JamHub Tracker MT16 Test

Praxis

Nun, die Funktionalität des JamHub Tracker MT16 ist geringer, als ich zunächst erhofft hatte. Für JamHub-User ist es natürlich grandios, prinzipiell einfach ein Kabel stecken und aufnehmen zu können. Das ist Bombe! Natürlich ist es schon etwas schade, dass die Anzahl direkt verfügbarer Inputs auf acht beschränkt ist, doch irgendwo am Gehäuse müssten die tiefen Klinkenbuchsen ja untergebracht werden. Sicher, ein Mic Pre würde man sich dann und wann genauso wünschen wie einen hochohmigen DI-Eingang, doch befände man sich damit eigentlich wieder in anderen Geräteklassen, beispielsweise den Field-Recordern. Sind genügend Ausgänge am verwendeten Pult vorhanden, kann die Snake ihre Trümpfe ausspielen. Doch nicht jedes Pult hat 16 Individual- oder Direct-Outs zur Verfügung, für Bus- und sonstige Outputs gilt das genauso. Immerhin müssen diese ja auch frei sein. Der Vorschlag seitens des Herstellers, mit halb gesteckten ISRs zu arbeiten, sorgt bei mir nicht gerade für Begeisterung: Einmal sind auch im Livebetrieb die Insertpunkte der Pulte nicht selten zumindest teilweise in Betrieb, besonders aber ist diese Art der Verbindung schlicht und einfach “gemogelt”. Wer den Trick nicht kennt: Wenn ein Pult weniger Outputs bietet, als man benötigt, kann man am Insertpunkt ein Signal abgreifen, ohne es zu unterbrechen. Dafür wird der Stecker nicht bis zum Anschlag in die Buchse gesteckt, sondern eben nur halb. Dadurch, dass der vorderste Kontakt nicht hergestellt wird, wird zwar ein Signal ausgegeben, aber keines “zurückerwartet”. Allerdings kann diese Verbindung durch Bewegung am Multicore schnell aus Versehen gelöst werden (= keine Aufnahme des Kanals – und es gibt keine Möglichkeit zur direkten Kontrolle am Tracker!), es passiert auch mal, dass jemand es gut meint und ein Stecker wieder voll gesteckt wird. Im Zweifel geht dann nichts mehr auf die PA. Der Vorteil ist allerdings, dass die Abgriffe am Insert-Send-Return vor dem Fader liegen. Viele andere Outputs an Pulten liegen zwangsweise dahinter – und wer will schon die Pegelfahrten eines Live-Gigs aufnehmen?

Ein Boot kann schon mal zehn Sekunden dauern, und auch sonst ist das Gerät nicht wirklich von der schnellen Sorte: MP3-Konvertierungen sind langsam (und haben auch zweimal im Test zum Absturz geführt), der Tracker entwickelt, wenn er denn ordentlich zu tun bekommt, eine recht große Hitze an der Unterseite. Das Bedienkonzept ist einfach, dennoch nicht absolut intuitiv. Doch jeder, der ein aktuelles technisches Gerät bedienen kann, wird schnell genug alle Einstellungen vornehmen können, um wie gewünscht aufnehmen zu können. Dass einzelne Tracks record-ready geschaltet werden müssen, ist angesichts der möglichen Daten-Mengen und -Durchsatzraten mehr als sinnvoll. Will man wirklich ganz brav einzelne Tracks benennen, darf man sich auf eine recht unangenehme “Praktikantentätigkeit” gefasst machen und umständlich am Tracker benennen – oder eben später im Browser oder der DAW.

Klanglich gibt es im Grunde nichts zu schimpfen: Die Wandlung hält mit Audio-Interfaces dieser Preisklasse mit, ist aber natürlich nicht der Gipfel der Auflösung und Brillanz. Die Aufnahme mit Zielformat MP3 birgt jedoch einige Überraschungen. So ist der Kodierungsprozess nicht gerade rasend schnell, außerdem wird mit einer Datenrate von 64 kbps gearbeitet – und das ist wenig! Zu wenig, um mit dem Material mehr anzufangen als nur Ideen festzuhalten. Um alle Proben aufzunehmen, um keine Ideen zu verlieren, mag das gut sein, doch da tut es auch meist ein Smartphone – wer braucht schon 16 Tracks in mieser Qualität? 

Audio Samples
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Beispiel MP3

Vorgänge, die bei eigentlich allen Aufnahmesystemen zur Grundausstattung gehören, muss man als Tracker-User entbehren. Von Punch-Ins, Schnittfunktionen, Tempo-/Pitch-Funktionen ganz zu schweigen, ist es nicht einmal möglich, ein vernünftiges Metering, eine Clip-Margin-Anzeige oder Shuffle-/Shuttle zu benutzen. Der Tracker nimmt auf, und das war es dann auch.

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