Mit den Captain Plugins hat Hersteller Mixed In Key Plugins im Programm, die auf Knopfdruck zur gewünschten Tonart passende Akkordfolgen, Melodien und Bassgrooves als MIDI-Noten ausspucken, die sich im Anschluss in die DAW importieren lassen, um daraus einen Song zu arrangieren.
Besonders das Plugin „Captain Melody“, das dafür zuständig ist, Melodien automatisch zu generieren, profitiert von der Aktualisierung. In den Vorgängerversionen ließen sich die erzeugten Noten nicht direkt im Plugin manuell editieren. Mit dem Update auf Version 3.0 soll sich das nun ändern. Mixed In Key hat das Tool mit nützlichen Funktionen wie MIDI-Aufnahme, -Import und -Editing sowie einer Zufallsfunktion und weiterem ausgestattet.
Auch bei den anderen Captain Plugins wurde an einigen Stellschrauben gedreht, um beispielsweise eigene Rhythmen aufzuzeichnen. Zudem gibt es die Captain Plugins erstmalig nicht nur für macOS, sondern auch für Windows. In diesem Testbericht schauen wir uns die aktualisierten Plugins genauer an und checken, inwiefern die automatische Komposition vorangeschritten ist.
Details & Praxis
Allgemeines
Im Test zur ersten Version bin ich bereits auf die Kernfunktionen der Captain Plugins eingegangen, in dem ich auch Captain Deep zur Erstellung von Bassläufen und Captain Play zum Livespiel beleuchtet habe. In diesem Test zur Version 3.0 gehe ich hauptsächlich auf die Neuheiten des Updates ein, die sich vor allem auf Captain Melody zur automatischen Erstellung von Melodien beziehen.
Update und Installation
Das Update ist für Nutzer einer Captain-Plugins-Lizenz kostenlos. Die Captain Plugins gibt es zum Zeitpunkt des Tests für umgerechnet 72 Euro auf der Website des Herstellers als Download. Nach dem Start der Vorgängerversion gibt euch das Plugin einen Hinweis auf das verfügbare Update mit direktem Downloadlink. Nach einer üblichen Installationsroutine ist das Plugin startbereit.
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Captain Chords
Die Captain Plugins 3.0 bestehen aus vier MIDI-Effekten: Captain Chords, Captain Melody, Captain Deep und Captain Play. Captain Chords ist die Basis des Ganzen, in dem zunächst Key und Scale eingestellt werden. Abgesehen von Dur und Moll sind 12 weitere Skalen wie Blues, Gypsy und Lydian mit dabei. Hat man sich für eine Skala entschieden bzw. per Random-Funktion eine automatisch auswählen lassen, öffnet sich die Hauptbedienoberfläche von Captain Chords, in der sich für Verse, Pre-Chorus, Chorus und Drop jeweils eine Akkordfolge generieren lässt.
Dabei habt ihr die Wahl, ob ihr die Akkordfolge komplett selbst erstellt oder aber aus einer der vielen vorgefertigten auswählt, die laut Mixed In Key aus bekannten Chart-Hits zusammengetragen wurden. Das Timing sowie der Rhythmus der Akkord-Noten können ebenfalls aus einer Vielzahl vordefinierter Werte variiert werden.
Eigene Rhythmen aufzeichnen
Endlich ist es erstmals möglich, eigene Rhythmen vorzugeben, indem man sie ganz einfach mit der Computertastatur, Mausklicks oder über einen MIDI-Controller im Plugin aufzeichnet. Das funktioniert schnell und ist mit einer simplen Aufnahmefunktion gelöst, die sich über die Leertaste am Rechner starten und stoppen lässt. Captain Chords quantisiert den aufgezeichneten Rhythmus auf Wunsch auch gleich – sehr gut. Mit einem Regler lässt sich die Quantisierung feinjustieren, als Rasterwerte sind Werte zwischen 1/8 und 1/32 (inklusive Triolen) möglich.
Neue Features in Captain Melody
Ohne Captain Chords funktionieren die weiteren Plugins nicht, da sie untereinander kommunizieren und auf die Tonarten und Akkordfolgen aus Captain Chords zurückgreifen. Wenn ihr euch also in einer MIDI-Spur Captain Chords geladen und Akkordfolgen erstellt habt, könnt ihr in einer weiteren Spur eine Melodie mit Captain Melody erstellen lassen, die sich an dem Grundton, der Tonart und den Akkordfolgen aus Captain Chords orientiert. Dadurch sind die generierten Melodien also immer in tune. Das geschieht ganz automatisch – ihr müsst also nichts manuell einrichten.
Idea Box
Neu in Captain Melody ist die sogenannte Idea Box, mit der nicht nur die automatisch generierten Melodien, sondern auch selbst eingespielte Melodien im Handumdrehen angepasst werden können. In den Kategorien Shape, Rhythm, First Note und Lanes sind jeweils Drop-down-Menüs und Regler am Start, mit denen ihr die Noten verändern könnt. Das ist wirklich sehr einfach gelöst und ist nicht nur für Einsteiger interessant. Besonders praktisch finde ich, dass sich zunächst der Bereich definieren lässt, den man mit der Idea Box bearbeiten möchte. Dadurch wird nicht immer gleich die gesamte Melodie verändert, sondern immer nur der Bereich, den ihr vorher festlegt. Bei Bedarf lässt sich natürlich auch alles markieren, um die gesamte Melodie generieren zu lassen bzw. zu bearbeiten.
Zufällige Melodien, MIDI-Import oder doch lieber selbst einspielen?
Mit einem kleinen Würfelsymbol können komplette Zufallsmelodien erzeugt werden. Stattdessen könnt ihr die Melodien auch selbst mit dem Keyboard bzw. der Computertastatur einspielen. Dabei braucht ihr keine Angst zu haben, falsche Noten einzuspielen, Captain Melody quantisiert die Noten nämlich immer so, dass eine nächstgelegene Note getriggert wird, die zu Tonart und Grundton passt. Ebenso lässt sich bei Bedarf das Timing quantisieren – selbst als Anfänger in der Welt der Noten könnt ihr also nichts falsch machen.
Von nun an ist es also egal, ob ihr im kreativen Loch sitzt und gerade gar keine Ideen für eine Melodie habt oder aber eine gute Idee einspielen möchtet und diese aber noch ausbreiten möchtet. Oder geht den dritten Weg und importiert euch eine MIDI-Datei, um diese auszuarbeiten. Im Test werden die Noten nach dem Import anständig erkannt und können in der Idea Box kreativ editiert werden. Wie auch immer ihr eine Melodie erstellt: Sobald ihr Noten in Captain Melody habt, könnt ihr diese in Form, Rhythmus und weiterem verfeinern, und zwar mit einer wirklich inspirierenden Wirkung. Dabei sind viele Feinheiten der Notenfigur justierbar, wie beispielsweise die Abstände der Tonhöhe und des Timings oder auch die Richtung (hoch, runter, zufällig etc.), oder die Oktave. Mit all diesen Parametern hat man sich relativ schnell eine Melodie zusammengeklickt, die sich hören lassen kann. Ganz gleich, ob man Ahnung von Harmonielehre hat oder nicht.
Noten editieren
Praktisch ist auch, dass sich die Noten endlich – wie in einem Pianorollen-Editor – gezielt editieren lassen. Dazu hat Mixed In Key zwei Tools namens Pencil und Paintbrush hinzugefügt. Mit dem Pencil könnt ihr eigene Noten einzeichnen und sie horizontal (in Timing) und vertikal (in Tonhöhe) verschieben. Mit dem Brush-Tool müsst ihr nur einmal klicken und könnten mit der Maus einfach den Verlauf der Melodie zeichnen, die entsprechenden Noten werden dann automatisch gesetzt – alles passend zum Grundton und der Tonart, versteht sich! Das Editing kommt einer Pianorolle schon recht nah und ist im Grunde recht intuitiv gelöst: Noten verschieben oder in der Länge verkürzen bzw. verlängern funktioniert alles, ist aber nicht immer ganz so flexibel oder umfangreich, wie man es von einer DAW gewohnt ist. Beispielsweise sind Rasterwerte nur von 1/2 bis 1/16 einstellbar und Triolen sucht man vergeblich.
Neue Soundpresets
Die Captain Plugins lassen sich entweder als reine MIDI-Effekte verwenden, welche ausschließlich Noten ausgeben. Somit könnt ihr jeden beliebigen Synth oder Sampler ansteuern. Darüber hinaus liegen die Plugins aber auch als eigenständige Software-Instrumente vor. Das bedeutet, ihr könnt sie auch als gewöhnliche VST- bzw. AU-Plugins in die DAW laden. Dabei sind alle Features vorhanden und auch gleich Onboard-Klangerzeuger mit dabei. Bereits in der Vorgängerversion waren über 100 Soundpresets am Start, die in Version 3.0 nochmals um über 50 Klänge erweitert wurden. Dabei handelt es sich laut Mixed In Key um Sounds, bei denen man sich „von den aktuellen Spotify Charts inspirieren lassen hat“. Klanglich sind die Kategorien Bass, Plucks, Keys, Lead, Pad, Strings und Voice vertreten, deren Fokus deutlich auf Electronic Dance Music liegt. Einige klingen durchaus modern und auch übliche Verdächtige wie Super Saw Leads, Mutet Plucks und Co. sind mit von der Partie. Zumindest zur Komposition oder der Produktion eines Demos sind die mehr als ausreichend. Wenn es in die Endproduktion geht, kann man die erzeugten Chords, Bässe und Melodien dann immer noch durch den Synthesizer oder Sampler des Vertrauens jagen!
Fazit
Mixed In Key hat die Gebete der User erhört! Nahezu alle Minuspunkte, die ich der Vorgängerversion ankreiden musste, wurden durch praktische Features ersetzt. Fortan lassen sich nicht nur Akkorde, sondern auch einzelne Noten mit der Computertastatur bzw. einem MIDI-Controller einspielen, die gleich passend zum Grundton oder zur Tonart quantisiert werden. Darüber hinaus gibt es die Captain Plugins ab sofort für Mac und auch für die Windows-Welt. Captain Melody profitiert mit der kreativen Idea Box, MIDI-Import und den intuitiven MIDI-Editing-Features am meisten vom Update. Leider sind Captain Chords und Captain Deep nicht mit dem MIDI-Editing-Feature ausgestattet, was laut Hersteller bald nachgeholt wird. Das kostenlose Update ist eine Bereicherung für alle Captain Plugin User und – sowohl als Kompositionshilfe für Anfänger als auch als kreatives Helferlein für Fortgeschrittene. Insgesamt sind die Captain Plugins als eine Art Starthilfe zum Komponieren anzusehen. Um richtig ausgefallene Arrangements zu zaubern, sollte man aber definitiv selbst Hand anlegen.
Pro- generiert Akkordfolgen, Bassläufe und Melodien
- live Triggern von Noten und Akkorden via MIDI-Controller oder Computertastatur
- viele Akkordfolgen, Rhythmus und Timing-Presets
- Rhythmus der Akkordfolgen vorgeben
- eigene Klangerzeuger mit über 100 Presets
- MIDI-Import, -Aufnahme und -Random-Funktion
- kreatives und umfangreiches MIDI-Editing in Captain Melody
- handlicher MIDI-Export via Drag and Drop in die DAW
- erhältlich für Mac und PC
- MIDI-Editing (bislang) nur in Captain Melody
- Kompositions-Plugins
- Captain Chords: Erzeugt Akkorde und Akkordfolgen
- Captain Deep: Generiert Basslines, basierend auf den Akkorden
- Captain Melody: Erzeugt und bearbeitet Melodien
- Captain Play: Triggert Noten und Akkorde als Live-Spielhilfe via Computertastatur und Keyboard
- erzeugte MIDI-Dateien lassen sich via Drag and Drop in die DAW importieren
- Rhythm-, Pattern- und Timing-Presets für alle Plugins
- Autocorrect: live Triggern von Akkorden
- Chord Identify: Identifiziert Akkorde zu gedrückten Noten auf dem Keyboard
- viele Skalen
- Strumming, Swing und Space
- Windows-Version
- verbesserte Bedienoberfläche ermöglicht schnelleren Zugriff auf Parameter
- Neu in Version 3.0
- Magic Record: MIDI-Aufnahmefunktionen in den Plugins inklusive Quantisierung für Pitch und Timing
- Idea Box: MIDI-Import, Live spielen mit Tastatur oder Controller, Random-Funktion und vielen weiteren Parametern zum Editieren der Melodien
- Pencil and Paintbrush zur Notenprogrammierung in Captain Melody
- über 50 neue Soundpresets
- fortan erhältlich für Mac and Windows
- Systemvoraussetzungen: Systemvoraussetzungen: VST- oder AU-kompatible DAW (64- Bit), Internetverbindung, Windows oder macOS
- https://mixedinkey.com/captain-plugins/captain-melody/#compatibility
- Update: kostenlos
- Vollversion: 79,- US-Dollar (UVP am 19.11.19)
- generiert Akkordfolgen, Bassläufe und Melodien
- live Triggern von Noten und Akkorden via MIDI-Controller oder Computertastatur
- viele Akkordfolgen, Rhythmus und Timing-Presets
- Rhythmus der Akkordfolgen vorgeben
- eigene Klangerzeuger mit über 100 Presets
- MIDI-Import, -Aufnahme und -Random-Funktion
- kreatives und umfangreiches MIDI-Editing in Captain Melody
- handlicher MIDI-Export via Drag and Drop in die DAW
- erhältlich für Mac und PC
- MIDI-Editing (bislang) nur in Captain Melody