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Workshop: Sound Programming am Nord Stage 2

Seit der Nord Stage 2005 erstmals in Erscheinung trat, hat sich am Konzept des Clavia-Flaggschiffs nichts Wesentliches verändert. Wurde man damals allerdings noch skeptisch beäugt, wenn man mit der roten Kiste auftauchte, ist der Stage ebenso wie der Electro mittlerweile von keiner Bühne mehr wegzudenken und in vielen Bereichen State of the Art. So wie die Beliebtheit des Nord Stage über die Jahre gewachsen ist, so ist auch die Zahl der Nutzer und Besitzer gestiegen. Dennoch gibt es immer noch viele, die den Stage für einen Nord Electro mit Pitch-Wheel, einen Nord Wave mit gewichteter Tastatur oder für ein Nord Piano mit Orgel halten. Das ist zwar an sich korrekt, aber die größte Errungenschaft des Stage ist, dass er all diese drei Modelle in einem Gerät vereint.

soundworkshop_nord_stage2a


Der folgende Workshop beschäftigt sich mit den vielfältigen Möglichkeiten, die der Stage bietet. Im Vordergrund steht dabei der Live-Betrieb. Mit dem Stage kann man nämlich auch sehr komplexe Situationen meistern, ohne ein weiteres Keyboard zu benötigen, sofern man sich die Flexibilität der Controller und die durchdachte Split- und Panel-Struktur zunutze macht. Zu diesem Zweck programmiere ich exemplarisch vier Setups, die demonstrieren sollen, welche Bandbreite an Anwendungen und Möglichkeiten der Nord Stage abdecken kann.

Vintage Split: Rhodes, Hammond, Piano und Strings im direkten Zugriff, simultan und separat spielbar.
Synth Pad Setup: Zwei Pad-Sounds mit unterschiedlichen Charakteristiken, die sich stufenlos ineinander morphen lassen.
Lead Arp Bass: Unter Verwendung der drei Split-Zonen entsteht ein Programm mit Lead-Synth, Arpeggio-Pattern und Bass.
Old School: Ein paar HipHop-typische Samples werden mit internen Sounds gemischt, der Stage wird quasi zur MPC mit Tastatur.

Ein grundlegendes Element dabei ist die effektive Verwendung von Controllern, dazu zählen das Modulation-Wheel, Aftertouch und das Control-Pedal. Wer also alle Möglichkeiten ausschöpfen will, der sollte sich schnell ein Control-Pedal besorgen, falls er noch keins hat. Ist an der Control-Pedal-Buchse kein entsprechendes Pedal angeschlossen, werden einige der programmierten Sounds und einige Effekte nicht zu hören sein.
Dieser Workshop richtet sich an Benutzer des Stage 2, allerdings kann man auch für die Bedienung des Stage Classic und Stage EX hilfreiche Tipps finden, da das Editier-Konzept des Stage bei allen Modellen ähnlich ist. Die Setups, die hier im ns2p-Format zum Download bereitliegen, funktionieren auf den Modellen Stage 2 88HA, 76HA und 73SW (compact) gleichermaßen. Am meisten Spaß macht es aber natürlich, sie von Grund auf selbst zu programmieren! Hier geht’s zum Download:

Viele grundlegende Bedienschritte, für die man die Anleitung bemühen müsste, falls man mit der jeweiligen Funktion nicht vertraut ist, werden hier der Vollständigkeit halber erklärt. Wörter, die FETT und GROSS geschrieben sind, entsprechen der Beschriftung von Buttons oder Potis auf dem Panel des Nord Stage. Fett und nicht groß geschriebene Wörter beziehen sich auf Funktionen in der Nord Sound Manager oder Nord Sample Editor Software. Die Soundbeispiele wurden ohne Overdubs oder MIDI erstellt, um zu zeigen, was man live und simultan aus dem Instrument rausholen kann.
Zu Beginn dieses Workshops schaffe ich Platz für vier leere Programme. In Anbetracht der 400 Speicherplätze im Nord Stage 2 sollte das kein Problem sein. Die ersten vier Locations in Bank D kann man bedenkenlos überschreiben, denn hier liegt werksseitig eine Kopie der 100 Programme aus Bank A.
Natürlich kann man die vorhandenen Programme einfach überschreiben. Einfacher aber ist es, wenn man den Nord Sound Manager benutzt. Dieses kleine Programm, das man kostenlos von der Nord-Website herunterladen kann, hilft zwar nicht beim Editieren der Sounds, dafür kann man mit dem Sound Manager aber recht übersichtlich und schnell Programme und Sounds organisieren, verschieben, sichern und eben löschen. Hier geht es zum Download.
Nachdem der Soundmanager installiert und geöffnet wurde und man das Nord Stage via USB mit dem Rechner verbunden hat, klickt man im Soundmanager den Organize-Button an, wählt die Bank D aus und löscht Location (Speicherplatz) 1 bis 4. Leider gibt es am Instrument selber keine entsprechende Initialisierungs-Funktion wie etwa New Program oder dergleichen, mit der man diesen Schritt ohne den Soundmanager ausführen könnte.

Im Nord Sound Manager werden vier leere Programme erstellt
Im Nord Sound Manager werden vier leere Programme erstellt

Nun gibt es vier „leere“ Programme, die als Default lediglich ein Grandpiano im Piano-Slot enthalten. Machen wir uns also ans Werk und basteln unser erstes Programm.

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Vintage Split

Bevor ich losschraube, benenne ich das Programm. Das geht im Sound Manager eigentlich sehr einfach mit dem Rename-Button, nur leider unverständlicherweise nicht bei einem Empty Program.
Am Nord Stage selbst drückt man dafür SHIFT + STORE, dreht dann am großen Encoder neben dem Display eine Rasterung nach links, um das Programm der Kategorie User zuzuordnen und springt dann mit der rechten CURSOR-Taste in die Zeile darunter, wo mit dem Rädchen und den CURSOR-Buttons der Name eingegeben wird. Zugegeben, das Display des Nord Stage ist jedem Mäusekino unterlegen, zum Glück braucht man es aber auch nur für solch organisatorischen Zwecke, denn für fast alle Klangparameter gibt es auf der Bedienoberfläche Buttons und Potis.

Als erstes wird das neue Programm benannt
Als erstes wird das neue Programm benannt

Das erste Programm „Vintage Split“ enthält ein Rhodes, eine Orgel, ein Grandpiano und ein Strings-Sample, also Sounds, die man als Keyboarder in vielen Songs einsetzt. Da man gerade live häufig für verschiedene Parts unterschiedliche Klangfarben braucht, sollen die Instrumente so auf der Tastatur verteilt werden, dass man mit minimalem Umschaltaufwand möglichst viele Sounds gleichzeitig parat hat.
Dazu wird die Tastatur mit dem linken KB ZONES-Button in zwei Bereiche gesplittet. Dann verschiebe ich noch den Split-Punkt mit SHIFT + SET LO SPLIT (zweimal drücken) um eine Oktave nach oben.

So wird die Tastatur geteilt und der Splitpunkt bestimmt
So wird die Tastatur geteilt und der Splitpunkt bestimmt

Nun gibt es zwei Split-Zonen (angezeigt durch die grüne LED zwischen E4 und F4), das Piano ist allerdings nach wie vor auf die gesamte Tastatur verteilt. Damit es nur auf der linken Split-Zone erklingt, wird das Piano mit SHIFT + KB ZONE SELECT unterhalb des Level-Encoders der Piano-Section dem linken Bereich zugeordnet.

Das Piano wird dem linken Tastaturbereich zugewiesen
Das Piano wird dem linken Tastaturbereich zugewiesen

Durch das zweimalige Drücken von TYPE SELECT auf E PIANO 1 wird der Grandpiano-Sound in ein Rhodes verwandelt (ich bevorzuge das MkI ClosIdeal 5.2), dem ich in der Effekt-Section noch etwas Auto-Panning (A-PAN) verpasse (RATE 30 / AMOUNT 3,5).
Nun wähle ich eine Orgel mit dem dazugehörigen KB ZONE SELECT-Button an und verteile diese wieder mit SHIFT + KB ZONE SELECT auf den rechten Tastaturbereich. Für die B3 aktiviere ich den ROTARY SPEAKER, drehe den DRIVE auf etwa 3, schiebe die Zugriegel zurecht und gebe etwas CHORUS (C1) dazu.
Jetzt kommen die Controller zum Einsatz. Das Control-Pedal soll natürlich das Organ-Volume steuern, denn eine Orgel sollte man in der Lautstärke immer mit dem Fuß beeinflussen können. Dazu bringt man das Pedal in die Nullstellung und dreht das LEVEL der Orgel fast ganz runter auf -41dB. Dann halte ich in der MORPH ASSIGN Section den CTRLPED-Button gedrückt und drehe den Organ LEVEL-Regler bis -5,0dB auf. Nun kontrolliert das Control-Pedal die Hammond-Lautstärke in der gewünschten Range.
Außerdem möchte ich ein bisschen Zugriegel-Action. Dafür hält man den Button WHEEL in der MORPH ASSIGN Section gedrückt und zieht nun die Zugriegel 2ND, 5TH und 6TH ganz auf. Jetzt kann man der Orgel mit dem steinernen Modulation-Wheel bei Bedarf etwas mehr Schub und Obertöne geben.

Per MORPH lassen sich die Drawbars mit dem Modulationsrad steuern
Per MORPH lassen sich die Drawbars mit dem Modulationsrad steuern

Mit den OCTAVE SHIFT-Buttons werden das Rhodes noch eine Oktave nach oben und die Hammond eine Oktave nach unten transponiert, um die Instrumenten-Range der geteilten Tastatur anzupassen. Übrigens empfehle ich, nach jedem Arbeitsschritt zu speichern.
Nun wechsle ich zu SLOT B. Hier soll ein Grandpiano über die gesamte Tastatur verteilt werden, in der oberen Hälfte der Tastatur möchte ich außerdem ein Streicher-Sample dazumischen. Das Piano ist ja bereits voreingestellt. Mit KB ZONE SELECT wird zusätzlich der Synth aktiviert. Ein dreifaches Tippen des Buttons LOAD SOUND definiert SAMPLE als Oszillator-Quelle, dort suche ich mit dem kleinen Encoder „StringQuartet“ (Sample Nr. 11) raus. Diesen Sound möchte ich nur im oberen Tastaturbereich dazumischen, also reduziere ich die Range wieder mit SHIFT + KB ZONE SELECT auf den Bereich rechts vom Splitpunkt und oktaviere es mit OCTAVE SHIFT eine Oktave nach unten. Mit dem Volume der Strings verfahre ich wie bei der Orgel: Der Fuß steuert das Level mittels MORPH ASSIGN über das Control-Pedal. Es genügt, die maximale Lautstärke des Synth auf etwa -12dB zu begrenzen. Den RELEASE-Wert hebe ich auf etwa 500ms an, damit die Streicher etwas geschmeidiger ausklingen. Durch das Aktivieren der Velocity (SHIFT + AMP ENV VELOCITY) wird ein etwas dynamischeres Spielverhalten ermöglicht. Nun kann man dem Diskant des Flügels stufenlos ein Streich-Quartett beimischen, was der einen oder andern Ballade den nötigen Kitsch verleihen kann.
Fertig! Nun habe ich zwei Panels mit gängigen Sounds, zwischen denen man mittels der Taster SLOT A / SLOT B flexibel hin und her wechseln kann. Im folgenden Soundbeispiel starte ich bei Slot A und switche ab der Mitte zu Slot B, wo ich dann per Fußpedal die Strings dazufade.

Audio Samples
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Vintage Split
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Synth Pad Setup

Das zweite Patch kombiniert zwei verschiedene Synth-Flächen, die mittels der Controller zum Leben erweckt werden sollen. Ich starte wieder mit einem leeren Programm, das ich zunächst benenne (s.o.).
Das Grandpiano im SLOT A benötige ich nicht, also wird das Piano mit KB ZONE SELECT deaktiviert – stattdessen brauche ich natürlich einen Synth. Der Default-Triangle-Sound klingt noch nicht besonders sexy. Ich ändere bei OSC die Dreieck-Wellenform in eine Sägezahn-Wellenform und stelle die Filter-Frequenz (FREQ) auf ca. 500Hz. Um das Filter beim Spielen beeinflussen zu können, kann man sich die Aftertouch-Funktion zunutze machen. Dafür hält man in der MORPH ASSIGN SECTION den Button AFTERTOUCH gedrückt und dreht die Filter-Frequency auf etwa 5kHz auf. Nun kann man das Filter durch leichten Druck auf die Tastatur öffnen.

Per MORPH wird der Aftertouch dem Filter-Cutoff zugewiesen
Per MORPH wird der Aftertouch dem Filter-Cutoff zugewiesen

Mit dem FILTER TYPE-Button ändere ich die Flankensteilheit des Lowpass-Filters von 12dB/Oct (LP12) auf 24dB/Oct (LP24), so klingt der Sound insgesamt etwas weicher, allerdings im Mittenbereich immer noch recht matschig. Um das zu korrigieren, senke ich im EQUALIZER den Bereich 300Hz um -11dB ab. Damit das Ganze noch etwas größer daherkommt, gebe ich dem Pad ein wenig DELAY (RATE 400ms, AMOUNT 2,5 und FEEDBACK 1,0) und aktiviere den REVERB (STAGE 1, AMOUNT ca. 6,0). Außerdem wird bei der Verstärkerhüllkurve (AMP ENV) die ATTACK großzügig auf 1,2s und die RELEASE auf 500ms angehoben, damit der Sound etwas smoother rein- und rausfadet.
Um dem Pad noch eine weitere Modulationsmöglichkeit zu geben, benutze ich das Wheel zur Klangformung: In der Effekt-Section wähle ich das Tremolo (TREM) für den Synth an, drehe RATE/TEMPO voll auf und AMOUNT auf 0. Dann halte ich in der MORPH ASSIGN Section WHEEL gedrückt und drehe den AMOUNT in der Effekt-Section voll auf. Wenn man nun das Wheel benutzt, bekommt das Pad eine kräftige Portion Tremolo ab, die in Kombination mit der Filtermodulation eine schöne Textur ergibt.
Weiter geht es auf SLOT B. Hier soll ein zweites Pad mit einer etwas anderen Charakteristik erklingen. Ich wähle bei WAVE aus den Wavetables Nr. 34 „NoFundSaw“ und bearbeite die Filterhüllkurve: In der MOD ENV Section wird die ATTACK-Zeit des Filters auf ca. 6s angehoben, DECAY wandert auf 33s und RELEASE auf 20s. Die Filterfrequenz (FREQ) liegt bei ca. 250Hz, Resonanz bei 4,6. Der Regler FREQ MOD 1 wandert nach ganz links auf 0, der Regler FREQ MOD 2 wird ganz aufgerissen, sodass der Anteil der Modulationshüllkurve bei 10,0 liegt. Dann noch schnell die Amp-Hüllkurve justieren (ATTACK 5,5 / DECAY 45s / RELEASE 20s) und im UNISON etwas Detune erzeugen (auf 1). Da auch hier die Mitten etwas matschig sind, senke ich mit dem EQUALIZER den Bereich bei 500Hz auf -11dB ab und mache den Synth insgesamt etwas leiser (-5,0dB).
Nun kommt der Clou: Mit dem Volume-Pedal können wir stufenlos zwischen beiden Pad-Sounds hin und her faden, in dem wir beide Slots aktivieren (SLOT A + SLOT B gleichzeitig drücken).

Durch gleichzeitiges Drücken von SLOT A + SLOT B kann man 2 Synths verwenden
Durch gleichzeitiges Drücken von SLOT A + SLOT B kann man 2 Synths verwenden

Im SLOT A (A blinkt) werden nun das Synth-Volume und das Control-Pedal auf 0 gesetzt, dann hält man MORPH ASSIGN gedrückt und dreht das Synth-Volume ganz auf. Nun wechselt man mit einem Tastendruck auf SLOT B (B blinkt) und macht es hier genau umgekehrt: Das Control-Pedal geht in die Nullstellung, das Synth-Volume ist bis -5,0dB aufgedreht. Noch einmal halte ich MORPH ASSIGN gedrückt und drehe das Synth-Volume zurück auf 0. Wenn man nun das Control-Pedal bewegt, kann man zwischen den beiden Synth-Sounds hin und her morphen.
Im Soundbeispiel starte ich mit Slot B und fade dann zu Slot A, wo ich dem Pad dann per Wheel das Tremolo hinzufüge und mit dem Aftertouch das Filter öffne:

Audio Samples
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Synth Pad Setup
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Lead Arp Bass

Ausgangsbasis ist wieder ein leeres Programm, diesmal möchte ich eine recht komplexe Split-Textur aus Bass, Arpeggio und Lead-Sound basteln.
Das Default-Piano wird deaktiviert, die Tastatur in der KB ZONES Section in drei Bereiche unterteilt. Mit SHIFT + HI SPLIT wird der rechte Splitpunkt noch etwas weiter nach unten verschoben, denn ich brauche oben Platz für den Leadsynth. Die Synth-Section in SLOT A wird mit SHIFT + KB ZONE SELECT dem oberen Tastaturbereich zugeordnet. Ich wähle in der Oscillator-Section die Pulswelle aus und drehe den LOAD SOUND-Encoder nach ganz rechts auf „Snc“, also eine synchronisierte Pulswelle. In der MORPH ASSIGN Section halte ich nun AFTERTOUCH gedrückt und drehe SHAPE voll auf. Dadurch gewinnt der Lead-Sound an Obertonschärfe, wenn der Aftertouch benutzt wird. Um diesen Effekt noch zu verstärken, kann man die AMP SIM bemühen und den Synth ordentlich verzerren. Die Fender-Twin-Simulation hat einen schönen Frequenzgang dafür, der DRIVE-Regler wandert auf 5,0.
Nun ist der Synth schon recht bissig, es wäre aber kein richtiger Lead-Sound, wenn man ihm nicht die Polyphonie klauen würde. Im VOICE MODE aktiviere ich also LEGATO und drehe den GLIDE Regler auf 2,5. Nun fehlt nur noch etwas DELAY: FEEDBACK und AMOUNT stelle ich jeweils auf 2,0. Durch die Tastenkombination SHIFT + MST CLK synchronisiert sich das Delay zur Master-Clock, die man entweder am Nord selbst per Tap oder Encoder festlegt oder per MIDI/USB von einem externen Taktgeber erhält. RATE / TEMPO legt dann nur noch die Notenwerte für das Delay fest. Ich verwende 1/4, also Viertelnoten bei Tempo 140. Das Tempo legt man fest, indem man MST CLK TAP / SET gedrückt hält und am großen Encoder neben dem Display die bpm-Zahl einstellt. Zuletzt wird noch die Sustain-Pedal-Funktion ausgeschaltet (dazu drücken wir SHIFT + PSTICK / SUSTPED dreimal). Nun ist das Haltepedal nicht aktiv, wohl aber der Pitchstick. (Beim Nord Stage 2 Revision A gibt es für Pitch und Sustain leicht abweichende Benennungen der Taster.) Das LEVEL des Lead-Sounds können wir getrost etwas zurücknehmen und auf -8,0dB stellen.
Im SLOT B wird auch zunächst das Piano deaktiviert, dann schalte ich den Synth an, begrenze ihn aber auf den mittleren Tastaturbereich. Dieser Synth soll ein treibendes Arpeggio-Pattern bilden. Ich schalte den ARPEGGIATOR ein, der mit SHIFT + MST CLK ebenfalls zur Master-Clock synchronisiert wird. Die RATE stelle ich auf 1/16, also Sechzehntelnoten für den Arpeggiator.

Der Arpeggiator lässt sich zur Masterclock oder einer externen Clock synchronisieren.
Der Arpeggiator lässt sich zur Masterclock oder einer externen Clock synchronisieren.

Auch an der Verstärkerhüllkurve wird gedreht: Attack und Release drehe ich ganz nach links (ATTACK 0,5ms / RELEASE 3,0ms).
Als Wellenform soll ein Sägezahn dienen, dessen Charakteristik mit dem kleinen Encoder auf „dtn“ gestellt wird, also detuned. Der SHAPE-Regler wandert nach ganz links auf -12. Auch am Filter wird wieder gedreht: Die RESONANCE beträgt 8,0, die Filterfrequenz (FREQ) liegt bei 1,0kHz. Der Arpeggiator-Synth soll ebenfalls etwas DELAY bekommen, selbstverständlich temposynchron. Hier sind die Settings: RATE / TEMPO 1/8D, AMOUNT 4,0 und FEEDBACK 2,0.
Als letztes belege ich das Control-Pedal mit der Filter-Frequency. Dazu wird das Pedal wieder in die Nullstellung gebracht, dann drücke ich bei MORPH ASSIGN auf CTRLPED und drehe die Filterfrequenz auf 7,0kHz. Nun kann man mit dem Fuß das Filter öffnen und schließen. Da der Pitchbend nur auf den Lead-Synth einwirken soll, nicht aber auf den Arpeggio-Sound, schalten wir die Bend-Funktion mit zweimaligem Druck auf SHIFT + PSTICK / SUSTPED aus. Die Sustain-Funktion bleibt bestehen.
Jetzt fehlt nur noch der Bass. Dafür nutze ich natürlich den bisher noch freien linken Tastaturbereich im SLOT B. Da kein Synth mehr verfügbar ist, behelfe ich mir mit einem Orgel-Bass. Der kann mit ein wenig Tweak sogar ordentlich Druck machen. Ich wähle also eine B3 an, weise sie mit SHIFT + KB ZONE SELECT dem unteren Tastaturbereich zu, ziehe die untersten drei Zugriegel (BSUB / SUB3 / FUND) ganz raus und füge noch etwas Percussion dazu (VOLUME SOFT + DECAY FAST). In der Amp-Simulation wird die Orgel mit dem DRIVE-Regler auf 6,0 etwas angezerrt und kräftig equalized (TREBLE -15dB / MID FREQ 999Hz +15dB / BASS +15dB). Das Level schrauben wir auf -5,0dB etwas runter.

Die Effektsektion des Nord Stage
Die Effektsektion des Nord Stage

Bevor nun alle drei Sounds gleichzeitig genutzt werden können, muss man wieder SLOT A + SLOT B gleichzeitig drücken. Dann ergeben sich drei Tastaturbereiche, mit denen man simultan sehr unterschiedliche Klangspektren abdecken kann. Da das Sustainpedal lediglich auf das Arpeggio-Pattern wirkt, kann ich einen Akkord liegen lassen und mit dem Fuß halten, um beide Hände für den Bass und den Lead-Sound frei zu haben:

Audio Samples
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Lead Arp Bass
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Old School

Das vierte und letzte Programm dieses Workshops soll demonstrieren, wie flexibel man den internen Sampler in Verbindung mit der Klangerzeugung des Nord Stage 2 nutzen kann. Für die Samples habe ich mich bei Logic bedient und auf die Schnelle drei Loops sowie zwei Streicherphrasen rausgesucht, die uns als Platzhalter dienen sollen. Natürlich geht es ja vor allem bei dieser Anwendung darum, eigene Samples und Loops in den Nord Stage zu importieren, damit man sich auf der Bühne die MPC oder das Notebook sparen kann.
Um eigene Samples in den Stage zu importieren, benötigt man den Nord Sample Editor, der ebenfalls auf der Nord-Website kostenlos für Mac und Windows zum Download bereitsteht. Die Bedienung ist denkbar einfach. Mit Add… fügt man dem Sample-Editor Samples hinzu, die dann im Audio Files Fenster erscheinen. 

Der Nord Sample Editor
Der Nord Sample Editor

Dann klickt man die einzelnen Samples an und weist diese im linken unteren Fenster (Single Sample Per File Assign) mit Assign den jeweiligen Keyboard-Tasten zu. In unserem Fall belegen wir die Tasten folgendermaßen:
Loop_1: C2
Loop_2: C#2
Loop_3: D2
Strings_1: D#2
Strings_2: E2
Nun muss man noch im Reiter Sample Loop/Stop festlegen, welche Samples geloopt werden und welche als Oneshot erklingen sollen. Dafür wählt man oben auf der Tastatur das jeweilige Sample an (das dann gelb unterlegt ist) und legt unten links fest, ob und wie das Sample geloopt werden soll. Für die Drumloops auf den ersten drei Tönen (C2, C#2 und D2) aktivieren wir Long Loop (default). Wichtig ist nun noch, Loop Start auf 0,00ms zu stellen und den Length-Regler maximal nach rechts zu schieben. Die String-Samples sollen nicht geloopt werden, daher wird für die Tasten D#2 und E2 No Loop angeklickt.

Unter Sample Loop/Stop werden die Loop-Settings festgelegt.
Unter Sample Loop/Stop werden die Loop-Settings festgelegt.

Nun sind fast alle wichtigen Vorkehrungen zum Sample-Import in das Nord Stage getroffen. Bevor man den Prozess mit Generate (Download) abschließt, empfiehlt es sich, die Soundmanager-Settings als Projekt zu sichern. Damit ist gewährleistet, dass das Sample nach dem Generieren und Runterladen ins Instrument automatisch den Namen des Projekts trägt. In diesem Fall heißt das Projekt „Old School“ und taucht als solches auch im Sampler des Nord auf.
Für alle, die den Import, die Bearbeitung und das Mapping selber nachvollziehen und ausprobieren wollen, liegen neben den Programmen und den Files für den Sound Manager und den Sample Editor auch die Einzelsamples zum Download bereit.
Wichtig: Die Änderungen, die man an Loop-Settings, Start- und Endpunkten, Levels und dergleichen im Soundmanager vornimmt, werden im Nord Stage erst hörbar, wenn man erneut auf Generate klickt. Damit wird das alte Sample aktualisiert und überschrieben. Unter dem Reiter Manager (der eine abgespeckte Version des Sound Managers ist) kann man sehen, welche Nummer dem Sample zugeordnet wurde. Falls man das ns2p-File „Old School“ in den Nord Stage importiert, ohne per Sound-Manager das Sampler-Instrument „Old School nsmp“ (ebenfalls zum Download vorhanden) hinzuzufügen, werden die Samples nicht zugewiesen. Alternativ dazu kann man auch im Sample-Editor das File „Old School.nwiproj“ öffnen, diesem die Samples manuell zuweisen und dann per Generate (Download) in den Nord Stage importieren. Es kann übrigens immer nur entweder der Sound-Manager oder der Sample-Editor auf den Nord Stage 2 zugreifen, beide Anwendungen funktionieren nicht simultan in Verbindung mit einem Gerät.
Ich wende mich wieder dem Instrument zu und erstelle unter D:01:04 ein neues Programm mit dem Namen „Old School“. Hier ist wieder das Piano als Default eingestellt. Den Piano-Slot möchte ich diesmal wieder benutzen, allerdings nur auf der oberen Tastaturzone. Das Keyboard wird also mit KB ZONES wieder in drei Abschnitte gesplittet, die Splitpunkte verschiebe ich mit SHIFT + SET HI SPLIT / SET LO SPLIT unten auf E2/F2 und oben auf B4/C5.
Das Piano klingt nun noch etwas zu schön und normal, es soll stattdessen wie ein altes, staubiges Vinyl-Sample daherkommen. Diesen Effekt kann man mit folgenden Settings erreichen: Als Grundlage dient ein UPRIGHT (ich persönlich mag das Rain Piano), das ich in der AMP SIM / EQUALIZER Section im Frequenzganz bearbeite und leicht anzerre. Die Bässe werden mit -15dB maximal gecuttet, das Mittenband bei ca. 400Hz um -12dB beschnitten. Den DRIVE Regler hebe ich auf 5,0 an und wähle die Amp-Simulation SMALL. Um dem Klavier nun noch eine Portion „Vinyl“ zu geben, benutze ich den VIBE im zweiten Effektweg, dessen RATE bei 30 und AMOUNT bei 10,0 eingestellt werden. Durch den Univibe-Effekt bekommt das Klavier vor allem bei liegenden Akkorden den Charakter einer alten Schellack-Platte. Mit SHIFT + PSTICK / SUSTPED deaktiviere ich noch das Sustainpedal und ermögliche das Pitchbending für das Piano. Eigentlich eine Todsünde, in diesem Fall aber ein legitimes Mittel, um der „Platte“ bei Bedarf noch größere Gleichlaufschwankungen zu verpassen.
Mit ein wenig Aufwand können wir das Piano sogar „scratchen“: Das noch freie Control-Pedal belegen wir mit dem AMOUNT für das DELAY. Dafür setze ich den Delay-Anteil mittels AMOUNT auf 5,0. Dann bringe ich das Pedal wieder in die Nullstellung, drücke bei MORPH ASSIGN den Button CTRLPED und drehe den DELAY AMOUNT auf 0. Trete ich das Pedal nun durch, ist das Delay aus. Bringe ich es in die Nullstellung, wird der Delay-Anteil stufenlos dazugemischt. FEEDBACK setze ich auf 5,0, RATE / TEMPO beträgt 250ms, bzw. 120bpm (x2). Dem Aftertouch wiederum weise ich das TEMPO des Delays zu, und zwar indem ich bei MORPH ASSIGN den Button A TOUCH gedrückt halte und den RATE / TEMPO Regler ganz aufreiße. Jetzt habe ich den Delay-Anteil auf dem Pußpedal liegen und kann die Delay-Time mit Aftertouch kontrollieren. Durch die Analog-Delay-Simulation des Nord Stage fängt das Piano durch die plötzliche Änderung der Delay-Time bei Gebrauch des Aftertouchs ordentlich an zu quietschen, wie man gegen Ende des Audiobeispiels unten hören kann.
Jetzt kommen die eben erstellten Samples ins Spiel: Im unteren Tastaturbereich wird der Synth aktiviert. Ich wähle als Oszillator-Quelle SAMP aus und drehe am LOAD SOUND Encoder, bis im Display „Old School“ erscheint. Spielt man nun das C2, erklingt sofort die importierte Loop, die ich bei Betätigung des Sustainpedals endlos laufen lassen kann. Mit den danebenliegenden Tasten kann ich die Loop variieren und die Streicher ins Spiel bringen.
Abschließend soll noch ein Kontrabass den leeren mittleren Bereich der Tastatur füllen. Im SLOT B ist der Synth noch frei. Das Piano deaktiviere ich, den Synth weise ich der Keyboard-Zone UP zu und gehe wieder auf SAMP. Mit dem kleinen Rädchen wähle ich Sample Nummer 61 “Contra Bass Plucked“ und oktaviere es nach unten. Die Sustainpedal-Zuweisung wird (wie bei dem Piano) aufgehoben, das Pitchbending bleibt möglich. Um das Ausklingverhalten des Kontrabasses zu korrigieren, drehe ich noch DECAY auf etwa 3,0s.
Durch gleichzeitiges Drücken von SLOT A + SLOT B sind nun Loops, Strings, Kontrabass und Piano auf der ganzen Tastatur verteilt und bieten eine lustige Spielwiese für ein Old School HipHop-Instrumental:

Audio Samples
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Old School

Nun sind wir am Ende unserer kleinen Programmier-Exkursion angekommen. Mit den oben gezeigten Beispielen kann man vielleicht einen Eindruck gewinnen, welche Möglichkeiten und Bandbreite an Sounds, Tastatur-Splits, Effektkombinationen und Controller-Funktionen im Nord Stage 2 stecken. Eigenen Klangkreationen sind bei diesem Instrument jedenfalls kaum Grenzen gesetzt. Viel Spaß beim Schrauben!
Hier ist noch einmal das Paket mit den vier Setups zum Download: 

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