Der T.92 USB wird von Stanton als Profiplattenspieler mit zwei integrierten Digitalausgängen angepriesen. Neben einem USB- und einem S/P DIF-Anschluss (Cinch) steht hier zusätzlich ein regulärer analoger Ausgang (Stereo-Cinch) bereit, der dank integriertem Phono-Vorverstärker wahlweise auch ein Line-Signal liefern kann.
Mit einem Straßenpreis um 300 Euro erscheint der T.92 USB im Vergleich zu vielen anderen USB-Plattenspielern zwar relativ teuer, doch dafür bietet er interessante Features wie Direktantrieb, Reverse-Play, Keylock und vieles mehr. Wir haben für euch getestet, wie es um die digitalen Fähigkeiten dieses Plattenspielers bestellt ist und ob er tatsächlich zu den Profis gezählt werden kann.
Das Handbuch liegt leider nur in englischer Sprache bei. Allerdings ist eine deutsche Version als kostenloser Download auf der Stanton-Website erhältlich, bei der aber für meinen Geschmack zu sehr auf die beiliegende Software eingegangen wird und der Plattenspieler eher stiefmütterlich behandelt wird.
Plattenteller, Tonabnehmersystem sowie Tonarmgegengewicht müssen nach dem Auspacken noch montiert werden. Das Ganze erweist sich aber selbst für den Laien als kinderleicht.
Erster Eindruck Mit einem Gewicht von 8,6 kg macht der T.92 USB einen recht massiven ersten Eindruck. Für dieses Gewicht zeichnet in erster Linie sein aus Metall gefertigter Unterbau verantwortlich. Neben dem Plattenteller aus Aluminium dominiert ansonsten vor allem Kunststoff. Unterschiede in der Art der Materialien im Vergleich zu teureren Modellen sind allerdings völlig normal. Das Design dieses Plattenspielers ist gelungen und sämtliche Fader, Tasten und Schalter wirken sehr stabil. Ein positiver erster Eindruck also. Anschlüsse Auf der Rückseite befinden sich die Anschlüsse. An analogen Ausgängen stehen zwei Cinchbuchsen bereit, bei denen per Schalter ausgewählt wird, ob dort ein Phono- oder mittels integriertem Phono-Vorverstärker – ein Line-Signal anliegt. Sehr praktisch!
Für eine Direktverbindung zum Computer sorgt eine USB-Buchse des Typs B. Als zweite digitale Schnittstelle dient ein koaxialer S/P DIF-Ausgang. Ebenfalls auf der Geräterückseite sind die Buchse für das Netzkabel und „Mr. Power Button“ untergebracht. Alle Anschlüsse sind hochwertig, stabil und sauber verarbeitet. Allerdings erweist sich die Position des Netzschalters als äußerst unpraktisch. In der Vertiefung des Anschlussfeldes muss dieser erst mühsam „ertastet“ werden.
Features Der stabile Metall-Unterbau des T.92 USB steht auf vier hochwertigen, gut gedämpften Füßen. Obwohl der Plattenteller hinsichtlich der Bauform an die legendäre 1200er-Serie von Technics angelehnt ist, ist er im Vergleich dazu eher ein Leichtgewicht, denn hier gibt es keine Schwingungsdämpfung aus Gummi. Auch der Motor ist nicht im Plattenteller integriert, sondern unterhalb montiert. Dafür weist das Lager des Plattentellers keinerlei erkennbare Toleranzen auf und besitzt eine zum Scratchen mehr als ausreichende Stabilität. Diesbezüglich gibt es nichts auszusetzen. Der Motor des Plattenspielers wird über einen Drehschalter ein- und ausgeschaltet. Die blaue Stroboskop-Beleuchtung leistet zwar ihren Dienst, könnte für meinen Geschmack aber etwas heller sein.
Mit zwei großen Start/ Stop-Tasten kann der Plattenteller in Drehung versetzt werden, was besonders für Turntablisten ziemlich interessant ist. Insgesamt dreht der Platter mit drei verschiedenen Geschwindigkeiten, möglich sind 33, 45, oder 78 rpm. Darüber hinaus verfügt er über einen Rückwärtslauf. Stark!
Der Pitch des T.92 USB bietet zwei Regelbereiche. Mit der PITCH SELECT-Taste wechselt man zwischen +/- 8 % oder +/- 12 %. Der Pitchfader ist zwar ganze 100 mm lang, aber für meinen Geschmack etwas zu schwergängig. Mit der PITCH LOCK-Taste wird der Pitch, unabhängig von der jeweiligen Position des Sliders, auf 0% zurückgesetzt. Die KEY LOCK-Taste sorgt dafür, dass sich trotz verändertem Pitch die Tonhöhe nicht ändert.
Der Tonarm ist S-förmig und ähnelt dem der 1200er Serie von Technics schon sehr. Allerdings besteht er nicht zu 100% aus Aluminium, teilweise wurde hier Kunststoff verarbeitet. Die Lager des Tonarmes hingegen sind wirklich sehr passgenau und geben dem Arm einen sicheren Halt. Hinsichtlich der Höhe lässt er sich jedoch nicht justieren, dafür punktet er mit einer verstellbaren Anti-Skating-Vorrichtung. Am SME-Anschluss lassen sich das Headshell und das im Lieferumfang enthaltene Stanton 500 V.3 montieren. Im Gehäuse findet man außerdem Mulden für einen Single-Puck und ein Ersatz-Tonabnehmersystem.
Software Im Lieferumfang enthalten ist eine CD mit der Software Pyro-Audio Creator der Firma Cakewalk. Diese läuft ausschließlich auf Windows-Systemen. Für Mac OS X-User steht die Open Source Software Audacity zum kostenlosen Download bereit. Hier eine Liste der wichtigsten Features beider Systeme:
Features Audio Creator *USB-Audio Aufnahme *Audiofehler beheben (Knacken, Pops, etc.) *Kompatibel mit Effekt-PlugIns (VST &DX) *Auto Crossfade-Funktion *Echtzeit Monitoring *Auto-Sortierung der Files zur Erstellung von Metatags *Automatisches Umbenennung der Files durch Metatags *Mehrere MP3s gleichzeitig editieren *Direktes Abspeichern in iTunes Library möglich *CDs digitalisieren *CDs brennen
Features Audacity *USB-Audio-Aufnahme *Aufnahmen von Mikrofonen, Line Input und anderen Quellen. *Erzeugen von Multitrack-Aufnahmen durch Mixen und Zusammenführen *16-Kanal-Aufnahmen (Benötigt Multikanal-Hardware) *Import und Export WAV-, AIFF-, AU- und Ogg Vorbis-Dateien. *Import MPEG-Audio (auch MP2- & MP3-Dateien) *MP3-Export mit dem optionalen LAME Encoder *CDs brennen *Öffnen von Audio-Rohdaten *Ändern der Tonhöhe, ohne das Tempo zu ändern und vice versa. *Löschen von statischen Hintergrundgeräuschen (Knacken, Pfeifen usw.) *Aufnahmen und Änderungen in 16 Bit, 24 Bit und 32 Bit (Floating point) *Unterstützt Sample-Raten bis zu 96 kHz. *Diverse Effekte (Echo, Reverb, Flanger, etc.) *VST-PlugIns für Windows und Mac können mittels des optionalen VST-Enabler verwendet werden
Handling Das relativ hohe Gewicht des T.92 USB, die gute Aufhängung des Tonarms und das toleranzarme Lager des Plattentellers sorgen für gute Eigenschaften des Gerätes bei Techniken wie Scratching und Backspins. Das Drehmoment des Antriebs kann zwar nicht mit dem der 1200er-Serie von Technics mithalten, ist aber dennoch völlig ausreichend. So weit, so gut. Aber es gibt da einen kleinen Haken: Bremst man den Plattenteller ab, versetzt der Motor diesen in eine leichte, tieffrequente Schwingung, sodass sich ein permanentes Störgeräusch bei Scratches und Backspins einschleicht, was so wohl nicht beabsichtigt sein kann. Schade.
Der Pitchfader hat mit seinen 100 mm eine komfortable Länge, doch vermisse ich eine nummerierte Skala, die erahnen lässt, wie es denn wohl um den derzeitigen Pitch-Wert bestellt ist.
Die Tasten für PITCH LOCK, PITCH SELECT und KEY LOCK sind gut positioniert und verfügen jeweils über eine blaue Funktions-LED, die Start/ Stop-Buttons sind groß genug und bequem zu bedienen. Der Motor des Turntables lässt sich mittels Drehschalter ein- und ausschalten, allerdings gibt es dazu kein visuelles Feedback. Die blaue Stroboskop-Beleuchtung erlischt jedenfalls nicht beim Ausschalten des Antriebs.
Insgesamt betrachtet reicht der T.92 USB natürlich nicht ganz an die Eigenschaften von teureren Plattenspielern heran. Dennoch erweist er sich in seinen Eigenschaften für DJs als ziemlich vielseitig. Einzige kleine Einschränkung sind die leichten Schwingungen des Plattentellers beim Abbremsen. Manchem Anwender wird diese Tatsache aber eventuell weder auffallen noch stören. Digital Recording S/P DIF Zur digitalen Übertragung des Line-Signals steht eine S/P DIF-Schnittstelle zur Verfügung. Dort liegt das Signal mit 16 Bit & 44,1 oder 48 kHz an und die Übertragung funktioniert tadellos. Eine Möglichkeit, den digitalen Ausgangspegel anpassen zu können, sucht man leider vergebens.
Digital Recording über USB Per USB kann der Plattenspieler mit einem Computer verbunden werden. Dieser muss über eine USB 1.1 oder 2.0 Buchse verfügen. Als Betriebssysteme kommen Windows XP, Vista oder Mac OS X infrage. Ich habe das Gerät mit einem iMac mit 2,4 GHz Intel Core 2 Duo mit Mac OS X (Version 10.5.8.) getestet. Das Gerät wurde sofort erkannt und konnte in den Systemeinstellungen problemlos ausgewählt werden. Auch hier geht die Übertragung störungsfrei vonstatten, aber auch am USB-Anschluss kann der Ausgangspegel leider genauso wenig angepasst werden wie über S/P DIF. Software Recording und Editing Da ich mit einem Intel iMac mit Mac OS X arbeite, habe ich für den Test das Open Source Programm Audacity der Firma Soundforge verwendet (Version Serie 1.2). Die Installation der Software gestaltete sich schnell und einfach. Nachdem ich in den Preferences die Ein- und Ausgänge ausgewählt hatte, konnte die Überspielung der Schallplatten beginnen. Im Programm lassen sich dafür beliebig viele Aufnahmespuren erzeugen und die Aufzeichnung selbst funktionierte ab der ersten Sekunde problemlos. Auch die grafische Darstellung der Wellenform ist gut gelungen und nach der Aufnahme stehen zahlreiche nützliche Tools zum Editieren bereit. Die Effekte arbeiten zwar fast allesamt destruktiv, lassen sich aber praktischerweise vorhören, außerdem kann die Bearbeitung des Audiofiles bei Missfallen rückgängig gemacht werden. Danach können diese kinderleicht in den verschiedensten Formaten exportiert werden, allerdings werden MP3-Files mittels Lame-Encoder erzeugt, welcher zusätzlich installiert werden muss. Alle Infos und Download-Links dazu gibt es auf der Website von Audacity. Dort findet man auch zahlreiche kostenfreie Plug-Ins zur klanglichen Bearbeitung sowie den VST-Enabler. Dieser ermöglicht den Einsatz bereits vorhandener VST-PlugIns. Insgesamt erweist sich Audacity als äußerst praktisch und anwenderfreundlich. Daumen hoch!
Zum Audio Creator von Cakewalk kann ich leider nichts sagen, da ich sie mangels Windows-PC nicht getestet habe.
Klang Stanton 500. V3 Tonabnehmer Das im Lieferumfang enthaltene Tonabnehmersystem 500.V3 von Stanton klingt unter Berücksichtigung der Tatsache, dass hier eine sphärische Nadel verwendet wurde, im Hochton sehr ausgeglichen. Allerdings erweist es sich im Vergleich zu anderen Systemen von Herstellern wie Shure oder Ortofon als zu leise. So war das Signal im direkten Vergleich mit dem M-44 7 von Shure, das ebenfalls über eine sphärische Nadel verfügt, ganze 4,7 dB schwächer. Die Scratching-Eigenschaften dieses Tonabnehmers sind im Vergleich zu Modellen anderer Hersteller unzureichend, da die Nadel beim Zurückziehen der Platte verspringt. Zum qualitativ hochwertigem Digitalisieren von Vinylscheiben ist dieser Stanton Tonabnehmer allerdings mehr als geeignet.
Phono-Preamp/ Line Der Phono-Preamp verfügt über einen angenehmen und ausgewogenen Klang mit brillanten Höhen, liefert aber ein etwas zu leises Signal. Da hätten es ruhig ein paar „dBchen“ mehr sein dürfen …
Keylock-Funktion Bei der Keylock-Funktion gibt es da schon weniger zu beanstanden. Beim Hochpitchen treten erst ab etwa 8% deutlich hörbare Artefakte auf, bergab leider schon ab ca. 3%. Im Vergleich zu ähnlichen Geräten liefert der T.92 USB damit aber dennoch ziemlich brauchbare Ergebnisse. Positiv erwähnt werden muss außerdem die Tatsache, dass die Key Lock-Funktion auch dann verwendet werden kann, wenn man statt des Line-Outs den Phono-Ausgang verwendet.
S/P DIF & USB Sowohl S/P DIF- als auch USB-Anschluss sorgen für eine störungsfreie, digitale Übertragung des Line-Signals. Klanglich liefert dieser Signalweg die gleichen guten Ergebnisse wie der analoge Line-Ausgang des Gerätes. Was hier fehlt, ist eine Lautstärkeanpassung. Diese gehört bei vielen vergleichbaren Modellen, wie z.B. dem TT-USB von Numark zur Grundausstattung.
Mit seinen zwei digitalen Schnittstellen (S/P DIF & USB) und einem integriertem Phono-Vorverstärker ist der T.92 USB bestens für das Zeitalter digitaler Medien gerüstet. Sein recht schweres Chassis, ein stabiler Plattenteller und Features wie Reverse-Play machen ihn auch für Scratch-DJs interessant. Für seinen Preis bietet dieser Plattenspieler auch definitiv mehr als günstigere Modelle. Kurzum, der Stantonsche T.92 USB mischt bei den USB-Plattenspielern definitiv oben mit. Zu empfehlen ist er wegen seiner vielfältigen Audioschnittstellen für Studioanwendungen und Musikproduzenten. Wer sein Gerät hauptsächlich dazu verwenden möchte, seine Vinyl-Sammlung in die aktuellen, digitalen Formate zu wandeln, ist mit diesem Gerät definitiv auch gut beraten. Zuguterletzt ist der T.92 USB auch allen angehenden Mix- und Scratch-DJs zu empfehlen, denn trotz der bereits erwähnten leichten Einschränkungen ist er vor allen Dingen eines: ein guter Allrounder!
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
33, 45 und 78 RPM
Direktantrieb
Tonabnehmer Stanton 500 V3 inklusive
Zwei digitale Schnittstellen (S/P DIF & USB)
Reverse-Play
Integrierter Phono-Vorverstärker
Lager des Tonarms und Plattentellers
Contra
Mitgelieferter Tonabnehmer zu leise
Plattenteller erzeugt beim Abbremsen leichte Schwingungen
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