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Crane Song Insigna Test

Praxis

Orientierung durch farbige Potikappen

Abgesehen von den beiden unter „Details“ genannten Punkten, die unmittelbar die Bedienung betreffen, legt der Crane Song Insigna einem bei der Erforschung seiner klanglichen Möglichkeiten keinerlei Steine in den Weg. Der Hersteller selbst bewirbt die Bedienung als ausgesprochen intuitiv und liegt damit goldrichtig. Die kleine Frontplatte des Series-500-Moduls ist übersichtlich aufgeteilt, die drei unterschiedlichen farblichen Codierungen der Plastikkappen weisen den Weg: Frequenz, Gain oder Filter? Ganz abgesehen davon lässt sich bei einem Dreiband-EQ-Layout nun auch nicht so unglaublich viel falsch machen, aber es wird doch deutlich, dass Dave Hill sehr viel Erfahrung mit dem Design hochwertiger Studioprozessoren in die Waagschale werfen kann.

Eng bestückt: Frontplatte des Insigna.
Eng bestückt: Frontplatte des Insigna.

LL1585 maßgebich am Frequenzgang beteiligt

Die technischen Parameter des Insigna unterstreichen diesen Anspruch. Die maximale Bandbreite der Audioschaltung wird mit 1 Hz – 100 kHz angegeben, was auf eine ungemein saubere Wiedergabe hindeutet. Einen maßgeblichen Anteil daran, dass diese Qualitäten des EQs auch nach draußen transportiert werden können, hat dabei der Lundahl-Ausgangsübertrager des Typs LL1585, welcher zu den Top-Bauteilen des Edelherstellers zählt. Normalerweise stellen Audioübertrager einen Flaschenhals bei der Bereitstellung derartiger Bandbreiten dar, doch der Lundahl hält den Audioweg weit offen. Die Konzeption einer Röhrenschaltung in solch einem Signalweg lässt auf ein impulstreues, offen klingendes Gerät mit leicht seidiger Abrundung schließen, und auch der Rauschabstand von -84 dBu legt diesen Ergebnissen keine Steine in den Weg.

Cut-Filter tun, was sie sollen

Doch was ist das alles wert, wenn das Gerät nicht gut klingt? Diese Sorge ist glücklicherweise völlig unbegründet: Der Insigna wird den Erwartungen an die klanglichen Eigenschaften, die man an einen Signalweg dieser Konzeption stellen kann – ja, stellen muss – vollends gerecht. Zunächst die Cut-Filter: Diese tun absolut und effektiv was sie sollen, nämlich die Ränder des Frequenzspektrums von unerwünschten Anteilen säubern, und zwar ohne das Nutzsignal durch eine Zunahme an Schärfe zu belasten. Gerade im Bass kommt dem Filter dabei eine weitere Aufgabe zu: Es ermöglicht, im Bereich der beiden fundamentalen Oktaven ordentlich Energie hinzuzugeben ohne dass überflüssige – und pegelstarke – Frequenzen unterhalb der Hörschwelle über Gebühr mitverstärkt werden. Fetter Bass ohne Membranflattern ist das angenehme Resultat.

Audio Samples
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Vocals unbearbeitet Vocals, LC 90 Hz Vocals, LC 90 Hz, AIR +6 dB Vocals, LC 90 Hz, AIR +6 dB, 200 Hz +3 dB, Vocals, LC 90 Hz, AIR +6 dB, 200 Hz +3 dB, 4,8 kHz +2 dB

Bearbeitete Aufnahme klingt immer nach sich selbst

Naturgemäß empfindliche Vocalsignale hingegen sind der eigentliche Test für jeden EQ. Die Guten schaffen es, schlechte Signale zu verbessern und gleichzeitig auch, hervorragende Signale zu veredeln, ohne ihre Qualität zu verwässern. Um es vorwegzunehmen, der Insigna glänzt hier. Wie die Klangbeispiele zeigen, kann der EQ selbst der sahnig-cremigen Aufnahme mit einem Neumann U 67 noch die letzten Glanzpunkte aufsetzen. Eine Höhenanhebung bringt das Signal nach vorne, lässt es subjektiv direkter und auch lauter klingen. Das geschieht ohne jede Härte, mit lässiger, fast beiläufiger Eleganz. Die Vocals klingen intimer, präsenter, aber sie verlieren kein Quäntchen ihrer seidigen, unangestrengten Eleganz. Ebenso lässt sich mit dem Crane Song noch etwas Fülle im Grundtonbereich unterfüttern, und eine leichte Mittenanhebung schließlich bringt das Signal weiter nach vorne. Im Endresultat klingt die Aufnahme immer noch nach sich selbst, nur besser – und ein größeres Kompliment kann man einem EQ eigentlich nicht machen.

Audio Samples
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Bass unbearbeitet Bass, 40 Hz + 3 dB Bass, 40 Hz + 3 dB, 700 Hz + 2 dB Bass, 40 Hz + 3 dB, 700 Hz + 2 dB, HC 6 kHz Posaune unbearbeitet Posaune, LC 60 Hz Posaune, LC 60 Hz, AIR + 3 dB Posaune, LC 60 Hz, AIR + 3 dB, 1,6 kHz + 3 dB

Auch auf anderen Signalen behält der Insigna diese Linie bei. Ob man ihn nun mit Basslines füttert oder mit Blasinstrumenten, der EQ bietet stets Verbesserungen und Verfeinerungen, die das Signal subjektiv größer und besser erscheinen lassen, und dabei hält er sich charakterlich immer fein im Hintergrund. Anders als klassische Sweetening-EQs à la Neve oder Pultec drückt der Crane Song dem Material keinen Stempel auf, sondern er verbessert es sozusagen von innen heraus, auf elegante, zurückhaltende aber ausgesprochen effektive Weise. Insofern stellt er eine hervorragende Ergänzung zum Falcon-Kompressor dar, welcher ebenfalls durch sehr effektive Resultate besticht, ohne sich selbst zu sehr in den Vordergrund zu spielen.

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