Presonus Eris E5 und Eris E8 Test

Praxis

Wer regelmäßig auf bonedo liest, weiß, was jetzt kommt. Meine Stative! Auf diese stelle ich jetzt auch die Eris 8 und oben drauf kommt die Eris 5. Damit letztere nicht über mich hinweg strahlt, habe ich Schaumstoffkeile untergelegt, um sie leicht nach vorn zu neigen und auch alles schön im 1m Stereo-Dreieck aufgebaut. Zum Wechsel zwischen den Presonus-Speakern und meiner Hauptabhöre verwende ich den ziemlich neutralen Drawmer MC2.1. Als Wandler kommt nach wie vor mein RME UFX zum Einsatz.

Hierbei war ich zunächst einmal über den grundsätzlich gutmütigen, linearen Gesamtklang beider Modelle überrascht. Top! Keine allzu scharfe Höhen oder brutale Mitten, sodass man mit ihnen über einen längeren Zeitraum konzentriert arbeiten kann. Auch die Transientenabbildung war gut, vor allem in Anbetracht des Preises!

Dennoch überzeichnete –  bei kritischer Betrachtung – der Bass ein klein wenig bei beiden Modellen. Die E8 verschlang auch zusätzlich etwas Mitten, sodass das ich bei ihr nicht nur das Bassfilter ACOUSTIC SPACE auf -2dB gesetzt, sondern auch den Mittenregler ein klein wenig aufgedreht habe – die Höhen habe ich hingegen ein wenig zurückgedreht. Gut also, dass es diese umfangreichen Filter gibt! Jetzt kam der Bass schön knackig, und auch die Mitten waren nun deutlich detaillierter. Hierbei sollte man wirklich noch mal betonen, dass es in diesem Segment normalerweise nicht so viele Potis auf der Rückseite zu finden gibt und man entsprechend mit der Streuung des „Factory-Defaults“ bei anderen Lautsprechern leben muss.

Dann habe ich mir ein einfaches Messmikro geschnappt und mit der Fuzzmeasure-Software auch mal das Ganze gemessen, was ich dort höre. Und siehe da, das sieht richtig gut aus für diesen Preis! Der Verlauf ist also weitestgehend flach, nur den leichten Bassboost kurz vor dem Abfall, den bekommt man nicht ganz raus. Man beachte weiterhin, dass es sich um keine „echte“ Messung in einem schalltoten Raum handelt, sondern „nur“ um eine beispielhafte Messung in meinem Studio auf meinen Stativen, vor meinem Tisch! Das Ergebnis dafür ist sehr gut.

Presonus_ERIS_5_8_Messung

Bei der Eris 5 kann ich mir vorstellen, grundsätzlich auch mit dem leichten Bassboost zu arbeiten. Das -2dB/-4dB Bass-Filter zu aktivieren, ist hier also eher Geschmackssache. Das Mittenfilter kann man bei der kleinen Eris 5 auch auf „0 dB“ lassen bzw. sollte es nur minimal aufgedrehen, um die Linearität zu behalten. Die oberen Mitten empfand ich bei der kleinen Box sowieso sauberer aufgelöst als bei der großen E8, was sicherlich auch an dem kleineren, leichteren – und somit reaktionsschnelleren – Tieftontreiber und dem erst viel höher übernehmenden Hochtöner liegt. Ein Effekt den ich auch bei der Fostex PM 641 beobachten konnte. Bei Stimmen wirkten die Eris 8 im Bereich der unteren Höhen so im A/B-Vergleich mit der Eris 5 auch ganz leicht verwaschen, wenn man die Ohren spitzt. Bedenkt man, dass viele Bedroom-Studios eher kleinerer Natur sind oder das Stereodreieck am Arbeitsplatz unter 1m breit ist, ist man mit den kleineren Boxen durchaus besser bedient.
Was den kräftigen Bass betrifft, machen die großen Speaker natürlich mehr Spaß, keine Frage! Hier kann man in kleineren Studios bei der Eris 8 eventuell auch mit dem -4dB Bassfilter experimentieren, um „neutralere Ergebnisse“ zu erzielen. Das andere Bassfilter ist hingegen „nur“ ein Low-Cut und auch nur in Verbindung mit einem Subwoofer – der über kein eigenes Bass-Management verfügt –  sinnvoll. Im „normalen Stereo Betrieb“, also ohne Subwoofer, klaut dieses Filter zu viel Bass, um für Raumanpassungen sinnvoll genutzt werden zu können. Nichtsdestotrotz, schön das es da ist, falls man es mal braucht.

Beide Boxen erreichen eine beachtliche Lautstärke, allerdings fängt ab einem gewissen Punkt der Bassbereich an, zu pressen, was aber auch kein Lautsprecher in diesem Preismetier besser schafft. Die Gehäuseresonanzen in den unteren Lagen fallen bei der großen Boxen dabei logischerweise auch etwas stärker auf, da die kleinere Ausgabe entsprechend gar nicht erst so tief und laut geht. Bei normalen, „mittellauten“ Pegeln lassen sich auf beiden Systemen  Impulse aber immer noch gut beurteilen. Allzu tiefes Material wird allerdings durch das eingebaute „Sub-Sonic“-Filter eliminiert, hier sollte man sich für das finale Master durchaus noch die Hilfe von Analyzern einholen.

Die Stereoauflösung ist ebenfalls gut, sogar in die Tiefe kann man etwas hineinhören. Man sollte allerdings nicht verschweigen, dass man für ein wenig mehr Leistung deutlich mehr Geld ausgegeben muss. Weiterhin war ein leichtes Grundrauschen von den Boxen aus wahrnehmbar, was sich allerdings in Grenzen hielt, und mir auch nur auffiel, weil ich gleich vier Stück Eris dastehen und angeschaltet hatte.

Die Schutzschaltungen konnte ich übrigens nicht zum direkten Gegenregeln überreden, vorher föhnte mir im wahrsten Sinne des Wortes der Bassport Wind ins Gesicht. Die Einschaltverzögerung, die die Audioleitungen erst kurz nach dem Einschalten auf die Box wirken lassen, fand ich hingegen lässig und sollte alle Studiobetreiber freuen, die ihr Studio mit nur einen „Hauptschalter“ einschalten. So etwas sollte eigentlich in jeder Box verbaut sein! Das es allerdings kein Auto-Standby gibt, ist etwas schade, gerade in Zeiten hitziger Energiewende-Diskussionen. Im Leerlauf nehmen beide Paare immerhin 20/25 Watt Leistung zu sich, unter „abhörbarer“ Volllast sind es dann ungefähr 40/50Watt.

Kommentieren
Profilbild von Chris

Chris sagt:

#1 - 08.02.2016 um 11:10 Uhr

0

Hi Felix,mal ne Frage an dich....den Tester der Eris 5 und der Focal Alpha 65, ohne dich Nick jetzt übergehen zu wollen!! Ist es qualitativ und klanglich ein großer Sprung von der Eris 5 auf die Focal Alpha 65? Bzw. würdest du ohne Bedenken die Eris 5 bei klassischer Musik zum Mischen verwenden? Preislich sind die ja mehr als Attraktiv! Ich hab schon die kleinen Ceres von Presonus bei mir stehen, die auch schon sehr gut sind. Ich hab halt keine Möglichkeit die Teile zu hören..DankeLGChris

    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #1.1 - 11.02.2016 um 09:25 Uhr

    0

    Hi Chris, einen Direktvergleich hab ich nicht angestellt, aber das kannst du doch dank Fernhandelsabsatzgesetz ohne Risiko auch selbst machen! Ich würde behaupten, dass die Alphas die besseren Speaker sind, aber wie du das "Besser" mit dem entsprechenden Aufpreis persönlich empfindest, kann ich nicht bewerten. Ich hoffe das hilft dir!

Profilbild von Chri Sy

Chri Sy sagt:

#2 - 31.07.2016 um 13:45 Uhr

1

Ich gebe mal für die Nachwelt meine Erfahrung bezüglich der E5. Vielleicht hilf es dem einen oder anderen.Vor 4 Tagen bin ich nach Köln in den Musicstore mit der Absicht gute Monitore zu kaufen (Hauptsächlich für die Nutzung am PC - Kein Recording o.ä.) Geplant war der Kauf der KH 120 - hier habe ich überall nur positives gelesen. Im Studio angekommen - 5 Personen waren gerade am Abhören. "Meine KH 120" konnte ich direkt das erste mal in Augenschein nehmen ;).Die Presonus kannte ich bis dato überhaupt nicht. Die Personen vor mir haben sich auf die E5 "eingeschossen" - ich dachte mir wieso. Als ich die KH120 gegen die E5 und E8 gegengehört habe (bestimmt 45 Minuten mit allen Genres) konnte ich meinen Ohren einfach nicht trauen. E5 hörte sich für mich einfach "komplett" oder "kompletter" an. Die 120er war sehr dünn auf der Brust - sehr sehr dünn - hier gab es in den unteren Frequenzen einfach nichts spektakuläres. (Die Schalter hinten waren auch alle richtig eingestellt). KH 120 hatte dafür aber eine sehr gute Bühnenabbildung (breit). Die E5 im Stereodreieck aber auch.Nun zum abmischen denke ich wäre die KH definitiv die bessere Wahl - zum "nur" entspannten Musik hören am PC gefiel mir die E5 am besten. Gerade dadurch das hier einfach mehr "Bass" untenrum herauskommt. (bei niedriger / mittlerer Lautstärke passt dieser einfach ! - hier Brummt nichts und es ergibt ein sehr sehr homogenes Gesamtbild). Stimmen gefielen mir auf der E5 auch besser. - Bitte von dem Bass nicht abschrecken lassen - ich meine es so wie ich es schreibe - er ist wirklich homogen in normalen und unteren Lautstärken.Dann habe ich den Preis von 298 EUR gesehen - dachte mir o.k. für einen LS mehr als gerechtfertigt -> das war aber der Preis für ein Paar ! ;). Konnte das nicht glauben und habe diese dann dementsprechend gleich mitgenommen für 260 EUR (B-Ware). Gegengehört habe ich speziell die E5 dann noch gegen die Yamahas, Adams (komplette Serie) sowie den Genelec (komplette Serie).Die E5 gefiel mir auch rein von abhören viel besser als die E8. Stimmen / Gitarre / Klavier / Elektro kamen in meinen Ohren hörbar besser bei der E5 rüber. Die E8 hatte mir zu viel Wumms untenrum. Das deckt sich auch mit dem Review hier.Was bleibt mir noch zu sagen - nicht viel - nur das Ihr vor einem Kauf gegenhören solltet. Ich war so heiß auf die KH120 - so sehr !!! Das Sie aber bei niedriger / mittlerer Lautstärke gar keine Tiefen Frequenzen im Vergleich zur E5 abgeben und sich dann auch nicht deutlich besser anhören (in meinen Ohren ehre schlechter) hätte ich nicht gedacht.Gutes Hören euch!PS: Zur Adam Reihe, diese gefiel mir überhaupt nicht - sehr betonte Mitten und man wird durch das "wummern" (Bass) erdrückt. Muss man mögen.

Profilbild von Rico

Rico sagt:

#3 - 22.11.2016 um 13:23 Uhr

0

Um wieviel hast du die Höhen runtergedreht Felix?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.