzgang wird auf dem Datenblatt für die Nierencharakteristik mit zwei leichten Betonungen in den tiefen Mitten und einer schon sehr deutlichen und breitbandigen Betonung des Bereiches zwischen 2 kHz und 15 kHz angegeben. Als linear würde ich dies nicht mehr bezeichnen (was aber nicht negativ gemeint ist, denn gerade bei Großmembranern wünscht man sich ja häufig einen eigenen Charakter bzw. eine leichte Färbung), aber ich würde vorschlagen, dass ihr einfach auf „Weiterlesen“ klickt und euch selbst ein Bild vom Klang dieses Mikrofons macht.

Anzeige

PRAXIS
Ein echter Stimmbandschmeichler
Vor allem die Betonung der hohen Mitten und Höhen wirkt auf unserer Gesangsaufnahme natürlich zunächst einmal wunderschön glitzernd und präsent und dementsprechend äußerst schmeichelnd für die Stimme unserer Sängerin. Auch wenn der Bereich der tiefen Mitten etwas belegt wirkt, bekommt man vorerst das Gefühl, es hier mit einem wirklich sehr ordentlich klingenden Mikrofon zu tun zu haben, und dass in Sachen EQ-ing nicht mehr all zu viel Arbeit nötig sein wird, um die Vocals in eine Mix-taugliche Form zu bringen.
Der Bereich der Mitten wirkt aufgrund der Betonungen von tiefen Mitten und Höhen etwas zurückhaltend, und auch der Übergang zwischen hohen Mitten und Höhen macht keinen vollkommen natürlichen Eindruck. Eine so edle Tiefe und Samtigkeit wie bei den Vergleichsaufnahmen mit dem Neumann TLM 103 darf man hier nicht erwarten, andererseits muss man in seine Überlegungen natürlich auch mit einbeziehen, dass dieses Mikrofon einer weit höheren Preisklasse entstammt und ein Vielfaches des NT2-A kostet. Fairer ist da die Gegenüberstellung mit dem MXL 2003, das ebenfalls eine einigermaßen saubere klangliche Basis liefert, dem Tiefpreiskünstler aus dem Hause Røde meiner Meinung nach aber nicht wirklich das Wasser reichen kann. Im Gegensatz zu unserem Testkandidaten klingt es bisweilen etwas verwaschen in den unteren Bereichen und gleichzeitig scharf und überpräsent (um nicht zu sagen aggressiv) in den Höhen. Trotz einiger schmeichelnder „Frequenzbandschminke“ präsentiert sich das NT2-A also noch als weitaus linearer und ehrlicher als sein Konkurrent aus dem Hause MXL. 

Audio Samples
0:00
NT2A Voc Flat Niere TLM103 Voc Flat MXL2003 Voc Flat

Die Gesangsspuren wurden für die Vergleiche zwischen den Mikrofonen mit Nierencharakteristik aufgenommen. Die Achtercharakteristik lässt das NT2-A dagegen gleichzeitig auch „nach hinten“ hören und erfasst somit etwas mehr des Raumklangs, klingt in ihrem Frequenzbild aber sehr ähnlich. Linearer in den Mitten wirkt dagegen die Kugelcharakteristik, die allerdings auch den meisten Raumanteil mit aufzeichnet und für Gesangsaufnahmen wohl nur in den seltensten Fällen die erste Wahl sein wird. Anwendungsgebiete sind typischerweise Raum-Mikrofonierungen, wie sie beispielsweise bei Schlagzeugaufnahmen zum Einsatz kommen. 

Audio Samples
0:00
NT2A Voc Flat Acht NT2A Voc Flat Kugel

Im Großen und Ganzen klingt das NT2-A gemessen an seinem Preis wirklich richtig gut und lässt den Mitbewerber aus der gleichen Preisklasse mit einem vergleichsweise ausgewogenen Klang ein ganzes Stück hinter sich. Eine weitere interessante Frage ist allerdings auch, inwieweit sich das aufgenommene Signal im Nachhinein noch formen lässt. Auch wenn man es vielleicht als Selbstverständlichkeit erwarten mag, dass Equalizer so zugreifen, wie man sie einstellt, gilt trotzdem die gute alte Tontechnikerweisheit, dass man nichts anheben kann, was nicht von Vornherein da ist. Die Signale aus manchen Mikrofonen wollen sich einfach nicht so gut shapen lassen wie die Signale aus anderen Mikrofonen. Um das NT2-A auch in dieser Hinsicht zu testen, habe ich die drei Gesangsspuren durch jeweils zwei identische EQ-Einstellungen geschickt, die den Brustbereich bei etwa 200 Hz, die Luft bei ca. 6 kHz und die Höhen um 12 kHz anheben – einmal in einer zurückhaltenderen und einmal in einer sehr deutlichen Variante. 

Audio Samples
0:00
NT2A Voc EQ1 TLM103 Voc EQ1 MXL2003 Voc EQ1 NT2A Voc EQ2 TLM103 Voc EQ2 MXL2003 Voc EQ2

Hier offenbaren sich nun doch die Grenzen unseres Testmikrofons aus dem Budget-Bereich. Auch wenn der Klang von vornherein einen positiven Eindruck hinterlässt, wirkt das Signal des NT2-A ähnlich wie beim MXL 2003 nicht sehr formbar und scheint durch die gut gemeinte EQ-Bearbeitung fast ein wenig an Charme einzubüßen. Kein Vergleich zu dem bearbeiteten Signal, das mit dem Neumann TLM 103 aufgenommen wurde und das zeigt, was hinter dem Frequenzgang eines hochwertigeren Mikrofons noch Schönes zu finden ist.

Rode_NT2A_Set_025FIN
Anzeige

FAZIT
Das Røde NT2-A überzeugt zunächst einmal mit einigen hervorragenden Werten, und vor allem in den Bereichen des Grenzschalldruckpegels und des Rauschabstands werden technische Daten geboten, bei denen auch viele Mikrofone aus höheren Preissegmenten nicht mithalten können. Dies hängt zumindest teilweise mit der transformatorlosen Schaltung zusammen. Auch wenn hervorragende Zahlen auf Datenblättern noch keinen guten Klang garantieren können, ist zumindest sichergestellt, dass das NT2-A nicht rauscht wie eine Windmaschine oder Probleme mit lauten Schallquellen haben könnte. Der tatsächliche Klang wirkt vor allem aufgrund einer Betonung der hohen Mitten und Höhen von vornherein sehr schmeichelnd und für diese Preisklasse wirklich überzeugend. Dass man mit einer nachträglichen EQ-Bearbeitung eine wahre Schatzkammer von schönen Frequenzanteilen öffnen könnte, darf man jedoch nicht erwarten. Zusammen mit dem umfangreichen Studio Solution Set ist das Røde NT2-A eine hervorragende Einsteigerlösung. Ein Case hätte das Paket noch abgerundet, gemessen am Preis und dem wirklich ordentlichen Klang, fällt es mir aber schwer, zu meckern. Somit gibt es hier eine ganz klare Preis/Leistungs-Empfehlung! 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Hervorragendes Preis/Leistungs-Verhältnis
  • Geeignet für sehr hohe Schalldruckpegel
  • Geringes Eigenrauschen
  • Solide Verarbeitung
  • Mikrofonspinne, Popkiller, Kabel und Stofftasche enthalten
Contra
  • Schmeichelnder Klang, der allerdings nicht gut formbar ist
  • Kein Case enthalten
Artikelbild
Røde NT2-A Studio Solution Set Test
Für 349,00€ bei
Rode_NT2A_Set_013FIN
Facts
  • Umschaltbares Großmembran-Kondensatormikrofon
  • Richtcharakteristik: Niere, Acht, Kugel
  • Transformatorlose Schaltung
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Übertragungsfaktor: 16 mV/Pa
  • Maximaler Schalldruckpegel: 147 dB SPL
  • Rauschabstand: 87 dB(A)
  • Zuschaltbares Lowcut-Filer (wahlweise 40 Hz oder 80 Hz)
  • Zuschaltbares Pad (wahlweise -5 dB oder -10 dB)
  • Phantomspeisung: 48 V oder 24 V
  • Ausgang: XLR
  • Maße: 20,9 cm x 5,5 cm x 5,5 cm
  • Gewicht: 860 g
  • Enthaltenes Zubehör: Mikrofonspinne, Popkiller, Stofftasche, 6m XLR-Kabel
  • Preis: 339,00 EUR (UVP)
Hot or Not
?
Rode_NT2A_Set_035FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • How to Get Legendary U47 Audio Quality Without Spending $10,000 on a #microphone
  • The Ultimate Guide to Record Professional Audio at Home in 15 Minutes!
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)