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Korg SP-170 Test

„Korg! Was ist das für ein seltsamer Name für ein Instrument?“, dachte ich seinerzeit in den 70ern, als ich im Laden gerade einen neu erschienen Synthesizer entdeckt hatte, der aussah wie ein Minimoog, aber nur ein Bruchteil dessen kostete. Was in den 60ern mit einem Rhythmusgerät „Made in Japan“ begann, entwickelte sich schnell zu einem Weltkonzern, der schon bald zu den großen Drei der japanischen Instrumentenhersteller gehören sollte: Yamaha, Roland und Korg. Um im internationalen Preiskampf nicht zu unterliegen, werden inzwischen viele Instrumente dieser Marken in China gefertigt, besonders in dem heiß umkämpften Markt der so genannten tragbaren Pianos mit eingebauten Lautsprechern.

Diese Instrumente sind äußerst beliebt, denn sie eignen sich sowohl als Einsteiger-, wie als Wiedereinstiegsinstrument. Darüber hinaus sind sie günstig und transportabel. Genau in diesem Segment möchte Korg mit dem SP-170 punkten. Für 594 Euro (UVP) steht das Instrument in den Läden und im Moment auch bei mir im Studio, um auf Herz und Nieren geprüft zu werden. Die Frage, die sich stellt: Lohnt eigentlich der Kauf eines Pianos weit unter der 1000-Euro-Grenze?

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Korg SP-170
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Schon die solide Verpackung des Pianos zeugt von Professionalität. Und wer bei Ikea bereits die Fachprüfung in Sachen Billy Regal abgelegt hat, der wird über den Zusammenbau des optionalen (und empfehlenswerten!) Ständers nur müde lächeln. Mittels zwei der sechs Schrauben wird das Instrument fest mit dem Ständer verbunden und erhält so seinen vertrauenserweckenden, sicheren Stand. Darüber hinaus macht die ganze Sache im Verbund einen optisch wertigeren Eindruck. Schade nur, dass so ein Zubehör stolze 100 Euro kosten muss, macht dies doch immerhin knapp ein Fünftel des Instrumentenpreises aus.

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Ich habe selten ein so aufgeräumtes Piano gesehen, wie das SP-170. Außer den 88 schwarzen und weißen Tasten versteckt sich auf der schmalen und schön gestalteten Oberfläche lediglich eine kleine, einsame rote LED, die dem Besitzer verrät, ob das SP-170 eingeschaltet ist. Keine Knöpfe, Regler oder Taster stören das Bild des schwarzen Instrumentes, das übrigens auch in weiß erhältlich ist
(SP-170 WH).

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Zum Lieferumfang gehört ein aufsteckbarer Notenständer, der wie das gesamte Instrument, aus Kunststoff hergestellt ist. Insgesamt macht das SP-170 auf mich einen guten und soliden Gesamteindruck, ein Instrument mit dem man sich wirklich auf das Wesentliche konzentrieren kann, nämlich das Erlernen des Klavierspiels. Ich brauche nur die Lautstärke einmal richtig einzustellen und los geht’s.

Anschlüsse und Armaturen auf der Rückseite
Anschlüsse und Armaturen auf der Rückseite

Sämtliche Anschlüsse des Korg SP-170 sind auf der Rückseite des Instrumentes in einem kleinem Segment untergebracht. Hier findet man auch (recht unorthodox) den Regler für die Lautstärke. Das macht bei diesem Instrument aber durchaus Sinn, denn die Dynamik des Klavierspiels kommt ja bekanntlich vom Spieler selbst. Die Anzahl der Anschlüsse sind nicht gerade üppig, jedoch für die Zielgruppe und für den Verwendungszweck des Instrumentes gerade ausreichend. So spendiert Korg dem SP-170 zwei Kopfhöreranschlüsse, die im Bedarfsfalle auch als Audioausgänge genutzt werden können. Hierbei verlieren die Lautsprecher ihre Monitorfunktion, sie werden dann automatisch stumm geschaltet. Was beim Gebrauch mit Kopfhörern logischerweise gewünscht ist, wird bei der Definition als „Audio Out“ zum Kompromiss. Dieser Umstand in Verbindung mit der Tatsache, dass hier Miniklinke (stereo) statt der „professionellen 6,3mm Klinkenbuchsen“ verwendet wird, weisen unmissverständlich darauf hin, dass es sich beim SP-170 um ein Instrument für den Hausgebrauch handelt –  das Aufnehmen oder Abmischen also eher die Ausnahme darstellt.

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Genauso einfach wie effizient ist die Zugentlastung des Netzkabels. Da das Korg SP-170 mit externem Netzgerät arbeitet, ist die kleine Aussparung ein simples, aber sinnvolles Helferlein, um die empfindliche Buchse zu schützen.
Ein Klinkeneingang für ein Sustain-Pedal sowie ein MIDI-Ausgang komplettieren das ansonsten spartanische Anschluss-Angebot des SP-170, d.h. das Korg SP-170 kann ausschließlich senden. Gehört ein USB-Anschluss vielleicht noch in eine höhere Preiskategorie, so ist das Fehlen eines MIDI-Eingangs jedoch für mich unverständlich. 

Tastatur
Die Tastatur ist für ein Instrument dieser Preisklasse sehr gut. Der Anschlag ist definiert und nicht zu weich oder zu hart. Auch die Verarbeitung der Tastatur macht einen ordentlichen Eindruck. Die Tasten liegen gut in der Führung und lassen sich schön spielen.  Einige wenige Tasten haben in Ruhelage ein winziges Spiel, das beim Musizieren zu Klappergeräuschen führt. Diese produktionstechnische Unzulänglichkeit wird jedoch eher dem bereits geübteren Spieler auffallen.

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Lautsprecher
Auch die Lautsprecher lassen keine Wünsche offen und fügen sich optisch optimal in das Erscheinungsbild des SP-170 ein. 2 x 9 Watt sind für das Musizieren in normaler Zimmerlautstärke ausreichend. Die internen Sounds werden authentisch, angenehm plastisch und mit einem natürlichen Stereobild wiedergegeben. Das gelieferte Frequenzspektrum ist von den tiefen Bässen bis zu den Höhen beeindruckend – was sicherlich auch den Bassreflexgehäusen der Lautsprecher zuzuschreiben ist.

Lautsprecher (links)
Lautsprecher (links)
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Praxis

Sounds

Der Klaviersound wird sicherlich der am häufigsten verwendete Sound des Instrumentes sein. Davon scheint man auch bei der Firma Korg auszugehen, denn beim wieder Einschalten des Instruments wird automatisch der Klavierklang aktiviert. Es ist ja bekannt, dass ein guter Klavier- bzw. Flügelklang zu den Königsdisziplinen des digitalen Instrumentenbaus gehört. Und das  Korg SP-170 kann in dieser wichtigsten Disziplin punkten. Der Klaviersound gefällt mir gut und kommt für ein Piano dieser Preiskategorie sehr „erwachsen“ rüber. Der Klang ist natürlich und warm, was besonders auch Vielspieler freuen dürfte, da minderwertigere Klänge doch recht schnell nerven. Die 120-fache Polyphonie reicht hier auch für komplexere Anforderungen.
Aber das Korg SP-170 bietet noch weitere Klänge. Obwohl man dies beim äußeren Erscheinungsbild und den fehlenden Reglern und Tastern gar nicht vermuten würde. Die Wegbeschreibung zu den verbleibenden Sounds liefert die sechs Seiten starke Bedienungsanleitung. Immerhin neun weiteren Klängen kommt man auf diese Weise auf die Spur. Darunter befindet sich ein zusätzlicher Pianosound, der jedoch meines Erachtens in Qualität und Schönheit nichts wesentlich besser macht als der erste.

Audio Samples
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Grand Piano 1 Grand Piano 2

Bei meiner Exkursion finde ich außerdem zwei E-Piano Klänge, die beide geschickt und sinnvoll ausgewählt wurden. Ein schöner, authentischer Rhodes-Sound, mit dem ich überall aufschlagen kann, ohne mich zu blamieren und ein etwas speziellerer 80er E-Piano-Klang für den Vortrag schmusiger Balladen. Beide Sounds klingen absolut vollwertig und erwachsen und verlieren erst in den ganz hohen Lagen der 88er Tastatur das rechte Tuning. Beschränkt man sich beim Spiel dieser Sounds allerdings auf den Umfang von 73 Tasten (E1 bis e4) der Originale, ist man absolut im grünen Bereich.

Orientiert man sich ein wenig an den internen Demos des Korg SP-170, dann ist der Cembalo-Sound wohl eher für den klassischen Musikgebrauch vorgesehen. Beurteilt man die Qualität eines einzelnen Tons, ist man noch recht angetan. Beim Gebrauch sämtlicher Oktavbereiche entblößt das SP-170 jedoch die seelenlose Parametrik des Klanges, und ich bin doch recht enttäuscht. Beim Clavinet-Sound wiederum wirkt sich dieser Effekt nicht so gewaltig aus, da es sich hier auch im Original um einen elektronischen Klang handelt.

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E-Piano 1 E-Piano 2

Der Vibraphon-Sound klingt an und für sich ordentlich, jedoch wird sein Tuning bereits nach wenigen Oktaven problematisch. Eine Pfeifenorgel für den sakralen Bereich und eine Tonewheel Orgel für Jazz und Pop decken das Spektrum der Orgelsounds des SP-170 ab. Ähnlich wie beim Cembalo-Sound wirkt auch der Pfeifenorgel-Sound zu unnatürlich und nervt schon nach kurzer Zeit. Der Tonewheel-Sound wiederum ist wesentlich besser einsetzbar, da das Klischee der Hammond recht gut umgesetzt wurde.

Korg rundet das kleine Soundsortiment des SP-170 mit einem Streicher-Sound ab. Dieser klingt schön und ist vielseitig einsetzbar. Unter dem Strich ist das Klangangebot des SP-170 fair und (für das Preissegment) qualitativ ordentlich. Dreh- und Angelpunkt ist aber der Klavier-Sound. Und dieser ist zweifelsfrei der hochwertigste Sound im Angebot und wird dem SP-170 Eigner viele Jahre Freude bereiten –  egal ob Einsteiger oder Fortgeschrittener.

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Kirchenorgel Jazz Orgel Cembalo Clavinet Vibraphon Strings

Effekte

Die Frage nach Effekten wird beim SP-170 eher zur Nebensache. Es gibt zwar zwei Effekte, Reverb und Chorus, aber die sind mit den Sounds fest verknüpft. Werksseitig sind die Effekte sensibel auf die Sounds abgestimmt und fallen weder übermäßig positiv, noch negativ auf. Das ist für mich eher ein Qualitätsmerkmal. Bei Bedarf lassen sich die Effekte auch deaktivieren.

SP-170_Anschnitt

Die Funktionsweise des SP-170 ist denkbar einfach. Anschalten und spielen heißt die Devise. Das Piano hält jedoch auch einige wenige interne Eingriffe bereit, die ausschließlich über die Tastatur vorgenommen werden können. Durch das gleichzeitige Drücken der obersten drei Tasten wird das Instrument in den Edit-Modus versetzt. Diesen Vorgang quittiert das SP mit einem Bestätigungston. Mit dem Druck auf eine weitere definierte Taste wird ein spezifischer Befehl ausgeführt. Dabei bestätigt wiederum ein einfacher kurzer Signal-Beep die Eingabe. Danach kehrt das Instrument automatisch in den Play-Modus zurück. Auf diese Weise wechsele ich die Sounds, verändere das Tuning, und den MIDI-Kanal, justiere die Anschlagsdynamik oder spiele Demosongs ab. In der Bedienungsanleitung macht eine simple Grafik die verschiedenen Eingriffe deutlich. Schnell hat man sich an die Art Sounds zu wechseln gewöhnt, und schon bald macht der geübte Klavierspieler diesen Vorgang mit einer Hand.

Zubehör

Das beiliegende Dämpferpedal, eher ein Taster, sollte vielleicht irgendwann durch ein professionelleres Pedal ausgetauscht werden, da es wenig Gefühl von einem echten Pianopedal vermittelt.

Der mitglieferte Fuß-Taster bzw. Sustainpedal
Der mitglieferte Fuß-Taster bzw. Sustainpedal
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Das SP-170 ist ein empfehlenswertes Piano für den Hausgebrauch. Darüber hinaus ist es auf Grund seines geringen Gewichts von 12kg vergleichsweise leicht zu transportieren. Wem es nur um das Musizieren am Klavier geht und wer optisch wie technisch keine Besonderheiten benötigt, der wird sich mit dem Korg SP-170 schnell richtig gut anfreunden. Für 594 Euro (UVP) bekommt man ein schlankes und schlichtes Piano mit guten Piano- und E- Piano-Sounds, das selbst in der kleinsten Kammer Platz findet. Für weitere 99 Euro verhilft man seinem Instrument zu einer wohnlicheren, einheitlicheren  Optik und einem sichereren Stand.

Korg SP-170
Korg SP-170
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr guter Piano-Sound
  • geringes Gewicht und Maße
  • günstiger Preis
Contra
  • dürftige Anschlüsse
  • kein MIDI In
Artikelbild
Korg SP-170 Test
Technische Details
  • Tastatur: 88 Tasten, Natural Weighted Hammer Action (NH)
  • Polyphonie: 120 Noten/ 60 Noten (stereo)
  • 10 Klangfarben: Piano x2, E-Piano x2, Cembalo; E. Clavichord, Vibraphon, Pfeifenorgel, elektrische Orgel, Streicher
  • Effekte: Reverb, Chorus (fest eingestellter Effektanteil für jede Klangfarbe)
  • Demosongs: 10 Stücke (1 Stück je Klangfarbe)
  • Funktionen: Transposition, Gesamtstimmung, MIDI-Kanal, MIDI-Programmwechsel (an/aus)
  • Anschlüsse: Kopfhörer-/Line-Ausgänge x2, MIDI OUT, Anschluss für ein Haltepedal
  • Klangwiedergabe: Verstärkung: 2 x 9 Watt Lautsprecher: 10cm x 5cm (oval x2), Bassreflexgehäuse
  • Stromversorgung: DC 12V, Leistungsaufnahme: 9W
  • Abmessungen (B x T x H): 1.312 × 325 × 133mm
  • Gewicht: 12,1kg
  • Ausführungen: Weiß (SP170WH), Schwarz (SP170BK)
  • Lieferumfang: Netzteil, Notenpult, Pedal
  • Sonderzubehör: Ständer: Weiß: SPST-1W-WH (für das SP-170WH), Schwarz: SPST-1W-BK (für das SP-170BK)
  • Preis: 594,- Euro UVP
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