Mackie EM-89D Test

Praxis

Handhabung

Mit seinen Abmessungen von 18,5 cm Länge und einem standardmäßig breiten Mikrofonkopf (Durchmesser: 5,1 cm), bewegt sich das EM-89D größentechnisch im üblichen Rahmen typischer Handheld-Mikrofone. Das gilt auch für sein Gewicht von ca. 300 g. Das Ausbalancieren des Gewichts ist dem Hersteller gelungen. Das Mikrofon liegt gut in der Hand und lässt sich souverän handhaben. Zum Mikrofonkopf hin verhindert die Formgebung des Schaftes ein versehentliches Umgreifen des Korbes. So wirkungsvoll kann Design sein!

Fotostrecke: 5 Bilder In die ungepolsterte Tasche des EM-89D passt neben dem Mikrofon auch seine Klemme.

Sound

Wie klingt denn nun das neue EM-89D? Bei Aufnahmen aus kurzer Entfernung fällt sein satter Nahbesprechungseffekt auf. Stimmen wirken dabei voll, ohne zu “wummern”. Bei mittlerer Mikrofonierungsdistanz verliert das Signal zwar deutlich an Pegel, ist aber vom Frequenzbild her ausgewogen und klingt “warm” mit ausreichend Details im Frequenzbereich der oberen Mitten. Bei entfernter Mikrofonierung bleibt zwar – wie zu erwarten – nicht besonders viel Pegel erhalten, doch ist das Klangbild auch dann noch durchweg stabil. Das bedeutet, dass erfahrene Sänger mit dem EM-89D ausgezeichnet arbeiten können, indem sie den Gesangspegel während ihrer Performance mit einer guten Mikrofontechnik regulieren können. Ungeübtere Sänger haben mit diesem Mikrofon viel Bewegungsfreiheit, ohne dass das Klangbild darunter leiden würde. Dazu trägt auch die relativ breite Nierencharakteristik des Mackie-Mikrofons bei. Denn selbst bei einer Besprechung, die im 45°-Winkel von der Haupteinsprechachse abweicht, sind beim Aufgreifen von Stimmklang kaum klangliche Einbußen festzustellen. Der Pegelverlust bei 90°-Besprechung ist dagegen groß genug als dass seitlich einfallender Schall vom Mikrofon ausreichend gedämpft aufgegriffen wird.
Bei mittlerer Distanz werden Stimmsignale vom EM-89D auch ohne 10kHz-Hype detailreich gewandelt. Und das geschieht ohne die Gefahr, dass Zischlaute unangenehm hervorstechen. Sie werden zwar prägnant abgebildet, ohne aber störend zu wirken. Auch Transienten werden von Mackies neuem Mikrofon gut wahrnehmbar wiedergegeben, sind dabei jedoch stets in die Signaldynamik eingepasst. Der Präsenzbereich von Gesangs- und Sprechstimmen wird von diesem Mikrofon gut unterstützt. Auf der einen Seite sollten dunklere/mattere Stimmen mit dem EM-89D ebenso gut ihren wahrnehmbaren Platz in Live-Mischungen finden, wie Sänger mit kehligen Stimmen keine Sorgen haben müssen, dass der Klang ihres Gesangs allzu scharf erscheint. Das gesamte Klangbild des EM-89D wirkt angenehm ausgeglichen und auf eine positive Weise unspektakulär. Dadurch passt es generell für viele (auch instrumentale) Anwendungsfälle und im Speziellen für eine Vielzahl ganz verschiedener Stimmtypen.
Die Übertragung von Griffgeräuschen hält sich beim Mackie EM-89D erfreulicherweise in Grenzen. Um die im Audiobeispiel zu hörenden Geräusche deutlich wahrnehmbar aufzuzeichnen, musste ich den Mikrofonschaft im Test ordentlich durchwalken. Und selbst dann entstehen lediglich tieffrequente Nebengeräusche, die einen eher mäßigen Pegel aufweisen. Bei typischen Mikrofonbewegungen können die Griffgeräusche in der Praxis unterhalb von 150 Hz mit einem Gate eingefangen werden, das bei -60 dBFS oder sogar einem noch niedrigeren Pegel einsetzt. Für mich ist das EM-89D in diesem Punkt deshalb eine kleine Überraschung.
Technisch betrachtet macht das Mackie-Mikrofon auch am 2kOhm-Mikrofoneingang meines Audio-Interfaces einen guten Eindruck, wenngleich die Vorverstärkung hier schon ordentlich zupacken muss. Hier wird auch deutlich: Je geringer die Impedanz des nachfolgenden Mikrofoneingangs ist, desto hochwertiger und rauschärmer sollte der Preamp sein, der das Signal des EM-89D auf Arbeitspegel bringt.

Audio Samples
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Vocals (close) Vocals (mid) Vocals (far) Vocals (mid, 45°) Vocals (mid, 90°) Griffgeräusche
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