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Lehle RMI Acouswitch IQ DI Test

Seine Entwicklungen haben unter Musikern inzwischen vielfach den Ruf, zum Non-plus-ultra zu gehören, wenn es um elektronische Schalter, Looper, Splitter, Preamps und ähnliche Helferlein für den Gitarristen geht. Die Geräte von Burkhard Lehle zeichnen sich allesamt durch ihre saubere Signalübertragung aus, bei der Soundverluste und Nebengeräusche Fremdwörter sind und die in puncto Soundqualität, Verarbeitung und Lebensdauer genau dem entsprechen, was man gemeinhin mit dem Markenzeichen „Made In Germany“ verbindet. Inzwischen würdigen auch international renommierte Gitarristen, z.B. Peter Stroud (Sheryl Crow Band), Eddy Duffy, Charlie Burchill (Simple Minds), Mike Box (Uriah Heep), Nick Perri (Shinedown), Kevin Churko (Ozzy Osbourne) seine Arbeit.

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Wie alle Produkte wurde auch der neue RMI Acouswitch IQ DI von Lehle in der Soundschmiede in Voerde am Niederrhein entwickelt. Für den Vertrieb zeichnet sich die Firma RMI mit Sitz in Luxemburg verantwortlich. RMI steht für Ruppert Musical Instruments, ein Unternehmen des Bassisten Jacques Ruppert, der zusammen mit Lehle bereits den RMI Basswitch IQ DI entwickelte. Das Grundkonzept wurde jetzt auf den Acouswitch übertragen, der sich – wie der Name vermuten lässt – an den Akustikgitarristen wendet. Lehle, selbst Gitarrist, weiß, wo der Schuh gemeinhin drückt, und deshalb stehen am Anfang jeder Entwicklung Fragen wie die folgenden:
Wie kann man Sound und Pegel unterschiedlicher Pickups optimal mischen und angleichen, wenn nur ein Eingang am Verstärker, am Mischpult oder nur ein DI-Kanal zur Verfügung steht? Was tun, wenn ein empfindlicher Piezo mit einem aktiven magnetischen Schalllochtonabnehmer mit hohem Output kombiniert werden soll? Kann man den Pegel von zwei Akustikgitarren angleichen bzw. den Sound von beiden aufeinander abstimmen, auch wenn nur ein Akustikverstärker/eine Aktivbox mit einem Eingang und einer IQ-Regeleinheit genutzt werden kann/soll? Gibt es eine Vorrichtung, mit der man spontan den Pegel der Akustikgitarre erhöhen kann, um ein Fill oder ein Solo zu spielen, eventuell einen Fußschalter, sodass die Hände am Instrument bleiben können? Gibt es eine einfache Möglichkeit, zwei Gitarren bzw. zwei Tonabnehmersysteme an ein externes Effektgerät anzuschließen und in den Effektweg zu schalten? Gibt es eine Vorrichtung, z.B. einen Fußschalter, mit der man spontan die Effektgeräte aus dem Signalweg herausnehmen kann, wenn sie nicht mehr benötigt werden?
Tatsächlich will unser Testkandidat, der RMI Acouswitch IQ DI, als All-In-One-Lösung alle diese Herausforderungen meistern. Kann er das? Wer Lehle-Produkte kennt und vielleicht schon einmal dem bereits erwähnten RMI Basswitch IQ DI begegnet ist, wird wenig Zweifel hegen. Spannend bleibt, wie das Konzept für Akustikgitarre umgesetzt wurde.

Details

Das Design erinnert auf den ersten Blick an eine „herkömmliche“, allerdings etwas umfangreichere Stompbox, nur sollen mit dem Acouswitch keine Effekte generiert werden. Das Gerät mit einem integrierten Vorverstärker wird zunächst als Schaltzentrale zur Vernetzung verschiedener Komponenten z.B. Gitarren, Tonabnehmer, Effektgeräte, Mischpulte oder Pedale benötigt. Tatsächlich beherrscht der Acouswitch IQ DI (fast) alle Funktionen, die der Kanalzug eines Mischpults auch bereithält. Neben einer komfortablen Dreibandklangregelung mit parametrischen Mitten wird der Musiker mit einem seriellen und einem parallelen Effektloop, einem Line-Out, einem DI-Out, einem Booster und vielen weiteren Features hervorragend bedient.
Der größte Unterschied zum herkömmlichen Mischer besteht allerdings in den Fußschaltern. Diese erlauben, zwischen zwei Instrumenten oder Tonabnehmern hin- und herzuschalten, ohne dass man die Hände zu Hilfe nehmen müsste. Außerdem ist dem ersten Kanal noch ein zweiter an die Seite gestellt. Der kann zwar nicht so viel wie der erste (ein reiner Thru-Channel), wertet den Acouswitch aber enorm auf, weil die Kanäle eben gewechselt werden können. Sieht man die vielen weiteren Möglichkeiten, dann wird klar, dass man sich davor hüten sollte, den RMI mit herkömmlichen Bodentretern oder einem einfachen Mischpult zu vergleichen.

Mit den Abmessungen 16,2 cm (T) x 22 cm (B) x max. 4,2  cm (H) bringt das unverwüstlich wirkende Metallgehäuse mit seiner hellbraunen Mattbeschichtung immerhin 1375 Gramm auf die Waage, und zwar ohne Netzteil. Betrachten wir zunächst die Rückseite des Acouswitch. Hier befinden sich sämtliche Aus- und Eingänge.
Die Akustikgitarre wird mit dem Klinkeneingang A (INST A), der Standardeingangsbuchse des Acouswitch, verbunden. Der Clou: Ein zusätzliches Instrument (umgestimmte Gitarre, Bottleneckgitarre o.ä.) oder ein weiterer Tonabnehmer des gleichen Instruments, z.B. ein magnetischer oder piezokeramischer Pickup, kann mit dem Klinkeneingang B (INST B) verkabelt werden. Wenn A und B belegt sind, kann auch der A/B-Fußschalter des RMI Acouswitch IQ DI in Betrieb genommen werden. Das Pedal hält nun zwei Basiskonstellationen bereit: Ein kleiner Kippschalter (MIX) an der Rückseite legt fest, ob jeweils einer der beiden Eingänge betrieben wird oder beide gleichzeitig.
Ruht der Mix-Kippschalter in der oberen Position, wählt der A/B-Fußtaster zwischen Kanal A oder Kanal B. Soll bei einem Auftritt zwischen zwei Instrumenten oder zwei Tonabnehmern umgeschaltet werden, ist er der richtige Partner, ein Tonabnehmer oder ein Instrument bleibt jeweils stumm. Ein Fußtritt wechselt zwischen beiden Optionen. Sollen zwei Tonabnehmer des gleichen Instruments oder zwei Akustikgitarren gleichzeitig übertragen werden, muss der Schalter MIX in der unteren Position bleiben.
Ein Druck auf den A/B-Fußtaster bewirkt in diesem Fall lediglich eine Umkehrung der Einstellungen, z.B. EQ und Pegel. Zwei unterschiedliche Tonabnehmersysteme einer Gitarre gleichzeitig … Whow! … das kann den Sound einer Akustikgitarre satt und fett machen. Aber zwei Akustikgitarren gleichzeitig und dann noch über eine Anlage?
Ist lediglich ein Instrument bzw. ein Tonabnehmer mit Eingang A verbunden, schickt der A/B-Schalter dessen Signal auf Kanal A oder B. So kann zusätzlich zum Basis-Sound (über Kanal A) auf Knopfdruck ein zweiter Sound (über Kanal B) abgerufen werden. Das Signal durchläuft nach dem Schalten den Kanal B und wird am Vorverstärker des Kanals A vorbeigeroutet. Eine Leuchtdiode (blau oder weiß), die sich über dem A/B-Schalter befindet, gibt den Status an.
LINE OUT (Klinke) an der Rückseite wird mit dem Akustikverstärker oder einer Aktivbox verbunden. Schade, dass es keine Anschlussmöglichkeit für eine zweite gibt.
TUNER OUT (Klinke) kann mit einem Stimmgerät verkabelt werden. Dieses wird komplett aus dem Signalweg genommen, den es damit nicht beeinträchtigen kann. Es besteht die Möglichkeit, die Stimmung laufend zu überprüfen, wenn das Stimmgerät eingeschaltet bleibt. Wird das Instrument gestimmt, kann der große MUTE-Taster an der Oberfläche gedrückt werden. Dieser schaltet sowohl das Line-Out-Signal als auch das DI-Signal stumm. Eine Leuchtdiode über dem Schalter gibt den Status (blau und weiß) an.
An die serielle Effektschleife SERIAL LOOP (mit Aus- und Eingang) kann z.B. ein Volume-Pedal oder ein Kompressor angeschlossen werden. Der serielle Loop dient hauptsächlich dazu, Effektgeräte einzuschleifen, die kontinuierlich eingeschaltet bleiben sollen. An die MIX-Effektschleife (mit Aus- und Eingang) kann z.B. ein Hallgerät angeschlossen werden. Der MIX LOOP ist der Standard-Einschleifweg des RMI Acouswitch IQ DI.
Wenn beim Mischen des Originalsignals mit dem Return-Signal des Effekts Phasenauslöschungen entstehen, schafft der Phasenumkehrschalter Abhilfe. Der Acouswitch wird von einem externen Netzteil angetrieben. Das Netzteil ist allerdings nicht im Lieferumfang enthalten, was allerdings in diesem Fall kein großes Problem darstellt. Denn der Acouswitch stellt keine hohen Ansprüche und nimmt fast alles, was man ihm vorsetzt, und das in der Regel ohne Widerworte. Das verwendete Netzteil sollte aber mindestens neun und nicht mehr als 20 Volt Spannung liefern. Die Polung spielt dabei genauso wenig eine Rolle wie die Tatsache, ob Wechsel- und Gleichspannung vorliegen. Der Acouswitch erledigt alles ganz selbständig: Gleichrichtung, Stabilisierung und Transformation auf 18 Volt. Dies stellt eine ausreichende und saubere Stromversorgung der internen Komponenten sicher.
Betrachten wir nun die Oberseite des Pedals. Der Acouswitch ist nämlich auch tageslichttauglich. Das Logo, mit fluoreszierender Farbe auf der Bedienoberfläche aufgetragen, leuchtet unübersehbar in der Dunkelheit. Drei große Fußtaster (A/B, Mute und Mix Loop/Boost) prägen auffällig das Design. Über jedem Taster befindet sich eine weiße bzw. dunkelblau leuchtende LED, die den Betriebszustand anzeigt.

Sämtliche Einstellungen werden mit insgesamt neun Potis konfiguriert, die mit einem etwa ein Zentimeter hohen Sockel eine Höheneinheit bilden und auf diese Weise vor Fußtritten geschützt sind, sich aber trotzdem sehr komfortabel bedienen lassen. Aufgrund dieser originellen und optisch ansprechenden Gehäusekonstruktion kann man sämtliche Einstellungen auch noch mit einem Klebestreifen „archivieren“.
Nehmen wir besagte schwarze Potis einmal unter die Lupe: Die Lautstärke von Instrument A bzw. Tonabnehmer A (Kanal A) wird mit Volume A (ganz rechts) geregelt. Um eine optimale Anpassung des Signals zwischen Kanal A und B zu gewährleisten, erlaubt dieser Regler sowohl das Signal abzusenken als auch anzuheben. Die Nullstellung liegt bei 12 Uhr. Kanal B benötigt dann eigentlich keinen eigenen Volume-Regler mehr. Auf der Bühne kann eine (spontane) Angleichung des Pegels zusätzlich auch noch mit einem externen Volume-Pedal oder/und mit dem Volume-Regler am Preamp, der Gitarre oder am Pickup erfolgen, falls vorhanden. Die integrierte Dreiband-Klangregelung stellt den Sound des am Eingang A angeschlossenen Instrumentes ein. Zu dieser gehören ein Bass- (B) und ein Mittenpoti (ML), wobei Letzteres in Verbindung mit dem MF-Poti (MID-Frequenz) eine semiparametrische Regeleinheit bildet, und last, but not least ist auch ein Treble-Regler (T) an Bord.
Alle Regler arbeiten mit effektiven +/- 18dB, wobei der Bassregler speziell auf akustische Instrumente ausgelegt ist und bei 83Hz eingreift, der MF-Regler bietet die Möglichkeit, Frequenzen in einem Bereich von 100 HZ bis 6kHZ auszuwählen und gezielt mit dem ML-Poti zu bearbeiten, während die Höhen bei 12,5kHz justiert werden können.
Kanal B ist also ein reiner Thru-Channel und verfügt über keinen EQ und keinen Volume-Regler. An ihn schließt man deshalb Instrumente an, die entweder schon einen ansprechenden Sound mitbringen oder durch eine integrierte EQ-Einheit regelbar sind. Feinabstimmungen können (auf der Bühne) z.B. auch mit einem integrierten Vorverstärker am Instrument/Tonabnehmer etc. vorgenommen werden. Dazu unten mehr. Kanal B wird nicht trockengelegt. Die beiden Effektwege werden auch über diesen Kanal geroutet.
Um unliebsamen Frequenzen (Feedback) den Garaus zu machen, wird der Notchfilter eingesetzt. Die Regler BCL und BCF bilden zwei Seiten einer Medaille. Die eigentliche Störfrequenz lässt sich mit dem BCF-Regler lokalisieren, der BCL-Regler sorgt dann dafür, dass sie schmalbanig abgesenkt, also quasi „ausgeschnitten“ wird. Neutralstellung des BCL-Reglers ist in der Mitte, dort wird der Klang ohne Veränderung übertragen.
Dreht man den BCL-Regler nach links, wirkt er wie ein sehr schlanker Schnitt (Notchfilter) im Frequenzspektrum in einem Frequenzband von 45 Hz bis 500 Hz. Aber Achtung! Der BCL-Regler wird nicht nur als Notchfilter eingesetzt, sondern ist auch ein Body Contour Poti. Dreht man den BCL-Regler nämlich nach rechts, wird die vom BFC-Poti gewählte Frequenz breitbandig angehoben. So kann die Gitarre im Low-Mid-Bereich mit mehr „Bauch“ ausgestattet werden. Wir können also festhalten, dass der BCL-Regler über zwei Eigenschaften verfügt: Je nach seiner Stellung kann eine ausgewählte Frequenz schmalbandig herausgefiltert oder breitbandig angehoben werden. Dazu wirken BCL wie BCF auf beiden Kanälen – insgesamt eine Fülle von Möglichkeiten, über die man sich zuerst einmal klar werden muss.
Ganz links befinden sich zwei Regler, einer oberhalb (BOOST) und einer unterhalb (MIX) des Sockels, die mit dem parallelen Effektweg und dem MIX LOOP/BOOST-Fußtaster korrespondieren. Das Verhältnis von Effekt und Instrument wird mit dem MIX-Regler festgelegt. In der 6-Uhr-Position beträgt der Anteil 50 zu 50. Mit dem MIX LOOP-Fußschalter kann man die Effektsektion vollständig aus dem Signal herausnehmen, wobei sich der Einschleifweg hinter dem Mute-Schalter befindet. Das hat den Vorteil, dass ein eingeschleiftes Echo noch ausklingen kann, obwohl das Signal schon gemutet wurde.
Der obere Regler mit der Bezeichnung BOOST hat eine Doppelfunktion. Einerseits pegelt er die Lautstärke des Effektwegs, andererseits fungiert er als einfacher Booster. Wenn die Effektschleife also nicht belegt wird, kann man neben der Grundlautstärke auch eine Sololautstärke festlegen und mit dem Fuß über den MIX LOOP/BOOST-Taster zwischen beiden Lautstärken hin- und herzappen. Ein Feature, das dem Solisten entgegenkommt, wenn er sich in der Band präsentiert. (Hörbeispiel unten)
An der rechten Seite befindet sich ein DI-OUT und (unsichtbar von oben) drei kleine schwarze Taster (PAD, GROUND, PRE/POST), die damit korrespondieren. Der Ausgang der DI-Box arbeitet mit jedem Line-Input eines gängigen Mischpultes zusammen. Wenn am Mischpult keine XLR-Eingänge oder nur Mikrofoneingänge zur Verfügung stehen, kann der PAD-Schalter gedrückt werden, der das Ausgangssignal des Acouswitch an die Eingangsempfindlichkeit der Mikrofoneingänge anpasst. Zum Grundbesteck gehört natürlich auch der GROUND-Schalter. In der deaktivierten Stellung gewährleistet der eingebaute Lehle-Transformator eine galvanische Trennung zwischen der Abschirmung des RMI und dem Masseleiter des angeschlossenen XLR-Kabels. Sollten in dieser Konfiguration dennoch Brummschleifen auftreten, so kann mit einem Knopfdruck des Schalters Abhilfe geschaffen werden. Ungewöhnlich für eine DI-Box im Stomp-Format ist der PRE/POST-Schalter. Das Signal kann optional vor der Klangregelung und den Effektwegen oder dahinter abgegriffen werden. LINE-OUT wird dabei aber nicht einbezogen.

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sumi sagt:

#1 - 07.10.2013 um 02:30 Uhr

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sehr guter und ausführlicher Bericht. Vielen Dank !
Nur folgendes verstehe ich nicht:
" Sollen zwei Tonabnehmer des gleichen Instruments oder zwei Akustikgitarren gleichzeitig übertragen werden, muss der Schalter MIX in der unteren Position bleiben.
Ein Druck auf den A/B-Fußtaster bewirkt in diesem Fall lediglich eine Umkehrung der Einstellungen, z.B. EQ und Pegel."

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