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Line 6 AMPLIFi 150 Test

Der Line 6 Amplifi 150 im bonedo-Test  –  Mit dem ersten Modeling Amp, dem AxSYS 212, läutete Line 6 im Jahre 1996 den Siegeszug der digitalen Gitarrenrevolution ein. Dank dieses Konzeptes stand dem User eine riesige Palette an Sounds zur Verfügung, die sich mit jeder Weiterentwicklung im Chipbereich stetig verbesserte und erweiterte. Selbst Profis schätzten und schätzen nach wie vor den POD als Effekt- und Soundschleuder und als Lieferanten für Sounds, Effekte und Abgedrehtes aller Art.

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Aktuell wird die reichhaltige Angebotspalette durch ein neuartiges Combo-Konzept verstärkt, das man auch von Line 6 in dieser Form noch nicht gesehen hat.

Details

Konzept und Aufbau

Der Amplifi 150 ist in erster Linie ein digitaler Stereo-Gitarrencombo, der über eine Vielzahl von Effekt- und Verstärkersimulationen verfügt. Was man sonst als metallenes Lautsprechergitter kennt, biegt sich hier quadratgelocht als Außenhaut um den gesamten Verstärker. An der Oberseite findet man in einer Vertiefung gerade einmal so viele Regler, wie sie normalerweise ein einkanaliger Gitarrenverstärker aufzuweisen hat. Die Frage, wie das umfangreiche Angebot an Sounds und virtuellen Spezialitäten damit dirigiert werden soll, beantwortet sich von selbst, wenn man weiß, dass hier iPad, iPod oder iPhone bei der Organisation mithelfen. Und nicht nur das, denn ohne eines dieser Geräte lassen sich dem Amplifi lediglich vier Grundeinstellungen entlocken. Android-Nutzer schauen leider in die Röhre, sie müssten sich zum Amp auch noch eines der eben erwähnten Applegeräte zulegen.
Die luxuriöse Kommunikation geschieht via Bluetooth und gestaltet sich weitestgehend selbsterklärend. In den Tiefen der komplexen Programmierung befinden sich unzählige Ampsimulationen und Effektnachbauten, wie man sie auch von vielen digitalen Gitarrenverstärkern kennt. Im Gegensatz zum POD ist der Amplifi 150 allerdings mit einem ausgefuchsten Stereo-Fullrangesystem ausgestattet und eignet sich perfekt zum Üben und für leise Proben. Mittels Bluetooth lassen sich übrigens auch Audiodateien streamen, was den Amp zur portablen Stereoanlage macht.

Fotostrecke: 5 Bilder Ein bisschen äußerliches Understatement, kein Firmen-Logo auf der Frontseite

Das Bedienpanel

Wie schon erwähnt, sieht es hier auf den ersten Blick recht unspektakulär aus, denn direkt am Verstärker stehen dem User nur eine Handvoll Parameter zur Verfügung. Neben dem Gitarreneingang liegt der Drive-Regler, der für den Verzerrungsgrad bzw. die Sättigung der jeweiligen Verstärkersimulation zuständig ist. Es folgt die Klangregelung bestehend aus Bass, Mid und Treble. Mit dem FX-Regler wird ein beliebiger Effekt beigemischt, während der Reverbregler grundsätzlich den jeweils aktivierten Hall justiert. Der auffällig große Potiknopf verfügt über zwei Funktionen: Zum einen regelt er die Gesamtlautstärke des Amps, zum anderen ändert man mit ihm nach kurzem Drücken das Mischungsverhältnis zwischen gestreamter Musik und dem Gitarrensignal.

Fotostrecke: 4 Bilder Das übersichtliche Bedienpanel in seiner ganzen Pracht…

Die Rückseite

Auch hier geht es ziemlich gesittet zu. Über der Schuko-Buchse, die für die Stromversorgung zuständig ist, befindet sich der ON/OFF-Schalter und etwas weiter oberhalb stehen dem User vier weitere Buchsen zu Verfügung. Der Kopfhöreranschluss in Form einer 1/4″ Stereoklinkenbuchse schaltet beim Einstecken die internen Lautsprecher stumm – er bietet bis zum jetzigen Zeitpunkt auch die einzige Möglichkeit, das Signal mithilfe eines Kabels abzugreifen. Auf der Bühne wäre man zwar ohne direkten Sound vom Amp, aber vielleicht bringt ein zukünftiges Software-Update Abhilfe. Eine 1/8″ Stereo-Aux-Inputbuchse ermöglicht das direkte Anschließen einer beliebigen Audioquelle, falls diese nicht mit Bluetooth ausgestattet sein sollte. Der Amplifi 150 ist mit dem Line 6 FBV MkII Foot Controller kompatibel und kann so im Liveeinsatz ferngesteuert werden. Zu diesem Zweck gibt es hier, wie bei Line6 üblich, eine Netzwerkbuchse. Zum Schluss wäre noch der USB-Anschluss zu erwähnen, der allerdings zum Zeitpunkt des Tests noch nicht belegt ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite präsentiert sich ebenfalls sehr puristisch

Die Software

Für die Steuerung aller Parameter des Amplifi benötigt man ein kompatibles iOS-Gerät, zu denen die folgenden Apple-Produkte gehören: iPod touch (4. und 5. Generation), iPhone 5, iPhone 4S, iPhone 4, iPad (3. & 4. Generation), iPad 2, und iPad mini (IOS 7 ist Voraussetzung). Wer kein kompatibles Gerät besitzt, kann die Möglichkeiten des Amplifi Weitem nicht ausreizen, denn ohne eine dieser Steuereinheiten stehen lediglich vier interne Sounds zur Verfügung und einen Einfluss auf seine immensen inneren Qualitäten hat man nicht.
Für diesen Test kam ein iPad Mini mit OS 7.0.4 zum Einsatz, das mir für den Test mit vorinstallierter Beta-Software von Line 6 zur Verfügung gestellt wurde. In dieser Beziehung wird sich im Laufe der Zeit sicher noch einiges tun, speziell, was den User-Bereich anbelangt, der zum Zeitpunkt des Tests noch nicht existent war.
Dreh- und Angelpunkt der iPad App ist der gestrichelte Button in der linken oberen Ecke. Er öffnet und schließt die Hauptfenster der Oberkategorien auf der linken Seite. An oberster Position befindet sich die Music Library, deren Songs via Bluetooth zum Amp gestreamt werden können. Hierbei handelt es sich um die Songauswahl, die man vorher per iTunes auf sein kompatibles Gerät überspielt hat.
Die nächste Hauptkategorie besteht aus drei Unterkategorien, bei denen es sich um unterschiedliche Speicherplätze für Soundeinstellungen des Amplifi handelt, die hier Tones genannt werden. Unter My Tones werden einige Soundkreationen abgespeichert, während sich unter Favorites die eigenen Lieblingssounds ablegen lassen. Die vier internen Speicherplätze werden im Ordner Amplifi 150 verwaltet und verändert.
Kommen wir zum interessanten Teil der App. Unter der Kategorie Editor erhält man Zugriff auf alle Soundparameter des Amplifi. Das Ganze ist weitestgehend selbsterklärend. In der oberen Symbolleiste befinden sich zehn Felder, die für die unterschiedlichen Effektstationen der Signalbearbeitung stehen. Nach Drücken eines Feldes erscheinen im unteren Teil des Bildschirms die Parameter der jeweiligen Effektkategorie. Die digitale Reise des Gitarrensignals beginnt auf der linken Seite mit dem Noisegate, gefolgt von Wah Wah, Verzerrer, der Ampsimulation, Compressor, Equalizer, Volumepedal, Modulation, Delay und Reverb.

Fotostrecke: 5 Bilder Amp Auswahl

Die Effekte

Zur Zeit des Tests stehen acht Wah Wahs, 16 Drive- & Fuzzpedale, 23 Modulationspedale, 14 Delays, 15 Filtereffekte und 15 unterschiedliche Hallgeräte-Simulationen zur Verfügung. Im Editormodus liegen die unterschiedlichen Effektkategorien in der oberen Leiste. Nach dem Anwählen des gewünschten Effektes erscheinen im unteren Teil des Bildschirms zunächst die Parameter des aktivierten Sounds. Durch einen weiteren Klick erreicht man ein Untermenü mit den unterschiedlichen Effekt- bzw. Ampmodellen. Im Bereich der Stompboxen stehen gleich vier Unterkategorien zur Auswahl: Drives & Dynamics, Mods, Delays und Filters, Synthy and Pitch. Jeden dieser Effekte zu beschreiben, würde den Rahmen des Tests sprengen, die gebotene Vielfalt und die Qualität von Line 6 Effekten sprechen aber für sich.
Emuliert werden im Prinzip alle Pedal- und Effektklassiker der letzten 50 Jahre, angefangen bei Simulationen alter Fuzz-Verzerrer bis hin zu Metallveredlern neuester Generation. Dabei sind die Namen immer leicht abgewandelt, um eventuellen Konflikten um Markenrechte aus dem Weg zu gehen. Bei den Wah Wahs gibt es insgesamt acht Modelle mit unterschiedlichen Klangfärbungen. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang das Modell „Fassel“, eine Reminiszenz an das Cry Baby, das seinerzeit mit der legendären Fasel-Spule ausgestattet war. Gerade im Delay- und Modulationsbereich gefallen mir die Effekte hier am besten. Speziell die Emulation alter Choruspedale wie dem Boss CE1 und dem Opto Tremolo sind sehr gut gelungen. Im Delaybereich gibt es ebenfalls einige Klassiker zu bestaunen, wie die digitale Reanimation des alten Binson Scheibenechos aus den 60er Jahren, hier „Echo Platter“ genannt. Aber auch Filter- und Synth-Effekte wurden in den Amplifi integriert. Neben dem klassischen Auto Wah und einem Ringmodulator gibt es noch eine Reihe abgefahrener Synth FX-Sounds wie den Synth Analog und den REZ Synth. Compressor, EQ und Volume haben jeweils „nur“ ein Preset, was aber für einen guten Sound völlig ausreicht. Auch eine sehr gut ausgestattete Reverbabteilung darf nicht fehlen, die vom alten Feder- und Plattenhall  bis zu Lexicon-Emulationen wirklich erstklassige Sounds liefert.

Fotostrecke: 5 Bilder Delay Auswahlmenu

Die Amp- und Speakermodelle

In der Amplifi-Programmierung befinden sich zum Testzeitpunkt 10 Clean, 25 American, 18 British und 26 High Gain Gitarrenamp-Simulationen. Eine Menge, die schon vermuten lässt, dass kaum ein Sound oder ein Genre ausgelassen wurde. Angefangen von Emulationen alter Fender-Klassiker wie dem Bassman und dem Twin Reverb, bis hin zu JCM 800 und Soldano kommt hier jeder auf seine Kosten. Die Verstärker unterscheiden sich teilweise nur marginal voneinander und besonders bei den High Gain Amps klingen die Unterschiede oft so, als würde man nur die Phase drehen. Jedem Ampmodell stehen die typischen Parameter eines einkanaligen Gitarrenverstärkers zur Verfügung. Dazu gehören neben dem Driveregler auch Bass, Mid, Treble und Presence. Jedem dieser Amps kann eine von insgesamt 25 Gitarrenboxen zugewiesen werden. Auch hier ist alles und in jeder Speakerbestückung vertreten, was Rang und Namen hat. Das kleinste Modell emuliert eine 1 x 6 Box! Weiter geht es unter anderem mit einer 2 x 12 Twin Bestückung oder einer 4 x 10 Bassman-Simulation bis hin zu einer Auswahl unterschiedlicher 4 x 12 Boxen. Den letzten Schliff bekommt der Sound durch die Emulation eines von drei Mikrofontypen. Zur Auswahl stehen zwei unterschiedliche Positionen eines SM 57 (gerade und abgewinkelt), die Emulation eines Sennheiser MD 421 und eines Neumann U 67 Röhrenmikrofons.  

Fotostrecke: 5 Bilder Reverb Auswahlmenu
Kommentieren
Profilbild von Frabi

Frabi sagt:

#1 - 12.02.2014 um 17:31 Uhr

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Line 6 ist für mich designmäßig schon immer grenzwertig (Nierenschalen etc.) gewesen, aber das hier hat mich spontan an einen dieser alten Gasheizkörper erinnert...
Wozu soll das gut sein?

Profilbild von vanFrost

vanFrost sagt:

#2 - 20.02.2014 um 23:47 Uhr

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CONTRA ist definitiv noch der Applezwang und prophylaktisch: Ich bin weder Freund noch Feind des Apfels...

Profilbild von Fast

Fast sagt:

#3 - 24.02.2014 um 18:56 Uhr

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Das man bei der Steuerung nur auf Apple setzt, ist absoluter Fail!

Profilbild von Claudio

Claudio sagt:

#4 - 25.03.2014 um 14:42 Uhr

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Wie beim H&K Grandmeister 36 wird jetzt auch bei Line 6 die Apfel Steuerung verwirklicht.In beiden Fällen ein Grund die Teile nicht mal anzutesten.Was ist mit den Android User die mit Sicherheit die Mehrzahl darstellen?

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Slomo sagt:

#5 - 25.03.2014 um 17:29 Uhr

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Dass viele im kreativen Bereich Apple-fanboys sind, mag sein, wenngleich es im Gegensatz zu früher keinen zwingenden Anlass dazu gibt. Das sei auch allen herzlich gegönnt, die viel Wert auf Markenschnickschnack legen. Dieser erneute Markenzwang ist aber der absolute Gipfel. Es gibt viele Gründe dieser Art, Apple extrem unsympathisch zu finden. Dass Line 6 sich nun dazu entschließt dabei mitzumachen, ist eine absolute Enttäuschung.

Profilbild von Ankhalymon

Ankhalymon sagt:

#6 - 25.03.2014 um 21:41 Uhr

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Ich mag kein Fallobst!
Glücklicherweise habe ich noch meinen Spider Valve MKII HD100

Profilbild von Lucius

Lucius sagt:

#7 - 29.03.2014 um 14:30 Uhr

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Nach praktischen Erfahrungen mit Line6 (damals der erste POD) bin ich kein Großer Fan von Line6, trotz großer Namen im Endorsement. Das wird auch der iAMP, entschuldigung, AMPLIFi 150 ganz sicher nicht ändern.
Ob Apple-Fan oder nicht, aber die Festlegung auf eine konkrete Plattform, genau eines einzigen Herstellers halte ich für absolut falsch - wenngleich man genau diese Politik vom Unternehmen Apple gewohnt sein dürfte.

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CPH sagt:

#8 - 22.04.2014 um 13:05 Uhr

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Was ist das denn???
Wie kommt denn der Tester auf 4 Sterne, trotz der krassen Schwächen in der Praxis? Testberichte sind ja meist etwas positiver formuliert, um die Firmen weiterhin zu bewegen, Testequipment zu versenden. Aber diesmal liest sich selbst ihne zwischen den Zeilen zu lesen heraus, dass das Teil unbrauchbar ist - bzw. maximal zum Üben geeignet (btw.: was wil ich beim Üben mit 150W?!?).
Ohne den jetzt selbst zu kennen - rein vom Bericht, hat der maximal zwei Sterne verdient... Oder sind 4 Sternchen bei Bonedo schon die schlechteste je vergebene Note?

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